Kann man natürlich so Attac-mäßig sehen. Oder so WTO-mäßig.
Ich denke eher, dass die Irritation daher kommt, dass mit einem solchen Schritt mal wieder deutlich wird, wie weit sich der Sport von seinen netten, heimeligen Wurzeln entfernt hat.
Soll heißen, dass die Vorstellung, einer etwas abseitigen Beschäftigung nahzugehen, die nur einige wenige gleichermaßen Bescheuerte ebenso gern betreiben, und von denen dann wiederum einige auch noch so weit gehen, das dafür nötige Material netterweise mit viel Herzblut zu erzeugen, natürlich einen herben Dämpfer bekommt, wenn so überdeutlich gemacht wird, dass es sich beim Bergradeln schon lange schlicht um eine Massenkonsumentenbedarfsdeckungsindustrie wie Jeans, Tulpen oder Hackfleisch handelt.
Natürlich ist in einem Milliarden $/-Markt wie dem Radsport der Zug für Romantik schon ewig abgefahren.
Das Gleiche ist dem Snowboarden passiert, es gibt praktisch keine, wiederhole, KEINE nicht konzerngebundenen Hersteller mehr (wobei diese Entwicklung dort relativ offen zur Schau gestellt wurde).
Vor 10 Jahren hatte ich bei Völkl Langlaufski, und bei K2 engbekleidete, erfolglose US-Abfahrtsläufer vor Augen, nun sind es akzeptierte Snowboardfirmen, seltsam, und der meiste Kram wird natürlich in China zusammengeklebt.
Etwas mehr im Geheimen ist das ganze in der Skateboardindustrie abgelaufen, aber auch dort tackert von den großen Firmen bloß noch Alien Workshop ein "Made in USA" auf die Bretter... wer's glaubt...
Mir persönlich gefiel nun mal immer die Vorstellung, dass das viele Geld, dass ich für die jeweiligen Sportgeräte ausgegeben habe, wenigstens bei Leuten landet, die den entsprechenden Sport ebenso lieben wie ich, dem Sport irgendwas gegeben haben. Soll halt in der Familie bleiben, der Schotter.
Wie viele ehemalige Skate-, Snowboard- oder eben auch Rad"profis", die es dann doch nicht bis nach ganz oben geschafft haben, haben letztlich ihr Auskommen in ihrer Industrie gefunden?
Nach dem Motto: Leben für den Sport eingesetzt, leider zu nix gebracht, aber wenigstens auf dem Gnadenhof irgendeines Herstellers ihre letzten Tage in Würde verbracht, übertrieben gesagt.
Ich glaube eher nicht, dass die Chinesen, Taiwanesen, Vietnamesen oder wer auch immer, die meine Skateboards, Snowboards, oder eben Fahrradrahmen bauen, sich in irgendeiner Form um den Sport als solches verdient gemacht haben.
Nicht falsch verstehen, wie es schon vorher gepostet wurde, ein asiatischer Arbeitsplatz ist moralisch per se nix weniger wert als ein amerikanischer, kanadischer, österreichischer oder sonst irgendeiner. Meiner zum Beispiel.
Aber es gab mal so Parolen wie "Support your local skateshop", und irgendwie hatte das was, denn jeder kannte den Typen, der zwar echt wahnsinnig gut gefahren ist, eine Inspiration für jeden, der mit ihm gefahren ist, aber der leider nie auch nur einen Pfennig damit verdient hat.
Und nun vertickt er hinter dem Tresen im Shop Bretter an 13-jährige, um seine Miete zu bezahlen. Oder er dengelt Fahrräder zusammen. So schade das eigentlich ist, sein Sport hat ihn dann doch in gewisser Weise aufgefangen.
Ich wage mal zu behaupten, dass die Zahl der aktiven Radler in der US-Cannondale-Fabrik doch deutlich über dem Durchschnitt liegt, und dass einige davon auch Leute sind, mit denen man echt Spass im Gelände hätte, bzw., die 99% der Forumsteilnehmer hier in Grund und Boden fahren würden. Nja, und die sind dann nun mal ihren Job los. Punkt.
Is doch schon irgendwie schade, oder?