Bikepacking. Transcanada westbound

2022-06-12 Sonntag | Bathurst


Freundliche fühmorgendliche Aussicht. Das ist jetzt nicht so der geeignete Moment fürs meditative Eintüten eines feuchten Zeltes ...


... aber das geht auch anders: schnell alles in die Einkaufstüte von Sobeys, und nix wie ...


... weg aus dem Mosquito-Supercentre. Der Spanngurt-auf-der-Fahrbahn von vorgestern leistet jetzt gute Dienste.


Und ich hab mich immer gefragt, was ist das für ein Menschenschlag? Wohnhäuser mitten in der schönsten Natur, aber nie sieht man jemand genüsslich draussen in der Abendsonne sitzen, immer sind sie drinnen, alle Luken dicht: die werden schlicht von den Insekten in Schach gehalten ...


... leben weitgehend ohne Direktkontakt zu ihrer Umwelt, und haben sich ihren Klimaanlagen ergeben.
Der Strand an der Bucht ist leer ...
Downtown Bathurst


... das hinten rechts angezeigte WC verschlossen, ein Aussichtsturm ebenfalls ...


... also auf nach Upper Bathurst, und weiter ...
Kathedrale von Bathurst


... zum öffentlichen Strandpark. Kaum aufgehängt, schon trocken. Der Strand ...


... wird sich erst um die Mittagszeit bevölkern.


Hier mal ein berechtigtes Warnschild: Unterwasserströmungen, versteckte Gefahr.


Erwischt! Hat den Warnhinweis mit der erhobenen rechten Hand ignoriert.

Ruhetag in einem Hotel mit guter Sobeys Nahversorgung.
 
Zuletzt bearbeitet:
2022-06-13 Montag | Charlo


Hotelflure haben gern eine besonders ansprechende Atmosphäre. Ganz vorne links geht es um die Ecke, in die Lobby.
Vermutlich eine Erstbefahrung


Trotz sehr gutem Frühstück - schon nach 12,5 km ein Zweitfrühstück? Ja - Hunger ist fast permanent, und auf Vorrat essen schadet nie.
Dieser Subway ist ringsum ausschliesslich französisch beschriftet, bis hin zum WC. An der Theke ein Mann mit dunkler Haut, schwarzer Turban. Er kann Bestellungen nur auf Englisch entgegennehmen. Und das funktioniert hier!
Soooo cooool ...


Das angepeilte Ziel ist Campbellton, an der Grenze zu Quebec. Für nachmittags ist Schlechtwetter angekündigt. Zwar herrscht Rückenwind, ...


... aber die Wolken sind schneller. Das wird knapp. Unterwegs ...


... eine Industrieanlage. Die Farbgebung ist nicht zufällig. Hier wurde Braunkohle verstromt. Seit 3 - 4 Jahren sei die Anlage stillgelegt, erzählt der in Gegenrichtung schiebende, ältere Rennradfahrer mit dem aufgeschlitztem Hinterreifen (seine Frau ist informiert, wird ihn abholen).
Unmittelbar nördlich steht ein aktives, neueres Riesenkraftwerk. Den alten Ortsnamen 'Belle Dune' hat man ironischerweise beibehalten.


Charlo, ein Ferienort noch im tiefen Winterschlaf. Die Info am Meeresufer bietet nur einen sehr zugigen, dürftigen Schutz. Die Schuhe sind inzwischen gefüllt mit Wasser. Solang ich mich bewege, bleibt das warm. Aber bei Stillstand fühlt es sich schnell eiskalt an.
Es ist in näherer Umgebung keine Unterkunft zu finden. Da muss ...


... das angegliederte kleine WC als Windschutz und provisorischer Trocknungsraum herhalten.
Eine Notübernachtung ebendort wäre im Extremfall denkbar, die Strecke bis Campbellton ist keine Option mehr. Zeltplatz alerdings auch nicht.
Google Maps zeigt, wenn man näher heranzoomt, beim Campground 'Blue Heron' aber 'Cabines' / Hütten, die 'montags geschlossen' seien. Heute ist Montag. Dennoch ein Anruf - und das wird der Ausweg ...


... ganz ausnahmsweise darf ich für lediglich eine Nacht bleiben, zwei Nächte sind eigentlich das Minimum. Nach gut 4 km erreiche ich eine trockene, heizbare Unterkunft.


