Bikepacking Lake Tahoe USA

Wassermangel am Spooner Lake

Ob ihr's glaubt oder nicht: Wir sind im Casino! Letzte Chance, 200m vor der Kalifornischen Grenze.


Heute gibt's einiges zu erzählen.

Der Tag startete erstmal angenehm mit einem großen Continental Breakfast, das diesen Namen auch verdiente. Wir ahnten, dass heute kein Touri-Foti-Tag wie gestern werden würde und kämpften uns folglich schon frühmorgens mit prall gefüllten Bäuchen und Rucksäcken über eine stillgelegte Straße bis auf 2600 müm.





Dort bogen wir auf den Tahoe Rim Trail ein, der eigentlich gestern auf dem Programm gestanden wäre.

Das Schild mit der Aufschrift "Bikes only on even Days" ignorierten wir, da wir momentan nicht genau wissen, ob heute grad eine gerade oder eine ungerade Zahl auf dem Kalenderblatt steht.

Anyway. Kaum hatten wir Dämpfer und Gabel in den Trailmodus geschaltet, standen wir auch schon vor dem ersten Schneefeld.







Haben wir eigentlich schon mal erwähnt, dass hier am Lake Tahoe der Schnee seltsamerweise mitten im Wald am längsten liegen bleibt? Und dass hier auch auf 2600 müm noch Bäume stehen?

Unbeirrt setzten wir die Fahrt fort und wurden mit dem bisher abwechslungsreichsten Trail unserer Tour belohnt. Auf und ab, mal Stufen, mal flüssig, immer den See im Blickfeld.



















Um die Mittagszeit trafen wir an unserem gestrigen Mittagsplätzchen am Marlette Lake ein. Nach einer kurzen Rast ging's weiter, bergab in Richtung Spooner Lake, wo eigentlich unser Tagesziel lag.

Schon gestern hatten wir einen idealen Trail dorthin ausgemacht, der nur einen kleinen Haken hatte: "No Bikes, please..."

Da wir beide aber beim Trailhead stark von der Sonne geblendet wurden und außerdem kein Englisch verstehen, nahmen wir den Trail dankbar in Angriff. Wie erwartet ließ er keine Wünsche offen. Außer, wenn wir es uns nochmals überlegen: vielleicht hätten wir auf die acht Wanderer und die Reiterin verzichten können, die uns freundlich darauf aufmerksam machte, dass dies kein Biketrail sei.


Am Spooner Lake angekommen, wurde unser Optimismus jäh gebremst. Statt eines idealen Zeltplatzes fanden wir eine stinkende Moskitobrutstätte vor, die definitiv nicht zum Bleiben einlud. Auch den plätschernden Bergbach, bei dem wir unsere Bidons auffüllen wollten, war nirgends zu finden.

Spätestens da war klar, dass wir mindestens zwei Probleme hatten:

Erstens mussten wir irgendwo Trinkwasser auftreiben, und zweitens noch ein ganzes Stück weiter fahren. Glücklicherweise erreichten wir schon bald einen Parkplatz, bei dem ein schönes WC Häuschen, einige Autos und sogar eine Tankstelle stand. Wir waren erleichtert - bis wir einmal mehr feststellen mussten, dass einem Amerikaner Benzin wichtiger als Trinkwasser ist.

Vermutlich wissen Mr. und Mrs. America gar nicht, dass man Wasser auch ohne Zucker- und Farbzusatz trinken kann...

Tatsächlich schafften wir es aber mit vereinten Kräften und offensichtlich überzeugender Mimik, uns von einem älteren Päärchen zwei Liter Wasser zu erbetteln.


Damit war die Weiterfahrt schon mal gesichert, und unsere Nachwehen vom Spielverderber und dem Navad 1000 plötzlich verflogen. Mat drückte ordentlich auf die Tube und wir flogen förmlich über den bisher höchsten Punkt unserer Tour.












Und wieder einmal leistete uns das iPhone treue Dienste und lotste uns - entgegen unserer ursprünglichen Absicht - einen RICHTIG coolen Quadtrail runter bis ins Gamblermekka South Lake Tahoe, wo wir uns in einem Casino eingemietet haben. Mal sehen, wie es morgen um unsere Reisekasse steht.






Na dann...

STOP, one more thing! Kaum hatten wir uns nach dem letzten Trailmeter gegenseitig abgeklatscht, tauchte 20 Meter hinter uns ein Bär auf! Endlich! Und erst noch lieber da, als beim Zelten...

