Das Ziel der Tour war es, meine
Schweizer Reise an die Route der Italy Divide anzuschliessen. Das war gestern mit dem Erreichen des Südufers des Gardasees geschafft.
Aber was mache ich jetzt noch mit dem letzten Tag? Ich habe bereits ein Ticket für den Zug von Venedig nach Sion, Abfahrt um 16:18 in Santa Lucia (habe ich wegen der Veloplatzreservation schon vor zwei Wochen gekauft). Aber wirklich durch die Ebene nach Venedig? Schwierig da eine schnelle und schöne Route zu finden... Und weit ist es, über 150 km... Oder noch was am Gardasee rumgurken?
Der Ausschlag gibt schliesslich die Überlegung, dass es ab Venedig nicht mehr so weit ist zur Via Dinarica, nur so für den Fall. Und Venedig kenne ich von früher her, so eine schöne Stadt! In meiner Jugend bin ich öfters freitags mit dem letzten Zug über den Lötschberg, um in Brig in den Nachtzug nach Santa Lucia zu steigen. Den Samstag verbrachte ich mit verpeiltem (kurze Nachtzugnacht...) Rumgeschleiche durch die engen Gassen
Aber eben, die Route und die Zeit. Ich mache aus der Not eine Tugend: sehr früh los, bis zu den Hügeln südlich von Vicenza knallhart Hauptstrasse (ist ja eh Nacht), und ab den Hügeln noch ein bisschen schön im Morgenlicht.
Um 3:57 fahre ich los. Schnell ist Verona erreicht - leere Strassen:
Nur beim Kolosseum sind ein paar Velofahrer unterwegs:
Nach Verona muss ich mal rasch aufpassen, dass ich nicht auf die Autobahn gerate. Und dann geht's über viele Kilometer durch hässliches Shoppinggebiet. Krass, wie Homo sapiens eine Gegend auf grausliche Art dominieren kann...
Es hat erstaunlich viele Velofahrer unterwegs, aber auch die Autos und Lastwagen werden mehr, und so bin ich froh komme ich auf die Nebenstrassen der Colli Berici. Oben angekommen erwacht der Tag:
Nach den Colli ist es topfeben - klar, dass man da auch die Kirchtürme ein bisschen anders dimensionieren muss als hier im Wallis:
Ein Hochgenuss, so in den Morgen zu radeln. Und die Radwege sind wunderbar
Ok, hier ist's ein bisschen holpriger - aber das ist glaub nicht der ganz offizielle Radweg:
Es gibt Orte, die sind einfach auf eine spezielle Art schön, und gewisse Leute sind empfänglich für diese schlichte Schönheit. Auf einer kleinen Brücke treffe ich einen Mann, der jeden Morgen hierherkommt, die Landschaft guckt und dem Rauschen des Flusses lauscht.
Neun Uhr. Zeit für ein richtiges Frühstück und eine Mütze voll Schlaf.
Ich weiss, für viele von euch unverständlich, so ein Ausbruch - aber hei, hier ist es einfach
FLACH!!!
Ich schleiche an gut besuchten (ok, auf dem Foto nicht...) Kanälen südlich an Padova vorbei. Es herrscht eine wunderbar lockere Stimmung, und trotzdem kommt man gut vorwärts.
Ich finde Padova sehr sympathisch, vor allem diese Bar am Ufer hat es mir angetan
Endlich hat's jemand erkannt
Auf das werden nicht alle verstehen: SCHLEUSEN!!! Kenne ich wie das FLACHE auch nicht wirklich
Ich Bergler falle fast hinüber und renne auf der kleinen Brücke hin und her, um das Spektakel aus allen Winkeln zu studieren.
(Nebenbei: Ich verweise hier auf den Wikipedia-Artikel
Schifffahrtskanalprojekte in den Alpen, und dort insbesondere auf den Abschnitt
Alpenquerkanalprojekte. Offensichtlich dachte man noch anfangs des 20. Jahrhunderts sehr ernsthaft über einen Kanal über die Alpen nach - wie sich die Zeiten ändern!)
Vor Venedig hören die Kanalwege irgendwann auf, und ich finde mich auf einer grossen Strasse wieder. Was noch gut ist an den italienischen Hauptstrassen: die haben rechts der Seitenlinie immer auch noch ein bisschen Teer, daher fühle ich mich mit dem Velo recht sicher.
Und schon wieder "strählt es mich hindere": RIESENKRÄNE!!! RIESENSCHIFFE!!! Geil
Was ich in dem Moment auch realisiere: Venedig mit seinem Hafen öffnet mir nicht nur die Tür zur Via Dinarica, sondern dank meinen "by fair means"-Regeln auch für das halbe Mittelmeer. Denn motorisierte Schiffe habe ich mir schon immer erlaubt
Mit ein bisschen Rumfragen finde ich schliesslich den Veloweg in die Stadt rein - eine feine Sache!
So, jetzt gibt es dann noch ein paar Bilder aus der Lagune.
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