Bikepacking in Perspektive und ein bisschen Geschichte

Adieu

Ride, eat, sleep, repeat
Registriert
23. Oktober 2014
Reaktionspunkte
2.168
Angefangen hat es, als ich wieder einmal eine Diskussion gelesen habe, bei der sich ein paar nicht ganz einig sind was Bikepacking ist und was es nicht ist. Fragen ganz grob à la "ich habe Bikepacking Taschen an meinem Rennvelo - bin ich bikepacker?" oder "ich habe Panniers an meinem MTB - bin ich bikepacker"? schwirren umher
:)

Dabei fand ich dann noch in dem nachfolgend zitierten Post ein paar Links, die mich anregten, eine andere Sichtweise auf das Thema, besonders der Geschichte des Bikepacking zu geben. "Bikepacking in perspective" so zu sagen.


Aus dem Thread Eure Bikes mit Taschen (Galerie)
Nun. Eben diese "Trompete" ist signifikant bezeichnend für das Bikepacking. Das habe ich mir nicht ausgedacht
Klingt ja als ob man, wenn man ohne Trumpete unterwegs ist, dann kein Bikepacker mehr ist...
Signifikant ist höchstens, dass Leute krampfhaft versuchen anderen Leuten zu sagen ob sie nun Bikpacking oder Touring machen.
Nach dem Lacher über die Bezeichnung Trompete habe ich mit Interesse die von @QuasiNitro angegebenen Links angeklickt und war etwas enttäuscht.

"Ursprung

Entstanden ist das System bei Nordamerikanischen Langstreckenrennen, die sich oft über mehrere tausend Kilometer erstrecken."

Von hier .

"Seinen Ursprung hat das Bikepacking in Langstrecken-Mountainbikerennen in den USA, den sogenannten „self-support Races“: Weil sich die Distanzen zwischen den Städten nicht binnen einer Tagesetappe zurücklegen ließen und fremde Hilfe bei diesem Rennformat nicht vorgesehen war, suchten die Racer nach einem Weg, ihre spartanische Biwak-Ausrüstung und den Proviant leicht und sicher am Rad unterzubringen, ohne an Geländegängigkeit und Tempo zu verlieren."
Von hier .

Und dann taucht die Bezeichnung AWOL auf. Die musste ich, als jemand der mit Bikepacking angefangen hat, als es diese Bezeichnung und AWOL noch nicht gab, zuerst einmal gurgeln. Dann erinnerte ich mich wieder, dass ich AWOL schon mehrmals gegurgelt habe und immer wieder vergesse was es bedeutet;
Absent With Out Leave, also Militär.
Im Ernst? Ist das das richtige AWOL?
War da nicht einfach Spezi dahinter und hat diese Bezeichnung zwecks Marketing in den Bikezirkus rein geworfen?
Igitt - Militär!

Zurück zu den obigen Zitaten, deren Quellen den Ursprung des Bikepacking anscheinend in der TD sehen, hier also ein bisschen Bikepacking-Geschichte wie ich sie verstehe:

Die radfahrenden Buffalo Solders (Oh... wieder Militär) waren bereits Ende des 19. Jahrhunderts mit Lenkerrolle und Rahmen"taschen" unterwegs. Recht genau 100 Jahre vor dem ersten "Rennen" auf der GDMBR (eben die TD), welches vermutlich um 1999 statt fand. Ob die ersten Challenger der TD das dem heute typischen Setup entsprechenden benutzt haben, ist offen. Genau so gut kann man die Verbindung zu den Buffalo Soldiers ziehen - was ich eben mache und so auch z.B. am EDFOC (in '15) so einem kleinen Publikum erzählt habe. Ich glaube nicht, dass ich die Geschichte falsch aufbereitet habe aber sie geht deutlich weiter zurück als einige Webseiten uns das klarzumachen versuchen. Weiteres zu diesem 25. Regiment der Buffalo Soldiers in den Links zur Quellenangabe der Fotos:





Foto von hier und hier


Mich erinnert dieses Bild immer an das obige :)
Von einem fast-Wales C2C (ein Vorläufer von https://cambriantrail.wordpress.com/) mit Ian, Andy und Neil. Fast 120 Jahre dazwischen - es hat sich eigentlich wenig getan...


