Die
Bremsflüssigkeit heißer als die Scheibe
So ein Quatsch. Mach dir nochmal klar welche Teile direkt an der Bremswirkung beteiligt sind und was da noch so an Teilen mit welcher Wandstärke kommt, bis man bei der
Bremsflüssigkeit ist.
Die Hitze entsteht zwischen Scheibe und Belag. Der Belag selbst klebt auf einer Metallscheibe. Diese Metallscheiben sitzen alles andere als plan auf den Kolben auf.
Damit zwei Flächen gut Wärme übertragen können müssen sie sehr, sehr schlüssig aneinandergepresst werden. Ein CPU-Kühler im Rechner hat dazu oftmals eine polierte Unterseite. Die CPU-Oberseite ist ebenfalls poliert. Dazu kommt noch Wärmeleitpaste um mikroskopische Unebenheiten zu füllen, welche ansonsten mit schlecht leitender Luft gefüllt wären. Der Kühlerblock wird anschließend mit einer Spange oder mit Schrauben mit sehr viel Kraft auf die CPU gepresst.
Versuch diese Wärmebrücke mal auf ein System von Belag-Bremskolben zu übertragen. Weder Belagrückseite noch Kolben sind plan, geschweige denn poliert. Es fehlt Wärmeleitpaste, im Gegenteil befindet sich Luft und Dreck dazwischen. An den Abdrücken gebrauchter Beläge kann man erkennen wie schlecht die aufeinander Anliegen.
Und dann kommt ja noch der Kolben und dahinter die
Bremsflüssigkeit. Und die wird jetzt natürlich auf wundersame Weise heißer als die Scheibe im Reibzentrum - natürlich nicht!
Hätte man sich auch nur ein klein wenig Gedanken darüber gemacht, hätte man sich zumindest einiges davon auch schon selbst klar machen können.
Warum wird also nun DOT in Fahradbremsen benutzt wenn man die Temperaturen gar nicht erreicht?
Es ist eine erprobte hydraulische Flüssigkeit welche weit verbreitet und leicht erhältlich ist. Sämtliche nichtmetallischen Bauteile (Leitungen, Dichtungen, Membran) müssen die
Bremsflüssigkeit klaglos vertragen. Oh wunder, oh wunder. Diese Materialien sind ebenso bekannt und weit verbreitet wie das DOT selbst.
War das jetzt so schwer?
Ein Tausch der
Bremsflüssigkeit macht aber dennoch Sinn. Auch die alten Bremszüge hat man ab und zu mal getauscht. Letztlich kommts auf das Benutzungsprofil an. Hab zuletzte meine Formula entlüftet nach 2600km, davon erst die letzten 1000km im Gelände. Dafür diese aber immer sehr hart am Limit bergab. Insgesamt Temperaturschwankungen von 35° sommerlichen Asphalts bis -20° in Schnee und Eis. Die alte
Bremsflüssigkeit sah aus wie Dreck und es war jede Menge Luft drin. Die Bremsleistung war aber trotzdem auch vorher noch ziemlich gut. Den schleichenden Prozess des immer-schlechter-werdens kriegt man als Fahrer kaum mit. Kann also jedem empfehlen ab und zu mal zu wechseln, und selbst wenn es erst nach zwei Jahren ist.