Meister Petz hatte aber offenbar viel mehr Interesse an der Futtersuche bei den Häusern im Quartier, als an uns...






In dem Sinne: "Rien ne va plus", wir sind müde und müssen ins Bett. Schließlich schläft man nicht jede Nacht im Casino.
 
Sauerstoffschuld am Freel Pass

Eine Korrektur voraus. Gestern hatten wir geschrieben, dass hier bis auf 2600müm Bäume wachsen. Falsch. Wir haben heute an der 3000er Grenze gekratzt und auch da hatte es noch Bäume und farbige Blumen.



Es bedurfte allerdings eines ziemlich großen Efforts unsererseits, bis wir diese Flora bestaunen durften.


Außerdem erkennt der aufmerksame Beobachter unseres GPS Trackers sofort: Nach 7h biken sind wir genau 5km von unserem heutigen Startort entfernt.

Immerhin schafften wir es, vom Bundesstaat Nevada zurück nach Kalifornien zu gelangen.

Mit Einrollen war heute auch nix.


Das hatten wir allerdings uns selbst zuzuschreiben. Denn statt auf der Asphaltstraße ins Skigebiet zu rollen, wollten wir unsere in den letzten Tagen erworbenen Fahrkünste auf dem Van Sickle Trail unter Beweis stellen. Er forderte uns denn auch nicht zu knapp - steil, sandig, knackig - gnarly nennen das die Einheimischen hier.







Wir fuhren uns die Lunge aus dem Leib und hatten kurz vor Mittag bereits stolze 7km absolviert...











Als unsere Trinkflaschen langsam leicht wurden, war es Zeit für eine Filterung am Bergbach.



Dumm nur, dass nach dem Filtern immer noch jede Menge 1mm grosse Schwebestoffe in der Trinkflasche schwammen. Das war dann der Zeitpunkt, an welchem mein Grundvertrauen in unseren Wasserfilter einen Knacks bekam.


Gut, trinken mussten wir das Zeugs dann halt trotzdem. Schlimmer als das FBI Sandwich wird es schon nicht sein...



Währenddessen kletterte der Trail mit uns immer höher und höher...


Als wir um eins ziemlich fertig beim Star Lake auf 2800müm angekommen waren, staunten wir nicht schlecht:

Außer uns waren noch jede Menge andere Biker da.



Diese sahen aber weder fit noch fertig aus. Ob's da noch einen einfacheren Zugang gegeben hätte? Rätselnd mampften wir unser bevorzugtes Cinnamon-Raisin-Brot mit Bluecheese und Beef Jerkey... und machten uns auf zum höchsten Punkt, dem Freel Pass auf fast 3000müm.




Trotz gut zu fahrendem Trail japsten unsere Lungen nach Luft.

Auch wenn hier oben auf Vrenelisgärtli-Höhe noch Bäume stehen, das Atmen fällt einem nicht leichter als zuoberst auf dem Glärnisch.









Runter ging's dafür umso rasanter und spassiger. Und obwohl wir nochmals auf 2900müm klettern mussten, gelang auch dies plötzlich viel einfacher.






Als wir schließlich in "Mr. Toad's Wild Ride Trail" einbogen, gab's kein Halten mehr! 8.5km purer Downhillspass! Sprünge, Anlieger, Steinfelder, Highspeedkurven, ... alles, was das Bikerherz begehrt!



Leider konnten wir vor lauter Spass in diesem Hammertrail nicht anhalten um zu fötelen. Wir hatten temporär vergessen wo die Bremsen sind!


Über den harmlosen, aber wunderschönen Railroad Grade Trail rollten wir dem Ende des Tages entgegen.


Morgen verlassen wir dann aber wohl unser lieb gewonnenes South Lake Tahoe - nicht aber den See.

Bleibt dran.

Gruz Mat&Dani
 
Wahwahnwahnsinn! Aber klar, nach Navad1000 braucht es solche Erholung und Entspannung. Habt Ihr ein traumhaftes Gebiet dafür ausgesucht: well done!
Und für uns ebenso genial - da braucht es kein Frühstück bei solchen Bildern, würde man sich eh nur beim Betrachten dieser tollen pics dran verschlucken. Gibt es auch einen Bericht von der Navad? Würde mich ebenso interessieren...

War Mr. Petz vom Office of Tourism bestellt? Oder hoffentlich 800er Tele? :anbet: Hilfe, sofortige Schnappatmung "oh dear Lord"

Ride on, have fun, leave the pets alone.... ;-)

[dran bleiben? Und wie!]
 