Aus Wikipedia zur radelnden Infanterie betreffend dem 25. Regiment - den radelnden Buffalo Soldiers:
"In the United States, the most extensive experimentation on bicycle units was carried out by 1st Lieutenant Moss, of the 25th United States Infantry (Colored) (an African American infantry regiment with European American officers). Using a variety of cycle models, Moss and his troops carried out extensive bicycle journeys covering between 800 and 1,900 miles (1287 to 3058 km). Late in the 19th century, the United States Army tested the bicycle's suitability for cross-country troop transport. Buffalo Soldiers stationed in Montana rode bicycles across roadless landscapes for hundreds of miles at high speed. The "wheelmen" traveled the 1,900 Miles to St. Louis Missouri in 34 days with an average speed of over 6 mph."

Wer war also der erste Biker, der mehrheitlich solch technisches Gelände fuhr, dass Panniers suboptimal waren? Wenn es nicht die Buffalo Soldiers waren? Wer war es sonst?
In den Alpen fand anscheinend fast Zeitgleich eine ähnliche Fragestellung der Nutzung von Fahrrädern für Militärische Zwecke statt, wurde aber soweit ich weiss nicht in dem Rahmen getestet wie unter Lt. Moss. Ich weiss von Botengängen in den Bergen und Truppenverschiebungen, aber die Verschiebungen wären wohl mit Panniers und Gepäckträgern auch gegangen (keine Ahnung wie das Gepäck ausserhalb der Schweiz effektiv transportiert wurde) und für die Botengänge wurde meines Wissens kein Biwakzeug benötigt, da diese nicht lange genug unterwegs waren.

In der Schweiz sah es jedenfalls so aus:

http://www.2-pedals.org/HTML/Lastenraeder/lastenraderarmeevelo05.htm

So sehr ich das Militär nicht mag, es hat sich in diesem Falle was sehr cooles daraus entwickelt. Möglich ist auch, dass aus dem privaten Sektor die Ideen für das Militär stammten, was ja meist der Fall ist, aber die Dokumentation solcher Ideen ist beim Militär und das ist was wir über 100 Jahre später mit einfachsten Mitteln (PC, WWW und ein wenig Zeit) finden.

Beth/Ian (ja, der gleiche Ian aus dem Foto oben) haben es schön beschrieben:
http://www.wildcatgear.co.uk/

"Bikepacking is a term that has grown significantly in recent years. Whether you prefer to call it randonneuring, adventure cycling, audax or just plain old cycle touring, it’s safe to say it’s nothing new. History shows us inspiring images of rugged men with sparsely laden steel bicycles crossing barren wilderness. More than 100 years later, just how much have things changed?



Bikepacking in Australia, 100 years ago

Bikepacking has been in our blood for decades; it wasn’t called that back then, but it was why we bought bikes. To head out into the wilderness of Wales; gradually honing those skills of carrying just enough to be comfortable. To not be laden with excess gear that slows you down and detracts from the pleasures of the journey."



Die mal grob zur Geschichte. Was in z.B. in den 50-60 Jahren betreffend dem Bikepacking tat, ist mir schleierhaft. Klarer wird's wieder ab der Zeit als sich Tom Ritchey, Joe Breezer, Charles Kelly, Keith Bontrager, Gary Fisher und weitere mit dem was damals als Fatbike galt, rumtummelten.




Aus dem gleichen Faden:
Scheint so als ginge es um 90% lifestyle und 10% Radreisen/Mountainbiken. Wobei dagegen ja nix einzuwenden ist.

Was mich zurück zur Trompete führt. Für MICH beginnt Bikepacking dort wo der Transport von Ausrüstung am Gepäckträger nicht nur störend sondern problematisch ist, stark hindernd und zum Absteigen zwingt. Und es hört sicherlich nicht dort auf, wo ich besser bedient bin - aus z.T. den gleichen Gründen - alles im Rucksack zu tragen, oder praktisch alles. Nur weil ich keine Trompete und Lenkertasche am Bike habe, macht das noch lange ein nicht-Bikepacker aus mir, da ich ja das Gepäck genau so dabei habe - das Bike ebenfalls.


Auf 3000 m, alles im Rucksack, bis auf eine leichte Luftmatte und Ersatzschlauch, welche im 40 g Rahmentäschchen waren. Während die Wanderer mit Steigeisen die Nordseite aufgestiegen und südseitig (hier im Bild) abgestiegen sind, haben wir es genau umgekehrt gemacht und hatten eine wahnsinnig tolle Abfahrt die mit Alt- und Neuschneefeldern begann.


