Azorix - Inselhüpfen im Regen

Die DB hat uns wegen 5h Verspätung gerade 110 € zurück gezahlt (halber Ticketpreis). Montag reklamiert. Dienstag Geld da. Und das, obwohl die Verspätung ursprünglich in der Schweiz verursacht wurde. Das Ticket war aber über den DB Navigator gekauft. Das find ich mal super!

Aber was schreib ich jetzt über die Azoren?
Wie viel Zeitverschiebung hat's da eigentlich? Könnte man natürlich auch nachgucken ...
 
Machen die Segler hier immer ne Zwischenlandung? Zählt das dann noch als EFI?
Bin kein Segler, glaube aber, die müssen auf günstige Winde warten (Richtung Amerika) oder füllen ihre Vorräte auf und reparieren, wenn sie aus Americas kommen (es sei denn es ist ein Rennen, ... aber das ist wohl in allen Sportarten gleich).
 
22.09. 16:15 Furna de Frei Matias, 680m

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Das Wetter scheint sich der Nachmittags zu doch noch halbwegs zu berappeln. Drum verlassen wir nach einigen hübsch flachen Sightseeingkilometern die Uferstraße...

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... in Richtung Berg. Gibt eigentlich nur einen einzigen auf Pico, genannt Pico, der ist dafür ganz schön hoch.

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Die Insel im Hintergrund ist dann übrigens schon die nächste Azore, genannt Fajal.

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Wir beschäftigen uns aber zunächst mit Pico. Komplett einsame und ehemals geteerte Ministraßerln führen durch steingemauerte, meist leere Kuh- und Ziegenweiden aufwärts.

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An einer ebensolchen unscheinbaren Wiese überklettern wir ein Gatter...

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... und stehen plötzlich vor einem gut getarnten Loch in der Landschaft.

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Unten finden wir einen indianajonesigen Minidschungel...

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... und zwei Eingänge zu einem System aus Lavahöhlen. Laut Azorenlegende lebte hier dereinst der Einsiedlermönch Matias und machte... keine Ahnung... was Einsiedler halt so machen.

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Wer geht zuerst?

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Immer die Kleinere... für mich wird's in ein paar Richtungen bald schon zu eng.

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Geiles Platzerl, so viel ist sicher. Aber einsiedeln möchte ich hier trotzdem nicht.
 
22.09. 20:00 Camp beim Casa do Montanha im Pico Naturpark, 1250m

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Raus aus der Höhle...

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... und zurück auf die Bikes.

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Bis zum "Casa do Montanha" kommen heute knapp 1500 Höhenmeter zusammen. Die "Berghütte" am Vulkan Pico ist das Eingangstor zum Naturpark und zur Besteigung... und mit einer absolut ungemütlichen "Bar" gesegnet. Schlimmer geht eigentlich nimmer, dabei ist das doch die einzige Hütte an Portugals höchstem Berg?! Immerhin gibt's was zu trinken, mehr aber auch nicht. Essen bleibt dramatische Fehlanzeige, mit sowas muss man immer rechnen auf den Azoren. Macht nix, wir haben Picknick für heute Abend und morgen dabei.

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Wir flüchten alsbald aus dem Casa do Montana, übernachten kann man dort auch nicht und zelten im Naturpark oder am Parkplatz wäre verboten.

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Nunja, ein paar Meter weiter unten gibt's eine Kuhweide neben einem halben Minikrater, dort richten wir uns häuslich ein. Das wird dann wohl die erste Nacht im Zelt auf dem Azorix. Geht aber auch nicht anders, wenn man den Pico "by fair means" und trotzdem nicht am Stück bezwingen möchte. Letzteres wäre zwar mit ner Gewalttour an einem einzelnen Tag vom Meer aus möglich, aber zum Sonnenaufgang schafft man's dann eher nicht bis zum Gipfel. Sind von hier aus auf etwa halber Höhe schon noch drei bis vier Stunden Fußmarsch, unsere Wecker sind jedenfalls auf 03 Uhr gestellt.

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Größer als das Rainshadow 3 wird's übrigens nicht für 1350 Gramm. Hatte noch nie so ein Riesenzelt.

