Carbon erklärt #2: Rahmenreparatur – Was tun bei einem Riss in der Kohlefaser?

Micha, auch bekannt unter dem IBC-Usernamen mi.ro, ist Spezialist für den Werkstoff Carbon und hatte im vergangenen Jahr schon einmal einen spannenden Artikel zur Kohlefaser geschrieben. Hier erklärt er, was bei einem Schaden am geliebten Carbon-Teil zu tun ist und wie eine Reparatur abläuft.


→ Den vollständigen Artikel „Carbon erklärt #2: Rahmenreparatur – Was tun bei einem Riss in der Kohlefaser?“ im Newsbereich lesen


 
Danke für diesen Interessanten und aufschlussreichen Artikel. Ich habe selber einen tiefen Stein-Schaden an einem Carbon-Enduro, der seit knapp zwei Jahren nur provisorisch mit Zweikomponentenkleber verschlossen ist. Und trotz deiner wohlgemeinten und vernünftigen Warnungen hat mich der Artikel ermutigt den Bereich nun endlich mal etwas stabiler mit passenden UD-Matten auszubessern. Allerdings werde ich nicht so viel abtragen um den Zustand ggf. noch zu verschlimmern, sondern eher außen "anbauen". Sprich: den kleinen Schadbereich mit passenden Patches auf Niveau bringen, und dann 2-3 lange Lagen zur Stabilisierung außen auflegen. Wenn ich kann mache ich ein paar Bilder von denn Arbeiten um mich dafür hier im Board fachgerecht auslachen zu lassen ;-).
 
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Kommt auf den Schaden an. Aber einen Fachmann fragen, was er meint, kann in keinem Fall Schaden, außer vielleicht, wenn der Rahmen in zwei. Teile zerbrochen ist, da ist die Antwort ziemlich vorhersehbar. Aber wenn man da draufsaß, ist das bike auch das eher kleinere Problem.
 
Danke für deinen informativen Artikel. Ich steh gerade das erste Mal vor der Frage ob mein neues Bike Carbon oder Alu werden soll. Auch wenn die neuen Carbonrahmen als steif und überaus widerstandsfähig beschrieben werden, bin ich dem Material gegenüber immer noch skeptisch wenn ein kleiner Steinschlag schon solch eine Reperatur notwendig macht. Wie du im letzten Abschnitt aber schreibst, sei Alu evtl. schon vorher nicht mehr fahrbereit. Gibt es hierzu Erfahrungen eurerseits mit Carbon und kleinen Steinschlägen?
 
Danke für deinen informativen Artikel. Ich steh gerade das erste Mal vor der Frage ob mein neues Bike Carbon oder Alu werden soll. Auch wenn die neuen Carbonrahmen als steif und überaus widerstandsfähig beschrieben werden, bin ich dem Material gegenüber immer noch skeptisch wenn ein kleiner Steinschlag schon solch eine Reperatur notwendig macht. Wie du im letzten Abschnitt aber schreibst, sei Alu evtl. schon vorher nicht mehr fahrbereit. Gibt es hierzu Erfahrungen eurerseits mit Carbon und kleinen Steinschlägen?

Ich war auch lange skeptisch. Mittlerweile fahre ich Rahmen, Lenker, Felgen und Kurbeln aus Carbon, an einem Enduro. Das Zeug vermittelt sattes Vertrauen, hab da keinerlei Zweifel mehr.
 
Interessant und desillusionierend zu gleich. Diese Carbon Repair Videos und damit meine ich nicht irgendwelche Werbevideos von Firmen mit Repairkits, vermitteln den Eindruck, das eine Reperatur auch vom versierten Schrauber/Handwerker durchgeführt werden kann.
 
#4 Lagen einzeln wieder auffüllen
Das mit dem Lagenaufbau kenne ich eigentlich genau anders herum, also so

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Größte Lage unten für maximale Festigkeit.
Beim Nachbearbeiten (schleifen) werden nur die überstehenden Kanten bearbeitet und nicht die Gewebelage selbst.
 