F., das erste mal auf einem 3000er mit Bike, das erste mal auf Bikepacking Tour.
Alles in seinem alten Deuter und einer Rahmentasche die ich selber genäht und ihm zum Geburtstag geschenkt hatte - inkl. 3 Tagen Tour.


Und Hotel... (im Regen mit zuwenig Heringen)


Ich, fotografiert von F. Das Motiv wäre wohl ich gewesen, aber ich möchte auf den Rucksack hinweisen.

Ein ca. 20 L Rucksack (angegeben als 25 L Sack, aber dem traue ich nicht so) - nicht einmal voll, obschon gepackt für 3 Tage draussen, wechselhaftes Wetter, Nachts nahe Null und alles Essen für die gesamte Zeit dabei.


Gleiches Gebiet, gleiche Tourdauer, viele Jahre vorher, Jahre bevor z.B. Revelation Designs gegründet wurde. Mit anderem Freund. Man beachte wie klein unsere Rucksäcke sind, trotz kleinem 2 Personen Alpinzelt.


Mit Freundin auf 2 Tagestour, einige Male über 2800 m. Hier in einem Stück, dass steil und rutschig war. Eigentlich nicht sonderlich schwer zum Fahren, aber viel Gefühl erforderte.


Weniger praktisch mit Satteltasche.


Alpines Biken? Trailspass im Wallis mit langhubigen Tourenbikes? Mit Schlafsack und Tarp, Kocher und schönem Sonnenunter-/aufgang? Alles möglich ohne Einschränkungen, wenn man denn die Erfahrung walten lässt und zudem die Ausrüstung entsprechend wählt. Auf dieser Tour kamen wir, wie für viele Regionen in der CH üblich, oft an Hütten vorbei wo's Betten und Verpflegung gegeben hätte. Dies hätte aber diktiert wo wir übernachten und essen. Was wir essen. Freiheit? Eingeschränkt. Naturerlebnis? Eingeschränkt. Beim Bikepacking bin ich freier in vielerlei Hinsicht. Ich treffe oft Hüttenbiker, Transalper und Alpen X-er an, die gleich viel oder mehr Gepäck dabei haben als ich. Würde ich von Hütte zu Hütte gehen, hätte ich wohl unterdurchschnittlich wenig dabei, aber dann eben dafür fehlendes Naturerlebnis.




Ergänzend zu den obigen Touren, die extrem trail-lastig waren, einiges an Stossen und Tragen beinhalteten, kann man natürlich auch auf Bikepacking Touren mit dem grössten Teil oder auch der gesamten Ausrüstung und Verpflegung am Bike, je nach Gelände und Schwierigkeit des Terrains, dass man nachfolgend gut sehen kann.
Wieder aus dem Faden "Eure Bikes mit Taschen":
Highland Trail 430 (2013)




Alles Alpkit Taschen. Lenker und Satteltasche waren Airloks, die Satteltasche zugeschnitten und genäht.

Highland Trail 550 (2016)



Alle selber genäht, Sattel- & Rahmentasche aus leichten Ripstop-Nylon-Resten. Unglaublich leicht (260 g für alle 4 Taschen), Sattel- & Rahmentasche aber nicht sehr haltbar ;-)

Mein Winter Bike
Bis auf die Satteltasche und Oberrohrtasche (Alpkit) alle selber genäht. Am KHS Bike meiner Freundin ohne Ausnahme alle selber genäht.
Engadin


Ofenpass / Val Mora


Mein Alltags Bike
Island



Bis auf die Satteltasche von Wildcat Gear alles selber genäht.


Auf 5.5 Wochentour, mit Jeans, 2 Paar Schuhen und grossem Zelt kann man ebenfalls Trails mitnehmen, wie am Mam Tor, der berühmte Cut Gate Path im Peak District und was sonst noch alles zwischen Jersey und Shetlands liegt. Wer hier ein Querrad/Gravel Bike mit Panniers mitnimmt ist garantiert mehr am Stossen, als wenn die gleiche Person mit einem Offroad tauglicheren Bike und Bikepacking-Taschen mitgenommen hätte:





Solche double tracks gehen natürlich auch gut mit einem Querrad oder Gravel Bike (was das immer sein mag) und Panniers, aber es ist ja immer eine Balance zwischen zwei Enden eines Spektrums. Was man nicht sieht auf den Bildern ist das konstante Rütteln.




