Stuttgart - Nach langer Debatte ist 2007 der Bau einer offiziellen Downhill-Strecke zwischen Degerloch und Marienplatz gescheitert. Obwohl sich immer noch Radfahrer den Berg hinunterstürzen, wollen Polizei und Teile der Politik nichts mehr von dem Problem wissen. Jetzt planen die Grünen einen neuen Vorstoß.Völlig außer Puste steigt der junge Mann von seinem silberfarbenen Rad. Er hievt sein Sportgerät mit den breiten Profilreifen in den Fahrradhalter der Zahnradbahn auf dem Marienplatz. Der 28-Jährige ist leidenschaftlicher Downhill-Fahrer - einer von vielen. Seinen Namen will er in der Zeitung nicht lesen, denn das Querfeldeinfahren ist verboten; selbst auf befestigten Wegen, die schmaler als zwei Meter sind, ist Fahrradfahren nicht erlaubt. "Ich passe aber trotzdem auf", sagt er beschwichtigend.
"Es gibt keine Entspannung im Wald. Die Befahrungslage durch die Downhiller ist immer noch hoch", sagt ein Sprecher der städtischen Forstbehörde. Soll heißen: Es gebe Beschwerden von Waldspaziergängern, vor allem Hundebesitzern, die sich gestört und bedroht fühlten. Einzelne Versuche der Förster, die Zufahrten zu den Strecken zu verbauen, blieben meistens ohne Erfolg.
Vor knapp zwei Jahren waren die Downhill-Fahrradfahrer in aller Munde. Auf Betreiben der Grünen sollte eine offizielle Piste für die Steilhang-Radler quer durch den Degerlocher Wald in den Stuttgarter Süden entstehen, der Startpunkt oberhalb der Dornhalde ist gut erreichbar mit der Zahnradbahn, die vom Marienplatz bis zum Albplatz führt. Nach vielen Gesprächen mit Radfahrern, den zuständigen Ämtern bei der Stadt und Naturschützern, scheiterte das Vorhaben letztlich am Geld.
Ein weiterer Vorstoß der Grünen im vergangenen Jahr blieb erfolglos. Werner Wölfle von den Grünen will sich damit nicht zufriedengeben. "Diesen Herbst werden wir das Thema noch einmal anpacken." Der Fraktionssprecher im Gemeinderat träumt trotz der angespannten Haushaltslage bereits von Stuttgart als der "ersten Großstadt mit einer eigenen Downhill-Strecke".
Sportamtschef Günther Kuhnigk unterstützt das Vorhaben ebenfalls noch immer. "Das wäre eine tolle Attraktion für Stuttgart." Den grundsätzlichen Konflikt sieht Kuhnigk in den unterschiedlichen Ansprüchen der Waldnutzer, vor allem zwischen Spaziergängern und Radfahrern, aber "der Wald hat eben viele Funktionen".
Für die Bezirksbeiräte in Degerloch und im Stuttgarter Süden ist eine offizielle Downhill-Strecke dagegen kein Thema mehr. Auch die Polizei sieht derzeit kein Problem mit den Querfeldeinradlern. Wer erwischt wird, muss mit einer Verwarnung und einem Bußgeld von 40 Euro an aufwärts rechnen, außerdem droht eine Anzeige.
"Die Lust auf den Sport ist da, und die Fahrer lassen sich nicht einfach verdrängen", sagt Michael. Der 31-jährige Downhill- Fahrer fährt seit zwei Jahren regelmäßig in Stuttgarter und Umgebung. Gäbe es eine legale Strecke, dann würde sich die gesamte Situation entspannen, hofft er. Die Meinungen unter den Fahrern darüber sind allerdings geteilt. "Mir ist es relativ wurscht, ob es erlaubt ist oder nicht, ich fahre so oder so", konstatiert Simon, 29 Jahre alt. Sein Kumpel ergänzt lapidar: "Nur eine einzige Strecke wäre auf Dauer sowieso langweilig." 2007, auf dem Höhepunkt der Debatte, existierten etwa 15 wilde Pisten.
Dann macht sich der Tross wieder auf den Weg - rauf mit der Zacke und runter mit der Rennmaschine.
Lucia Weiß
21.08.2009 - aktualisiert: 21.08.2009 21:35 Uhr
"Es gibt keine Entspannung im Wald. Die Befahrungslage durch die Downhiller ist immer noch hoch", sagt ein Sprecher der städtischen Forstbehörde. Soll heißen: Es gebe Beschwerden von Waldspaziergängern, vor allem Hundebesitzern, die sich gestört und bedroht fühlten. Einzelne Versuche der Förster, die Zufahrten zu den Strecken zu verbauen, blieben meistens ohne Erfolg.
Vor knapp zwei Jahren waren die Downhill-Fahrradfahrer in aller Munde. Auf Betreiben der Grünen sollte eine offizielle Piste für die Steilhang-Radler quer durch den Degerlocher Wald in den Stuttgarter Süden entstehen, der Startpunkt oberhalb der Dornhalde ist gut erreichbar mit der Zahnradbahn, die vom Marienplatz bis zum Albplatz führt. Nach vielen Gesprächen mit Radfahrern, den zuständigen Ämtern bei der Stadt und Naturschützern, scheiterte das Vorhaben letztlich am Geld.
Ein weiterer Vorstoß der Grünen im vergangenen Jahr blieb erfolglos. Werner Wölfle von den Grünen will sich damit nicht zufriedengeben. "Diesen Herbst werden wir das Thema noch einmal anpacken." Der Fraktionssprecher im Gemeinderat träumt trotz der angespannten Haushaltslage bereits von Stuttgart als der "ersten Großstadt mit einer eigenen Downhill-Strecke".
Sportamtschef Günther Kuhnigk unterstützt das Vorhaben ebenfalls noch immer. "Das wäre eine tolle Attraktion für Stuttgart." Den grundsätzlichen Konflikt sieht Kuhnigk in den unterschiedlichen Ansprüchen der Waldnutzer, vor allem zwischen Spaziergängern und Radfahrern, aber "der Wald hat eben viele Funktionen".
Für die Bezirksbeiräte in Degerloch und im Stuttgarter Süden ist eine offizielle Downhill-Strecke dagegen kein Thema mehr. Auch die Polizei sieht derzeit kein Problem mit den Querfeldeinradlern. Wer erwischt wird, muss mit einer Verwarnung und einem Bußgeld von 40 Euro an aufwärts rechnen, außerdem droht eine Anzeige.
"Die Lust auf den Sport ist da, und die Fahrer lassen sich nicht einfach verdrängen", sagt Michael. Der 31-jährige Downhill- Fahrer fährt seit zwei Jahren regelmäßig in Stuttgarter und Umgebung. Gäbe es eine legale Strecke, dann würde sich die gesamte Situation entspannen, hofft er. Die Meinungen unter den Fahrern darüber sind allerdings geteilt. "Mir ist es relativ wurscht, ob es erlaubt ist oder nicht, ich fahre so oder so", konstatiert Simon, 29 Jahre alt. Sein Kumpel ergänzt lapidar: "Nur eine einzige Strecke wäre auf Dauer sowieso langweilig." 2007, auf dem Höhepunkt der Debatte, existierten etwa 15 wilde Pisten.
Dann macht sich der Tross wieder auf den Weg - rauf mit der Zacke und runter mit der Rennmaschine.
Lucia Weiß
21.08.2009 - aktualisiert: 21.08.2009 21:35 Uhr