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Sehr interessant das Thema. Zumal ich mich gerade für einen Carbonrahmen/-Bike entschieden habe. Mit Sicherheit hätte ich zum Aluäqivalent gegriffen, würde es den Rahmen in Alu geben.
Und dass, wo ich doch jeden Tag mit Carbon und PrePreg arbeite (Armprothetik).
Allerdings scheint mein Wissen dann doch sehr rudimentär, bzw. nur auf meinen Bereich angewendet beschränkt zu sein. Und da gehört Reparatur in der Regel nicht dazu.
Was ich mich allerdings immer frage: meines Wissens nach gibt es beim Auflegen von neuen PrePreg-Lagen keine chemische Verbindung des Epoxydharzes mehr, wenn ich mal eine ausgehärtete Lage (in diesem Fall der Rahmen) habe.
Somit „haften“ die neuen aufgebrachten Reparaturlagen ja nur an den alten ausgehärteten Lagen an.
Daher würde ich gerne wissen @mi.ro , ob ich da mit meinem Wissen richtig liege und wenn ich richtig liege, was ich einer Reparatur; gerne auch an Hand deiner gezeigten Beispiele; der Reparatur „zutrauen“ darf.
Besten Dank schon mal.




Sascha
 
Ein durch Felskontakt beschädigter Carbonrahmen wird nie und nimmer die selbe Steifigkeit und Festigkeit besitzen nach einer Rahmenreparatur wie vor dem Crash.
Das versucht man aber den Leuten immer wieder schmackhaft zu machen.

Bei Carbon ist es nunmal so... kaputt ist und bleibt kaputt !
 
Ein durch Felskontakt beschädigter Carbonrahmen wird nie und nimmer die selbe Steifigkeit und Festigkeit besitzen nach einer Rahmenreparatur wie vor dem Crash.
Das versucht man aber den Leuten immer wieder schmackhaft zu machen.

Bei Carbon ist es nunmal so... kaputt ist und bleibt kaputt !

Und bei Alu ist das anders? Wenn du einen Knick/eine Delle im Alurahmen hast ist die Steifigkeit und Festigkeit genauso beeinflusst.;)
 
Und bei Alu ist das anders? Wenn du einen Knick/eine Delle im Alurahmen hast ist die Steifigkeit und Festigkeit genauso beeinflusst.;)

Manchmal auch zu seinem Vorteil. ;) Stichwort: Kaltumformung/Kaltverfestigung.

Die Dellen können natürlich auch die Festigkeit des Rohres herabsetzen, dass weiß ich auch. Aber nicht jeder Knick muss tödlich sein.
 
Ein durch Felskontakt beschädigter Carbonrahmen wird nie und nimmer die selbe Steifigkeit und Festigkeit besitzen nach einer Rahmenreparatur wie vor dem Crash.
Das versucht man aber den Leuten immer wieder schmackhaft zu machen.

Bei Carbon ist es nunmal so... kaputt ist und bleibt kaputt !
Bei dem Unfall, den Du hier vor Augen hast, ist aber auch Alu im Eimer und auch Stahl, dessen Leichtbaufähigkeiten strapaziert wurden, kommt an seine Grenze. Nur dass bei beiden letzteren der Volksmund glaubt, dass alles nicht so schlimm sei, während bei Carbon ein Staatsereignis aufgezogen wird. Und dabei kann man Carbon meist reparieren, während Du einen Alurahmen nicht einfach wieder zusammenschweißen kannst. Bei dem Vorfall, bei dem das Carbonfully meines Kumpels beschädigt wurde (hinteres Ausfallende auf Fels aufgeschlagen, als er von Bike musste) , aber fahrbar blieb, hättest Du einen Alurahmen direkt in die Tonne kloppen können. Mit 150 Euro hat ihm ein Profi das Teil wieder wie neu repariert und, vor allem, es war nur die oberste Schicht der Carbonlayer verkratzt. Seit ich das gesehen habe, ist mein Vertrauen in Carbon um einiges gewachsen.
 
Ich habe 6 gebrochene Alurahmen hinter mir. Außerdem habe ich noch einen Rahmen, den ich vor 13 Jahren gebraucht mit Delle im Oberrohr vom Doppelbrückengabeleinschlag gekauft habe. Der hat noch keinen Schaden und da habe ich sogar das Sitzrohr von 30,2 mm auf 30,9 mm aufgerieben. Aber der wollte auch nach über 10000 km nicht kaputt gehen.
Wegen der 6 gebrochenen Alurahmen habe ich aber letztes Jahr Carbon den Vorzug gegeben. Der hat 5 Jahre Garantie. Wenn er in der Zeit bricht, ist es ein Herstellungs- oder Konstruktionsfehler. Wenn er nicht bricht, bricht er auch die nächsten 10 Jahre nicht mehr. Alu bricht irgendwann - sicher.
 
