Aus dem Aosta-Tal zum Genfer See, Alpencross Süd-Nord

Fubbes

Carbon statt Kondition
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neben Bingen am Rhein
Wie letztes Jahr stelle ich auch meine diesjährige Alpentour über die nächsten Tage (Wochen?) zunächst hier im Forum vor, bevor sie auf meine Webseite kommt. Viel Spaß dabei.

Prolog:
Ich glaube, ich hatte schon erwähnt, dass aus der geplanten zweiten Provence-Tour nichts geworden ist, weil ich dafür keine Mitfahrer hatte. So sind wir auf Wunsch meines aktuellen Begleiters noch mal in die Region von Aosta.

Ich wollte natürlich nicht die Rundtour aus 2020 wiederholen und auch nicht erneut eine Rundtour machen. Aber da letztes Jahr Einiges nicht so super lief, konnte ich so Verpasstes nachholen oder Highlights wiederholen, konkret den Monte Fallère und den Col dell'Invergneux. Außerdem wollte ich nördlich vom Großen Sankt Bernhard den Colle de Mille endlich mal machen und hatte auch schon länger die Idee eine solche Tour nach Norden zu verlängern, um mal den Col Sanetsch zu sehen. Das Ziel ist dann der Genfer See. Für einen kompletten Süd-Nord-Alpencross fehlt nur noch der Start im unteren Aosta-Tal.

Zusätzliche Bewegung kam durchs IBC-Forum in die Planung. Durch @stuntzi wurde ich darauf aufmerksam, aus dem Wallis mit der Seilbahn von Sierre hoch zur Plaine Morte und von dort auf hochalpinen Pfaden zum Rawilpass abzufahren, den ich seit fast 20 Jahren mal sehen möchte. Diese Tourvariante würde dann am Thuner See enden. Die exakte Route wollten wir unterwegs erst festlegen. Dass es am Ende doch zum Genfer See ging, lag an zwei Dingen: die Seilbahn fuhr Mitte September nicht mehr und es zog schlechtes Wetter auf, wodurch wir es etwas eilig hatten und die kürzere Strecke wählten.

Corona war dieses Jahr gewohnter Alltag. Wir sind geimpft, wodurch die Übernachtungen unkompliziert waren, sofern das überhaupt interessiert hat. Bei den beiden Hüttenübernachtungen war es mir aber schon wichtig, dass wir ein separates Zimmer hatten. Ein eigenes Thema ist die An- und Abreise, die ich dämlicherweise mit dem Zug machen wollte.

Hier schon mal die Strecke:
https://alpen-biken.de/common/map.html?lat=45.75&lng=7.1&z=8&t=MAPID&a=/alpentour2021/aosta2.kmz
 
Hilfreichster Beitrag geschrieben von sibu

Hilfreich
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Strecke schaut super aus, freu mich auf den Bericht. Hoffe es bleibt diesmal weniger aufregend.
Genfer See :love: da hatte ich mal studiert. War damals leider ohne Bike dort, dafür mit Ski. Schön, dass die Ecke beleuchtet wird.
 
Hilfreichster Beitrag geschrieben von sibu

Hilfreich
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Magst du uns nicht mal ein "How-To" verfassen, wie man so eine geniale Kartenpräsentation bastelt?
Das würde ich mir bei den meisten Tourenberichten hier im Forum wünschen, weil es die von mir häufig bemängelte Nachvollziehbarkeit der gefahrenen Strecken enorm verbessern würde.
Ich würde dir auch ein Trinkgeld "paypalen". ;)
 
Strecke schaut super aus, freu mich auf den Bericht. Hoffe es bleibt diesmal weniger aufregend.
Ja bleibt es. Gut für mich, schlecht für eure Unterhaltung :)
Magst du uns nicht mal ein "How-To" verfassen, wie man so eine geniale Kartenpräsentation bastelt?
Puuh. Da steckt einiges an Programmiererei dahinter. Im Prinzip kannst du aktuell mit meiner Seite jeden Track darstellen, musst nur die KMZ als Parameter anhängen. Das muss ich aber noch unterbinden. Verate es also nicht weiter ;)
Ich denk mal über ein How-To nach, wo du schon so nett fragst. Aber erst mal den Bericht machen.
GPSVisualizer kennst du vermutlich?
 