Ein breiterer Reifen schluckt mehr von diesem Rütten und rollt schneller als der gleiche, schmälere Reifen. Am Ende des Tages hat man z.B. mehr Zeit um den schönen, ausgesuchten Übernachtungsplatz zu erkunden und ist weniger Müde weil das konstante Rütteln stärker geschluckt wurde.

Ein HT550 ist wunderschön ausbalanciert und im ersten Jahr tauchten ein paar wenige noch mit schmalen Reifen auf, in zumindest einem Fall sogar kleiner als 2" und mit Dropbar. Wo ich am meisten Spass hatte musste er stossen. Ich kann auch nicht sagen ob er schneller war, da sein Hinterrad die Tour nicht überstand. Er dürfte sich auf den Teer gefreut haben, welchen ich dafür hasste (bin so oder so sehr abgeneigt davon).
Spannend ist aber was man heute so alles am Start sieht. Grossteil Conti X-King Protection, meist 2.4" und viele weitere ähnliche Reifen, mehr Fullsusser, mehr Plusbikes und viel weniger Bikes die auf Teer einen Vorteil bringen. Das HT550 (als "Rennen") findet nun zum 5ten Mal statt und es hat sich in der Zwischenzeit herumgesprochen, was sich am besten eignet. Es ist eben eine richtige (Mountain-) Bikepacking Route.
Bikepacking at it's best; Eine Menge single tracks, viele double tracks, einiges zum Stossen und eine geringe Menge Teer, die mehr dazu da ist, Offroad-Sektionen zu verbinden.

Welches Taschensetup gibt sich durch die Tour. Es dürfte klar sein dass die Ausrüstung leichter und kompakter ausfallen muss als bei einem vollständigem Pannier System. Man will ja schliesslich Offroad Spass haben und das Bike umher werfen können.


Ich finde es gibt eine ganz einfache Erklärung:
Radfahren ist in den letzten Jahren wieder Sexy geworden. Fahrräder habe wieder einen höheren Stellenwert bekommen.
Da hat es sich einfach Ergeben, dass sich die normale Radreise Richtung Bikepacking entwickelt hat.
Es ist halt eine andere Art des Radwanderns... halt auch irgenwie cooler. Ich stimme meinem Vorredner zu, es geht um das wesentliche. Minimalistisch. Ist halt wie bei den Fixies auch irgendwie minimalistisch und aber auch ein Trend. Was ja nichts schlechtes heißen soll, denn mir gefällt dieser Trend sehr gut. Radfahrer sind halt cool!

Scheint so als ginge es um 90% lifestyle und 10% Radreisen/Mountainbiken. Wobei dagegen ja nix einzuwenden ist.

Was hier @the-andre und @umtreiber schreiben mag für einige stimmen (jene die wohl auch gleich ein AWOL haben wollten, als Spezi dies verbreitete), aber es gibt auch Leute und das ist die Mehrheit die ich kenne, die aus Gründen, die ich hier nun lang und breit zu beleuchten versucht habe, solche Taschen und nicht Panniers benutzen. Wenn man es mehr als 10 x im Jahr macht, dabei über 50 Nächte pro Jahr draussen verbringt, kann man es vermutlich schon Lifestyle nennen ;-)


Die Welt des Zweirades ist extrem vielfältig und findet an unglaublichen Orten statt. Ich mag alle Formen, aber kein Teer und suche mir für diese Formen ein Rad aus, das mir passt (und nicht immer das effizienteste sein mag), packe meinen Kram ran und ziehe los.
Was hat es mich zu kümmern, wenn ein Teerliebhaber sich an den Facetten des MTB anlehnt und seinen Kram wie ich an sein Rad packt? Einiges, denn wir haben was gemeinsam - das Rad und eine Reise.
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für diesen umfangreichen Beitrag @Alpinum

Allerdings und wenn es dir wirklich und nur um die "Geschichte des Bikepacking" gegangen wäre, hättest du die Beitragseinleitung deutlich neutraler halten können. Das du mich auf diesem Wege für deine Reputation herbei ziehst, finde ich absolut unterirdisch. Wirklich schade, traurig und arm!

Trotzdem möchte ich dazu Stellung dazu beziehen.


