sorry wenn ich mich hier jetzt mal wieder weit aus dem Fenster lehne denn ich habe weniger praktische Erfahrung als das ich mir theoretisch Gedanken gemacht habe.
Ich hatte auch schon die Idee die Sache mit der Rahmengeometrie ,deren Unterschiede ,Auswirkungen und Evolution mal sehr ausführlich nieder zu schreiben . Das könnte eine art Beitrag zu einer Form eines "ForumsWikipedia" sein ... formal\technisch wiederspricht sich das vielleicht ... allerdings wäre das etwas das ich in vielen Foren vermisse nämlich eine art Nachschlagewerk zu ganz allgemeingültigen Fragen und Erklärungen ohne Unterhaltung.
Im Bereich Tutorials und Anleitungen gibt es etwas ähnliches ... jedenfalls ist das etwas strukturierter als übliche Forenbeiträge bei denen sich eine Suche nach allgemeinen Fragen manchmal etwas unübersichtlich gestaltet.
Um auf das Thema zurück zu kommen.
Zwar konnte ich folgende Behauptungen selbst nur durch wenige praktisch aussagekräftige Probefahrten überprüfen aber theoretisch verhält es sich ungefähr folgendermaßen.(glaube ich)
Die Größe des Fahrrads wurde früher vor allem anhand der Sitzrohrlänge bestimmt. Heute ist das nicht mehr unbedingt der Fall denn es gibt mittlerweile Teleskopsattelstützen und vor allem bei Fahrrädern für aktionsreichere Sportarten hat sich das Verhältnis von Sattelrohr zu Oberrohrlänge so verändert das man zu mehr "Bein\Hodenfreiheit" tendiert -also kürzeres Sattelrohr aber längeres Oberrohr (oder zumindest tiefer sitzendes Oberrohr).
Natürlich hängen die Geometrie und Proportionen des Fahrrads immer vom Verwendungszweck und den Vorlieben ab. Grundsätzlich kann man aber glaube ich sagen das es bei den Mountainbikevariationen immer um die Bergauf und Bergab Performance geht. Das ist leicht nachvollziehbar denn es sind ja Mountainbikes.
Tatsächlich gibt es aber wohl einen allgemeinen Trend der zu immer größerer "Downhillperformance" tendiert. Ich denke schon bei einem Crosscountry Bike ist es so das man von mindestens 50\50% Up\Downhillperformance ausgehen muß wenn nicht sogar noch mehr downhill orientiert. Bei Allcountry ,Allmountain ,Enduro ,Downhill ,Freeride Modellen steigt der Downhillfaktor immer weiter an.
Die Downhillperformance hängt dabei einerseits von Federwegen andererseits oder gleichzeitig von Rahmengeometrien ab.
Während die unterschiedlichen Radgattungen früher weniger ausdefiniert waren hat sich das mittlerweile geändert wobei sich einige Dinge in fast allen Bereichen durchgesetzt zu haben scheinen .
Während man früher nicht über die großen Federwege verfügte kamen viele downhill lastigen Passagen zur Befahrung mit einem Fahrrad erst gar nicht in Frage deshalb vernachlässigte man die diesbezüglichen Eigenschaften und legte mehr Wert auf Eigenschaften wie z.B. den Druck aufs Vorderrad welcher beim Bergaufklettern wichtig ist. Das erreichte man z.B. durch steile Lenkwinkel ,kurze Radstände und lange Vorbauten die den Druck (vorderer Schwerpunkt des Fahrers) direkt auf die Vorderradachse führten.
Mit mehr Federweg und flacheren Lenkwinkeln ist die Downhillperformance deutlich gestiegen und hat auch die Möglichkeiten und damit das Fahrverhalten und die Gewohnheiten der Fahrer verändert. Federweg und Steuerrohrwinkel hängen in gewissem Maße von einander ab denn beim Einfedern verändert sich der Winkel und darf schon aus dem Grund anfangs nicht zu steil sein. Desweiteren resultiert aus dem flacheren Steuerrohrwinkel auch ein größerer Radstand und damit insgesamt mehr Stabilität (im Geradeauslauf) aber auch speziell an der Front des Bikes was bergab weitere Sicherheiten bietet (mehr Raum im Zentrum des Bikes - geringere Überschlagsgefahr).