Das WiFi ist so schwach, dass man es vergessen kann - aber die mobile data funktionieren ja!
Details der Cabine sind teilweise von einer extremen, aber präzisen Rohheit - in dieser Art ist das schon wieder eindrucksvoll.
Stockbett


Nachts, auf hastigem Rückweg vom WC, hätte ich mich beinah in der Tür geirrt. Das Fahrrad dort ist aber nicht meins - in der Cabine 1 muss inzwischen ein weiterer Radfahrer Unterschlupf gefunden haben ...


... sehr, sehr spät muss es für den gewesen sein.
Die Cabines sind zu eng für die Einquartierung von Fahrrädern
 
Zuletzt bearbeitet:
2022-06-14 Dienstag | Gîte de la Maison Verde


Der Campingplatz hat sich über Nacht gefüllt. Ausser starkem Regen auch Blitz & Donner: mehrfache Stromausfälle. Die Leute vom Campground haben warme Decken verteilt, weil damit auch die Heizung ausgefallen war. Morgends als erstes ein Besuch beim nachts aufgetauchten Radfahrer ...



... der sich als Frau entpuppt. Lily ist aus Sherbrooke, Quebec. Ein feines Specialized Bike, Gepäckträger und Satteltaschen. Sie ist von Freund und Töchtern davon abgehalten worden, in Vancouver zu starten. Jetzt macht sie in Quebec eine grosse Runde, Rückweg wahrscheinlich über die USA.
Lily hatte dieselben Probleme wie ich; sie ist tief geschockt und verlängert den Aufenthalt um eine weitere Nacht. Denn ...


... erneut ist schlechtes Wetter angesagt. Die animierte Darstellung im Regenradar zeigt aber eine gewisse Lücke. Die ...
Baie des Chaleurs. Gegenüber liegt Quebec


... soll ausgenutzt werden für einen Verpflegungs-Einkauf. Campbellton als Stadt gibt sich ziemlich abgetakelt. In der zentral gelegenen Mall gibt es mehr Sozialeinrichtungen als Shopping, allerdings ...


... auch einen Friseur, der spontane Termine macht. Das war sehr genüsslich, aber es legt auch bisher unerkannte Schäden bloss. Die Ohrläppchen sind nicht nur durch die Mosquito-Stiche von vorgestern so rot und aufgequollen, sie haben einen tüchtigen Sonnenbrand.
Selfie #1, medizinischen Gründe


Dann endlich Frühstück ...


... und Lebensmittel kaufen. Im Verhältnis zum Rest der Stadt ist das hier jetzt übermässig aufgedonnert.


Die Brücke nach Quebec ...


... wird von den Flaggen Neu-Braunschweigs stolz flankiert. Allererste Sichtung, erst ganz am Schluss. Hier geht's rauf, ...


... das angekündigte schlechte Wetter rückt schon nach ...


... feuchte Fahrbahn, breite Dehnfugen. Die PKWs geben laut und deutlich Bescheid, wohin sie fahren.


Die heute früh gebuchte Unterkunft Gîte de la Maison Verde - Ankunft rechtzeitig vor neuem Regen - ist eine angenehme Überraschung. Alles aus echten Materialien. Zum Beispiel der Douglasienboden hier, allerfeinster Yoga-Untergrund ...


... oder die Aussenwandbekleidung: 111 Jahre alt, aus Zedernschindeln. Und ein Gastgeber, der das alles genau so in Schuss hält.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ein weiterhin toller und beeindruckender Bericht mit dem gewissen Etwas. Ich wünsche Dir besseres Wetter und weniger Moskitos.

Gruß
tebis
 
2022-06-15 Mittwoch | Maria


Von der Gîte Verte wird auch der naheliegende Campingplatz betrieben. Dazwischen liegt ein parkartiger Zedernwald ...


... den alle Gäste nutzen können. Die älteste Zeder sei über 300 Jahre alt, erzählt der Gastgeber.


Nach kurzem Intermezzo auf einer kleineren Strasse geht es auf die Hauptstrasse, Route 132. Die gibt sich recht verkehrsarm, aber ...
Diese silbern gleissenden Blechdächer sind magisch, wie Licht aus einer anderen Welt.


... Unglücke gibt es doch. Am hinteren Ende sieht dieses Tier eigenartig ausgehöhlt aus. Irgendwär hat da wohl dran rumgenagt ...


... nun wird die Landschaft deutlich hügeliger, was ...


