Um die Ehre der Realschule zu retten, ich fürchte, du schmeißt da einiges durcheinander.
Dort hätte ich ja auch keine Beschleunigung (nach hinten) und daher auch keine Trägheit und daraus resultierende Kraft.
Da das System mit dem Fahrer verbunden ist, erfährt der Fahrer darin logischerweise keine Beschleunigung. Allerdings wird das System insgesamt beschleunigt. Daraus bedingt sich dann die Kraft.
Was im ruhenden System eine Beschleunigung ist (das
Bremsen), das zeigt sich im (passend) beschleunigten System als Kraft. Hier zeigt sich auch wieder das Prinzip F=m*a
Nicht dass passende Bezugssystem um die Bremsung darzustellen.
Lässt sich in jedem beliebigen System darstellen, nur mit unterschiedlicher Komplexität. Die einfachste Darstellung ist übrigens nicht zwangsläufig intuitiv.
Ich denke es ist klar dass das Bezugssystem in den wir uns bewegen ganz normal der gute alte Boden ist auf dem der Typ fährt.
Es gibt rein physikalisch kein ausgezeichnetes Bezugssystem, also auch kein „normales“. Es gibt aber welche, in denen sich Sachverhalte intuitiv darstellen (das wäre meistens der Boden) und welche, in denen Sachverhalte mathematisch sehr einfach werden (im Beispiel das Fahrersystem; ist nicht gleichbedeutend mit leicht verständlich).
Trägheitskraft wirkt, wie im Physik Unterricht gelernt, der Kraft entgegen die die Beschleunigung verursacht.
Das ist leider so nicht richtig. Was stimmt: Die Massenträgheit bietet einer Beschleunigung quasi einen Widerstand, weshalb eben eine Kraft nötig ist, um eine Beschleunigung zu bewirken. Diese Trägheit ist aber keine Kraft!
Actio gegengleich Reactio bedeutet, wenn du dich von der Erde abdrückst und hochspringst, dann drückst du gleichzeitig auch die Erde weg. Da die Masse der Erde aber ungleich größer ist, bleibt die Auslenkung der Erde nicht wahrnehmbar. Es wirkt auf dich und die Erde die gleiche, allerdings entgegengesetzt gerichtete Kraft. Der Impuls des Gesamtsystems bleibt erhalten.
Hintergrund ist, dass jede Kraft quasi einen Angriffspunkt braucht. Das gilt aber nur im ruhenden (oder gleichmäßig bewegten) System. Im beschleunigten System ist das anders. Da tauchen durch die Beschleunigung des Systems plötzlich Kräfte „aus dem Nichts“ auf, z.B. Trägheitskraft, Zentrifugalkraft, Corioliskraft, weshalb diese auch Scheinkräfte genannt werden. Für diese Scheinkräfte gilt aber nicht actio gegengleich reactio, weil es nichts gibt, was diese Kräfte konkret auslöst (das sieht dann wieder anders aus, wenn man sich ansieht, woher die Beschleunigung des Systems herkommt).
Bin ich da jetzt falsch gewickelt?
Anscheinend
Ich kann mich ja irren, aber ich sehe einfach keinen Grund dass ganze im Bezugskoordinatensystem des Fahrers zu betrachten. Das macht doch nix einfacher.
Wie wäre es mit der Argumentation aus dem Video? Im Fahrersystem wirkt einerseits die Gravitation und andererseits beim
Bremsen die Trägheitskraft. Die resultierende Kraft (die Summe beider Kräfte) ist dann nach vorne unten gerichtet und greift im Körperschwerpunkt an. Wenn die resultierende Kraft vor dem Vorderrad in den Boden geht, resultiert ein Drehmoment nach vorne und ein OTB droht. Verlagert man den Körperschwerpunkt nach hinten, trifft die resultierende Kraft weiter hinten auf den Boden, idealerweise dann hinter dem Vorderrad. Problem gelöst.
Dies ist eine einfache und elegante Beschreibung und deutlich kürzer, als was ich weiter oben im „Bodensystem“ dargestellt habe. Setzt aber ein paar Grundkenntnisse voraus, da sonst offensichtlich Missverständnisse entstehen können.