Auch ich bringe den alten Thread mal hoch
Ich war letzte Woche auf Korfu (Nordküste, Achavari) und habe eine Tour mit dem Anbieter Cycle Corfu gemacht. Die "
Mountain Bike Tour" für 49 Euro. Hier meine Eindrücke für künftige Korfu-Reisende. Wer zu faul zum Lesen des unteren Textes ist: Landschaftlich größtenteils sehr schön, eher wenig Ansprüche an Kondition und Technik; Service geht so.
Die Tour beginnt am Bikeshop in Achavari, von wo aus man mit den gemieteten Bikes auf die Spitze des Berges Pantokrator gefahren wird. Von dort geht es die nächsten 30 Kilometer und 3-4 Stunden größtenteils abwärts über Teerstraßen und Schotter zurück zum Bikeshop. Dabei passiert man offene Berglandschaften, Olivenhaine, das historische und verlassene Bergdorf Perithia, kleine Dörfchen und schließlich Landstraßen und die Hauptstraße von Achavari. Auf der Singletrail-Skala würde ich 70% der Strecke auf S0 und 30% auf S1 schätzen. Die Landschaften sind gerade im ersten Drittel wirklich schön. Mit zunehmender Nähe zur Zivilisation begegnet man dann Korfus Müllproblem, was den Eindruck etwas trübt. Da Korfu nicht viele Wanderwege hat, muss man einige Strecken auf der Straße zurücklegen, was angesichts der korfiotischen Autofahrweisen weniger erquicklich ist. Unter dem Strich lohnt es sich aber. Nach dem ersten Drittel rastet man im alten Perithia, einem (abgesehen von einigen Tavernen) verlassenen Bergdorf aus dem 14 Jahrhundert. Ein beliebtes Ziel für Touristen, aber in der Nebensaison war es nicht so überfüllt.
Die Bikes werden von Cycle Corfu gestellt. Der Anbieter verspricht etwas großspurig "High-End Bikes" und "personal customization". Naja. Der andere Gast erhielt ein recht modern wirkendes, gut gepflegtes Fully von Specialized; das Modell habe ich mir nicht gemerkt, aber dem Federweg, der Geometrie und den Bremsscheiben nach zu urteilen war es für All-Mountain bis Enduro ausgelegt. Ich hingegen musste mit einem der wenigen Räder in meiner Größe vorlieb nehmen: Ein sehr in die Jahre gekommenes Merida-Hardtail, Modell Big-Nine 40. Die Federgabel war wirklich hinüber, sodass maximal die Hälfte des ohnehin spärlichen Federwegs verfügbar war - sofern die Holme sich nicht in den Tauchrohren verkanteten, weil die Gabel zu viel Spiel und keinerlei Schmierung hatte. Die
Bremsen und Bremsschreiben waren für mein Gewicht unterdimensioniert, selbst wenn sie in gutem Zustand gewesen wären. Vorteil des Ganzen war, dass so auch die S1-Schotterwege wieder technisch anspruchsvoll wurden und ich gezwungen wurde, mit Armen und Beinen zu federn und meine Hände bewusst zu lockern. Mit meinem privaten Canyon Spectral hätte ich alles bequem im Sitzen fahren können, mit der schlecht gepflegten Merdia-Gurke musste ich mich wieder auf die Technik besinnen. :-D
Für die 49 EUR erhielt man das Rad, einen
Helm, eine Flasche Wasser, die geführte Tour und den Transfer auf den Berg. Für mich noch ein fairer Preis. Der Guide war wirklich sehr nett und sympathisch. Er kannte sich gut aus und erklärte auch immer wieder etwas zu den Dingen, die uns so begegneten. Weniger erfreulich fand ich die Abwicklung im Laden: Ich wurde für neun Uhr bestellt und dann ließ man mich 45 Minuten allein warten, weil der andere Tourengast erst noch aus einem weiter entfernten Ort abgeholt wurde. Ich will ja nicht deutscher sein als unbedingt nötig, aber warum haben die mir das nicht vorher gesagt? Meine Telefonnummer hatten sie ja. Im Voraus hatte ich den Shop angeschrieben und nach den Touren erkundigt, hier war die Kommunikation gut und zuverlässig.
Würde ich die Tour nochmals machen? Eher nein. Das eine Mal hat sich gelohnt, aber vor allem für die landschaftlichen Eindrücke. Die würde ich mir bei einem nächsten Mal allerdings eher erwandern. Als einzige Vergleichsmöglichkeit an gebuchten Touren habe ich die 2017 gemachte
Pico do Ariero-Tour von lokoloko auf Madeira. Die war der Korfu-Tour in Sachen Landschaft, Anspruch/Abenteuer und Bikequalität haushoch überlegen.