... einen guten Blick ans gegenüberliegende Ufer möglich macht.


Dalhousie/New Brunswick, links Dalhousie Island.

Die Route Verte 1, Quebecs Vorzeige-Radroute, gilt als die längste in Nordamerika. Sie macht in dieser Gegend einen Schlenker weg von der Route 132 und umkurvt eine LKW-freie Halbinsel. Am Schluss muss man dann über einen 100 m-Anstieg mühsam wieder auf die 132 zurück.


Aber nur, falls man - wie ich - das unscheinbare ebene Weglein (Geheimtip Gîte Verte) am Fluss entlang verpasst hat.


Das Wetter beginnt bedrohlich zu werden, entsprechend Vorhersage. Einmal zieht es sich noch zurück ...


... das reicht gerade aus, schnell noch ein Wintersportgebiet zu durchqueren ...


... dann gibt es eine kräftige Dusche.
Carleton-sur-Mer


Der Zauberquirl setzt dem Treiben dann ein Ende ...
Waterspheroid - Wasserbehälter am Cap de Maria


... nur noch in der Ferne sind Wasserspiele zu sehen. Der komplette, ...


... 6 km lange Strand bis zur Ortschaft Maria ist eine riesige Treibholz- Lager- und -fundstätte. Am Ende dann ...


liegt Maria.
Und die Auberge du Marchand, ein Tipp des Gastgebers der letzten Nacht. Das vorab gebuchte chambre économique ist so klein wie günstig; Cina muss sich ordentlich einschränken.


Das Wetter jedoch ist unglaublich entspannt, milde, warm und friedlich. Strandgrundstück. Hier bleibe ich noch eine zweite Nacht.
 
Zuletzt bearbeitet:
2022-06-16 Donnerstag | Maria



### TAX . . . . . . . . . . in Canada

Wieder, und immer wieder, stellt es eine Überraschung dar, dass auf Preise, die man abliest oder genannt bekommt, noch eine Tax draufgeschlagen wird. Eine, nicht die.
Die Steuer besteht jeweils aus mindestens zwei prozentualen Teilsteuern. Diese Prozente werden zu einer für jeden klar verständlichen Ganzzahl zusammengebacken.
Nein, nicht 42.
Die Zahl ist nicht einheitlich. Jede Provinz, jedes Territory backt seine eigene, der Reisende muss sich auf stark wechselnde Level einstellen. Es gibt Grüppchen, die es gleich machen:
Alberta, Northwest Territory, Nunavut und Yukon haben 5
Saskatchewan hat 11
British Columbia und Manitoba haben 12
Ontario hat 13
New Brunswick, New Foundland Labrador und Manitoba haben 15
Nur Quebec, die haben's nicht ganz gebacken bekommen, die haben 14,97, und wenn es ums Gastgewerbe geht, 18,47


Beispiel für ein günstiges Motel


Der Riesen-Sprengring stammt vom maroden Eisenbahgleis nördlich von Miramichi, er wohnt jetzt beim Werkzeug. Vielleicht wird ja mal ein Schmuckstück draus, wie ...


... aus dieser Original Lochplatte.
 
Zuletzt bearbeitet:
2022-06-17 Samstag | Percè

Geplant: Start, nach dem Ruhetag mit abendlichem Regen, im angekündigten trockenen Wetter um 05:30.

Heute gibt es nämlich eine Langstreckenfahrt. Am Vorabend habe ich mich dazu hinreissen lassen, eine Übernachtung in Percé zu buchen - das Motel, das Louis-Eric Simard so empfohlen hat. Deshalb heute keine, oder ...
Campground im NSG Rivière Cascapédia


... fast keine Fotostopps. Dies hier auszulassen geht keinesfalls ...
La Piouke. Baudenkmal. Früher Künstlerhaus, jetzt WC.


... und dieses rattenscharfe Teil auch nicht ...


... Timestamp 60 km, New Carlisle: passt, trotz Gegenwind.
Der Plan lautet: 178 km von Maria bis Percé. Ansatz einer Brutto-Durchschnittsgeschwindigkeit von vorsichtigen 15 km/h, und 12 h Fahrtdauer. Bei frühem Start ist da reichlich Luft drin. Das mit dem frühen Start ist aber erstmal schief gegangen ...