Jawoll, super, freue mich,dass es losgeht !!

P.s. : der GPS-Visualizer war ein super Tipp von dir.
Perfekt für weniger IT-Begabte wie mich !
 
Montag, 13. September 2021
Tag 1: Bergauftag

Pont-Saint-Martin - Hône-Bard - Pontboset - Camporcher - Rifugio Dondena
Start: 13:00 Uhr - Stop: 18:30 Uhr - Kilometer: 32 km - Höhenmeter: +1875 hm / -70 hm - Maximale Höhe: 2150 m - Schnitt: 7,7 km/h - Fahrzeit: 4:10 h


Logischerweise ist die Anreise bei einer Süd-Nord-Tour etwas aufwändiger.
Da ich keine direkte Busverbindung von Martigny nach Aosta bekommen hatte, sind wir gestern am späten Nachmittag nach der Ankunft in Martigny noch mit der Schweizer Regionalbahn nach Orsières übergesiedelt, wo wir Zwischenstation gemacht haben. Heute morgen hat uns der Sankt-Bernhard-Express dann fix zum Pass gebracht, von wo wir bei bestem Wetter mit den Rädern über die Straße nach Aosta hinuntergestürzt sind; immerhin fast 2.000 hm. Ab Aosta dann noch mal ein Stück Regionalbahn und nun stehen wir um die Mittagszeit endlich am offiziellen Startpunkt: Pont-Saint-Martin (310 m). Ganz unten im Aosta-Tal und damit am Südende der Alpen. Wichtig für eine Überquerung :)

Zugfahrt in Corona-Zeiten
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Hotel Terminus in Orsières
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Expresszustellung
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Grand Saint Bernard
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Die nächsten beiden Tage spielen sich südlich des Aosta-Tales ab. Dort ist der Gran Paradiso (4.061 m) der Chef. Ein tolle Bike-Region, wo man auch in 3.000 Metern Höhe noch sinnvoll Radeln kann. Nur hoch kommen muss man erst mal. Die heutige Etappe durch das Val Camporcher ist deshalb eigentlich nur ein Zubringer für den zweiten Tag, nämlich den Coll dell'Invergneux. Dafür hat sie einen ganz besonderen Charakter, es geht nur bergauf. Wie lange, ist uns überlassen. Erste Übernachtungsmöglichkeit sollte es in Camporcher (1420 m) geben, aber auch weiter oben gibt es noch zwei Hütten. Also mal los. Etwas Verpflegung brauchen wir allerdings noch. Das wird bereits zum kleinen Problem. Auf den ersten Metern vom Bahnhof in Pont-Saint-Martin nach Hône-Bard gibt es keinen geöffneten Supermarkt. So gehen wir mit den letzten Resten des Reiseproviants in den Anstieg.

Höhenprofil Tag 1
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Querung der Dora Baltea bei Hône
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Auf der kleinen und zum Glück wenig befahrenen Straße ins Tal hinein gewinnen wir schnell an Höhe. Trotz der fortgeschrittenen Jahreszeit knallt die Sonne ordentlich rein und hätte mich fast vom Rad geholt. Eine kleine Dusche aus der Radlflasche hält mich am Leben. In Pontboset (780 m) entspannt sich die Situation, denn es gibt einen Brunnen. Und wir sind nicht die einzigen Sportler vor Ort. Zum ersten Mal werden wir auf die vielen Fähnchen am Wegesrand aufmerksam und Läufer, die vereinzelt zu sehen sind. Dazu später mehr.