Toller Bericht einer tollen Region! Da kommen bei mir die Erinnerungen hoch, als ich vor einigen Jahren selber Teile eurer Tour fahren durfte. Der Lake Tahoe ist einfach ein einzigartiges Stück Natur, Sommer wie Winter. Noch viel Spass und schreibt weiter!
 
Las Vegas - Venedig - Kap der Guten Hoffnung in einem Tag


In der festen Absicht , das Gamblerparadies definitiv hinter uns zu lassen, ging's wie immer in den letzten Tagen mit ein wenig Trailsuche los. Heute allerdings unter erschwerten Bedingungen, da zwischen uns und dem Trail ein ziemlich tiefer Bach ohne Brücke lag.


Vorher aber zwei Müsterchen aus der Serie: "make great again": Habt ihr schon mal gesehen, wie jemand beim Frühstück über die (schon kräftig gezuckerten) Frosties noch die halbe Zuckerdose drüber leert? Wir heute zum ersten Mal. Und schaut euch mal diese zwei Plakate an, die wir heute so nebeneinander aufgehängt entdeckt haben:





Nun aber weiter im Text. Mit vereinten Kräften schafften wir es tatsächlich trockenen Fußes (und Bikes) über die glatten Baumstämme.





Und waren nun definitiv wach für die ersten "gnarly Trails", die zwischen uns und dem anvisierten Luther Pass lagen.



Bei Meyers war dann eher der dichte Verkehr gnarly!



Zum Glück konnten wir aber schnell in den nächsten Trail verschwinden.







Am Pass angekommen, bogen wir rechts ab und erreichten pünktlich um Mittag den Scott's Lake.



Heute war übrigens deutlich zu spüren, dass Wochenende war. Waren wir vorher stets ziemlich einsam in der Wildnis unterwegs, so schossen heute Wanderer, Biker, Quad- oder Buggyfahrer plötzlich wie Pilze aus dem Boden.











Was aber auch für uns neu war: Hier entschuldigen sich die Wanderer bei uns Bikern, weil sie uns evtl. die Ideallinie auf dem Trail versperren könnten... Wir kannten das bisher von zu Hause eher umgekehrt.







Anyway. Je länger wir unterwegs waren, desto "gnarlier" wurden die Trails. Was uns natürlich gefiel.













Von Osten her wurde es plötzlich ganz schwarz und donnerte entfernt. Zeit, einen Gang zuzulegen...




Ein Gewitter blieb dann glücklicherweise aus. Nur den Lake Tahoe begannen wir irgendwie zu vermissen. Stattdessen befuhren wir riesige, von Waldbränden gezeichnete Hügelketten.



Bäume gab's hier nur in der "smoked edition", dafür hatten sich an ihrer Stelle schon zahlreiche stachlige Büsche auf dem sandigen Boden breit gemacht. Irgendwie erinnerte uns die Gegend an unser Arizona-Trail-Abenteuer aus dem Jahre 2014.









Plötzlich passierte unser Trail das Football Stadion der "South Tahoe Vikings". Ein untrügliches Zeichen, dass die Zivilisation und somit die nächste Zufuhr von American Junkfood nahte.






Und ehe wir uns versahen, waren wir auch schon wieder am Lake Tahoe. In... genau: South Lake Tahoe.

Allerdings gab's da auch am dritten Tag noch eine Attraktion, deren Existenz uns bisher verschlossen geblieben war. Little Venice! Eine Lagune im venezianischen Stil mit lauter Wasserwegen mit klingenden Namen wie "Lucerne Way", "Garmish Court" oder "Venice Drive". Die meisten Häuser mit Privathafen statt Parkplatz. Vermutlich eher was für gut betuchte, wir hätten den Stadtteil eigentlich gar nicht befahren dürfen.





Von Hunger und Durst getrieben machten wir uns auf in bekanntere Gefilde mit Gebäuden, deren Beschriftungen unseren Mägen schmeichelten. Taco Bell, Subway, CFK oder Full Belly Delights. Ehret einheimisches Schaffen.


Da hier aber zünftig der Bär brummte und sowohl Hotels wie Zeltplätze überfüllt waren, nahmen wir noch einen Teil unseres morgigen Tagesabschnitts unter die Räder.

Da sitzen wir nun, auf einer wunderschönen Halbinsel 100hm über dem Lake Tahoe, vor unserem Zelt. In der Hoffnung, dass uns auch morgen wieder tolle Trails und euch ein unterhaltsamer Blogbeitrag bevorsteht.
 