... denn es regnet frühmorgends noch kräftig.
Start 07:30, im Regencape, bei leichtem Sprühregen ...
Zweitfrühstück in New Carlisle, Cantine Wimpy


... es wird also enger mit dem Vorhaben. Eine Ankunft erst 19:30 ist schon kitzlig spät - die hiesige Zeitzone bewirkt, dass um 20:00 bereits Nacht ist. Und nachts, da sieht man nichts - vergeudete Fahrzeit wäre das. Es scheint ausserdem so ...
40 Minuten dauert das zweite Frühstück - damit jetzt Rückstand zum Plan


... als ob ich mich disziplinarisch nicht so recht im Griff hätte ...


... aber wie könnte man an einem rosa Strand einfach vorbeifahren? Timestamp 120 km ...


... bei Les Flots passt aber wieder - 3 Minuten Vorsprung. An dieser Bucht liegt ein Lost Place, ein verlassenes Restaurant. Auf der Rückseite eine Holzterrasse, und bodentiefe Fenster, die ...


... einen guten Blick nach drinnen zulassen. Ein Teil der 5 Liter Getränke während dieser Fahrt ist nebenbei hier auch entsorgt worden. Bei Beginn der Weiterfahrt ...


... stoppt mich die Polizei, sehr freundlich aber auch sehr bestimmt. Was ich da gesucht hätte. Wo ich denn übernachten würde. Ich muss den Pass rausholen, er telefoniert. Dann zeige ich die Buchung für heute (sh. "TAX") und erzähle meine Geschichte. Am Schluss noch ein Foto mit Monster-Fahrzeug ...
Selfie #2, erkennungsdienstlich behandelt


... und es geht weiter, mit Verzug und weiter mit der zügellosen Fotografiererei.
Das hier ist echte Eisenbahn, keine Gokart-Piste.


Schon seit Pointe Bonaventure ist überwiegend Rückenwind oder wenigstens freundliche Seitenwindrichtung. Im Weiteren ...


... führt die Bahnlinie, mit dem RV1 gebündelt, durchs Naturschutzgebiet Isle aux Cormorans. Timestamp 160 km (passt!) liegt schon innerhalb des Gebiets von Percé ...


... und dort, kurz vor dem Ziel, geht dann der Plan in die Binsen: diese Aussicht! und noch eine viel bessere! Und dann - schnell nochmal zurück! Die Abendsonne hat den Rocher Percé, den durcbohrten Felsen, rot angezündet.
Es ist soooo magisch, und auch wie eine grosse Belohnung.


Im Motel erst mal Ernüchterung: meine Buchung gilt für den 16. auf 17. SEPTEMBER.
Entweder ich, oder diese booking.com App, die ich mir nebenbei eingefangen habe, hat einen dicken Fehler gemacht.
"They're not the best", meint die Hotelchefin und runzelt die Stirn. "They make mistakes", sagt sie ...


... zum Glück hat es noch ein letztes freies Zimmer. Es ist dasselbe, das im September für mich bereitgestanden wäre. Auch Der Polizist hat das merkwürdige Datum nicht bemerkt ...
Nouvel Horizon, Foto vom 18.06.


... aber hier im Forum hat ja auch niemand Einspruch erhoben.
 
Zuletzt bearbeitet:
Muss inzwischen auch mal meinen tiefen Respekt ausdrücken wie du dich bei dem Wetter (da es bei uns ja inzwischen warm ist...) so aufraffen kannst und deine Tour durchziehst!

Wünsch dir weiterhin gute Fahrt und auch endlich mal schöneres Wetter!


Gruß malun
 
2022-06-17 Samstag | Percè

Geplant: Start, nach dem Ruhetag mit abendlichem Regen, im angekündigten trockenen Wetter um 05:30.

Heute gibt es nämlich eine Langstreckenfahrt. Am Vorabend habe ich mich dazu hinreissen lassen, eine Übernachtung in Percé zu buchen - das Motel, das Louis-Eric Simard so empfohlen hat. Deshalb heute keine, oder ...
Campground im NSG Rivière Cascapédia


... fast keine Fotostopps. Dies hier auszulassen geht keinesfalls ...
La Piouke. Baudenkmal. Früher Künstlerhaus, jetzt WC.


... und dieses rattenscharfe Teil auch nicht ...


... Timestamp 60 km, New Carlsle: passt, trotz Gegenwind.
Der Plan lautet: 178 km von Maria bis Percé. Ansatz einer Brutto-Durchschnittsgeschwindigkeit von vorsichtigen 15 km/h, und 12 h Fahrtdauer. Bei früühem Start ist da reichlich Luft drin. Das mit dem frühen Start ist aber erstmal schief gegangen ...