Als wir Camporcher (1420 m) erreichen, sind wir ziemlich ausgelaugt. Es gibt zwar wieder einen großen Brunnen, doch das fehlende Mittagessen macht sich deutlich bemerkbar. Ein Übernachtung scheidet trotzdem aus, denn das Hotel im Ort hat geschlossen. Die Hauptsaison ist vorbei. Von der Zeit her wäre es vielleicht auch noch zu früh. Zu unserem Glück hat eine kleine Bar geöffnet, wo wir am Nachmittag wenigstens ein paar Sandwichs bekommen. Man ist dort auch so freundlich, für uns ins der Rifugio Dondena (2190 m) anzurufen. Die nächste Übernachtungsmöglichkeit. Noch mal fast 800 hm. Da muss sicher sein, dass wir einen Übernachtungsplatz haben. Grundsätzlich ist es natürlich sinnvoll, das gute Wetter zu nutzen und so weit wie möglich zu fahren.

Der Weg wechselt auf Schotter und schraubt sich weiter das sehr schöne und nur dünn besiedelte Val Camporcher hinauf. Die Baumgrenze lassen wir dabei bereits hinter uns. Die tiefer stehende Sonne und einige Wolken tauchen die Szenerie in ein mystisches Licht. Ich bin allerdings froh, als ich endlich die Hütte erspähen kann. Es reicht für heute. Die letzten Meter lassen sich auch nur noch schiebenderweise erledigen. Alleine sind wir dabei nicht. Die Zahl der Läufer, die wir sehen, hat immer weiter weiter zu genommen. An der Rifugio ist dann auch einiges los. Es ist ein Kommen und Gehen, anscheinend eine Versorgungsstation.

Piste zur Rifugio Dondena (hinten Col Pontonnet)
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Rifugio Dondena (2190 m) in Sicht (in Bildmitte)
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Wir beziehen unser Zimmer, das sogar über eine Dusche verfügt. Die Freude verfliegt aber schneller, als sie kam. Warmes Wasser gibt es nämlich nicht. Wer bitte baut eine Dusche ein, wenn es kein warmes Wasser gibt? Ob das an anderen Tagen anders ist, erfahren wir nicht. Von frühen Touren kenne ich so etwas, in der heutigen Zeit ist es zumindest ungewöhnlich. Bekanntlich kommen ja nur die Harten in den Garten und irgendwie geht es, aber gesund fühlt sich das Bergwasser nicht an. Ich bin jedenfalls froh, als ich die Prozedur ohne bleibende Schäden hinter mir habe.

Den Abend teilen wir die Gaststube mit zahlreichen Gebirgsjoggern. Viel Sitzfleisch haben diese sowieso nicht. So langsam erfahren wir auch, um was es sich handelt. Es ist die Tour de Geants. Ein 6-tägiges Rennen rund ums Aosta-Tal, bei dem die Läufer praktisch non-stop unterwegs sind. Insgesamt ca. 300 km im Hochgebirge, bei jedem Wetter. Und so geht es die ganze Nacht weiter. Durchs Fenster können wir die Scheinwerfer der Stirnlampen sehen. Mit Ohrstöpseln schläft es sich trotzdem einigermaßen gut.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sieht nach ner interessanten Tour aus.
Anfang liest sich schon mal toll.
Und mit Aosta Liebäugele ich auch schon seit einiger Zeit.
Bin also gespannt wie es weiter geht :)
 
So bin ich vor Jahren auch mal eingestiegen in eine Mehrtagestour: von Pont über die Finestra di Champorcher nach Cogne und am nächsten Tag weiter über das Val Savarenche zum Colle del Nivolet.
 
Interessante Tour. Habe vor Jahren auch mal vor dem Invergneux dort oben genächtigt - im westlichen Rifugio am Finestra de Champorcher.
 