Gnarly Roads, take me home...... to the place, I belong...

Doch Frage ist: Wohin gehören wir? An unseren lieb gewonnenen Freund, den Lake Tahoe, auf den Heimweg, oder in eine der einheimischen Imbissbuden, die uns ebenfalls ans Herz gewachsen sind?


Bevor wir zur Beantwortung dieser Gretchenfrage kommen, noch ein paar Infos zum Lake Tahoe. Er liegt auf der Grenze zwischen Nevada und Kalifornien, rund drei Autostunden von San Francisco entfernt auf 1900müm, ist fast so groß wie der Bodensee, aber 500m (!) tief. Umgeben von 3000ern bestimmen schneereiche Winter und staubtrockene, warme Sommer das Klima hier - der Traum aller Schweizer Tourismusdirektoren. Zahlreiche Skigebiete locken im Winter die Schneesportler an, im Sommer sind es hauptsächlich Camper, Wassersportfreunde, Outdoorsportler oder Zocker.

Heute ging's mal wieder sehr früh los, wir wollten noch vor dem Frühstück den Rubicon Trail absolvieren, der quasi bei unserem Zelteingang startete. Er führt über 10km malerisch direkt am Seeufer des Lake Tahoe entlang.

Man würde sich auch in Kalifornien keine Freunde machen, wenn man da am Sonntag Nachmittag durch biken würde.

Entgegen unserer Annahme handelte sich dabei jedoch nicht um einen breiten Spazierweg, sondern um einen ziemlich ruppigen, anspruchsvollen Trail mit ständigem auf und ab.


Die Emerald Bay war am frühen Morgen, mit Ausnahme einiger Boote, welche vor Anker lagen, menschenleer.






Nach einem kurzen Stück auf der Straße fanden wir einen Laden, der ausgesprochen feinen Cappuccino feil bot und auch unsere hungrigen Mägen mit einem US-typischen, schwer verdaulichen Frühstück wieder auf Kurs brachte.

Mittlerweile hatten wir auch beschlossen, dass wir - entgegen unserer ursprünglichen Absicht - nicht an unseren Startort zurück kehren werden, sondern erstmals den Lake Tahoe komplett umrunden.

Die Spuren des letztjährigen Rekordwinters sind selbst hier am See überall sichtbar. Man braucht kein Prophet zu sein, um sich auszumalen, wie schwer das Fortkommen in den entlegenen Gegenden südwestlich des Lake Tahoe werden würde.

Natürlich haben wir auch Kundschafter ausgeschickt, welche uns per Facebook ein Bild unseres ursprünglich geplanten Rückwegs übermittelten. Da war die Entscheidung dann glasklar...


foto by Josh Bruhn

Wir werden euch selbstverständlich auf dem Laufenden halten, wie's weitergeht.

Was den heutigen Tag angeht, so hatten wir uns für die zweite Hälfte der Etappe ein würdiges Finale ausgesucht.

Vom See aus ging's direkt ziemlich "gnarly" auf einer ehemaligen Waldstraße steil bergauf Richtung Stanford Peak.




So oft wie heute hatten wir unsere kleinsten Gänge noch nie einsetzen müssen. Nach 12 km anstrengendem, rumpligem Klettern trafen wir wieder auf zwei alte Bekannte: Zum einen den Tahoe Rim Trail, zum anderen die Altschneefelder, die hier im Norden immer noch ab gut 2000müm zu finden sind.




Auch die lange Abfahrt war standesgemäß "gnarly" und stellte Mensch und Material wieder auf eine harte Probe.




Ein kurzer Gegenanstieg führte uns auf eine Anhöhe mit wunderschönen Hochmooren, wo farbenprächtige Blumen blühten.





Unten am See angekommen, fühlten wir uns wie zu Hause. Vor sechs Tagen hatten wir ja bereits hier übernachtet.




Foodmarket, Strand und Wäscherei- routiniert wie alte Tahoe-Hasen spulten wir unser Etappenfinale ab.

Wir wünschen allen einen guten Wochenstart und sind gespannt, was uns morgen erwartet.
 
Konstant schöne Bilder.
Bitte wenn die Biketage vorbei sind etwas zu Organisation und Packliste posten (ist das eine Camping-Gaskartusche vor dem Dämpfer?)
Aber bis dahin, VIEL SPASS und lasst uns weiterhin Teilhaben :daumen:
 
Nein, wir haben keine Kochutensilien dabei. Ich werde bei Gelegenheit gerne noch etwas zu unserer Ausrüstung schreiben...