... denn es regnet frühmorgends noch kräftig.
Start 07:30, im Regencape, bei leichtem Sprühregen ...
Zweitfrühstück in New Carlisle, Cantine Wimpy


... es wird also enger mit dem Vorhaben. Eine Ankunft erst 19:30 ist schon kitzlig spät - die hiesige Zeitzone bewirkt, dass um 20:00 bereits Nacht ist. Und nachts, da sieht man nichts - vergeudete Fahrzeit wäre das. Es scheint ausserdem so ...
40 Minuten dauert das zweite Frühstück - damit jetzt Rückstand zum Plan


... als ob ich mich disziplinarisch nicht so recht im Griff hätte ...


... aber wie könnte man an einem rosa Strand einfach vorbeifahren? Timestamp 120 km ...


... bei Les Flots passt aber wieder - 3 Minuten Vorsprung. An dieser Bucht liegt ein Lost Place, ein verlassenes Restaurant. Auf der Rückseite eine Holzterrasse, und bodentiefe Fenster, die ...


... einen guten Blick nach drinnen zulassen. Ein Teil der 5 Liter Getränke während dieser Fahrt ist nebenbei hier auch entsorgt worden. Bei Beginn der Weiterfahrt ...


... stoppt mich die Polizei, sehr freundlich aber auch sehr bestimmt. Was ich da gesucht hätte. Wo ich denn übernachten würde. Ich muss den Pass rausholen, er telefoniert. Dann zeige ich die Buchung für heute (sh. "TAX") und erzähle meine Gescichte. Am Schluss noch ein Foto mit Monster-Fahrzeug ...
Selfie #2, erkennungsdienstlich behandelt


... und es geht weiter, mit Verzug und weiter mit der zügellosen Fotografiererei. Das hier ist echte Eisenbahn, keine Gokart-Piste.


Schon seit Pointe Bonaventure ist überwiegend Rückenwind oder wenigstens freundliche Seitenwindrichtung. Im Weiteren ...


... führt die Bahnlinie, mit dem RV1 gebündelt, durchs Naturschutzgebiet Isle aux Cormorans. Timestamp 160 km (passt!) liegt schon innerhalb des Gebiets von Percé ...


... und dort, kurz vor dem Ziel, geht dann der Plan in die Binsen: diese Aussicht! und noch eine viel bessere! Und dann - schnell nochmal zurück! Die Abendsonne hat den Rocher Percé, den durcbohrten Felsen, rot angezündet.
Es ist soooo magisch, und auch wie eine grosse Belohnung.


Im Motel erst mal Ernüchterung: meine Buchung gilt für den 16. auf 17. SEPTEMBER.
Entweder ich, oder diese booking.com App, die ich mir nebenbabei eingefangen habe, hat einen dicken Fehler gemacht.
"They're not the best", meint die Hotelchefin und runzelt die Stirn. "They make mistakes", sagt sie ...


... zum Glück hat es noch ein letztes freies Zimmer. Es ist dasselbe, das im September für mich bereitgestanden wäre. Auch Der Polizist hat das merkwürdige Datum nicht bemerkt ...
Nouvel Horizon, Foto vom 18.06.


... aber hier im Forum hat ja auch niemand Einspruch erhoben.
Kann man Ouruxmaps mit dem Forumslader connecten?
 
2022-06-18 Samstag | Nordet


Am Samstagmorgen liegt zuerst alles in dickem Nebel. Die Innenstadt ist besser dran. Einen einzigen Lebensmittelhändler gibt es, ...


... trotz dutzender Hotels und Unterkünfte. Nach dem Einkauf dort ...


... schnell zu den öffentlichen Anlagen am Strand - die Sicht wird gerade frei.


Frühstück mit asiatischer Nudelsuppe und guter Sicht auf die Sonnen- und Nebelschauspiele. Der Felsen gibt heute alles - es ist prachtvoll und faszinierend.


Ein Aussichtsturm steht für zusätzliche Perspektiven bereit. Als sich der Küstennebel wieder mehr auszubreiten beginnt, ...


geht es weiter, auf einem alpin wirkenden Steilanstieg mit Sicht zurück auf den Ort ...
Alte Gebäude mit riesigen Holzschindeldächern


... an die Steilküste. Die Bucht nördlich von Percé ist an der offenen Seite etwa 10 km breit. Die Felsen am Südrand ...