Naja, die Karte habe ich ja sowieso auf meiner Heimatseite. Persönlich würde mir gefallen, wenn ich alle meine mitgezeichneten Touren gleichzeitig darstellen könnte, so ein bisschen Stuntzi-like. Das ist jedenfalls auch noch auf meiner Agenda ... und etwas bessere Mobiltauglichkeit der ganzen Seite.
Irgendwie ist mir jetzt auch eine neue Startseite durchgerutscht, die zeigt schon auf die Tour 2021. Natürlich geht der Link (noch) nicht. Da muss ich mich wohl jetzt etwas beeilen.
Heute sollte mir Tag 2 gelingen.
 
Dienstag, 14. September 2021
Tag 2: Trailorgie

Fenêtre di Camporcher - Rifugio Sogno di Berdzé - Passo dell'Invergneux - Gimillan - Pondel - Saint Pierre
Start: 08:15 Uhr - Stop: 16:45 Uhr - Kilometer: 49 km - Höhenmeter: +1350 hm / -2800 hm - Maximale Höhe: 2902 m - Schnitt: 9,9 km/h - Fahrzeit: 4:50 h

Höhenprofil Tag 2

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Aufbruch an der Rifugio Dondena (2190 m)
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Am Morgen reihen wir uns wieder in den Strom der Läufer ein, die nach wie vor ohne Unterbrechung an unserer Rifugio eintreffen und auch wieder starten. Allerdings in der Gegenrichtung. Zunächst müssen wir zur Rifugio Misérin (2575 m). Dies geht bis auf kleinere Rampen noch recht bequem.

Links Fenêtre de Camporcher (2826 m), rechts Col Pontonnet (2898 m)
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Die Hütte schält sich bei unserer Ankunft nur widerwillig aus dem Nebel. Sie sieht einigermaßen verlassen aus. Ich kann mich aber auch täuschen.

Rifugio Misérin (2580 m)
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Wir passieren den gleichnamigen See und steuern das Fenêtre de Camporcher (2826 m) an. Grundsätzlich gäbe es auch den Col Pontonnet, der zwar etwas höher, aber in der Abfahrt dafür strategisch günstiger wäre. In der Hoffnung auf etwas Verpflegung fällt die Wahl allerdings auf das Fenêtre di Camporcher, denn dort kommen wir an der Rifugio Songo di Berdzé vorbei. Am Pontonnet waren wir außerdem beide schon.

Fenêtre de Camporcher, wir kommen
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Ein schmaler Pfad führt weiter nach oben. Das Rad liegt dabei meist auf dem Rücken. Sonne und Nebel geben ein abwechslungsreiches Wechselspiel. Natürlich sind auch die Läufer noch auf derselben Route. Am Fenêtre komme ich mit einem ins Gespräch. Man muss schon ganz schön verrückt sein, sich so etwas Non-stop anzutun. Aber wer weiß, was die von Mountainbikern denken.

Aufstieg Fenêtre de Camporcher (2826 m)
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Vor uns liegt nun das Vallone dell'Urtier, das nach Cogne hinunter führt. Die Auffahrt von dort mag ich irgendwie. Heute bleibt sie uns erspart. Die Aussicht am Fenêtre ist phantastisch und reicht bis zum Col Lauson und den Ausläufern des Gran Paradiso. Unterhalb einer Steilstufe liegt bereits sichtbar die Rifugio Sogno di Berdzé (2520 m) in einem großen Talkessel. Für eine Alpenüberquerung ist der Aufstieg durch das Val Camporcher wirklich ein sinnvoller Einstieg.

Am Fenêtre de Camporcher (2826 m), unten Rif. Sogno di Berdzé; oberhalb der Bildmitte ist der Col Lauson
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Die Abfahrt ist 1a. Ein fast perfekt gekehrter Trail führt in passablem Gefälle der Rifugio entgegen. Ein paar Spitzkehren und vor allem die Trailrunner bremsen uns trotzdem immer mal wieder herunter. Auch in der Sogno di Berdzé ist alles auf die Läufer ausgerichtet. Auf Tagesgäste ist man eher nicht mehr vorbereitet. Für Mittag ist es vielleicht auch noch zu früh. Wir bekommen gegen einen Unkostenbeitrag etwas Käse und Wurst von der Verpflegungstafel. Etwas mager. Da es aber keine weitere Versorgungsmöglichkeit mehr gibt bis zum Abend und der Rucksack kaum noch etwas her gibt, müssen wir uns damit abfinden.