Konstant schöne Bilder.
Bitte wenn die Biketage vorbei sind etwas zu Organisation und Packliste posten (ist das eine Camping-Gaskartusche vor dem Dämpfer?)
Aber bis dahin, VIEL SPASS und lasst uns weiterhin Teilhaben :daumen:
 
Beides und zusätzlich noch Schutz gegen Sträucher. Aber primär Sonnenschutz. Ich fahr bereits seit Jahren so. Bewährt sich total. Hast du schon mal einen Beduinen oder andere Wüstenbewohner in Kurzarmshirt gesehen?
Als Sonnenschutz setze ich sogenannte Fanärmel ein. Dies nur bei Bedarf - nicht grundsätzlich und ständig. Gewicht 23 g, Wirkung 100%.
 
Beides und zusätzlich noch Schutz gegen Sträucher. Aber primär Sonnenschutz. Ich fahr bereits seit Jahren so. Bewährt sich total. Hast du schon mal einen Beduinen oder andere Wüstenbewohner in Kurzarmshirt gesehen?
Normales dünnes Longsleeve?
Die Variante mit dünnen weissen Armlingen, bei Bedarf gewässert, praktiziere ich auch ab und an.
 
Gepäcklos vom Woop-dee-doo zum Olympischen Feuer

Nachdem wir gestern Abend ausnahmsweise für zwei Nächte eingecheckt hatten, machten wir heute mal ohne Gepäck die Trails unsicher.

Apropos Gepäck: Auf vielfältigen Wunsch hin hier mal eine Aufstellung unseres Reisegepäcks, das wir über die Jahre auf all unseren Trips optimiert haben (Bidon zum Vergleich nebenan):


vlnr.: superleichtes Cuben-Zwei-Personen-Zelt (580gr inkl. Heringe und Zeltstangen), Daunenschlafsack (sog. Quilt, ohne Kapuze 450gr), Isomatte NeoAir xlite Größe S (230gr), "Ausgangshose" lang von Montbell (80gr).

Ebenfalls für Ausflüge ins Restaurant oder gemütliche Stunden neben dem Zelt haben wir noch ein (Merino-) T-Shirt und Unterwäsche dabei. Dazu natürlich noch ein Mikro-Necessaire und das allernötigste Bikewerkzeug (vor allem aber Minitool, Kabelbinder und Tape für Notreparaturen).

Nebst den Bikekleidern, die wir täglich "on Trail" tragen, haben wir Arm- und Kniestulpen, ein "Buff", ein zweites Paar Handschuhe sowie superleichte Regenjacke/-Hose dabei. Diese Zusatzbekleidung blieb aber bisher während der ganzen Tour unberührt.

Verpackt wird das alles in einen 280gr schweren Ferrino-Trailrunning-Rucksack und eine Satteltasche von Alpkit. Das zweite Bidon wird mit bewährten G3-Skibändeln am Unterrohr befestigt- bombproof!



Dazu kommen noch die ganzen elektronischen Helferlein für die Navigation (Garmin), die Planung (Iphone), die Bilder (Sony Kamera), Tracking (Spot) und natürlich Strom inkl. aller Kabel (4200mAh Powerbank).

Auch eine recht gut bestückte Apotheke fehlt nicht auf unserem Trip.

Das ganze Setup haben wir nicht gewogen; glauben aber zu wissen, dass mancher "Tagestourer" einen schwereren Rucksack trägt.

Auf dem Bike waren wir wie gesagt heute ausnahmsweise OHNE Gepäck unterwegs.

Erstaunlicherweise war der Unterschied gar nicht mal sooooo groß. Offensichtlich sind auch wir nach 10 Etappen nicht mehr ganz sooooo spritzig wie am Start.

Als erstes Ziel hatten wir den Jumps-Trail unterhalb des Mount Watson ausgemacht.

Nomen est Omen war er dann auch mit vielen kleinen einladendenden Wellen und Anliegern gespickt.










Im Winter muss hier an Tahoe Citys Hausberg offensichtlich ein riesiges Angebot an Loipen bestehen. Diese können im Sommer zum Biken oder Wandern genutzt werden, was uns natürlich entgegen kam.







Diverse sehr spaßige, speziell für Biker gebaute Trails führten uns schließlich wieder zum Lake Tahoe runter.




Zwischendurch führte der Trail auch mal auf SBB Bahnschotter...