Deine Erläuterungen zeigen auch, daß es die Betrachtungsweise und Art der Interpretation ist, woran sich die Geister scheiden. Ich vertrete meine (rackless) Interpretation des Bikepacking, halte daran fest und tue diese auch kund! Das meine vermeintlich einsilbige Betrachtungsweise von einigen gerne als überzogen oder zu verbissen betrachtet wird, kann ich nachvollziehen, aber dafür gibt es auch eine Geschichte.

Ich bin selber über 15 Jahre voll mit beladenen Panniers und nicht selten mit mehr als 20kg am 16kg Reiserad auf Touren durch Europa unterwegs gewesen; ohne damals zu wissen, das es auch leichter geht.

Nachdem vor einigen Jahren die ersten "rackless" Bags den Sprung über den großen Teich schafften und damit auch der begleitende Begriff des Bikepacking mit solchen Taschen ohne Gepäckträger nun endlich leichter unterwegs sein zu können. Ob nun auf Asphalt oder auf Singletrails spielte erst mal keine Rolle.

Das war für mich - und ich muß es immer wieder erwähnen - eine Offenbarung und Erleichterung zugleich. Das hat für mich nichts mit Trend, schick oder Hype zu tun. Nebenher habe ich in den letzten Jahren im ultraleicht Trekking Bereich reichlich Erfahrungen auf vielen Touren sammeln können, meine Ausrüstung auf mein Komfortlevel erleichtert, reduziert und minimiert. Hier ging die Reduzierung mit dem rackless Bikepacking für mich einher, auch wenn ich das UL a.G. meiner Komfortansprüche nicht konsequent durchziehe.

Was ich damit sagen will: So wie mich das UL-Trekking von einem 22kg auf einen 7kg Rucksack brachte, die Entlastung meiner Gelenke deutlich spürbar wurde, meine Leistungsfähigkeit damit stieg und ich nun wesentlich entspannter nach einem langen Tourtag am Abend bei einem Tee am Zelt sitze, führte mich das Bikepacking von den schweren Packtaschen am Gepäckträger zu einem beweglicherem Bike und Ressourcen schonender Fortbewegung. Längere Touren machten wieder richtig Spaß, mehr Spaß als zuvor!

Daher möchte ich mit meinen Einwänden ehr zum Überdenken der althergebrachten Gepäckträger-Packtaschen Kombi anregen und Interessenten am Bikepacking für "weniger ist mehr" sensibilisieren.



Früher...

P1020559.JPG




Heute :- )

P1010283.JPG


Ich hoffe, hiermit konnte ich für etwas Klarheit über die Art meiner Argumentationen sorgen...
 

Anhänge

  • P1020559.JPG
    P1020559.JPG
    186,2 KB · Aufrufe: 878
  • P1010283.JPG
    P1010283.JPG
    336,8 KB · Aufrufe: 777
Zuletzt bearbeitet:
Daher möchte ich mit meinen Einwänden ehr zum Überdenken der althergebrachten Gepäckträger-Packtaschen Kombi anregen und Interessenten am Bikepacking für "weniger ist mehr" sensibilisieren.

Ich weiss nicht...so richtig glaubwürdig ist das nicht. Das ist für mich heavy-Bikepacking. (Foto von Deiner Homepage)
DSC03192.JPG
 
Die Glaubwürdigkeit überlasse ich deiner Art der Interpretation. Das Bike in der Mitte ist meins, welches ich auch in meinem obigen Beitrag (nachträglich) eingefügt habe. Falls du ehr auf das fett bepackte FATBIKE anspielst, gebe ich dir recht. Aber mein Bikepacking-Buddy hat auch daraus gelernt und fährt nun ein vergleichsweise graziles Gravelbike mit reduzierter Ausrüstung. Das hättest du sicher bei etwas intensiverer Recherche auf meiner WS auch heraus gefunden... ;- >
 
@QuasiNitro Danke Dir doppelt. 1. für Deinen Beitrag und 2. dafür, dass Du schlussendlich den Stein bei mir in's Rollen gebracht hast, was zum Eröffnen dieses Fadens führte.
Es bringt jeder seine eigene Geschichte mit rein. Wäre spannend mehr verschiede Perspektiven zu hören.


Es geht weiter mit dem Geschichtsunterricht.

