06.01. 16:45 Hotel Moniz Sol in Porto Moniz, 10m

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Nach der Letzesonnenstrahlenbadesession in den Lavapools von Porto Moniz checken wir im Moniz Sol ein und wärmen uns mit Whirlpool und Sauna direkt wieder auf. Madeiras Meer ist auch im Januar noch leidlich bebadbar, aber so richtig kuschelig wird einem dabei nicht mehr. Preisniveau übrigens auch bei den Viersternekästen nur um die 30E pro Nase im Doppelzimmer mit Frühstück, da darf man sich schon mal verwöhnen lassen. In normalen Pensionen wohnt man eher für 20E, AirBnb-Schnäppchen etc gehen auch noch tiefer.

Wie auch immer: Tolle Levada do Norte, flotter Rosario-Trail. Die bewegten Bilder müssen leider warten, schnelles Internet hat's noch nicht wirklich nach Porto Moniz am Ende Madeiras geschafft. Ein angenehm ruhiges Örtchen ist das hier: tagsüber von einigen wenigen Ausflugsbussen bevölkert, abends dann mehr oder weniger ausgestorben. Wir bleiben gleich noch ne zweite Nacht.

Edit: Clip ist fertig. Viel Spaß:
 
Zuletzt bearbeitet:
07.01. 10:40 Vereda Ladeira Trailhead bei Pombais, 400m

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Making of....

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... a beautiful morning in Porto Moniz.

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Dann wird ausgiebig gefrühstückt und der Mietwagen strategisch günstig und ebenso aussichtsreich auf einem ausgesetzten Grat vierhundert Meter über dem Atlantik geparkt.

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Wegesuche erster Teil: Glaub hier geht's nur zum Kartoffelacker. Aber tief unter uns kann man immerhin schon das Ziel erkennen: Keine Straße und keine Pisten führen hinab nach Calhau zu den minimalistische Gärtchen und halb verlassenen Häusern unter den grünen Felswänden.

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Weg gefunden: Die Vereda da Ladeira wartet... und sieht auf den ersten kurzen Blick auch gar nicht mal so übel aus.

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Das muss probiert werden. Knieschoner an, Helm auf...

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... und dann nix wie ab in die Tiefe!
 
Der Vollständigkeit halber noch meine persönliche Einschätzung zum Thema "Biken", unabhängig von Gesetzeslagen, weil es ja doch einige zu interessieren scheint:

Wir haben zwei Wochen lang ein bisschen von allem gemacht. Wanderwege, Levadas, angelegte Biketrails, quer über die Insel.
Unterwegs waren wir "individuell" in kleiner Gruppe zu dritt, selbst geplant, selbst organisiert. Quellen: Kompass-Karte, OSM, Trailforks, Rother Wanderführer, Wikiloc, Wanderwegsinfos der Tourismusbehörde (visitmadeira.pt), @stuntzi ;), Augen offenhalten vor Ort (Bikespuren in Lehm sind gut sichtbar)