Dani hatte noch ein wenig überschüssige Energie und machte sich auf eine zweite Runde. Nach 1.5h dann am höchsten Punkt dieses Schild:



Im Wissen, dass die Amis bei "Private Property" keinen Spaß verstehen, ging's mit mulmigem Gefühl in die 5km lange, knackige Abfahrt. Der Anblick der meterhoch, kreuz und quer liegenden Baumstämme neben dem Trail sorgte ebenfalls nicht für Entspannung in der Magengegend.



Auswege aus dieser Sackgasse? Fehlanzeige.

Unten angekommen, war beschriebenenes Privateigentum gut zu sehen, ebenso die Eigentümer und die mit einem massiven Tor versperrte Brücke. Als ich mich bereits mit dem Gedanken, mitsamt dem Bike durch den Fluss zu schwimmen anzufreunden begann, kam die unerwartete Rettung. Ein Auto passierte das Tor - und schwups, war auch Dani auf der anderen Seite des Flusses.

Auf dem Heimweg dann noch ein Highlight: zum ersten Mal live das olympische Feuer zu sehen! Es brennt beim Eingang zum Squaw Valley schon länger, als wir beide auf der Welt sind.



1960 wurden dort die olympischen Winterspiele ausgetragen, wobei der legendäre Roger Staub im Riesenslalom die Goldmedaille gewann.

Und wenn wir schon bei "Großen" sind: hier in den USA ist ja bekanntlich alles eine Nummer größer als in der Schweiz. Darum hier noch ein paar Bilder zum Schmunzeln von heute...






Da wir ja seit gestern wissen, dass "Fireworks illegal" sind, überlassen wir die 1. August-Raketen den Daheimgebliebenen und hoffen, dass wir euch morgen zum 1. August nochmals ein Feuerwerk an tollen Fotos und Erlebnissen präsentieren können.
 
So - alles in einem Rutsch nachgelesen... und schwer beeindruckt von den Fotos und Bericht. Seeeehr schön! Danke schon mal fürs Teilen der schönen Eindrucke. Ich freu mich schon auf die nächsten Bilder.
Und verrenkt Euch nicht den Magen! Der quadruple burger sieht ein wenig "gnarly" aus. Ich würde das nicht vertragen.
Viel Spaß auf den Trails!
 
Danke für die Materialliste. Zwei erfahrene Ultralight Biker! Mein Respekt
- Ist das Saddlebag ein Koala oder Kowari?
- In UK bestellt oder habt Ihr einen Händler in der CH gefunden?
Weiterhin viel Spass
 
Zu Besuch bei den Kannibalen am Dönerpass

Für unsere voraussichtlich letzte Etappe hatten wir uns nochmals einen Fünfgänger an Gourmettrails ausgesucht, welche vielversprechende Namen wie The Wall, Snagglepuss oder Booboo-Trail trugen.Allerdings war uns schon vor dem Start klar:

Diese Trails mussten erstmals hart verdient werden.

Mit je drei Kaffees und vier "Trail-Snails" (Hefeschnecken mit Weinbeeren und mehr Zuckerguss als Teig) im Bauch verabschiedeten wir uns von unserem lieb gewonnenen Lake Tahoe und kletterten rund eine Stunde auf einer uns von gestern bekannten Route bergauf.


Der Schweiß rann bereits frühmorgens in Strömen. Anscheinend ist eine Schlechtwetterfront im Anmarsch und demzufolge die Luftfeuchtigkeit erhöht, bei Temperaturen von deutlich über 30 Grad auf 2000müm.

Anyway, Wasser war heute kein Thema und am letzten Tag lässt man sich so schnell nicht unterkriegen.

Auf einem typischen Tahoe-Trail ging's flüssig über Dutzende Kurven und kleine Sprünge Richtung Tal, wobei wir zu unser Verwunderung etwa 10 Biker kreuzten, die den gleichen Trail bergauf fuhren. Bisher hatten wir Biker nur entweder bergab oder im Pickup fahren gesehen.




Nach einer kleinen Stärkung ging's weiter über einen Fluss und plötzlich war da kein Trail mehr! Gibt's doch gar nicht...





Irgendwo muss er doch sein...



Zagg, plötzlich waren wir wieder on track - leider auf einer Touristen-Reitrunde des nahegelegenen Pferdehofs.



Nach Pferd roch es dann auch ziemlich streng auf dem immer gleich berittenen Weglein, zudem war der Staub knöcheltief!

Bald erreichten wir den Radweg im Tal, welcher uns erneut zum olympischen Feuer brachte.