Manchmal auch zu seinem Vorteil. ;) Stichwort: Kaltumformung/Kaltverfestigung.

Die Dellen können natürlich auch die Festigkeit des Rohres herabsetzen, dass weiß ich auch. Aber nicht jeder Knick muss tödlich sein.
Verwechslst Du da nicht was mit Stahl, dessen Selbstverstärkung um Microrisse garantiert, dass er nach einer Mio Lastwechseln nicht mehr bricht? Alu hat einen solchen Effekt nicht, deshalb brachen die Superleichten Alulenker mitte der 90er vollkommen unversehens und überraschend. Einem Kumpel von mir ist er gebrochen, als er auf einem Halt auf einer Wiese nach einer ziemlich harten Trailabfahrt mit seiner damaligen Rock Shox MAG21 gespielt hat. Wie ein Streichholz.
 
Ein durch Felskontakt beschädigter Carbonrahmen wird nie und nimmer die selbe Steifigkeit und Festigkeit besitzen nach einer Rahmenreparatur wie vor dem Crash.
Das versucht man aber den Leuten immer wieder schmackhaft zu machen.
Ich behaupte mal, wenn einem das Finish nicht wichtig ist, dann könnte der Rahmen nach der Reparatur sogar stabiler sein.
Das eigentliche Problem dürfte sein, dass den meisten Leuten die Optik am wichtigsten ist.
 
Sehr interessant das Thema. Zumal ich mich gerade für einen Carbonrahmen/-Bike entschieden habe. Mit Sicherheit hätte ich zum Aluäqivalent gegriffen, würde es den Rahmen in Alu geben.
Und dass, wo ich doch jeden Tag mit Carbon und PrePreg arbeite (Armprothetik).
Allerdings scheint mein Wissen dann doch sehr rudimentär, bzw. nur auf meinen Bereich angewendet beschränkt zu sein. Und da gehört Reparatur in der Regel nicht dazu.
Was ich mich allerdings immer frage: meines Wissens nach gibt es beim Auflegen von neuen PrePreg-Lagen keine chemische Verbindung des Epoxydharzes mehr, wenn ich mal eine ausgehärtete Lage (in diesem Fall der Rahmen) habe.
Somit „haften“ die neuen aufgebrachten Reparaturlagen ja nur an den alten ausgehärteten Lagen an.
Daher würde ich gerne wissen @mi.ro , ob ich da mit meinem Wissen richtig liege und wenn ich richtig liege, was ich einer Reparatur; gerne auch an Hand deiner gezeigten Beispiele; der Reparatur „zutrauen“ darf.
Besten Dank schon mal.




Sascha

Die Klebeeigenschaften von Epoxidharz können als durchaus gut bezeichnet werden. Es ist dabei unbedingt auf das Anrauhen sprich die Oberflächenvergrößerung des Klebepartners zu achten. Dabei zeigt in der Regel feines Anschleifen mit 600er Schleifpapier die besten Ergebnisse. Es muss undedingt trocken geschliffen werden da sonst die feinen Schleifpartikel die Schleifriefen wieder auffüllen und dort antrocknen. Der Schleifstaub sollte mit ölfreier Druckluft entfernt werden. Die Anfaftung ist natürlich nicht ganz so gut wie die interlaminare Festgkeit aber durchaus akzeptabel. Diese Tatsache wird bei einer Reparatur durch den Overlap berücksichtigt.

Was kann man der Reparatur zutrauen? Einen Downhiller mit einer Delle im Oberrohr würde ich je nach Schaden wieder zu 100% einsatzfähig machen können. Das liegt einfach daran, dass er hier sehr viele "Opferlagen" für eventuelle Einschläge mitbringt, die ich alle zur Stabilisierung des Schadens verwenden kann. Ein Rennrad ist da weit schwieriger zu reparieren weil hier beinah jede Lage eine strukturelle Aufgabe hat und somit auch bei der Reparatur Berücksichtigung finden muss. Davon ausgehend, dass ich nach allen Regeln der Kunst arbeiten konnte hat der Rahmen wieder beinah volle Performance. Dies muss das Schadensbild aber zulassen. Einzig in der Dauerfestigkeit sind gewisse Einbußen zu erwarten.
 
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