Trailtraum ...
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... mit vielen Trailrunnern
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Noch ein Stück abwärts über die Piste, dann geht es rauf zum Passo dell'Invegneux (2902 m). Die ersten 250 hm hätten wir uns mit der Überschreitung des Kammes am Col Pontonnet sparen können. Die Piste ist aber einfach zu fahren, ich kenne die Strecke noch vom letzten Jahr. Das gilt auch für die anschließenden 300 hm Schieben und Tragen auf dem Pfad bis zum Pass. Der Invergneux ist der Hauptgrund für die bisherige Routenwahl. So gesehen war bisher alles Vorspiel, wobei das dem Fenêtre de Camporcher nicht gerecht würde. Abgesehen von der wirklich langen Auffahrt aus dem Aosta-Tal ist der Übergang recht einfach und bietet eines schöne Abfahrt. Schneller und kringeliger geht das natürlich von Cogne.

Aufstieg Passo dell' Invergneux (2902 m)
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Blick zurück ins Vallone dell'Urtier (Bild von 2020, da war das Wetter schöner)
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Zuletzt bearbeitet:
Nun also Invergneux zum Zweiten. Der Trail ist so gut und so lange, dass ich ihn gerne schon wieder fahre. Leider ist das Wetter etwas dunstig und nicht so fotogen wie im letzten Jahr. Der Weg wird dadurch aber keinen Deut schlechter. Ich würde sogar sagen, dass ich es besser genießen kann, da ich genau weiß, was uns nun erwartet. In Summe über 1000 hm Abfahrtsspaß über endlos lange Flowpfade in einsamer Gebirgslandschaft. Erst im unteren Teil, wo die Vegetations wieder einsetzt, wird es etwas holpriger und schwieriger. Das ist aber nur ein kurzers Stück im Vergleich zur gesamten Abfahrt. Der winzige Gegenanstieg vor Gimillan (1790 hm) stört das auch nicht weiter. Nachfahren!

Banzai-Trail
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Banzai-Trail
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In Gimillan (1790 m) hatte ich vorsichtig eine Übernachtung geplant. Es ist allerdings erst 14 Uhr. Das Wetter ist auch ok, also fahren wir weiter. Bis zum Talgrund in Epinel (1450 m) geht der Fahrspaß unvermindert weiter. Ein recht steiler, aber wunderschöner Waldweg spuckt uns letztendlich an der Straße durch das Val di Cogne aus. Dieser folgen wir ein ganzes Stück im Sturzflug talauswärts und verlassen sie erst bei Pondel (800 m). Letztes Jahr bin ich am Talausgang einen schönen Trail in Richtung Aosta gefahren, dieses Mal gibt es die Alternative auf der linken Talseite.

Gimillan (1790 m)
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Die spektakuläre römische Brücke Pont d’Aël führt uns auf die andere Talseite. Der Trail dort beginnt leider mäßig. Ein paar längere Anstiege zwingen uns nochmals zu Schieben. Nach einem lustigen Tunnel ist das Gelände dann so ausgesetzt, dass Fahren ebenfalls zeitweise nicht möglich ist. Dauert zwar alles nicht lange, aber nervt. Da finde ich die Strecke rüber nach Aosta deutlich unterhaltsamer.