Dort bewarb sich wohl gerade einer als Demosportart für die nächsten Spiele? Gut, nur falls es die Fatbikes bis dahin noch gibt...

Wir zischten am olympischen Feuer vorbei in einen ewig langen, steilen und teilweise schwierig zu fahrenden Aufstieg, vorbei an saftigen Wiesen und Winter-Schutzhütten, genannt "Huts".





Zum letzten Mal ging es ins Hochgebirge auf über 2500m.

Eine wahre Hitzeschlacht - wenn auch umgeben von einer traumhaften Kulisse.







Die Altschneefelder waren als Abkühlung und Trinkwasserreserve sehr willkommen - wie schon so oft wäre das Durchkommen wohl eine Woche früher noch eine sehr mühsame Angelegenheit gewesen.







Dann kam Booboo!

Obwohl der Traileinstieg - wie wir vermuteten und später bestätigt erhielten - bewusst versteckt und mit Baumstämmen verbarrikadiert wurde - fanden wir nach einigem Suchen die richtige Spur.

Wow! Booboo hielt, was er auf der Karte versprochen hatte!













Wie im Rausch flogen wir über die unzähligen Anliegerkurven, Sprünge und natürlichen Wallrides bergab. Nochmals ein richtiges Highlight! Auch die folgenden Trails brauchten sich keineswegs vor Booboo zu verstecken.


Stiebend donnerten wir talwärts um schließlich die Geleise der legendären Donner Pass Eisenbahn zu überqueren.



Sie ist die Schlüsselstelle des Central Pacific Railroad, der ersten Transkontinentalen Eisenbahn (also vom Pazifik an den Atlantik), die 1869 fertig gestellt wurde.

Die andere Talseite hatten wir schon auf unserer dritten Etappe befahren. Da sich der Trail damals endlos hin und her schlängelte und wir bei großer Hitze stets ein wenig an Ort zu treten schienen, war der Pass flugs in Döner-Pass umgetauft worden.

Wer die wahre Geschichte des Donnerpasses erfahren will und starke Nerven hat, dem sei dies hier empfohlen:

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Donner_Party

Nun, wir wurden glücklicherweise weder von Kannibalen verspiesen noch von Blizzards überrascht, doch der Donner-Memorial-Trail forderte nochmals alles von uns.





Ein letzter steiler Murks, eine letzte große Staubwolke vom Vordermann einatmen, ein letztes Mal das gepackte Bike in einen Anlieger drücken... und natürlich auch ein letztes Duschbad in einem der vielen Seen entlang unserer Route... langsam neigt sich unser Bikepacking-Trip in Kalifornien dem Ende zu.


Wie es sich für so einen Trip gehört, läuft dann aber trotzdem vieles nicht so, wie ursprünglich geplant. Wir wurden tatsächlich zwei Kilometer vor der Zielflagge von einem Gewitter überrascht.


Und ebenfalls überraschend war, dass es um halb fünf nichts mehr zu essen gab und der reservierte Shuttle für Donnerstag gebucht war und momentan keine Mietautos mehr verfügbar sind.

Da es aber bekanntlich immer irgend eine Lösung gibt, sind wir nun wieder an unserem Startort Auburn angekommen.



Dank 40 Grad abends um 7 wissen wir nun auch ohne Wikipedia, warum der Ort AU-BURN heißt...


Morgen steht dann wohl unser letzter Post, nicht aber unsere letzte Herausforderung an. Wir halten euch auf dem Laufenden.
 
Tolle Bilder! Schade, daß es schon zu Ende ist. Kommt gut heim!
Und Danke fürs Teilen.
 
Wir zügeln in die Stadt

Wir wussten, dass uns heute nochmals eine harte Etappe bevorstehen würde. Aber etwas einfacher hatten wir uns das ganze schon vorgestellt. Nachdem wir uns nochmals nach allen Regeln der einheimischen Essenskultur verpflegt hatten, machten wir uns bei bereits großer Hitze mit unseren Bikes auf zur letzten Abfahrt mit Ziel Enterprise Autovermietung.



"Sorry, sold out, no car for you", lautete die etwas überraschende Antwort vom Mann hinter dem Computerbildschirm.



Zum Glück hatte auch noch die Konkurrenz von Hertz eine Filiale in Auburn. Dachten wir.


Da angekommen, stellte sich heraus, dass diese nicht mehr existierte.



Naja, zum Glück gibt's Google Maps, welche uns zum dritten Autovermieter lotste. Dachten wir.


