Renn.Schnecke
im Zuckersandsee
Ein Falter im Ruppiner Land
Mit 20" über Stock und Stein und Laub
Es gibt einen Gegentrend zu den Twentyninern! Er ist mir begegnet! Oben bei Neuruppin! Im laubbedeckten Gelände!: Ein Faltrad mit 20" Laufrädern!Mit 20" über Stock und Stein und Laub
So höret die Geschichte:
Es begab sich an einem Sonntag im November, in diesem Jahr auch Novommber genannt. 15°C und sternhagelblauer Himmel sprachen für sich. Nur die Drachen am Himmel, im Wind wild flatternd, verrieten das wahre Alter des Jahres.
Das Ruppiner Land empfing uns mit gewellten Landschaften, einst entstanden, als es noch wahre Drachen gab.
In Wustrau-Radensleben stiegen wir aus (dem Zug) und in Karwe ein - in den Wanderweg E10.
Auf der Karte ein wenig reizvoller Strich Landschaft. In echt gehört "die Strecke [...] zu den schönsten Wanderstrecken in Brandenburg überhaupt". Sagen die Autoren der Seite ruppiner-land-rundwanderweg.
Hm, da haben sie wohl recht!
Für alle, die hier kein Foto sehen: An dieser Stelle sieht man ein sonnenbeschienenes Bild. Links der blaue Ruppiner See, efeumrankte Laubbäume fast vollständig ohne Laub. Fast in der Mitte eine Renn.schnecke mit leuchtend rotem Rucksack und geringelten Strümpfen. Rechts ein ahorn- und buchenblattbedeckter Hang in gelb-braun.
Es ist wunderschön! Die Sonne scheint, das letzte Laub an den Buchen und Birken leuchtet, viel mehr als das Rauschen des Windes und das Blätterrascheln unter den Big Apples (!) ist nicht zu hören. Weniger ist mehr! Bestimmt ein Zitat von Fontane.
Auf der anderen Seite des Sees sehen wir schon die Fontanestadt Neuruppin. Die Kirche ist die Klosterkirche St. Trinitatis, das Wahrzeichen Neuruppins. Und davor der silberne Blechmann:
Auf unserem Besuch in die Altstadt kommen wir an einer Baustelle vorbei:
Der Neubau wird sich sang- und klanglos in die Stadt einbinden, ich seh's kommen:
Ab 180.000 Euro zu bekommen. Wer vorne wohnt, hat mehr davon.
Die Klosterkirche ist das älteste Gebäude Neuruppins. Eins der ältesten ist dieses Hütchengebäude; schon etwas wackelig auf den Grundfesten:
Unser Weg führt uns wieder auf die naturbelassenen Wege. Entlang des Uferwanderweges rollt's weiter gen Norden. Zum Molchowsee, Tetzensee und Stendenitz beim Zermützelsee.
Hier gibt es einen Naturpfad und ein Waldmuseum mit lustigen, kleinen Schirmpilzchen auf dem Reetdach.
Für alle, die hier kein Foto sehen: Ein Häuschen im grünen Wald, mit Reetdach und aus dunklen Holzbohlen. Zwei Pferdekopfprofile zieren den Giebel. Daneben ein Insektenhotel. Im Vordergrund der Lenker eines Faltrades.
Über dem Rottstielfließ erreichen wir den Tornowsee. Der Binenbach verbindet diesen mit dem Kalksee. Und das mit einer bildgewaltigen Pracht:
Fast meint man, mehrere Ebenen, hoch über den Binenbach im tiefen Flussbett zu sehen. Vom Hinunterfahren bitte ich abzusehen: viel zu steil! Lasst Euch nicht von der Ikonographenmacht verleiten!
Für alle, die hier kein Foto sehen: Goldbraune Buchenblätter noch und nöcher. In der Mitte eine kleine, feine Brücke aus groben, grauen Feldsteinen. Ein Bach plätschert darunter hindurch. Die Sonne beleuchtet alles von der Betrachterseite. Die Schatten der Bäume sind lang, dazwischen ein kleiner Fotografenschatten.
Eine alte Feldsteinbrücke führt über das glasklare Bächlein.
Ein Abstecher nach Binenwalde, direkt am Kalksee gelegen, im Sonnenschein der Glückseligkeit - kann ein Ort schöner gewählt sein?
Der Falter ist hier kurz vor Binenwalde. Wie Ihr seht immer noch gesund und munter und voller Tatendrang. Und auch nicht langsam. Die 8 Gänge der Alfine-Nabe geben auf glatter Strecke fast 40 km/h her! Und auch bei einem Matschloch ist noch lange nicht Schluss. Erwähnte ich schon die unbestollten Reifen?
Wir machen einen Bildsprung. In Wirklichkeit wurde wieder nach Süden gekurbelt. Jeweils die andere Seite des Binenbachs, des Tornowsees, ein Stück entlang des Zermützelsees und so nah wie möglich am Rhin (allerdings nicht zu empfehlen, weil unspektakulär und von Schweinis zerbuckelt) bis Zippelsförde. Dann war vor Lindow der Gudelacksee und am Wutzsee die Steinerne Nonne:
Inklusive Klosterruine:
Um den Wutzsee führen auch tolle Wanderwege. Wir fuhren bis zum Westende, wo der Lindower Rhin zum Hugenowsee fließt (und von dort kommt, keine Ahnung). Der See war unser nächstes Ziel.
Uralte Eichen und Buchen säumen den Rand des Hugenowsees. Der Badesee der Gäste unserer Bundesregierung. Herrlich, toll, wunderbar die riesigen Zeitzeugen vergangener Epochen. Teilweise "nur" noch ein toter, hohler Stamm, trotzdem oder gerade deswegen imposant und erhaben. Der Weg ist für mich überraschend naturbelassen. Ein kleines Brücken, improvisierter Bohlensteg. Ich brauch nicht erwähnen, dass das den kleinen Falter nicht erschrecken konnte?!
Der Weg führte geradewegs in den Gästegarten hinein.
Ach nee, war ja ein Tor vor.
Für alle, die hier kein Foto sehen: Im Hintergrund das weiße Schloss Meseberg mit rotem Ziegeldach. Eine gepflasterte, breite, mehrere dutzend Meter lange Einfahrt führt hin. Im Vordergrund ein hohes, durchschaubares Tor. Davor ein Faltrad.
Mit Schwung und ohne die Dölcheseen besucht zu haben (beim nächsten Mal!) flatterten wir von Meseberg nach Gransee. Mir graute es schon vor den Massen. Jeder, der schon mal von Fürstenberg zurück (also gen Süden) fahren wollte, weiß, was ich meine.
Werden sie mich mit meinem Rad hinein lassen? Werden sie mich mit Blicken, die töten können, strafen?
Für den Falter kein Problem. Er faltet sich, braucht nicht einmal Transportgebühr bezahlen und bekommt nicht mehr Aufmerksamkeit als ein Koffer...
Hach, einfach klasse! Hätte es Klickpedalen, ja dann...... wer weiß, wer weiß.
Edit: Alle Fotos aus hinzes Hand gibt es hier.
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