Nochmal zu tubeless: Ich würd echt gern, vor allem auf Dorneninseln. Vielleicht fehlt mir auch nur die Fantasie dazu. Macht hier jemand Fernreisen mit tubeless? Dh abseits von fetten Standpumpen und Kompressoren und drei Tage von der nächsten Tanke bzw dreizehn vom nächsten Bikeshop?
So wie ich das verstehe, müsste man statt einem
Schlauch dann halt drei im Rucksack haben, um die selbe Ausfallsicherheit zu erreichen. Und genau so viel
Flickzeug. Und wenn man mal nen
Schlauch reinmachen muss, bekommt man das Ding bis zum nächsten Bikeshop auch an der Tanke nicht mehr tubeless, weil dann die Milch fehlt? Oder hat man nen halben Liter Ersatzmilch im Rucksack?
Tubeless ohne Werkzeugkoffer im Hotel und ohne Auto... geht das irgendwie?
Ich fahr schon sehr lange bevorzugt tubeless (außer bei Conti-
Reifen, die wollen das anscheinend einfach nicht) und will nicht mehr davon weg weil es für mich einfach in allem besser und unkomplizierter ist als diese nervigen
Schläuche. Einen Werkzeugkoffer dafür nehm ich deswegen aber nicht mit
Die Milch schwappt (für den Urlaub idealer Weise großzügig bemessen... ca 150ml oder so) sowieso im
Reifen rum, die braucht man deswegen ja nicht im Rucksack mitnehmen. So eine großzügige Füllung hält auch bei vielen Dornenattacken locker einen Monat.
Ein
Schlauch für den Notfall und
Flickzeug gehört auch mit Tubeless immer in den Rucksack. Bei Tubeless dann lieber noch ein Tubeless-Ventil dazu, das hatte ich schon, dass das kaputt ging. Hier sehe ich keinen Vor- und auch keinen Nachteil zu anderen Systemen. Eigentlich hat der
Schlauch im Gepäck auch nur in Zeiten vor
Maxalami eine wirkliche Rolle in der Ausfallsicherheit gespielt, weil da Schnitte oder größere Löcher im
Reifen noch ein Problem waren. Heute tut man so eine Kautschukwurst rein und in den meisten Fällen wird das reichen. Der
Schlauch ist eigentlich nur noch wirklich wichtig wenn man schlecht vorbereitet ist und ausgetrocknete Milch im
Reifen hat, was aber eher daheim passiert als im Urlaub, aber fürs gute Gewissen ist der doch immer drin.
Drei
Schläuche braucht's nun wahrlich nur wenn man paranoid ist. Die Wahrscheinlichkeit, dass du dir beide
Reifen so übel aufschneidest, dass auch die
Maxalami nicht mehr hilft, und zeitgleich für längere Zeit kein Fahrradladen irgendwo auftaucht, dürfte sogar bei deinen Touren gegen Null tendieren. Bzw hast du in dem Fall auch mit
Schlauch ein fettes Problem weil die Schnitte in den
Reifen dann so groß sind, dass sie getaped werden müssten. Wenn wirklich Not am Mann ist, kann man einen Tubeless-
Reifen auch mit genau demselben
Flickzeug wieder flicken wie man es für
Schläuche auch hernimmt. Wenn man wirklich auf Nummer Sicher gehen will, tut man halt auch noch einen Tubeless-Flicken (im Unterschied zu Schlauchflicken verstärkt) ins
Flickzeug-Set.
Tankstelle/Kompressor zur Reifenmontage ist schon nett. Allerdings doch auch kein größeres Problem, wenn du einen neuen
Reifen raufziehst, dann bist du doch sowieso irgendwo in der Zivilisation, weil du den
Reifen ja sicher nicht im Gepäck mitgeschleppt hast um ihn dann irgendwo in der Walachei zu wechseln?
Milch muss natürlich bei den meisten
Reifen auch rein. Aber da sind wir wieder bei der Zivilisation. Wenn's keinen Fahrradladen gibt... Auto-Reifenpampe kann man ja auch reinmachen, klebt zwar teils wie Hölle aber funktioniert im Notfall auch, und wenn man schon wegen dem Kompressor an der Tanke ist kann man da bestimmt auch ein bisschen von der Pampe aus einem Autoreifen-Notfallset erwerben (gut wie es damit irgendwo in Indien ausschaut weiß ich natürlich nicht).
Wenn doch mal ein
Reifen montiert werden muss ohne dass ein Kompressor greifbar wäre gibt es auch Kniffe, z.B. erst mal den
Schlauch reinmachen und aufpumpen damit sich der
Reifen in die Felge setzt, dann eine Seite öffnen,
Schlauch raus, Tubelessventil rein. Wenn eine Seite des Reifens schon eingehakt ist, reicht zum Aufpumpen oft eine normale
Pumpe. Oder man fährt halt doch mal wieder zeitweise mit
Schlauch.
Wenn eine Durchschlagsschutz-
Schaumstoffnudel drin ist, dann drückt die den
Reifen sowieso so weit auseinander, dass man ohne jegliche Vorbereitung mit einer einigermaßen großvolumigen Minipumpe gemütlich aufpumpen kann, und das Snakebite-Risiko minimiert sie nebenbei dann auch noch, bzw. erlaubt sie mir im Worst-Worstcase luftlos bis zur nächsten Straße zu fahren ohne die Felge dabei kaputt zu machen, was mit einem luftlosen
Schlauch nicht unbedingt ginge...
Dornen oder andere Durchstiche dichtet gescheite Milch eigentlich immer problemlos. Wenn's mal nicht dichtet kann es sein, dass der Fremdkörper noch drin steckt. Dann nimmt man halt mal kurz den
Leatherman zur Hand und zieht die Dorne raus, pumpt ein paar Hübe nach und weiter geht's.
Für größere Defekte wie z.B. Schnitte, die die Milch nicht mehr ohne weiteres abdichten kann, gibt's auch Reparatursets: hier das
Original oder ein günstigerer
Nachbau. Und auch an die gepäckschonende
Unterbringung in lustigen Hohlräumen am Rad wurde schon gedacht. Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit doch mal einen
Schlauch reinmachen zu müssen incl der Milchsauerei letztendlich auf ein imo recht vernachlässigbares Hintergrundrauschen
Wenn's dir wirklich nicht geheuer ist, dann teste es halt erstmal in einem "zivilisierteren" Gebiet auf einer Kanareninsel oder so aus, da kann ja nu wirklich nix groß schiefgehen. Für die Pampa im Himalaya kannst du ja erst mal weiter die altbekannten
Schläuche nehmen bis du Vertrauen in dieses unheimliche tubeless gewonnen hast