Hier ein paar Puzzleteile die ich übersprungen habe, weil ich mich zu sehr an das Geschichtlein gehalten habe, dass ich vor einiger Zeit in Edinburgh erzählt habe:

Es tauchen mehr Geschichten auf, die ausserhalb des Militärs stattfanden und zudem haben wir Material, dass die Lücke zwischen dem Ende des 19. Jahrhunderts und den mid 70ern füllt - wie konnte ich dies bloss vergessen...

Stark vertreten sind die Aussies:
kennen wir bereits von Wildcat Gear.







Der Hauptgrund für die vielen Aussies auf Bikepacking-Touren scheinen die Schafe gewesen sein. Die Schafschärer fuhren mit den Drahteseln zu ihren Jobs, weil Pferde teurer in der Anschaffung und im Unterhalt waren und zudem mehr Aufmerksamkeit benötigten. Nicht ganz freiwillig also.
http://bicycles.net.au/forums/viewtopic.php?t=28884
http://www.veloaficionado.com/blog/australias-bicycle-riding-shearers-of-the-early-twentieth-century

Wer um das Ende des 19. Jahrhunderts mit dem Rad um die Welt fuhr, dürfte grosse Strecken Offroad zurückgelegt haben. Das Auto war wenig verbreitet, Strassenbelag wie Teer kaum existent. Die meisten besseren Strassen dürften Schotterpisten gewesen sein. Daneben wurden sicher auch viele km auf raueren Pisten zurückgelegt.


"The intrepid co-authors of a remarkable autobiographical travel journal first published in 1899 are shown here with their steadfast touring bicycles.
No strangers to our modern cycling troubles, here is a quote from the book describing an event just after the cyclists had entered into Russia from Roumania [sic] in 1897:
"... The heat was scorching. With dust-lined throats and aching eyes we one morning turned aside from the rutty and uneven path to what seemed a stretch of grass and weeds. It was an evil genius that led us, for in five minutes we were outdoing the exploits of the troops in Flanders. We were swearing fearfully. Those most accursed weeds were going to seed, and every seed was as large as a pea, and shot forth a dozen needle-like spikes.First one of us shouted, "My back tyre is going down;" then came an echo, "So is mine," followed by a mournful groan, "And I'm ____ if mine isn't doing the same."
We dismounted and picked out a few hundred of these spiked seeds. After that we looked for the damage. One tyre had eleven punctures, another six. Mourningful-visaged, we sat on our haunches patching up, each trying to persuade the other two that the thing was rather a joke. But in future we avoided pieces of inviting grass..."
"Round the World on a Wheel," John Foster Fraser, (Thomas Nelson, London, 1899)"

John Foster Fraser

Weitere Weltradler:
https://joecruz.wordpress.com/2013/05/03/rescued-photos-talk-by-david-herlihy/

saucool. gibts noch ne story zu dem bild?
Ja :)
In Norwegen war man auch unterwegs:

"Rather than Yosemite, as some suggested, the photograph was actually made outside the Stalheim Hotel in Norway. Completed in 1885, it was replaced with a more modern version in 1960. The view pictured looked out over the Nærøy Valley. It is even featured on the hotel’s website.
We even got some insights from mountain bike pioneer Joe Breeze:
"The bike in profile looks to be a late-1880s Starley Pyscho. Note that it has a rod-stayed cross frame. Similar to my cable-stayed Kite one hundred years later."
Breeze also pointed out that though the date "1898" is written on the photo, the bikes pictured feature solid tires and date from the 1880’s.
The photograph was made by Axel Lindahl (1841-1906), who traveled Norway in the 1880s. Though he was Swedish, he is most known for his Norwegian landscapes.
The photograph is archived in the
Norwegian Museum of Cultural History, with a date of 1889, which seems to be more accurate given the facts.
It also appears in James BcGurn’s book
On Your Bicycle: An Illustrated History of Cycling with the caption: "Not only were safety bicycles more manageable on difficult terrain, but they could carry much more luggage than the high bicycle." "
http://dirtragmag.com/follow-fascinating-photo/


Aber auch in Kalifornien war man aktiv:


"Thought bikepacking was a new fangled "rackless" version of touring? Check out Harry Libby, circa 1896, on his fixed gear safety. This image, as near as I can tell, was originally published in a tome on bicycles from the 19th Century entitled "The World Awheel". This book covered the feats and the industry titans of the bicycling world during the latter years of the 19th Century.