Brücke von Pondel
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Für heute reicht es nun. Wir überqueren noch die Dora Baltea und quartieren wir uns nach einem Supermarktkaloriennachfüllnothalt im Hotel Saint-Pierre ein. In der nahegelegenen Pizzeria geht der Tag dann zu Ende. Nachdem es gestern nur bergauf ging, ist heute das Abfahrtspensum ganz amtlich. Morgen heißt es dann erst mal wieder rauf fahren. Leider sind die Wetteraussichten nicht besonders erfreulich.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gab‘s einen bestimmten Grund, warum ihr vom Rifugio Dondena erst zum Rifugio Miserin und dann von dort zur Finestra di Champorcher aufgestiegen seid? - Weil man hätte auch vom Rif. Dondena auf direkterem Weg (Chemin du Roi) zum Pass auffahren können, bzw. am Schluss natürlich schieben.
Eure Variante ist meines Wissens auch in umgekehrter Abfahrtsrichtung für Biker verboten (bergauf wahrscheinlich wurscht), der Chemin du Roi hingegen erlaubt. Man kommt dann halt nicht am See vorbei.
Das Rif. Sono di Berdzé war übrigens viele Jahre geschlossen und hatte früher einen anderen Namen. Komme nicht mehr drauf...
Erinnere mich an eine Begegnung auf dem Trail mit einem stattlichen Steinbock direkt hinter dem Pass. Er glotzte mich an, ich starrte ihn an und dann trollte er sich unbeeindruckt.
 
@isartrails
Habe mir noch mal die Karte angeschaut. Von dem anderen Weg wusste ich nichts. An den Abzweig erinnere ich mich, aber da stand nur der Pontonnet ausgeschildert, glaube ich. Außerdem wären wir da wohl keinen Meter mehr gefahren. Über den Miserinsee ist es vermutlich leichter und eigentlch nicht weiter.
Für mich sind die Hütten immer automatisch Anlaufstellen an denen man sich entlang hangeln kann.
Ob der Weg für Radler gesperrt war, weiß ich nicht. In unserer Richtung definitiv nicht, aber auch andersrum fährt man sowieso eher wenig. Das Fênetre ist ganz klar ein Ost-West-Pass.
In der anderen Richtung ist der Pontonnet die bessere Wahl. Und auch für uns wäre es der kürzere Weg gewesen. Aber ich wollte ja an der Berdzé vorbei.
Wenn man mit einer schönen Linie zum Invergneux fahren möchte, also ohne Gekringel ab Cogne, ist diese Route super, egal ob Fênetre oder Pontonnet.

Ich hatte mir übrigens auch mal das Val Fenis als Einstiegsmöglichkeit auf der Karte angeschaut. Das sah mir aber zu übel aus.
Interessanter ist der Colle Saint Marcel. Doch das sind von unten 2.400 hm am Stück, ohne Übernachtungsmöglichkeit (habe keine gefunden). Den Invergneux verpasst man dann zwar leicht, hat aber eine super Alternative. Hier sind schöne Bilder.
 
@Fubbes Habe Finestra di Champorcher schon in beide Richtungen gemacht. Bei West-Ost hatte ich im Hinterkopf, dass die Abfahrt zum Rif. Miserin für Biker verboten war, weil Schutzzone. Hatte ich so zuvor in einem italienischen Forum gelesen, weiß aber nicht mehr, ob oben am Pass auch was stand. Bin dann über den Chemin du Roi runter zum Rif. Dondena.
In Gegenrichtung, also Ost-West rauf, bin ich so wie ihr, weil ich Hütte und den See sehen wollte und hab dann den Rest geschoben.
Invergneux hab ich noch nicht gemacht.
 
Ich habe vor 2 Jahren im Berdze übernachtet. War super ! Nette Leute ,lecker Essen. Und im August nur 6 ÜN
Gäste.
 
