Ansprechen sollte man bei aller notwendigen Handlungsvernunft auch, woher das Virus kommt. Dass es vom Tier auf den Menschen übergangen ist, ist klar, dies war bei HIV auch zu rekonstruieren, im Falle von Ebola oder SARS beispielsweise ebenfalls, die Vogelgrippe kennt auch jeder. Im Moment lautet die Vermutung daher: könnte das Coronavirus durch Verzehr von rohem Fleisch, wie man es auch bei HIV vermutet, die Art überwunden haben? Oder waren nur Aerosole verantwortlich? Ersteres wäre natürlich fatal.
Heißt: wir werden uns künftig stärker damit auseinandersetzen müssen, wie wir hier im Westen solchen Ereignissen begegnen. Klar ist nämlich: anderswo herrschen andere Standards. Die Hygienemaßnahmen, die bspw. in Asien mancherorts herrschen, sind bei uns seit langer, langer Zeit überholt. So haben wir vor hunderten Jahren gelebt. Wollen wir also irgendwann eine Seuche riskieren, die womöglich die Gesamtpopulation unseres Landes gefährdet? Im Zweifelsfall sollte es immer heißen: Grenzen dicht.
Der Virologe Luka Cicin-Sain sagt im Zusammenhang mit artübergreifenden Viren: "Deshalb muss man bei Ausbrüchen von Viren, die neu auf den Menschen übergesprungen sind, auch besonders aufmerksam sein. Denn weitere Mutationen könnten dafür sorgen, dass die Erreger sich noch effektiver ausbreiten können".
Quelle:
https://www.tagesspiegel.de/wissen/...s-auf-den-menschen-ueberspringt/25493426.html
Klar ist: Die Laissez-faire-Haltung, die von vielen Ländern an den Tag gelegt wird, kann nur als grob fahrlässig bezeichnet werden. Dieses ständige "ja, die Grippe haben wir doch auch, die wütet jedes Jahr" ist einfach nur hanebüchen und einem modernen, mündigen und wissenschaftlich ausgerichteten Land unwürdig. Der Staat hat seine Bürger zu schützen. Ein Virus ist kein Flummi, der sich vorhersagbar nur in eine Richtung bewegt, wenn man ihn den Berg hinunterrollt. Selbst wenn das Coronavirus für die meisten harmlos bleibt, wovon gegenwärtig auszugehen ist, muss man verstehen, dass die Menschheit sich allgemein Gefährdungen zu stellen hat. Das ist nicht das erste und das letzte Virus, das uns heimsucht. Und bekanntlich gilt: Übung macht den Meister. Wenn wir so im schlimmsten Fall agieren, dann dürfen wir doch noch rufen: so gnade uns Gott.
Entsprechend hier auch noch der Verweis auf die spanische Grippe, die jetzt 100 Jahre zurückliegt und damals fast so viele Menschen dahingerafft hat, wie Deutschland heute Einwohner zählt. Folgendes ist damals wohl abgelaufen:
"Ein Team um Michael Worobey von der University of Arizona hat erforscht, wie der Erreger entstand und das Ergebnis 2014 publiziert: Vermutlich entwickelte er sich kurz vor dem Ausbruch 1918 durch die Kreuzung eines Vogelgrippevirus mit einem menschlichen Virus, das bereits seit rund 10 bis 15 Jahren kursierte. Laut der Wissenschaftler könnte das auch erklären, warum die Grippe besonders viele 20- bis 40-Jährige dahinraffte: Menschen, die 1918 jünger als 20 oder bereits älter als 40 waren, hatten als Kinder saisonale Grippewellen durchlebt, deren Erreger denen der Spanischen Grippe ähnelten. Ihr Immunsystem war bereits darauf vorbereitet. Als die im Jahr 1918 20- bis 40-Jährigen noch Kinder waren, kursierten allerdings andere Influenzaviren. Sie waren für die Spanische Grippe leichte Opfer. "
Weiters:
"Ein amerikanisch-japanisches Forscherteam veröffentlichte bereits im Jahr 2007 die Vermutung, dass die Spanische Grippe das Immunsystem der Erkrankten überreagieren ließ, sodass sich ihre Abwehrkräfte gegen den eigenen Körper richteten und unter anderem das Lungengewebe zerstört wurde. Nachweisen konnten sie dies an Menschenaffen mit dem nachkonstruierten Virus von 1918. Dies könnte ebenfalls erklären, warum so viele junge, eigentlich robuste Menschen starben. Deren starke Abwehrkräfte könnten ihnen mehr geschadet als genutzt haben."
Quelle:
https://www.br.de/themen/wissen/spanische-grippe-influenza-virus-pandemie-100.html