Zu den Wanderwegen: viele davon sind wenig tauglich zum Biken, beziehungsweise rein auf den Bikespaß bezogen ein eher fragliches Vergnügen, da hat @RockyRider66 durchaus Recht, und selbiges habe ich ihm im Vorfeld auch selbst gesagt, weil man es einfach nicht beschönigen kann. Das bezieht sich vor allem auf viele Wege, die vom Hauptkamm am Ruivo bzw. von der Serra do Paul Hochebene nach Norden runter gehen. Das meiste davon ist mit Stufen-Massakern zugekleistert, quasi dauerfeucht, die Nebenwege teilweise gestrüppig zugewuchert, und bisweilen auch extrem steil. S3/4 ist da keine Seltenheit. Mir war es teilweise einfach viel zu viel der Stufen, man fährt irgendwo optimistisch rein und die Treppe vor einem nimmt kein Ende, auch nach der nächsten und übernächsten Kehre nicht, wird immer steiler dabei, und irgendwann kann man den Lenker und die Bremse nichtmehr halten und kriegt einen Hass ob der Rüttelei. Es ist zwar vieles fahrbar, aber schön fand ich es trotzdem selten... und dabei hab ich schon einen ziemlichen Stufen-Fetisch wie ihn wohl wenige Leute haben, wenn ich den nicht hätte, würde meine Beurteilung wohl noch wesentlich schlimmer ausfallen o_O
Die beiden Kamm-Wege vom Arieiro her kommend zur Ruivo Hütte, bzw. von Teixeira zur Bocca Encumeada machen mit Rad auch reichlich wenig Sinn, auch wenn sie sehr gut ausgebaut und vollständig gepflastert sind. Auf beiden schleppt man das Rad die Hälfte der Zeit Treppen hoch. Die andere Hälfte würgt man sich Treppen wieder runter, selbige oft auch fies steil und hoppelig S3 aufwärts. Dabei ist selbst zur Nebensaison sehr viel Wanderverkehr, und da der Pflasterweg oft zu beiden Seiten mit Geländer eingekerkert und auch nicht so breit ist, muss man mit Rad recht vorausschauend agieren und teilweise lieber auch mal etwas länger warten an einer Stelle, wo man gut aneinander vorbei kommt. Viele Wanderer denen wir auf dem Arieiro Kammweg begegnet sind hatten auch trotz Geländer "Probleme" mit den Abgründen nebenan, auch das muss man berücksichtigen und respektieren wenn man sich mit Fahrrad aneinander vorbeizwängen muss. Ein Rad macht eigentlich nur Sinn, um darauf am anderen Ende des Kammwegs zurück oder runter zu fahren, auf dem Kammweg selbst wäre man ohne besser bedient.
Etwas anders stellen sich die Küsten-Wege dar, die an einigen Stellen zum Meer runter gehen. Selbige sind bis auf wenige Ausnahmen mit typischem Madeira-Treppen-Pflaster belegt. Das hoppelt nicht so fies wie die Treppenwege vom Kamm runter, weil die Stufen im Pflaster eher als runde Wellen angelegt sind. Und es ist auch oft großzügige 2m breit. Steil ist es aber oft immer noch, teilweise sogar ziemlich abartig steil. Im Gegensatz zu den Dschungel-Wegen trocknet das aber im offenen Gelände gut ab und die Pflastersteinchen sind kantig genug, so dass man sich da über Grip nicht beschweren muss. Biketechnisch fand ich es allerdings teilweise langweilig. Die freie Aussicht an der Küste ist es halt, die es rausreißt, das reine Vergnügen auf dem Trail finde ich auch hier eher fraglich.
Natürlich gibt es auch Ausnahmen, also ein paar Wanderwege, die mit dem Bike wirklich Spaß machen und abwechslungsreich sind und nicht nur eine dauerhafte dumme Hoppeltreppe sind, aber die sind nach meinem Eindruck eher die Seltenheit und nicht die Regel.

Meine Einschätzung zu Levadas als eigene Untergruppe von Wanderwegen hab ich weiter vorne schon geschrieben, das lasse ich jetzt aus.

Landschaftlich sind die meisten Wanderwege ein Knaller, selbst dort wo man im dichten Dschungel steckt, einfach weil die Vegetation schon absolut anders ist als das, was man sonst so kennt. Rein dafür lohnt es sich. Wenn man sich keinen besonderen Bikespaß erwartet, sondern sich auf die Landschaft oder den Dschungel konzentriert und halt zufällig ein Rad dabei hat, dann ist es "trotzdem" gut.