Mittwoch, 15. September 2021
Tag 3: Bergauftag No. 2


Saint Pierre - Vetan - Rifugio Monte Fallère

Start: 09:10 Uhr - Stop: 15:15 Uhr - Kilometer: 22 km - Höhenmeter: +1675 hm / -20 hm - Maximale Höhe: 2370 m - Schnitt: 6,1 km/h - Fahrzeit: 3:35 h

Höhenprofil Tag 3

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Die Wettervorhersage hat Wort gehalten. Es regnet. Zum Glück sind wir die letzten beiden Tage etwas weiter gefahren, als geplant. Das Mindestprogramm für heute ist die Auffahrt zur Rifugio Fallère (2370 m), vieles davon auf Asphalt. Das sollte auch bei Regen machbar sein. Eingepackt in die Regenklamotten legen wir los.

Morgenidylle in Saint Pierre (670 m)
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Nach ca. 300 hm passieren wir Champretavy (940 m). Eine Häuseransammlung, die mir letztes Jahr die Radtour gerettet hat. Heute liegt alles im Nieselnebel, Aussicht: keine. Trotzdem ein bewegender Moment für mich, nach so kurzer Zeit wieder hier zu stehen.

Das Haus des Schraubergotts :)
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Mit zunehmender Höhe lässt der Regen nach und die Plastiklamotten können wieder in den Rucksack. Die Temperaturen sind trotz des Wetters auch angenehm mild. Für gescheite Verpflegung im Rucksack haben wir wieder nicht gesorgt. In Vetan (1780 m) werden wir allerdings fündig. Das dortige Hotel, das ebenfalls eine tolle Übernachtungsdestination wäre, rettet uns den Mittag. Während der Essenspause schüttet es wieder wie aus Kübeln. Gutes Timing,

Vetan (1780 m)
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Nach der ausgedehnten Pause hat der Regen sich wieder verzogen und wir wagen den weiteren Ausftieg. Ich habe in der Zwischenzeit die Übernachtung in der Rifugio Fallère (2370 m) klar gemacht. Über eine unbefestigte Piste geht es nun weiter. Und der Weg ist sehr unterhaltsam. Dutzende mannshohe Schnitzkunstwerke sind entlang der Strecke aufgestellt. Von aufwändigen Tierschnitzereien bis zu obszönen Menschenknäueln ist alles zu finden. Wir haben einigen Spaß beim Beobachten der Figuren. Selbst die Sonne lässt sich mal kurz erblicken.

Anfahrt zur Rifugio Fallère (in Bildmitte)
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Gemetzel
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Obszön
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Die moderne Rifugio erreichen wir extrem früh. Aber das Wetter ist nicht stabil genug, um nun im hochalpinen Gelände weiter zu fahren. Von der fehlenden Aussicht ganz zu schweigen. Der Monte Fallère liegt so exponiert über dem Aosta-Tal, dass etwas Aussicht einfach sein muss.

Rifugio Fallère (2370 m)
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Also wird es wohl ein entspannter Nachmittag. Oder auch nicht? Die Dusche ist kalt. Schon wieder? Der Wirt meint zwar: das wird gleich warm; er macht sich aber erst mal mit dem Jeep auf den Weg zu einer nahegelegenen Verbauung. Das dauert natürlich etwas, aber nach einer halben Stunde bekommen wir tatsächlich warmes Wasser. Noch mal Glück gehabt. Wir haben ein größeres Lager komplett für uns alleine. Eine etwas größere Bikergruppe, die sich ebenfalls noch einquartiert, ist separat untergebracht.
 
Der Weg mit den Schnitzfiguren..Waren da mal zu Fuß, war sogar für Erwachsene witzig immer zu schauen, wo kommt die nächste Figur!

Vom Monte Fallete hat man bei gutem Wetter ne riesige Aussicht rüber zum Mont Blanc und Matterhorn & Co sind auch zu sehen..Schade, dass das Wetter nicht mitgespielt hat!
 
