Hallo zusammen,
hier mal meine Rückmeldung, wie es ausgegangen ist. Zur Erinnerung - Suche nach Trailbike (Umstieg von 26" Stumpi), 1,61 m mit 75 cm Schritt.
Nachdem ich diesen Frühsommer mehr oder weniger bei den für mich interessanten Marken nur undefinierte Lieferzeiten vorfand, ist mir im August ein 2020er 29" Stumpjumper-Angebot über den Weg gelaufen. Ich war mit der Haltbarkeit meines alten recht zufrieden, also mal Probegefahren. Habe es dann nach einmal drüber Schlafen gekauft. Rahmengröße ist übrigens "S". Bei den neuesten Stumpjumpern wäre es "S1" wenn ich das richtig deute. Wurde die letzten 3 Monate sehr ausgiebig mit viel Trailanteil genutzt.
Was für mich gewöhnungsbedürftig war, ist die störrische Gewalt, die das große Vorderrad zu entwickeln vermag. Wenn es mal wo hin zieht muss man es mit viel mehr Nachdruck wieder in die Spur holen. Und den Lenker tief genug zu bekommen war ein Krampf. Aber das sind halt Sachen auf die man sich bewusst einlässt, wenn man sich für ein 29er VR entscheidet.
Das würde ich gleich mal unterschreiben ;-) Man muß die Kiste schon richtig drücken, ist vom Handling her auch für mich ggü meinem 26" auffällig. Außerdem kostet mich das 29" MTB etwas mehr Kraft beim Abziehen an Kanten. Für einen Wheelie muß ich schon richtig anreißen im Vergleich zum 26". War mir aber schon beim Probe Fahren aufgefallen, spielt aber (für mich) keine Rolle.
Die Lenkerhöhe mag ich allerdings sehr gern. Ich sitze nun bergauf (als selber-Bergauftreter) noch eine Ecke nacken-entlasteter als auf meinem alten 26". Zusätzlich ist der Reach fast konservativ kurz (nur 15 mm mehr als beim alten). Einfach entspannter für meinen (Büro-)Nacken.
Bergauf (Schotter-Zubringer) ist es auf meiner in- und auswendig bekannten Heimstrecke durch die deutlich schwereren und griffigeren
Reifen etwas im Nachteil. Bergab hingegen mußte ich schon staunen, das ich zum einen schneller und zum anderen auch lockerer unterwegs war. Mehr Grip im Feuchten, was wir dieses Jahr ja reichlich hatten, vor allem. Natürlich gehts auch über Wurzeln und Steine besser. Etliche kleine Drops und Sprünge, die ich vorher gar nicht oder mit gemischten Gefühlen befuhr, machen nun Freude. Das große VR und die längere Geo helfen hier.
Downside: Engere Murmelbahnen oder gar Spitzkehren sind (bisher?) nicht gerade der Hit im Vergleich zum alten 26". Das ist mir im alpinen Einsatz etwas auf den Keks gegangen. Allerdings macht das im Jahr vielleicht 5% meiner Zeit auf dem Rad aus. Was soll's.
Von hinten Aufsteigen klappt mit meiner Schrittlänge gerade noch, da hatte ich im Urlaub in den Bergen einige Male die Gelegenheit. Beim Springen liegt's wohl an der Technik, als Kurzbeiner nicht das HR an der Hose abzustreifen. Anfangs hatte ich bei kurzen und steilen Rampen oft das HR leicht an der Baggy. Ist ausgemerzt. Bei Steilen S3 Absätzen kann ich es jedoch nicht immer vermeiden, trotz Nabel über dem Tretlager. Aber auch hier - es ist selten und damit verkraftbar.
Sattelstütze ist halt nur ne 125er. Immerhin 15 mm mehr als früher ;-)
Was tatsächlich auf einer bekannten Strecke zu überraschendem Sturz geführt hat: Die Lenkerbreite! 800 statt 720 mm. Die 4 cm mehr pro Seite plus etwas mehr Speed und damit geneigteres Bike in Kurven haben mich 2x mit dem Lenkerende an einem Baum kratzen lassen, bis ich's die Ursache umrissen habe. Die 720 mm waren nach fast 10 Jahren hardwired in meinem Kopf...
Noch zur Gabel. Weil wir's weiter vorne von hölzern hatten. Die leider noch alte Grip Kartusche (Fox 36 Performance) war nur durch reichlich Rumprobieren zu akzeptablen Ergebnissen (ohne Absaufen beim
Bremsen, in schnellen Anliegern und im Steilen bei allgemein gut genutztem Federweg) zu bewegen. So was wie beispielsweise die beiden Steinfelder auf dem Jochtrail in Serfaus führen trotzdem zu verhärteter Gabel und reichlich Armpump. Da wäre bei meinem Gewicht vermutlich noch Tuning-Potential...
Unterm Strich war der Umstieg auf 29" in meinem Fall die richtige Entscheidung, die richtig viel Freude gebracht hat und etliche aha-Momente. Man sollte sich halt den Einsatzzweck gut überlegen, denke ich.
Viele Grüße
Bernd