20.07. 19:00 Fussballplatz in "Ultcutai", 3660m

Früher Start im Canyon bei Conchucos. Hab nur eine ungefähre Idee von der Route über die Berge, da kann man die eine oder andere Extrastunde am Abend vielleicht gut gebrauchen. Auf meinen Karten ist nix drauf ausser Höhenlinien und die Satellitenbilder geben entweder nix her, oder ich hab bei runterladen gestern geschlampt und eine höhere Auflösungsstufe vergessen.

Beim Uphill wird das Sauwetter der letzten Nacht deutlich, die höheren Berge sind heute ein bisserl mit Schnee garniert. Eigentlich ganz hübsch, wenn die Sonne dazu wieder scheinen würde. Leider hängen noch einige dichte Wolken über den Pässen und machen den Tag insgesamt etwas feucht.

Weiter oben gabelt sich die Piste öfters und verschiedene Wege zweigen in verschiedene weiterführende Täler ab. Der richtige Weg ist nicht immer zu erraten, aber die wenigen Locals hier oben helfen gerne bei der Navigation. Mit der Traverse zwischen Conchucos und Sihuas folgen wir eine Routenidee von
http://www.wishfish.org/ , die vor einem Jahr hier als erste Radreisende durchgekommen ist. Von GPS hielt sie wohl nix und ihre Beschreibungen sind auch mehr blumig als hilfreich, aber die generelle Idee scheint jedenfalls zu funktionieren.

Über einen windigen, namenlosen, grasigen und nassen Pass rollen wir hinüber ins nächste Tal. Darauf folgt dann ein übernächstes und ein überübernächstes in ziemlich wilden Zickzack, geradlinig ist anders.

Die wenigen Locals sind immer noch hilfreich und weisen den richtigen Weg.

Man fragt sich öfter, was die Leute hier oben überhaupt zu tun haben. Aber auch wenn wir nix davon sehen, gibts wohl in fast jedem Tal ein paar Häuser oder irgendwo weiter vielleicht sogar ein Dorf. Und hier oben an der Viertausendermarke weiden entweder die Schafe oder es wachsen Pflanzen für den Salat. Da wandert man dann schon mal ein paar Stunden für eine Decke voller Blätter.

Runter... dann wieder rauf... dann wieder runter.

Gegen Nachmittag kommen wir nach dem dritten Pass ein Stückerl tiefer, hier ist schon deutlich mehr Zivilisation unterwegs. Dafür steht aber auch ein stattlicher Canyon im Weg, der genau quer zu unserer gewünschten Richtung liegt. Wieder zehn Kilometer zusätzlich... oben rum.

Im Dorf "Cingao" das unterwegs recht unvermittelft auftaucht, ...

...gibts zum ersten Mal heute einen kleinen Laden mit Verpflegung. Wir sind lauft Dorfchefin und Ladenbesitzering offiziell erst Gringos Nummer zwei und drei hier oben, sie erste kam letztes Jahr auch mit dem Radel hier durch. Soweit so gut, dann sind wir wenigstens auf dem richtigen Weg.

Noch ein letzter Pass am späten Nachmittag, dann gehts nur noch bergab. Wir schaffens allerdings nicht mehr bis nach Sihuas, vorher schlägt die Dunkelheit zu.

Im Dorf "Ultcutai" stellen wir das Zelt auf den Fussballplatz... unter Beobachtung vieler neugieriger Kinderaugen. Kommen wohl auch hier nicht so viele Gringos durch.
Morgen noch abrollen nach Sihuas, dann ist die Traverse geschafft. Lustige, einsame, schöne Route, landschaftlich in etwa auf der Höhe der letzten Tage. Besonders viele Optionen standen sowieso nicht zur Wahl. Der andere abenteuerlich angehauchte Radreisende von dem ich meine Ideen beziehe (
http://whileoutriding.com ), hat diese Berge komplett ausgelassen und ist aussenrum mit dem Bike durch einen Canyon gestolpert... und geschwommen. Sicher auch spannend... aber nach Auskunft einiger Locals bei dem derzeitigen Wasserstand nicht durchführbar. Naja... im Zweifel bin ich sowieso lieber hoch oben als tief unten. Und Canyons werden in den nächsten Tagen schon noch kommen...