Dass die Wanderwege ein eher zweifelhaftes Vergnügen sein könnten, war uns im Voraus schon bewusst, bzw. hatten wir sowas befürchtet.
Wovon ich wirklich enttäuscht war, waren die Biketrails, vor allem weil man darüber ja fast nur das Allerbeste hört und daher auch meine Erwartungen entsprechend waren. Vielleicht bin ich verwöhnt :ka: aber ich fand sie einfach bis auf wenige Ausnahmen todlangweilig und nicht besonders kreativ, flüssig oder anspruchsvoll angelegt. Die meisten die wir gefahren sind waren einfach uninspiriert in die Landschaft gefräste Lehmspuren mit mal ein paar kleinen Steinchen oder mal einem Sprüngchen drin. Was mir persönlich gefallen hat: es gibt quasi keine obligatorischen Sprünge, sondern das meiste ist entweder abrollbar oder umfahrbar, wenn man nicht springen will. Ansonsten sind es halt auswechselbare, beliebige Schredder-Trails, wie man sie an jedem anderen Ort der Welt so oder besser finden kann, meistens in den flacheren Hängen und in den eher "normalen" Wäldern und Buschzonen, sprich für's Auge ist auch nicht so besonders viel geboten. Und auch auf die Gefahr hin, mich jetzt bei einigen Leuten in die Nesseln zu setzen: rein vom Spaßfaktor her gibt's an unserem Haushügel einiges, was mit mehr Anspruch und Flow gebaut ist und mir mehr Bikespaß beim "schreddern" bringt als die von professionellen Trailbuildern angelegten hochgelobten Madeira-Biketrails. Von den Biketrails in den Alpen jetzt mal ganz zu schweigen. Besonders toll gepflegt fand ich sie auch nicht, es war doch vieles einfach total zerbombt, bremswellig und rinnig erodiert, und bei den nicht ganz so zerbombten Tracks, die augenscheinlich zwar benutzt wurden, aber nicht von ganz so vielen Leuten, hat man dann auch ziemlich schnell ein Macchia (Stechginster) Problem *aua*
Ein paar löbliche Ausnahmen gibt es natürlich auch hier wieder: der Porto Cruz Trail hat es z.B. sogar in meine Top-3 der Insel geschafft, weil der mal wirklich gut und sehr flüssig gebaut ist und trotzdem Anspruch, Nervenkitzel und auch die Optik nicht zu kurz kommen.
Im Gegensatz zu den Wanderwegen kann man auf den Biketrails halt einfach vernünftig Fahrradfahren ohne ständige Absturzgefahr, ohne dummes Geländer das zu eng neben der Betonrinne gebaut ist, ohne sich über zu blöde Treppen aufzuregen, ohne vor lauter Steilheit nicht mehr bremsen zu können, und ohne alle Nase lang einem Wanderer Platz machen zu müssen. Und man kommt dort mit einem Shuttlefahrzeug hin ohne vorher sein Fahrrad über tausend Treppenstufen hochzuschleppen.
Deswegen würde ich genau wie @RockyRider66 jedem, der einfach nur Fahrradfahren will raten, sich an diese gebauten Trails, und eben gegebenenfalls auch einen Shuttleanbieter, zu halten. Hier gilt dann halt nur leider das Gegenteil von den Wanderwegen: meistens sieht man nix Besonderes, wenn man nur die Biketrails abarbeitet und die Wanderwege auslässt (man muss sie ja nicht unbedingt mit einem Fahrrad machen), dann verpasst man leider das Schönste an der Insel.

Wie immer: die Mischung macht's :)
Wer auf Madeira nur mit einem Anbieter shreddert, der tut mir leid. Wer sich nur auf Wanderwegen und Levadas einen mit dem Fahrrad abwürgt, ebenso. Ich finde, wenn man schon extra da hin fliegt, dann sollte man alles mal irgendwie gemacht haben. Ob man alles mit einem Fahrrad gemacht haben sollte, lass ich jetzt mal dahingestellt, das hängt von der Fahrrad-Meise jedes einzelnen ab.
 
07.01. 12:00 Auf der Vereda da Ladeira nach Calhau, 10m

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Auf der Vereda da Ladeira geht's nach halbwegs zahmen Beginn dann doch ganz schön zur Sache. Aber das Wegerl ist gut in Schuss und relativ frisch hergerichtet. Statt brutalen, hochstehenden Holzbohlen wie sonst oft auf Madeira üblich, sind die Stufen hier nur in die Erde gegraben. Sacksteil zwar, aber fährt sich gut.

