Der "ich war heute mit dem Gravelbike unterwegs" Thread

The Gravel Club Ausfahrt in die Mosel-Eifel.
9/10 Matschpunkte, der Win Wing Gravel-Spoiler funktioniert. 😁
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Am Freitag werfe ich einen Blick auf den Wetterbericht: hm, sie melden Nordföhn. Also in den Süden und vom Mitwind profitieren? Aber dort hat's irgendwie nix, was mich mächtig anzieht. Wobei, es gibt da diesen Ort, den ich schon länger besuchen möchte. Aber Komoot meint was um die 245 km bis dorthin. Passt zwar zu meinem Jahresziel von einer 200km-Tour pro Monat, aber gleich so viel und mit einem schweren Pass? Vergiss es.

Beim Znacht meint meine Frau, ich soll's doch probieren, sonst kann ich ja einfach früher auf den Zug. Hm, stimmt, das ginge auch.
Nach dem Znacht versuche ich noch, meine schnellsten Reifen zu montieren, aber die 29er sind zu kalt für die Demontage. Da verschiebe ich das Projekt auf ein andermal und sehe die dröflthunderste Walliser Gipfeltour vor. Um 21h streckt es mich nieder.
Um 00:30 bin ich wieder wach. Wieder einschlafen? Unmöglich, denn die Tour will mir nicht aus dem Kopf. Also stehe ich auf, wechsle die inzwischen angewärmten Reifen, frühstücke und packe. Und um 02:30 purzle ich los.

Kurz nach der Abfahrt merke ich, dass mein Motorex-Ölfläschchen in der Rahmentasche ausgelaufen ist - igitt... Aber egal, rieche ich halt die nächsten paar Stunden wie ein Schraubergott. Und sowieso, Hauptsache unterwegs!
Vor Visp hat's ordentlich Verkehr: Frühschicht bei den Lonzawerken. Und in Visp leuchtet um 04:30 eine offene Bäckerei mit Nussgipfeln und einem Lavabo für meine Motorex-Hände :daumen:
Komoot will mich netterweise auf der alten Strasse auf den Simplon schicken, bloss ist die nicht geräumt. Und so purzle ich zurück auf die teilweise dreispurige Hauptstrasse und erreiche über zahlreiche Kunstbauten die schönste Brücke der Schweiz:
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Leider kommt auf dem Bild die wunderbare S-Form der Brücke nicht zur Geltung. Hier sieht man sie. Ich bin ja ein grosser Fan unberührter Landschaften - aber diese Brücke ist einfach reinste Harmonie :love:

Der Restaufstieg auf den Simplon ist nicht ganz so harmonisch: meine Füsse sind vor Kälte dermassen taub, dass mir auf dem Pass beim Gehen ganz komisch ist. Und die Galerien sind auch nicht prickelnd. Aber wenigsten hat es nicht viel Verkehr. Und der Wirt im Passrestaurant ist dermassen übellaunig, dass es schon wieder lustig ist.
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Klar, mit seinen Galerien und dem teils starken Verkehr ist der Simplon nicht der Typ Pass, den ich normalerweise suche. Aber irgendwie ist er mit seiner Geschichtsträchtigkeit halt doch sehr cool! Und vor allem ist er mit dem Julier der einzige Schweizer Velopass über den Alpenhauptkamm, der garantiert das ganze Jahr über offen ist (ok, der Lukmanier spielt auch langsam in dieser Liga).
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Auf dem Pass beginnt nicht nur die Abfahrt, sondern auch der Nordföhn. Bei Simplon Dorf kann ich nur dank einer starken Bremsung verhindern, dass mich eine Böe ab dem Velo weht. Ansonsten heisst es angesichts von maximal 32/11 beim Antrieb: rollen lassen 😂
Ich schäme mich, aber ich will ehrlich sein: mich schaudert es immer ein bisschen, wenn ich aus der properen Schweiz in Bella Italia ankomme. Diese Unordnung, dieser totale Mangel an Effizienz und Organisation. Kleines Beispiel gefällig? Nach Varzo geht es für die Autos in einen für Velo gesperrten Tunnel. Dumm nur, dass auch die alte Strasse aussenrum auch gesperrt ist... Auf die Schnelle finde ich keinen Hinweis, was ich als Velofahrer tun soll, also probiere ich aussenrum. Und es klappt:
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Der Italien-Schauder währt nie lange. Nach der ersten Pause in einer Bar bin ich wieder ganz verliebt in die Freundlichkeit und Coolness der Italiener. Und als ich bei einem Gruppetto von Rennvelofahrern eine Weile mithalten kann und mir einer den Faustgruss macht und "grande!" zuruft - hach :love:
Ach ja, und die Wärme! Seit Wochen radle ich bei maximal -5°C zur Arbeit, und hier fahre ich oben einschichtig, und unten überlege ich mir sogar, kurz zu machen. Herrlich!