Montag, 31. August 2020
Tag 4: Vom Monte Fallère in den Regen


Rifugio Monte Fallère - Pointe Chaligne - Étroubles - Großer Sankt Bernhard

Start: 08:30 Uhr - Stop: 17:30 Uhr - Kilometer: 41 km - Höhenmeter: +1900 hm / -1850 hm - Maximale Höhe: 2607 m - Schnitt: 7,8 km/h - Fahrzeit: 5:15 h

Höhenprofil Tag 4

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Heute führt uns der Weg wieder zurück in die Schweiz. Abermals über den Großen Sankt Bernhard. Das ist aber erst das Nachmittagsprogramm. Zunächst umrunden wir den Gipfel des Monte Fallère. Eigentlich war das schon letztes Jahr geplant, aber ich bin dann ja über die Suone direkt von Aosta nach Étroubles. Laut Vorhersage bleibt es erst mal eine Weile trocken. Das können wir hier oben auch gut gebrauchen.

Rifugio Fallère - Rückblick
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Sonne und Wolkenformationen bilden die Kulisse, während wir unsere Bikes über einen Trail in Richtung Lago Fallère (2320 m) Schieben. Erst kurz vor dem See klappt auch das Fahren wieder. Ein schöner Trail führt weiter zur Alpe Nouva (2200 m). Während bei uns die Sonne immer mehr die Szene bestimmt, hängen im Tal dichte Wolken. Ein tolles Panorama.

Über dem Aosta-Tal
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Val Cogne, Valsavarenche, Val di Rhêmes
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Lago Fallère , hinten rechts Pointe Chaligne
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Fallère-Trail
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Der Aufstieg zum Col de Metz (2492 m) ist dann noch mal von der steileren Sorte. Die Räder landen folglich auf dem Rücken. Am Col sind wir allerdings immer noch nicht oben. Bis zum höchsten Punkt Pointe Chaligne (2607 m) sind es noch ein paar Meter. Dort hat freundlicherweise jemand ein fotogenes Gipfelkreuz auf den Felsen gestellt. Und je nach Perspektive ist der Gipfel wirklich spektakulär. Im Gegensatz zum leichten Aufstieg von Süden, ist die Nordseite ordentlich ausgesetzt und eignet sich für spannende Fotos. Im Westen können wir in der Ferne den Mont Blanc sehen, und bei etwas weniger dichter Wolendecke wäre im Osten wohl auch das Matterhorn zu erkennen.

Col de Metz (2492 m)
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Pointe Chaligne (2607 m)
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Pointe Chaligne (2607 m)
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Der Pfad, der sich nun über den Kamm weiter nach Norden schlängelt, sieht sehr verlockend aus. Diesem folgen wir bis zum Col de Tardiva (2410 m), wo es noch ein Stück gut fahrbar weitergeht bis zu einer Art gigantischem Spiegel. Auch von unten kann man das komische Ding sehen, und so haben wir es den ganzen Nachmittag immer mal wieder im Blick. Der Trail geht nun ins steile Gelände über und kommt eher spaßfrei daher. Steile Kehren mit schmiergem Boden und nassen Wurzeln. S3 würde ich sagen. Da ist heute wenig zu fahren. Als wir in den Wald eintauchen, wird es flacher und etwas einfacher. Wiesig und dschungelig ist es nun. Manchmal finden wir den Pfad erst nach etwas Suchen, so zugewachsen ist alles. Scheint nicht häufig genutzt zu werden. Mein Ding ist es jedenfalls nicht.

Pointe Chaligne, Abfahrt
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Col de Tardiva (2410 m)
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Abfahrt von Crête de Tardiva
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Hinter der Alm Meriau Desot (1600 m) führt endlich ein Almweg weiter. Aber auch der ist wegen Hozfällarbeiten abschnittsweise total hinüber. Das macht die ganze Überquerung des Fallére etwas fragwürdig. Zumindest bei einer Süd-Nordroute. Dabei ist die Hütte schön gelegen und auf jeden Fall einen Besuch wert. Es soll ja ab Pointe Chaligne eine Wahnsinnstrailabfahrt nach Osten bis Aosta geben, das wäre dann eventuell die passendere Alternative. Aber die kenne ich nicht. Ginge auch in die falsche Richtung.
 
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