... erreichen deutlich über 100 m Höhe. Hier ist es sonnig, im Norden alles trüb und wolkig.


Tief unten ein grosser Schwarm mit Tölpeln, die ...
Französich: Fou du Cap. Lateinisch: Morus capensis.


... sich im Sekundentakt senkrecht ins Wasser stürzen. Links die Einschlagszone (bis zu 100 km/h), rechts eher die Verdauungsseite.


Das trübe Wetter im Norden bremst die Weiterfahrt. Schliesslich wird es unausweichlich - in Regenkleidung dort rein. Das fröhlich-bunte Café des Couleurs bei Barachois liefert das Mittagessen. Trotz kaltem Wetter im Freien gegesen, die Aussicht auf die Nehrung vor der Küste ist schön.


Dann lichten sich die Wolken langsam, und jetzt wird der Rocher Percé von der Nordseite sichtbar. Die Küste ...


... schwingt so vor sich hin ...


... die Anwesen sind oft nett ...


... und gelegentlich spannend anzsehen.
Dort wo sich die Strecke nach Norden wendet ...


... bleibe ich dann einfach, nach nur ca. 40 km. Es ist zu einzigartig, um hier durchzurauschen.
Das Nordet bietet eine grosszügige Gästehalle mit Sofas und allerhand anderen Sitzgelegenheiten. Ein Panoramafenster mit Ferngläsern lässt übers Dorf hinweg zur Küste blicken, wo zwar nicht die hier zuverässig zu sichtenden Wale und Seehunde auftauchen, aber wenigstens die Tölpel im Tiefflug.
Am anderen Morgen - Überraschung - eine Jura-Espressomaschine, die echten Cappuccino hinbekommt.
Hier waren die Kosten überraschend niedrig im Verhältnis zum hochwertigen, gut gestalteten Zimmer und der noblen Halle.
 
2022-06-19 Sonntag | Gaspé


Das Wetter ist kälter und schlechter als vorhergsagt. Hier die, angesichts der erlebten Realität, entschieden zu optimistische Darstellung im Restaurant 'Chez Ron'. In welchem übrigens ausnahmslos alle englisch sprechen. Die Sonntags-Frühstücks-Welle ebbt gerade ab, nur ein Platz an der Theke ist noch frei. Kälte, gelegentliche Schauer und eine strategische Überlegung ...


... führen zu einem frühzeitigen Ende der Etappe, in Gaspé.
Rechts über der Brücke der Naturpark Forillon, links davon am Ufer, Backsteinquader mit Parkplätzen, die schwächelnde Mall mit einem Lebensmittelmarkt.
Lieber hier Forumsberichte erstellen als sich bei miesem Wetter durch einen Naturpark quälen. Und so wird die heutige Etappe ...


... wieder nur etwa 40 km lang. Im Motel Rodeway Inn funktioniert die Heizung einwandfrei, und es gibt einen - der einzige weit und breit - Self-Service-Waschsalon.
 
Zuletzt bearbeitet:
...tolle Eindrücke bisher und ....


...ständiges Shitwetter - oh man, ich "leide" mit Dir und drücke alle meine Daumen, dass es mal besser wird. Trocken würde ja schon reichen ;) - halte durch :)
 
Hast Du eigentlich einen zeitlichen Anschlag wann Du wieder daheim sein willst/musst? Du hast im Eingangspost geschrieben "bis zum Herbst"? Oder wäre eine Überwinterung eine Option?
 
Eine tolle Küstenlandschaft mit diesem durchbohrten Felsen, schaut toll aus in der Abendsonne und mit dem Nebel. Ist die Route eigentlich schon durchgeplant oder wird spontan ausgewählt? Wieviel km werden am Schluss ca. am Tacho stehen? Wo ist das Endziel geplant? Vancouver?
 
Einfach ein super Reisebericht, der sich erfrischend anders liest und mit tollen Bildern glänzt. Ich bin leider sehr spät drauf gestoßen, aber die sieben Seiten am Stück haben schon sehr viel Spaß gemacht! Ich bin neidisch auf deine Offenheit mit der Bevölkerung, diese Tour lässt das Fernweh aufkommen.