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Serpentinen gibt's dazu bis zum abwinken. Zum abfliegen wären einige von ihnen auch geeignet, ein bisserl ausgesetzt sind wir hier schon unterwegs.

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Dafür gibt's aber auch dauerhaft erstklassiges Panorama, besonders verglichen mit dem zwar flowigen aber völlig aussichtslosen Rosario-Trail von gestern.

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Ein Brückerl über ein Schluchterl...

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... führt zu einigen etwas leichteren Passagen.

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Das Meer kommt näher.

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Letzte Schlüsselstelle: eine aus dem Fels gehöhlte Treppe hinab zum Atlantik.

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Sacksteil.

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Schieben ist gesünder. Fazit zur Vereda da Ladeira: S3 mit vielen S4-Stellen. Geniales Abenteuer, ganz sicher nicht im Shuttleprogramm von Freeride Madeira : - ).

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Jetzt müsste man von diesem einsamen, straßenlosen Piratenstrand nur noch irgendwie wieder weg kommen...
 
07.01. 12:50 Achadas da Cruz Seilbahn von Calhau, 480m

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Die Tragerei am Piratenstrand von Calhau währt nur drei Minuten, dann fahren wir noch ein paar Meter zu dem freundlichen Betonschuppen im Bildhintergrund.

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Selbiger entpuppt sich als kleine Seilbahn, die wohl gebaut wurde, um die drei kleinen Ferienhäuslein und Felder hier unten am absoluten Ende der madeirensischen Welt zu versorgen. Heute freut's ein paar Touristen... und vielleicht fünf Radler pro Saison, die verrückt genug sind, sich hier runter zu stürzen.

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Per Sprechanlage fordern wir dir Materialgondel an, laden die Bikes ein...

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... und schicken sie an der quasi senkrechten, grünen Felswand fünfhundert Meter nach oben.

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Personen werden in einer zweiten Kabine befördert. Fast schade, die Materialgondel war luftiger.

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Kettle freut sich trotzdem, nicht alles wieder raufschleppen zu müssen. So ein kleines Gondelchen ist definitiv die angenehmere Variante.

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An der Bergstation: Kaffee gut, alles gut, im Hintergrund die Klippen mit dem Ladeira-Vereda-Trail, sicher in den Top Five von Madeira... wenn man auf schwierige Sachen steht.
 
Das klingt nach durch und durch erfolgreichem brainwashing made in Österreich oder Schwarzwald oder so.

Also bei uns im Schwarzwald ist ja die 2 Meter Regel, aber brainwashed sind wir nicht und die meisten Wanderer auch nicht.

Eigentlich sieht es so aus:

Es gibt die 2 Meter Regel
Wir Biker ignorieren sie!
Die meisten Wanderer interressiert sie nicht.
Mann trifft sich, grüsst sich und geht .. fährt weiter.

Das ist in 99% der Fälle so. Die 1% der negativen Begegnungen lassen sich mit dickem Fell auch problemlos ertragen.
Jemand motzt: tschüss und weg ;-)
 
Also bei uns im Schwarzwald
...aber Schwarzwald ist eben nicht Bayern.

Ansonsten hast Du selbstverständlich recht.

Man sollte bei dem Thema, meiner Meinung nach, zwei Dinge unterscheiden. Bin ich ein ansässiger Radfahrer und muss mit den jeweiligen Regelungen umgehen oder bin ich ein Besucher. Als Baden-Württemberger halte ich es vergleichbar mit der 2m - Regel. Würde aber lieber in ein Urlaubsziel fahren, das mich willkommen heißt und nicht mit Verbotsschildern empfängt.
 