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Eine Runde Sunset-Packsackball geht immer noch vor dem schlafen gehen. Gute Nacht, unsere wird recht kurz.
 
Zuletzt bearbeitet:
Inzwischen auch auf die pics "warte", und dabei dacht ich heute um kurz vor sechs schon was für eine unchristliche Zeit und dunkel ist´s auch noch...

Wünsche weiterhin noch gute Tage und top Wetter...
 
Leute.. schonmal nach der Sonnenaufgangszeit auf Pico geschaut? Das ist etwas später als bei uns... Wenn die beiden in 9 Minuten am Gipfel sind passt das zeitlich ganz gut.
 
Machen die Segler hier immer ne Zwischenlandung? Zählt das dann noch als EFI?
Naja, bei euch gilt das ja auch noch, wenn ihr mal 2 Tage irgendwo im AirB2B pennt :p
Die non-stop Weltumsegler dürfen das wohl nicht, aber die treiben sich eh weiter im Süden rum, wo nicht so viele Kontinente im Weg sind.
Und nach 2 Wochen 24/7 Deckwache schieben ist ne Nacht im Hafen wohl mal ganz nett.
 
23.09. 07:40 Montanha do Pico, 2351m

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Um drei Uhr morgens losradeln? Kein Vergnügen... und sehen tut man auch nix. Aber geradelt wird erst mal sowieso nicht viel, nach knapp einhundert Höhenmetern...

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... sind wir schon wieder am Ranger Office im Casa do Montanha. Rund um die Uhr besetzt, wird hier niemand ohne Voranmeldung, dreissig Euro Eintrittsgeld und ziemlichen Papierkrieg auf den Berg gelassen. Außerdem bekommt jedermann verpflichtend einen GPS-Tracker ungehängt und wird Live von den Rangern am Bildschirm verfolgt, dass man auch ja keinen Unfug am Berg anstellt... oder halt gescheit gerettet werden kann. Die Portugiesen machen ehrlich gesagt reichlich viel Aufriss um ihren höchsten Berg.

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Aber bitte, so ist das eben. Frisch eingecheckt und doppelt live getrackt, machen wir uns...

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... an den finsteren Aufstieg.

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Wer mit einem Kinderwagenweg rechnet, wird recht schnell eines besseren belehrt. Die Pfadspur zieht sich stangerlgrad und halbwegs senkrecht den Vulkan hinauf. Oft wird auch mit Händen und Füßen auf schmierigem Fels gekraxelt. Im Schein der Stirnlampe ist die Orientierung nicht ganz einfach, manchmal geht's auch mehr oder weniger freestyle von einem Markierungspfahl zum nächsten. Exakte siebenundvierzig numerierte Stück stehen auf den knapp zwölfhundert Höhenmetern verteilt und werden von den Guides der geführten Touren als Motivationscountdown benutzt. Wir sind auch nicht alleine am Berg, weit vor uns schleichen ein paar einsame Lichtpunkte in die Höhe.

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Die letzten Meter hinauf zum Gipfel werden dann noch mal richtig steil, nach dreieinhalb Stunden sind wir oben. Am Ende wird das Tempo etwas gedrosselt, um oben nicht beim Warten auf die Sonne im kühlen Wind zu frieren. Das ist allerdings gar nicht notwendig, denn am Gipfel strömt heisser Dampf aus den Tiefen des Berges aus ein paar Felslöchern und sorgt für eine prima Sitzheizung.

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Höchster Punkt Portugals, Montanha do Pico, 2351m über dem Ozean. Warten auf die Sonne.

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Da kommt sie schon, pünktlich wie vorhergesagt. Das Wetter ist ebenfalls erste Sahne, in den letzten zwei Wochen hatte sich der Pico ständig in Wolken gehüllt. Glück muss der Mensch haben... guten Morgen Sonne, guten Morgen mtb-news. An unseren Insta-Posen müssen wir allerdings noch etwas arbeiten, ...

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... das können andere Haserln besser.

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Ein Stimmungskillerbild darf nicht fehlen, nur so der Ehrlichkeit halber. Allein ist natürlich niemand auf dem portugiesisch populären Pico.

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Trotzdem schön... ich halt dann mal eben den Mond fest, sonst geht der noch unter.
 