Entlang dem Lago Maggiore hat es sehr viele Velofahrer, und die Aussicht auf die Borromäischen Inseln und das Tessin ist toll:
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In Arona bin ich zuversichtlich, dass ich es an mein Ziel schaffe, und ich kaufe mir am Bahnhof ein Ticket für den Rückweg. So ein Glück, im Eurocity hat's noch einen freien Velostellplatz :daumen:
Da alles wie am Schnürchen läuft, gönne ich dem Cutthie und mir ein bisschen Abgehange:
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Eine kurze Weile geht es dem Ticino entlang - herrlich!
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Später ist eine Brücke gesperrt, aber ein Einheimischer meint, dass ich da schon drüber könne. Und dann fängt es an: über dutzende Kilometer geht es durch einen diffusen Siedlungsbrei. Links von mir reiht sich Auto an Auto, rechts von mir Fabrik an Shoppingcenter an Wohnhaus an Industriebrache an Bahnlinie. Und vor mir Kreisel an Kreisel, und später dutzende Ampeln. Und ausser mir kaum Velofahrer - beängstigend! Aber wenigsten habe ich flott Mitwind :daumen:
Dann mehren sich die Zeichen, dass das Zentrum näher kommt: vereinzelt hat es Velowege, und erste Trams tauchen auf. Am Schluss werden die Autos durch Menschen abgelöst - sehr viele Menschen! Und dann bin ich da.

Nach 14h unterwegs und 257 km erreiche ich den Duomo di Milano :love:
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Wunderschön, wie der Dom die jeweilige Lichtstimmung spiegelt.
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Als ich sehe, wie die alte Mühle gesichert ist, bin ganz froh habe ich ausnahmsweise ein recht massives Schloss dabei 😅
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Als absolutes Landei bin ich schwer beeindruckt von den Menschenmassen auf dem Domplatz.
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Drinnen hat es ein wunderschönes Marienbild🙏
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Dann ist es Zeit Abschied zu nehmen.
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Noch eine Pizza beim Türken, und ab auf den Zug. Schon noch ein gutes Gefühl, wenn man an einem Tag so weit gefahren ist, dass der Zug für den Rückweg 2h25 braucht ☺️
Karte.
Ha, @noWalliser willkommen zurück! Und dänn gad so 🙏. Ich musste grad schauen, wie weit es denn von mir nach Milano wäre, doch unter 300km schaff ich es nicht - und momentan wären es sogar 350km über den Lukmanier, der tatsächlich offen ist. Also nix für morgen oder übermorgen.

Und damit das hier nicht nur Blabla ist noch ein Bild:
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Ich habe meine Velos heute nur zum Schrauben angefasst - mein Bahnhofvelo (oben) hat eine neue Lampe bekommen und ein occasion rechtes Tretlagerlager (jetzt bräuchte ich noch ein 28"/29"x135mm Schnellspannerhinterrad mit Scheibenbremsaufnahme, falls also jemand so eins im Dreieck Zürich-St.Gallen-Chur abzugeben hätte --> PM) aber draussen war ich trotzdem:
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Wieso heisst Du jetzt '@noWalliser ', willst Du auswandern?
Nein nein, das hat andere Gründe. Ab Ende Februar bin ich dann öppe wieder ganz drWalliser 😅

Ha, @noWalliser willkommen zurück! Und dänn gad so 🙏. Ich musste grad schauen, wie weit es denn von mir nach Milano wäre, doch unter 300km schaff ich es nicht - und momentan wären es sogar 350km über den Lukmanier, der tatsächlich offen ist. Also nix für morgen oder übermorgen.
Ich weiss nicht, ob ich so einen Milano-Trip wirklich empfehlen soll... Für 1x war's sehr geil, aber die stundenlange Fahrt durch die Vororte ist nicht so prickelnd 😆

@noWalliser geile Aktion und tolle Bilder, Respekt! 👍🏼
Danke! Wenn der Verstand ziemlich klar nein sagt und das Herz sehr klar ja wird's meistens toll :daumen:

Auch ganz toll ist die Vielfältigkeit dessen, was man alles mit dem Velo erleben kann: heute ging's nicht 257 km nach Milano, sondern 2450 m auf den Mond 🧑‍🚀🌙
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Ich weiss nicht, ob ich so einen Milano-Trip wirklich empfehlen soll... Für 1x war's sehr geil, aber die stundenlange Fahrt durch die Vororte ist nicht so prickelnd 😆

Ja, klar, und dennoch hat so ein Ziel ja etwas. Ich bin vor Jahren mal nach Paris gefahren (nicht an einem Tag 😅) und da war na Paris kommen schon cool, auch wenn da zu viel Verkehr war, es gestunken hat und ich in den Banlieus Angst hatte, dass jetzt dann grad einer mit dem Messer um die Ecke kommt...

Kein Verkehr und Gestank hatte es heute in der Wängi 🥰
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Eine unfreundliche Gang gab es da aber auch: Die haben mich zuerst ausgepfiffen und dann angefaucht.
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Seit zwei Jahren müssen sie sich wieder an den Wolf gewöhnen, da ist so ein bunter Hund wie ich wohl nicht mehr so bedrohlich. Vor ein paar Wochen war ich mir nicht sicher, ob dieses hier sich überlegt, zum Angriff überzugehen, so wie das gefaucht hat:
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Den Gipfel habe ich nicht erreicht. Obwohl ich bis zur Hüfte im Schnee steckte, hat es immer noch zu wenig von letzterem.
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Auf dem Heimweg traf ich dann noch weitere Paarhufer.
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