Da hat aber einer Freude
@oppaunke
Ich hatte heute ebenfalls meinen Spass. Da der Regenradar davon abgeraten hatte, weitere grosse Steine zu suchen, machte ich eine hydrologische Tour im wilden Osten.
Ich wohne ja bekanntlich am äussersten Ende des Metropolitanraums Zürich. Hinter dem Hügel hinter meinem Haus beginnt mehr oder weniger der Balkan; die Männer tragen da gelbe, knielange Lederhosen und weisse, gehäkelte Kniestrümpfe und wollen partout nicht sagen, mit was für einer Kräutersulz sie ihren Käse einschmieren, darum finde ich es unverständlich, dass es auf dem Rickenpass kein Passschild gibt. Auch von einem hydrologischen Gesichtspunkt her hätte er es verdient, trennt er doch das Einzugsgebiet der Linth/Limmat, das über die Aare in den Rhein entwässert wird, von dem der Thur, die direkt in den Rhein fliesst. Aber eben: Kein Passschild:
Es wird noch wacker geskatet.
Ich fahr runter ins Toggenburg und entscheide mich in Lichtensteig spontan, mich noch weiter gen Osten zu wagen und auf die Wasserfluh zu fahren. Hier folge ich der Wasserscheide zwischen Thur und Necker, der allerdings nur ein Nebenfluss der Thur ist, nach Norden und wundere mich darüber, dass hier kein Schnee mehr liegt. Die Eingeborenen pflegen seltsame Bräuche.
Und wohnen verstreut in Einzelhöfen.
Über verschiedene Höger (die heissen hier häufig Egg) komme ich wieder an die Thur, überquere sie und radle der Nase nach durch mir unbekannte Gefilde. Es gibt hier sogar noch öffentliche Strassen mit Naturbelag.
Doch das Christentum hat es offensichtlich auch schon bis hierher geschafft.
Je weiter ich nach Norden komme, desto lieblicher werden die Hügel. Und ich überquere kurz nach Gähwil die Wasserscheide zur Murg, die zwar nur ein weiterer Zufluss der Thur ist, aber immerhin ein bedeutender.
Am Mittag beginnt es zu regnen. Ich sitze unter das Vordach einer Blockhütte und esse ein kümmerliches Mittagsmahl. Den Anweisungen der Zentralregierung wird auch hier Folge geleistet und die Gaststätten sind geschlossen. Der Regen schwächt sich wieder ab, so wage ich mich noch an den Aufstieg des Todes von Au zum Roopelbööl, der in den Nullerjahren, als Rennräder noch keine Untersetzung hatten, jeweils eine ganz schöne Quälerei war. Oben komme ich in den Nebel und zur Wasserscheide zwischen Thur und Töss. Die Töss entwässert ebenfalls direkt in den Rhein. Ich folge der Wasserscheide nach Süden in den hintersten Winkel des hinterthurgauischen Tannzapfenlandes. Hier hinten habe ich eine Verbindung geplant, bei der ich mir nicht sicher bin, ob sie funktioniert, oder ob da noch zu viel Schnee liegt. Sie funktioniert nicht.
Umdrehen mag ich nicht, darum versuche ich etwas anderes. Allerdings ist das eine etwas riskante Wette darauf, dass die Strasse zum Hörnli geräumt ist. Ich fahre also zum hintersten hinterthurgauischen Grenzstein. Er markiert einen Dreikantonpunkt und die Grenze zum Meteopolitanraum Zürich. Mein Rad steht bereits wieder in der zivilisierten Welt.
Der Weg durch die Hörnliostwand soll wohl mögliche Wirtschaftsflüchtlinge aus dem Osten abhalten.
Aber ich gewinne meine Wette und die Strasse ist geräumt. Ich fahr runter ins Tösstal.
Und bei sich intensivierendem Regen überquere ich die Wasserscheide zurück zum Einzugsgebiet der Linth/Limmat und bin bald zu Hause.