23.09. 12:00 Vulkanstraße auf Pico, 900m

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Abwärts...

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... der aufgehenden Sonne entgegen. Das kitschige Licht kann allerdings nicht darüber hinweg täuschen, ...

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... dass der Abstieg durch das elend felsige Vulkankraxlzeugs sich eher wie pure Bestrafung anfühlt. Nicht umsonst brauchen wir beinahe genau so lang wie bergauf, das passiert dir auf einem vernünftigen Wanderweg in den Alpen nicht. Man sollte meinen, von dem teuren Eintrittsgeld für den Berg könnte ein bisserl was in den Wegebau investiert werden. Aber vielleicht geht das aus irgendwelchen Gründen nicht auf so nem jungen Vulkan, glaube die ganze Insel hat noch keine 300.000 Jahre auf dem Buckel. So oder so, nach dem Pico sind wir beintechnisch ziemlich angematscht. Runterlaufen ist einfach das Letzte. Ich weiss schon, warum ich Mountainbiker geworden bin.

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Jedenfalls sind wir heilfroh, als wir wieder auf den Rädern sitzen.

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Der Pico zeigt sich nochmal von seiner besten Seite, eher er nachmittags und vermutlich für die nächsten Wochen wieder in Wolken verschwinden wird. Schwein gehabt.

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Die Straße oben auf dem Inselrücken? Die ist einfach geil. Zehn Kilometer schnurgerade ohne eine einzige Kurve, ganz leichtes Gefälle, das gefällt :).
 
Nach anfänglichem Schwächeln🌦️ lässt sich das Wetter auf den Azoren wie es scheint mittlerweile ganz gut aushalten☀️ - eventuell müsst ihr noch den Titel des Trips anpassen? Bisher sehr schöne Inseln. Mal was anderes als die Alpen, alles saftig grün und ein mildes Klima.

Warum aber die touristische Infrastruktur so schlecht ausgebaut ist verstehe ich nicht. Scheinbar ist der Tourismus recht wichtig für die Inseln. Da kann man doch mal nachschaun wie das woanders gelöst wurde und dementsprechend optimieren. Es lässt sich auch Geld damit verdienen...

Die Pico Bilder sind Klasse, aber um 3 Uhr aufstehen ist hart. Sieht man den Gipfelstürmern aber auch an😴.
 
22.09. 20:00 Camp beim Casa do Montanha im Pico Naturpark, 1250m

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Bis zum "Casa do Montanha" kommen heute knapp 1500 Höhenmeter zusammen. Die "Berghütte" am Vulkan Pico ist das Eingangstor zum Naturpark und zur Besteigung... und mit einer absolut ungemütlichen "Bar" gesegnet. Schlimmer geht eigentlich nimmer, dabei ist das doch die einzige Hütte an Portugals höchstem Berg?!....
:) Dachte zuerst, das Bild stammt aus einer Ferienwohnung oder ähnlichem... Erst bei genauerem Hinsehen erkennt man 'Bar Artefakte', wenn man das mal so nennen kann....
Schönes Wochenende!
 
Runtergehen hasse ich auch wie die Pest, bin in den Alpen nach einem 1000 hm Abstieg mal auf den letzten Kilometern bis zum Hotel immer mal rückwärts gelaufen, weil die Knie nicht mehr wollten.
 
Warum aber die touristische Infrastruktur so schlecht ausgebaut ist verstehe ich nicht.
Naja, für die üblichen Standardhansel passt's doch. Die fahren ja auch mit Mietwagen oder Touribus durch die Gegend... bekommen ihr Lunch an einem der perfekten Panoramapicknickplätze serviert oder fahren halt in die nächste Stadt mit nem Restaurant. Kein Mensch ausser uns radelt hier von Dorf zu Dorf und erwartet Essen. Die Inseln sind alle klein genug, dass ein normaler Tourist immer stationär in einem einzigen Hotel bleibt und alles von dort erledigt.

Der Pico wird auch üblicherweise in geführten Gruppen bestiegen, mit Mitternachtstaxishuttle vom Strandhotel zum Trailhead und Guide mit Picknick und Thermoskannen im Rucksack. Ausser uns vermisst da wohl niemand am Vorabend ein Dinner in der "Berghütte".
 
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