Der Vollständigkeit halber noch meine persönliche Einschätzung zum Thema "Biken", unabhängig von Gesetzeslagen, weil es ja doch einige zu interessieren scheint:

Wir haben zwei Wochen lang ein bisschen von allem gemacht. Wanderwege, Levadas, angelegte Biketrails, quer über die Insel.
Unterwegs waren wir "individuell" in kleiner Gruppe zu dritt, selbst geplant, selbst organisiert. Quellen: Kompass-Karte, OSM, Trailforks, Rother Wanderführer, Wikiloc, Wanderwegsinfos der Tourismusbehörde (visitmadeira.pt), @stuntzi ;), Augen offenhalten vor Ort (Bikespuren in Lehm sind gut sichtbar)

Zu den Wanderwegen: viele davon sind wenig tauglich zum Biken, beziehungsweise rein auf den Bikespaß bezogen ein eher fragliches Vergnügen, da hat @RockyRider66 durchaus Recht, und selbiges habe ich ihm im Vorfeld auch selbst gesagt, weil man es einfach nicht beschönigen kann. Das bezieht sich vor allem auf viele Wege, die vom Hauptkamm am Ruivo bzw. von der Serra do Paul Hochebene nach Norden runter gehen. Das meiste davon ist mit Stufen-Massakern zugekleistert, quasi dauerfeucht, die Nebenwege teilweise gestrüppig zugewuchert, und bisweilen auch extrem steil. S3/4 ist da keine Seltenheit. Mir war es teilweise einfach viel zu viel der Stufen, man fährt irgendwo optimistisch rein und die Treppe vor einem nimmt kein Ende, auch nach der nächsten und übernächsten Kehre nicht, wird immer steiler dabei, und irgendwann kann man den Lenker und die Bremse nichtmehr halten und kriegt einen Hass ob der Rüttelei. Es ist zwar vieles fahrbar, aber schön fand ich es trotzdem selten... und dabei hab ich schon einen ziemlichen Stufen-Fetisch wie ihn wohl wenige Leute haben, wenn ich den nicht hätte, würde meine Beurteilung wohl noch wesentlich schlimmer ausfallen o_O
Die beiden Kamm-Wege vom Arieiro her kommend zur Ruivo Hütte, bzw. von Teixeira zur Bocca Encumeada machen mit Rad auch reichlich wenig Sinn, auch wenn sie sehr gut ausgebaut und vollständig gepflastert sind. Auf beiden schleppt man das Rad die Hälfte der Zeit Treppen hoch. Die andere Hälfte würgt man sich Treppen wieder runter, selbige oft auch fies steil und hoppelig S3 aufwärts. Dabei ist selbst zur Nebensaison sehr viel Wanderverkehr, und da der Pflasterweg oft zu beiden Seiten mit Geländer eingekerkert und auch nicht so breit ist, muss man mit Rad recht vorausschauend agieren und teilweise lieber auch mal etwas länger warten an einer Stelle, wo man gut aneinander vorbei kommt. Viele Wanderer denen wir auf dem Arieiro Kammweg begegnet sind hatten auch trotz Geländer "Probleme" mit den Abgründen nebenan, auch das muss man berücksichtigen und respektieren wenn man sich mit Fahrrad aneinander vorbeizwängen muss. Ein Rad macht eigentlich nur Sinn, um darauf am anderen Ende des Kammwegs zurück oder runter zu fahren, auf dem Kammweg selbst wäre man ohne besser bedient.
Etwas anders stellen sich die Küsten-Wege dar, die an einigen Stellen zum Meer runter gehen. Selbige sind bis auf wenige Ausnahmen mit typischem Madeira-Treppen-Pflaster belegt. Das hoppelt nicht so fies wie die Treppenwege vom Kamm runter, weil die Stufen im Pflaster eher als runde Wellen angelegt sind. Und es ist auch oft großzügige 2m breit. Steil ist es aber oft immer noch, teilweise sogar ziemlich abartig steil. Im Gegensatz zu den Dschungel-Wegen trocknet das aber im offenen Gelände gut ab und die Pflastersteinchen sind kantig genug, so dass man sich da über Grip nicht beschweren muss. Biketechnisch fand ich es allerdings teilweise langweilig. Die freie Aussicht an der Küste ist es halt, die es rausreißt, das reine Vergnügen auf dem Trail finde ich auch hier eher fraglich.
Natürlich gibt es auch Ausnahmen, also ein paar Wanderwege, die mit dem Bike wirklich Spaß machen und abwechslungsreich sind und nicht nur eine dauerhafte dumme Hoppeltreppe sind, aber die sind nach meinem Eindruck eher die Seltenheit und nicht die Regel.