Dort angekommen, stellte sich heraus, dass auch dieser Anbieter komplett ausverkauft war und uns kein Auto anbieten konnte.



Leicht angesäuert kämpften wir uns bei mittlerweile 40 Grad den Hügel rauf zurück ins Hotel.


Dort angekommen, mussten wir unser Hotelzimmer räumen.


Die Bikekisten und Kleider konnten wir glücklicherweise in der Werkstatt des Hausabwarts einstellen. Er war es denn auch, der uns den entscheidenden Tipp geben sollte.

Wir checkten nochmals die Lage per Internet, fragten die Frau an der Hotelrezeption.

Kein Mietauto, kein Shuttle, kein Bus, kein Privater, der uns mit unseren Bikes und Transportkisten nach San Francisco fahren konnte oder wollte.


Wir beschlossen, nochmals beim Bikeshop vorbei zu gehen, der uns am Starttag den Wechsel verkauft hatte. Bei diesem Preis müsste eigentlich auch noch eine Beratung betreffend Shuttle inklusive sein. Dachten wir.


Man muss es ihm lassen, der Mechaniker gab sich alle Mühe.


Per UBER nach Sacramento, von dort per Bus nach SF Mainstation, von da per Taxi zum Flughafen. Oder mit der Kiste auf dem Lenker zum nächsten Bahnhof fahren, wo anscheinend einmal täglich ein Zug nach SF verkehrt. Am Schluss scheiterte alles an unseren Bikekisten, die offensichtlich niemand transportieren konnte oder wollte.

Da besannen wir uns der Worte des Hausabwartes:

"Why don't you rent a Truck?" Was in europäischen Ohren wie ein schlechter Witz tönt, war unsere letzte Hoffnung. Einen Zügelwagen mieten!

Klar doch, wir zügeln unsere Bikes und Rucksäcke nach SF und geben den Wagen dort wieder ab!

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Und das Ganze zu einem Bruchteil der Kosten eines Mietwagens! Wieder ab aufs Bike, uns wieder bei 40 Grad auf dem Asphalt rösten lassen. Seit Beginn unserer Suche waren bereits 4h vergangen.

4h nonstop bergauf zu biken wäre wohl weniger ermüdend gewesen.


Wir klopften beim ersten Unternehmen an, das uns Tante Google angezeigt hatte. Ihr ahnt es... "sold out, sorry". Glücklicherweise war der nächste Anbieter nicht weit weg.


"I don't have a truck for you, but..."



Mit einem Vertrag in der Tasche und dem Versprechen, dass 3km weiter eine Garage einen Transporter haben sollte, radelten wir unserer letzten Chance entgegen.


"Do you have a reservation? I have a truck, but..."



Offensichtlich war der von uns reservierte Transporter defekt. Was für eine Überraschung.


"I can get you a bigger one..." Ja klar, kein Problem.


Wir haben ja auch Bikes mit großen (29") Rädern. Da brauchen wir auch einen anständigen Zügelwagen.


Wir wären nicht weiter erstaunt gewesen, hätte der Vermieter unsere Schweizer Fahrausweise nicht akzeptiert. Oder er hätte uns erklärt, dass Auto fahren mit Velokleidern verboten sei. Nichts dergleichen. Trotzdem dauerte es eine weitere geschlagene Stunde, bis wir unseren Wagen in Empfang nehmen und unsere Bikes einladen konnten.


Wir können es selbst noch nicht ganz glauben, dass wir uns mittlerweile bereits im Outlet frisch eingekleidet haben und morgen mit unserem Zügelwagen in San Francisco auf Sightseeingtour gehen werden.



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Falls uns danach sein sollte, werden wir im Laderaum unseres Transporters noch ein paar Runden auf dem Bike drehen


Das war's dann von unserer Seite. Es war eine tolle, unvergessliche Zeit in Kalifornien und es bleibt zu hoffen, dass wir euch beim Sofabiken ein wenig unterhalten und inspiriert haben. Ebenso hoffen wir, dass der Heimflug keinen weiteren Blog-Eintrag mehr wert ist. Falls noch Fragen auftauchen sollten oder jemand selbst einen Trip zum Lake Tahoe plant:


feel free, einfach melden.


See ya,

Mat&Dani

 
...was für ein Abschluss mit diesem Zügelwagen. Geschichte für die bikenden Enkelkinder. :cool: Bikekarton, jeweils das "mühsame Utensil".

All good things... Danke fürs Berichten - war sehr kurzweilig mit top Bildern.
 
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