Ein sehr flacher Steuerrohrwinkel benötigt auch ein geringfügig längeres Oberrohr denn der "Steuerkopf" und Lenker verlagert sich etwas nach hinten.
Wie schon erwähnt haben sich mit den Möglichkeiten auch die "Gewohnheiten" und das Fahrverhalten der Nutzer geändert und scheinen immer mehr downhill orientiert zu sein. "Flatlandtricks und Trialtricks" sind beim Mountainbiken eher seltene Erscheinungen und das Bergauffahren wird immer mehr zum notwendigen Übel als zum gleichberechtigten Ziel des Mountainbikings (auch bei allmountain und Enduro). Aus diesem Grund werden auch die Federwege bei fast allen Mountainbikes größer, die Front höher (was aber ein allgemeiner Trend ist denn es ist Komfortabel) aber vor allem werden die Lenkwinkel flacher.
Bei dem derart downhill orientierten Fahrverhalten hat man nun gemerkt das es fahrtechnisch sehr sinnvoll ist bei fast allen Fahrmanövern eine nach vorne wie hinten nicht zu extreme sehr zentrale Haltung auf dem Rad einzunehmen.
Um diese zentrale Position auf dem Rad halten zu können und dabei noch etwas Spielraum zu haben ohne in ein Extrem zu geraten braucht es Platz. Dieser Platz wird durch folgende Faktoren erreicht die Moderne Rahmengeometrien bieten :
Weiterer Radstand durch flachen Lenkwinkel (langes Oberrohr)
hohe Front durch\mit viel Federweg (keine Sattelüberhöhung - schon garnicht während der Abfahrt durch kürzeres Sitzrohr)
längeres Oberrohr bei kürzestem Vorbau (längerer Reach =mehr Knie\Körperfreiheit)
so haben sich die Rahmengrößen (bei downhill lastigen Rädern) in den letzten Jahren um gut eine Größe+ verschoben ,das Oberrohr ist damit (innerhalb einer Konfektionsgröße) bis zu vier Zentimeter länger geworden (das Sattelrohr im Verhältnis etwas kürzer).
Die Kombination mit einem extrem kurzen Vorbau hält den vorderen Bereich des Schwerpunkts (druck auf den Lenker durch den Fahrer) im Zentrum des Bikes vor der Vorderradachse.
So ist eine sichere ,stabile ,zentrale und abfahrts orientierte Position des Fahrers gegeben.
Durch eine möglichst große Erniedrigung des Tretlagers unterhalb der Radachsen (soweit dies technisch möglich ist) wird die stabile zentrale Fahrerposition noch erhöht indem der Schwerpunkt insgesamt gesenkt wird.
Durch größere Laufräder ergibt sich ein nochmal etwas weiterer Radstand und die Möglichkeit das Tretlager geringfügig zu senken.
Ein nach diesem Trend aufgebautes sehr agressives modernes Rad (z.B. der Enduro Klasse) fühlt sich tatsächlich auch schon bei einem kurzen Test anders an als viele nicht ganz so moderne Räder ... soviel ist sicher. Was aber UNBEDINGT sein muß und was man überhaupt machen will\kann ist eine andere Frage denn auch Enduro ist nicht gleich Enduro und auch Downhill ist nicht gleich Kamikaze.
Und ob mehr "Sicherheit" beim langen Oberrohr und tieferem Tretlager oder vielleicht doch eher beim Ganzkörperprotektorenpanzer anfängt oder aufhört ... am Ende alles Kopfsache (
Helm ist natürlich Pflicht)
Ich weis nicht in wie fern das so genau richtig ist. Das diese Ausführung bei weitem nicht alle Aspekte von Rahmengeometrien und die Zusammenhänge der Proportionen darlegt ist dagegen sicher ...
in wie fern es dir bei deiner Frage hilft ?... ich weiß es nicht wahrscheinlich weißt du das meiste selber aber hier lesen ja auch andere.
Nach dieser langen Rede kann ich aber ganz kurz sagen es gibt einen Trend zu längeren Oberrohren und kurzen Vorbauten.
Sinn ist eine Zentrale Position einzunehmen und genug Platz zu haben diese zu halten ohne in ein extrem nach vorne oder hinten zu geraten. Da man davon ausgeht das bergab (also die meiste Zeit) sowieso im Stehen gefahren wird und keine Last auf dem
Sattel liegt können die Kettenstreben recht kurz bleiben.