Meine Einschätzung zu Levadas als eigene Untergruppe von Wanderwegen hab ich weiter vorne schon geschrieben, das lasse ich jetzt aus.

Landschaftlich sind die meisten Wanderwege ein Knaller, selbst dort wo man im dichten Dschungel steckt, einfach weil die Vegetation schon absolut anders ist als das, was man sonst so kennt. Rein dafür lohnt es sich. Wenn man sich keinen besonderen Bikespaß erwartet, sondern sich auf die Landschaft oder den Dschungel konzentriert und halt zufällig ein Rad dabei hat, dann ist es "trotzdem" gut.

Dass die Wanderwege ein eher zweifelhaftes Vergnügen sein könnten, war uns im Voraus schon bewusst, bzw. hatten wir sowas befürchtet.
Wovon ich wirklich enttäuscht war, waren die Biketrails, vor allem weil man darüber ja fast nur das Allerbeste hört und daher auch meine Erwartungen entsprechend waren. Vielleicht bin ich verwöhnt :ka: aber ich fand sie einfach bis auf wenige Ausnahmen todlangweilig und nicht besonders kreativ, flüssig oder anspruchsvoll angelegt. Die meisten die wir gefahren sind waren einfach uninspiriert in die Landschaft gefräste Lehmspuren mit mal ein paar kleinen Steinchen oder mal einem Sprüngchen drin. Was mir persönlich gefallen hat: es gibt quasi keine obligatorischen Sprünge, sondern das meiste ist entweder abrollbar oder umfahrbar, wenn man nicht springen will. Ansonsten sind es halt auswechselbare, beliebige Schredder-Trails, wie man sie an jedem anderen Ort der Welt so oder besser finden kann, meistens in den flacheren Hängen und in den eher "normalen" Wäldern und Buschzonen, sprich für's Auge ist auch nicht so besonders viel geboten. Und auch auf die Gefahr hin, mich jetzt bei einigen Leuten in die Nesseln zu setzen: rein vom Spaßfaktor her gibt's an unserem Haushügel einiges, was mit mehr Anspruch und Flow gebaut ist und mir mehr Bikespaß beim "schreddern" bringt als die von professionellen Trailbuildern angelegten hochgelobten Madeira-Biketrails. Von den Biketrails in den Alpen jetzt mal ganz zu schweigen. Besonders toll gepflegt fand ich sie auch nicht, es war doch vieles einfach total zerbombt, bremswellig und rinnig erodiert, und bei den nicht ganz so zerbombten Tracks, die augenscheinlich zwar benutzt wurden, aber nicht von ganz so vielen Leuten, hat man dann auch ziemlich schnell ein Macchia (Stechginster) Problem *aua*
Ein paar löbliche Ausnahmen gibt es natürlich auch hier wieder: der Porto Cruz Trail hat es z.B. sogar in meine Top-3 der Insel geschafft, weil der mal wirklich gut und sehr flüssig gebaut ist und trotzdem Anspruch, Nervenkitzel und auch die Optik nicht zu kurz kommen.
Im Gegensatz zu den Wanderwegen kann man auf den Biketrails halt einfach vernünftig Fahrradfahren ohne ständige Absturzgefahr, ohne dummes Geländer das zu eng neben der Betonrinne gebaut ist, ohne sich über zu blöde Treppen aufzuregen, ohne vor lauter Steilheit nicht mehr bremsen zu können, und ohne alle Nase lang einem Wanderer Platz machen zu müssen. Und man kommt dort mit einem Shuttlefahrzeug hin ohne vorher sein Fahrrad über tausend Treppenstufen hochzuschleppen.
Deswegen würde ich genau wie @RockyRider66 jedem, der einfach nur Fahrradfahren will raten, sich an diese gebauten Trails, und eben gegebenenfalls auch einen Shuttleanbieter, zu halten. Hier gilt dann halt nur leider das Gegenteil von den Wanderwegen: meistens sieht man nix Besonderes, wenn man nur die Biketrails abarbeitet und die Wanderwege auslässt (man muss sie ja nicht unbedingt mit einem Fahrrad machen), dann verpasst man leider das Schönste an der Insel.