From what I can gather, Mr. Libby, of Lodi, California, rode this machine from New York City to San Francisco . In the process it is claimed he set a new long distance record, whatever that was. That isn't so interesting to me as the set up he used. Note the now considered "new" trappings such as his frame bag, (which appears to be made from leather in this case), a sleep roll on the handle bars, and what appears to be a small box attached to the top tube. A nice, wide brimmed hat would keep the sun off his face, and the long sleeves and long pants would no doubt afford protection from the elements, flora and fauna, and satisfy Victorian moral standards of the day! Of course, the side arm says enough on its own without comment from me."

Harry Libby


Wir sind aber noch nicht einmal im 20. Jahrhundert angekommen.
Ich springe mal kurz vor, wo dann Leute wie Horace Dall auftauchen. Er dürfte ein Begriff für viele sein.

http://expeditionportal.com/horace-dall-s-bicycle-adventure-in-iceland-circa-1933/

Horace Dall ist auch bei mir Gedanklich verknüpft mit der RSF.
Cut Gate - eine echte MTB Route - ich kann's bestätigen.

""I would like to state that the Oldham CTC has traversed with their machines a number of Bartholomew's dotted lines in the Peak District. In one day Doctor's Gate, the Snake-Hatfield Pass, Jacob's Ladder and Chapel Gate were crossed. By taking machines along paths such as these an entirely new field of activity is open up to the keen cyclist who prefers the bracing air and solitudes of the heathery moorlands to the petrol reeking and discordant bustle of motor infested highways."

G Hewitt 2nd March 1928"

http://cbklunkers.com/page.cfm?pageid=13666
Die ganze Tour ist ganz ordentlich, auch für heutige Standards. Einige vom RSF waren auch über mehrere Tage unterwegs nach Bikepacking Manier. Am prominentesten wohl die Island Tour.

Porträtiert wurde u.A. Dick Phillips in einem Werbevideo für Island welches vielen Bikern bekannt sein dürfte.

Das waren jetzt ca. 30-70er aus der Sicht von UK.
Es gibt sicher noch viele weitere spannende Geschichten zum Entdecken...
 
Danke an alle für's Lob. Freut mich, dass die Hintergründe nicht nur mich interessieren. Bleiben wir dran, da kommt sicher noch mehr spannendes zum Vorschein.
 
Es wird Zeit mal in die 70er zu schauen wo der Begriff Bikepacking anscheinend geformt wurde.

https://www.morvelo.com/blog/bikepacking/

Bald sind wir in der Zeitreise in den 80ern angekommen...

Im folgenden Link ein sehr sehenswertes, wenn auch USA zentriertes Filmchen. Wirklich sehr sehenswert :daumen:

Da sind einige interessante Details drin. Ich hoffe ihr habt es so genosse wie ich und ebenfalls einige Male zurück gespult:bier:
 
Zuletzt bearbeitet:
Erstmal ein großes Dankeschön und :daumen: für die tolle Zusammenstellung.
Gerade der geschichtliche Teil ist mal erfrischend anders. Unbedingt weiter führen!

Das Video und natürlich auch die zitierten Artikel beantwortet die Frage, was ist Bikepacking m.M.n ganz gut:
Biken, campen, Strecke machen und Spaß dabei haben... Scheiß egal in welche Tasche du deinen Kram stopfst.

Der eingeschlagene Weg gibt dabei das Material vor. Form follows function
Das kann wie bei dir im ersten Post, ganz augenscheinlich die Umgebung/Trail sein. Oder wie es QuasiNitro beschreibt z.B. auch aus Gewichtsgründen (mit all seinen Facetten).

Die "bin ich Bikepacker" Frage ist doch ehr eine Kommerzielle, Marketing, Lifestyle Frage und ist auf Tour völlig obsolet.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ok, das ist pseudoretro und Puristen mögen monieren, dass ihm die typischen Taschen fehlen, aber, hey, er hat einen Rucksack!
2171753-nj71b6dh2t79-wannsee-large.jpg


und einen tragbaren Plattenspieler :daumen::lol:
2171754-hu7h3mvqscqm-wannsee2-large.jpg

Quelle

ungefähr so bepackt gingen meine Eltern auf Hochzeitsreise. Das Zelt hab ich noch irgendwo. Den Kocher hab ich ausgemustert, weil er irgendwann nur noch Stichflammen produzierte. Der Apfel fällt nicht weit vom Stamm, kann man sagen.
 
Zurück
Oben Unten