Demnach dürften Bunnyhopps und Wheelys bei längerem Oberrohr (und größt möglicher in Frage kommender Rahmengröße) weiterhin nicht unbedingt das Problem sein. Wenn es aber um Nosewheelys , Trialtricks und dergleichen geht muß man schon bedenken das ein längeres Oberrohr ,flacherer Lenkwinel und weiterer Radstand ein Problem darstellen können.
Das sind allgemeine Trends die ich zu erkennen glaube (aber wahrscheinlich auch nicht unbedingt ganz neu sind)... (dazu gehören übrigens auch Antriebskonfigurationen die immer downhill lastiger und spezialisierter werden und bei denen sich die Kompromisse immer weiter verschieben ... ich sag da nur Kettenlinie ... aber was weis ich schon)
Letztendlich hilft aber sowieso nur testen und ausprobieren wie sich ein Rad anfühlt ... wenn du dich bereits an irgendeine Einstellung sehr gewöhnt hast dann ist es fraglich in wie fern du bereit ,gewillt oder im Stande bist deine Technik und Gewohnheiten zu ändern.
Andererseits wird man sich wohl an fast jedes Rad das man bekommt anpassen ... ob es nun irgendeinem ideal entspricht oder nicht.
Aber natürlich gibt es eben gewisse Empfehlungen und Erfahrungswerte von Profis und umso weiter man von diesen entfernt ist desto weniger einfach gelingen eventuell bestimmte Fahrtechniken . Wenn man aber z.B. 180cm Groß ist und ein Hersteller sein Größe M Rad für Leute von 169-179 und sein Größe L Rad für Leute von 179-189 oder so ähnlich angibt dann wird man egal wie man sich entscheidet zumindest mal keine Welten von irgendeinem Ideal entfernt sein und irgendwie klar kommen können.
Ich glaube auch das sich viele Leute Heutzutage z.B. an eine Antriebskonfiguration anpassen weil diese nun einfach Trend ist und es kaum Vergleichsmöglichkeiten gibt ... und am Ende wundert sich niemand über seine Kettenlinie und Dinge werden einfach Normalität
Daran ist auch nichts auszusetzen solange es Spaß macht ... und wie viel Spaß es genau macht merkt man ja nur im Vergleich wenn man denn einen hat.
Ich möchte jedenfalls gar nicht wissen wie sich ein per 3D Scan auf meine Größe angepasstes Carbonbike für 20000E anfühlt und wieviel Spaß das macht ...
So und jetzt kommts ... ich hab nämlich das selbe Problem wie der Fragesteller ... was ich geschreiben habe wurde wahrscheinlich schon in hunderten Fachzeitschriften irgendwie durchgekaut ... ich habe so einen Überblick allerdings bisher noch nicht gefunden deshalb schreib ich das jetzt einfach mal alles hier so hin.
Ich habe mittlerweile des öfteren gehört das Leute die keine Spielereien machen ,die vor allem Trails entlang fahren und vielleicht mal springen, dabei aber nicht irgendwie rumstylen eher große Fahrräder bevorzugen .... allerdings ist das eben die Frage ob sich das auf Fahrräder bezieht die dem erwähnten Trend schon entsprechen also um ca. eine Größe verschoben sind oder eher noch kleiner ausfallen.
Es gibt Größe L Räder die ganze 64,5cm lange Oberrohre haben und für Leute ab 180cm vorgesehen sind ... das ist echt viel
... und mit einem durchschnittlichem Stitzrohrwinkel .... aber nach der Bergaufperformance hast du ja nicht gefragt ... und ich glaube das tut auch keiner mehr wirklich.
Ich für mich kommen laut Herstellerangaben auch regelmäßig zwei Größen in Frage dazu kommt der etwas neuere Trend und der Größenverschiebung .... in meinem Fall spielt da ganz einfach auch der Faktor der Verfügbarkeit eine wichtige Rolle.
Ich gebe jedenfalls keine 500 oder 1000 euro mehr aus nur weil ich zwei Zentimeter größer bin als es der Hersteller empfiehlt.
Solange ich nicht wirklich auf Anhieb irgendwelche Komplikationen feststelle.
OK andere wägen das vielleicht etwas anders aber der Thread hat ja auch noch ein bischen Platz ...