Wie immer: die Mischung macht's :)
Wer auf Madeira nur mit einem Anbieter shreddert, der tut mir leid. Wer sich nur auf Wanderwegen und Levadas einen mit dem Fahrrad abwürgt, ebenso. Ich finde, wenn man schon extra da hin fliegt, dann sollte man alles mal irgendwie gemacht haben. Ob man alles mit einem Fahrrad gemacht haben sollte, lass ich jetzt mal dahingestellt, das hängt von der Fahrrad-Meise jedes einzelnen ab.

Danke für Deine Einschätzung zu Madeira.
Die Insel steht bei mir eigentlich auch noch auf der möglichen ToDo - Liste. Jetzt bin ich mir nicht mehr ganz so sicher, ob das so zu unseren Anforderungen passt.

Allerdings würde mich ja immer noch die Quelle für die Behauptungen von @RockyRider66 interessieren Wanderwege wären verboten und man benötige eine Lizenz?
07.01. 12:00 Auf der Vereda da Ladeira nach Calhau, 10m

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Auf der Vereda da Ladeira geht's nach halbwegs zahmen Beginn dann doch ganz schön zur Sache. Aber das Wegerl ist gut in Schuss und relativ frisch hergerichtet. Statt brutalen, hochstehenden Holzbohlen wie sonst oft auf Madeira üblich, sind die Stufen hier nur in die Erde gegraben. Sacksteil zwar, aber fährt sich gut.

calhau-trail7.jpg

Serpentinen gibt's dazu bis zum abwinken. Zum abfliegen wären einige von ihnen auch geeignet, ein bisserl ausgesetzt sind wir hier schon unterwegs.

calhau-trail10.jpg

Dafür gibt's aber auch dauerhaft erstklassiges Panorama, besonders verglichen mit dem zwar flowigen aber völlig aussichtslosen Rosario-Trail von gestern.

calhau-trail13.jpg

Ein Brückerl über ein Schluchterl...

calhau-trail15.jpg

... führt zu einigen etwas leichteren Passagen.

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Das Meer kommt näher.

calhau-trail17.jpg

Letzte Schlüsselstelle: eine aus dem Fels gehöhlte Treppe hinab zum Atlantik.

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Sacksteil.

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Schieben ist gesünder. Fazit zur Vereda da Ladeira: S3 mit vielen S4-Stellen. Geniales Abenteuer, ganz sicher nicht im Shuttleprogramm von Freeride Madeira : - ).

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Jetzt müsste man von diesem einsamen, straßenlosen Piratenstrand nur noch irgendwie wieder weg kommen...

Sehr geil - das wäre wohl auch was nach meinem Geschmack.

07.01. 12:50 Achadas da Cruz Seilbahn von Calhau, 480m

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Die Tragerei am Piratenstrand von Calhau währt nur drei Minuten, dann fahren wir noch ein paar Meter zu dem freundlichen Betonschuppen im Bildhintergrund.

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Selbiger entpuppt sich als kleine Seilbahn, die wohl gebaut wurde, um die drei kleinen Ferienhäuslein und Felder hier unten am absoluten Ende der madeirensischen Welt zu versorgen. Heute freut's ein paar Touristen... und vielleicht fünf Radler pro Saison, die verrückt genug sind, sich hier runter zu stürzen.

calhau-cablecar2.jpg

Per Sprechanlage fordern wir dir Materialgondel an, laden die Bikes ein...

calhau-cablecar4.jpg

... und schicken sie an der quasi senkrechten, grünen Felswand fünfhundert Meter nach oben.

calhau-cablecar0.jpg

Personen werden in einer zweiten Kabine befördert. Fast schade, die Materialgondel war luftiger.

calhau-cablecar3.jpg

Kettle freut sich trotzdem, nicht alles wieder raufschleppen zu müssen. So ein kleines Gondelchen ist definitiv die angenehmere Variante.