Auch ich wünsche dir besseres, trockenes Wetter und weniger Mücken :daumen:
 
Auch von mir: Wow, was für eine coole Reise und ein toller Bericht!
Gibt es mal ein kleines "Gear-Special"? Fährst du echt mit Regen-Cape? Wirklich erstaunlich wenig Gepäck für die kühle und nasse Witterung?
Ich bin vor über 30 Jahren mal im Westen von Canada mit dem Rad unterwegs gewesen. Da wird der PAL-Effekt geringer. Schon damals lag die Radler-Dichte in den Rockies und auf Vancuver Island über der Bär-Dichte ;)
 
[...] hast im Eingangspost geschrieben "bis zum Herbst"
Rückflug Ende Oktober ist gebucht. Da will ich dann ganz dringend wieder meine Familie sehen.

Bitte um Verständnis, wenn Antworten von mir verzögert kommen oder mal ausbleiben - das ist schlicht der Auslastung mit Fahren-Fotografieren-Schreiben geschuldet.
 
[...] Endziel geplant? Vancouver?
Es gibt mehrere Varianten für Teilstrecken unterwegs. Die werden je nach Auskunft hier oder vor Ort modifiziert. Bikerouter.de ist ein dermassen tolles Werkzeug ...
Momentan bin ich hintendran, habe 500 km/Woche nicht erreicht.
Das Ziel 'so weit wie möglich nach Westen' beinhaltet (eigentlich) Vancouver - aber ich werde keinen Terminplan oder dergleichen durchziehen in dieser Sache ...

Mit diesem freundlichen Hundebesitzer war ich heute einig, dass das Ziel praktisch schon erreicht sei.
 
Rückflug Ende Oktober ist gebucht. Da will ich dann ganz dringend wieder meine Familie sehen.
Das ist eh schon ganz schön lang für jemanden, der Familie und Partner hat!
Bitte um Verständnis, wenn Antworten von mir verzögert kommen oder mal ausbleiben - das ist schlicht der Auslastung mit Fahren-Fotografieren-Schreiben geschuldet.
Haben wir! Du bist unterwegs, um das für dich zu genießen, und wir freuen uns, hier "dabei" sein zu können. Aber stress dich nicht mit posten, das ist ja nicht der Grund deiner Reise, du bist ja nicht aus der Generation Instagram! ;-)

Weiterhin viel Spaß und hoffentlich mal besseres Wetter!
 
2022-06-20 Montag | Cap-des-Rosiers

Aufbruch aus Gaspé, Cina ist schon halb zur Tür raus - doch halt, da muss noch was erklärt werden ...

... die Benamung der Traktionshilfe über dem Hinterrad geschieht im Geist des amerikanischen Hangs zur Untertreibung.
Der wohlbekannte Traction King mit denselben Funktionen ist kleiner. Gerade so wie bei den Betten: Queen Size ist eben einen Zacken grösser.


Nur der Vollständigkeit halber - das ist der Traction Prince - selten wie ein Alpenbock.


Die Route Verte 1 führt auf ihrer Flucht aus dem recht unwirtlichen Gaspé ...


... am Musée de la Gaspésie vorbei. Das Aussengelände ist zugänglich, das Museum noch geschlossen. Dort ...


... wurde auch auf anspruchsvolle Architektur geachtet.


Es ist sehr kühl - Fahren ohne lange Handschuhe ist gerade noch möglich. Die RV1 nimmt eine Abkürzung quer über den Rücken der Halbinsel, ich bleibe auf der Uferstrecke ...
Mündung Rivière Dartmouth


... und kurz vor der Stelle, wo diese dann ebenfalls zu einer kurzen Überquerung ansetzt, findet sich ein kleiner Marché, deutlich besseres Wetter und der Sandstrand für eine Pause in der Sonne.


Querungsstrecke - die nicht als Radroute gekennzeicnete Strasse ist keinen Deut schlechter ausgebaut als die RV1. Vermutlich ist sie lediglich hügeliger.


Riesiger, leerer Strand an der Südkante vom Cap des Rosiers, ...
nicht zu verwechseln mit der Ortschaft Cap-des-Rosiers


... wütend fauchender kalter Nordwind in der ab jetzt offenen Landschaft. Das würde ein frustiger Kampf. Gleich beim Leuchtturm bietet sich eine Unterkunft an, die was frei hat.


Wieder eine Kurzetappe. Aus dem Plan, nun im Windschatten schreibend draussen die Sonne zu geniessen, wird nichts. Zu heftig ist der Wind. Also ...


... ins Zimmer mit Meerblick. Was als 2-Sterne-Unterkunft ausgewiesen war, entpuppt sich als überraschend propere Anlage. Ausstattung und Bauteile neueren Datums (d.h. winddicht), das Zimmer freundlich und grosszügig. Von mir bekommt das 'Pharillon' einen dritten Stern.


Übersicht Gebiet von Percé bis Cap des Rosiers. Immer an der Aussenkante entlang, die Abschnitte mit Steilstücken nicht meidend, war mein Weg. Schlechtwetter-Abkürzung 8 km südlich von Gaspé.
Wo 'Mont Blanc' steht, da war der echt alpine Anstieg.
 
Zuletzt bearbeitet:
2022-06-21 Dienstag | Les Ancêtres (L'Anse-à-Valleau)


Das Wetter ist freundlicher geworden. Der Wind sanft, die Temperatur kühl aber ok, der Himmel bedeckt. An der Küste entlang geht es nach Nordwesten ...


... erst zu einem Dépanneur in L'Anse au Griffon, Frühstück. Dann auf eine Art Hochebene zum Informationszentrum des Nationalparks. Dort ist alles zu, sieht aus wie schon länger. Interessante Details am Holzschindeldach; Firstausbildung scheinbar in historischer Ausführung ohne Bleche, ausschliesslich in Holz. Kurz vor Rivière-au-Renard ...


... treffe ich Brian aus New Jersey und Nähe New York. Gebürtiger Russe, 1981 eingewandert. Seit vielen Jahren macht er in der Gaspésie Urlaub, findet die US-Nationalparks viel zu touristiziert. Seine Kamera hat eine spezielle Selfie-Automatik.


In der Ortschaft dann Industrie, und - hochinteressant - eine Schiffswerft. Auf grosser Fläche ...


... sind alle möglichen Arten aufgebockt. Sonst sieht man ja nur den Teil oberhalb des Wasserspiegels ...


... hier nicht nur den unterhalb, sondern auch alle denkbaren Verwesungszustände. Hunger. ...


... die in der OSM-Karte eingetragenen Verpflegungsmöglichkeiten sind alle geschlossen und sehen desolat aus. Am Ortsende taucht dann eine nicht eingezeichnete, neue 'Dixie Lee' Fastfood-Station auf. Frittierte Zwiebelringe mit Honig probiert - nicht so mein Fall. Aber die haben auch anderes.


Es folgt ein weniger schöner Abschnitt, auch vom Strassenverlauf her. Nicht allzu lang, dann ...


... geht es der Landschaft wieder besser. Ausblick auf Sainte-Maurice-de-L'Échouerie, wo am anderen Ortsende ...


... eine FERMÉE liegt, niedlich am Meer mit WC und Strand und sowas wie Badepavillons. Einer davon informiert ...
im Ort mit der Werft: FERMÉ - feiner kleiner Unterschied


... dahingehend, dass die Gaspésie geologisch gesehen das nördliche Ende der Appalachen sei. Hier verläuft dann auch das 'obere Ende' des (internationalen) Fernwanderwegs Appalachian Trail.


Offesichtlich sind die Appalachen in Kanada ungeschützem Verfall ausgesetzt. Es ist ganz ordentlich hügelig jetzt. Von einem Ausguck ...


... spähe ich runter nach L'Anse-à-Valleau; dort sind Übernachtungsquartiere eingetragen. Unten treffe ich Robert aus Montréal, Radfahrer mit Anhänger, der gerade in schnellem französich mit einem Einheimischen spricht. Ergebnis: es gibt im Ort gar keine Unterkunft. Robert ist in Gegenrichtung unterwegs, ich muss nun eben rückwärts, wieder hoch zum Aussichtspunkt, ...


... quasi in die Appalachen-Gipfelregion, zum Resort 'Les Ancêtres', das mir ein beheiztes Motel-Zimmer und Robert einen Mosquito-haltigen Zeltplatz vermietet.


Er lädt mich zum gemeinsamen Abendessen ein (im Freien) und lässt sich dabei ungerührt stechen. Mir dagegen sind die langärmligen Kleider sooo wertvoll, und ...


... nach kurzem Blick in den dämmrigen Abgrund ziehe ich mich dann in ein Gebäude zurück.
Das Wetter wäre ok gewesen für Zelt. Aber dort dann - nachts, kauernd - Forumsbericht schreiben, das wäre zu hart.
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben Unten