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An der Bergstation: Kaffee gut, alles gut, im Hintergrund die Klippen mit dem Ladeira-Vereda-Trail, sicher in den Top Five von Madeira... wenn man auf schwierige Sachen steht.

Pfft - der Wiederaufstieg ist mal lässig.
 
07.01. 15:30 Ponta do Pargo Trailhead, 1111m

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Von der Bergstation der Achadas-da-Cruz-Seilbahn strampeln wir knapp 800 Höhenmeter hinauf auf die Paul-Hochebene zum zweiten Trail des Tages.

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Hier oben regiert Gestrüpp, durchzogen von ein paar Teerstraßen, vielen Pisten und diversen gebastelten Downhillstrecken.

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Von oben durchaus hübsch.

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Am kleinen Parkplatz beim Beginn des Ponta-do-Pargo-Trails...

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... machen wir kurz Pause. Besonders viel Zeit bleibt allerdings nicht. Ist schon halb vier, die Tage sind immer noch kurz und am Trailende wartet kein Shuttle auf uns. Der Mietwagen steht dann noch ein ganzes Stück weit weg.

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Also los!
 
07.01. 16:00 Auf dem Ponta do Pargo Trail, 700m

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Und wo geht's jetzt hier zum Trail?

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Gefunden.

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Eine erdige, flowige Line führt leicht bergab durchs Gestrüpp.

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Passt schon. Verglichen mit heute Vormittag kann man wenigstens mal die Sau rauslassen.

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Verglichen mit anderen Freeridetrails auf Madeira ist der Ponta do Pargo vergleichsweise trocken, kaum rutschig, kaum lehmig und hat tolle Blicke aufs Meer. Trotzdem ist die Weganlage ein wenig ideenlos und der Boden mit Bremswellen übersäht. Mit einem gebauten Flowtrail in Whistler oder Sölden oder PdS oder auch nur mit dem Kronplatz kann mans auf keinen Fall vergleichen. Ist sicher auch nicht der Anspruch auf Madeira. Ich kann mir nicht helfen, mir taugts nicht so ganz. Wenn ich schon was "künstliches" fahre, dann darf das ruhig eine durchgestylte und planierte Murmelbahn mit einem soften Table nach dem anderen sein. Ansonsten hab ich lieber gleich nen Wanderweg zu nem richtigen Ziel in spannender Gegend, nicht eine erdige Spur zwischen nem Parkplatz an der oberen und einem an der unteren Straße.

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...

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...

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...

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...

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Aber das ist jammern auf hohem Niveau und wohl nur ein spezielles Problem von mir. Objektiv betrachtet ist Ponta do Pargo ein geiler Flowtrail in hübscher Landschaft. Was will man mehr... die Mischung macht's. Und ab und zu mal ballern ist schon auch geil :)
 
Hmmm, in der Buschlandschaft ist so eine Drohne doch bestimmt super zum Trails "ausspionieren". Erst mal gemütlich oben hinsetzen und mittels Drohnencam gucken ob es lohnt, und bei Gefallen abreiten :D

Weichspül-Mietwagen-Drohnen-Abenteuer 2.0
 
Zuletzt bearbeitet:
Teneriffa ist mittlerweile quasi alles was Spaß macht mit dem Mountainbike verboten. Wird mit Schildern kundgetan und auch die "Offiziellen" machen das sehr deutlich, was wiederum auch ein paar Hilfssheriffs unter den Wanderern animiert.

nicht umsonst hat ralf vom mtbactive seine touren nach el hierro verlagert. und der war mehr als 10 jahre activ auf teneriffa. aber, es gab immer mehr probleme mit den sheriffs.......
 
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