Desertix - von Los Angeles nach Sedona

16.03. 22:00 Los Angeles Flughafen, 20m

In der Dämmerung landet mein Flieger nach zehn Stunden Flug schliesslich in Los Angeles. Leider dauerts noch fast drei Stunden, ehe endlich den Sherrifs der Einreisebehörde (erste Riesenschlange) und der Gepäcksausgangszollkontrolle (zweite Riesenschlange) entkomme. Willkommen in den USA!


Mein Radl wird vom Karton zum fahrbaren Untersatz, passt alles, wackelt nix. Dann werf ich mich mit meiner kleinen Stirnfunzel jetzt wohl ins erste Abenteuer des Trips: "Die Flucht vom Airport: Highways, Freeways, vierspuriger Riesenverkehr". Ein Polizist zuckt nur mit den Achseln: Die ersten Meter könnte ich noch durch die Parkhäuser fahren, aber danach muss ich auf die Strasse, es gäbe keine andere Chance. Dann mal frisch ans Werk, wird schon schief gehen.
 
Wieso schade?
Landschaftlich ist diese Ecke doch schön.
Aber wer weis, evt. geht's auch über die Grenze nach Mexiko.

Ray
 
17.03. 06:00 Hostel in Santa Monica, Los Angeles, 10m


Willkommen in der Wüste!

Ich bin noch nie in Kalifornien geradelt, das wird schon lang mal Zeit. In den Bergen um Los Angeles solls ja dem Hörensagen nach einige recht nette Singletracks geben. Danach freilich, wenn man die zwei bis drei Küstengebirge mal hinter sich hat, wirds einfach nur noch heiss. Heiss und sandig.

Ich werd mich irgendwie über einen "Seiteneingang" in den Joshua Tree Nationalpark durchschlagen und die hübsche Wüste mit möglichst wenig Teer auf Jeeptracks nach Osten durchqueren. Wasser gibts dort wenig bis gar keins, aber schön ists bestimmt.

Die Ausläufer der Mojave-Wüste werden mir auch danach sicher noch eine ganze Zeit lang erhalten bleiben: Offroad über die Staatsgrenze nach Arizona am Colorado River und weiter über alte und neue Minenpisten, schlussendlich nach Sedona bei Flagstaff. Dort solls dem Hörensagen nach recht hübsch sein, mit einer aktiven Bikeszene auf rotfelsigen Tafelbergen und haarsträubenden Singletrails durch felsige Canyons. Ich werds ja sehen... sofern mich nicht vorher Hitze und Durst zermürben.

Auf gehts!
 
Ich rechne mit ungefähr vier Wochen für die knapp zweitausend trockenen Kilometer. Nur ein kurzer Trip... ich weiss. Aber vielleicht ists ja auch nur die erste Etappe und danach gehts woanders weiter? Warten wirs ab... auf jeden Fall aber muss ich irgendwo hin, wo ich noch wie war. Soweit passts jedenfalls schon mal, ich war noch nie mit dem Bike in LA.
 
Das wird bestimmt wieder genial. Knappe Wasservorräte, trockene Wüsten, schießwütige Cowboys, da ist Spannung garantiert. Hoffe nur die Netzabdeckung ist gut genug um schnell einen Supporttrupp los zu schicken. Viel Spaß und gute Reise.
 
17.03. 20:00 Anaheim Inn in Anaheim, 50m


Nach einer dem Jetlag geschuldeten viel zu kurzen Nacht mach ich mich auf die Socken. Von Santa Monica einmal quer durch Los Angeles, um die Berge südlich der Metropole zu erreichen. Zum Glück kann man dabei meistens einen Radweg am Strand benutzen, alles andere wäre auch gruslig.


Und so kurble ich Meile um Meile und Beach an Beach nach Süden. Ab und zu wird die Promenade allerdings durch fragwürdig platzierte Industriekomplexe unterbrochen.


Aber meistens siehts..


... ganz hübsch aus.


Ein erster kleiner Umweg in die Stadt ist dem Livebericht geschuldet. Nur kaum zwei Stunden im Verizon-Store und achtzig US Dollar später funktioniert mein alter mobiler Hotspot vom Rockymountix wieder... denke ich zumindest. Doch kaum eine Stunde später als ich grad auf einer grünen Wiese mein erstes Liveposting vorbereite, ist schon wieder Schicht im Schacht. Keine Verbdinung zum Verizon-Netzwerk! Ab hier nimmt das erste kleine Drama des Desertix dann seinen Lauf. Zwei weitere Stunden in zwei weiteren Verizon-Stores werden durch teils grauenhafte Umwege in übelst schwerlastverkehrverseuchte Industriegebiete verkauft und bringen trotzdem keine Lösung. Nach einem Ewigkeitstelefonat mit der Hotline seh ich zumindest klarer: So wies aussieht, stimmt eine klitzekleine Einstellung in meinem Gerät nicht mehr und muss korrigiert werden. Dazu braucht man allerdings die hauseigene Konfigurationssoftware für Altgeräte, die natürlich nur unter Windows läuft. Und lustigerweise weigern sich alle besuchten Verizon-Läden standhaft, diese Software zu installieren. Verboten, gesperrt, unmöglich, blafasel. Es täte ihnen auch leid, aber ich könnte ja zurück fahren zum ersten Geschäft und mein Geld zurückbekommen. Sehr witzig, damit ist mir auch nicht geholfen. Sind ausserdem auch nur 60 Kilometer.


Irgendwann hab ich den Kanal voll und radel einfach weiter. Grmpf. Jetzt muss ich also jemand mit Windows-Notebook in einer Bar auftreiben und ihn bequatschen, einen wildfremden Typen ein seltsames Gerät an seinen Rechner anstöpseln zu lassen und komische Software zu installieren. Herzlichen Glühstrumpf, das wird schwierig. Erste versuche in dieser Richtung scheitern grandios.


Ein bisserl gefrustet und reichlich offline radel ich weiter durch die grosse Stadt. Nach den vielen Beaches bieg ich landeinwärts ab und folge einem Radlweg am Santa Ana "River". Das hatte ich mir vorher etwas "romantischer" vorgestellt, aber der River ist einfach nur eine symmetrische und knackleere Betonrinne, stundenlang. Naja, ich glaub man muss sich trotzdem freuen, halbwegs autofrei durch LA zu kommen. Leider wurde ich durch die sinnfreien und teuren Mobilprobleme wenigstens um vier Stunden ausgebremst, nach knapp einhundertdreissig Kilometern durch die Stadt verlässt mich das Tageslicht. Habs nicht bis zu den Bergen geschafft, und an der Betonröhre die man hier Flussufer nennt, würd ich ungern übernachten.


Was solls... kriegt der Trip halt gleich in der ersten Nacht seine erste Warmduscherübernachtung. Bin sowieso ein bisserl mies drauf und noch reichlich jetgelagged, da kommt mir das Anaheim Inn grad recht. Sch... auf das Geld.


Ich lass meinen Frust im knackig heissen Jacuzzi wegblubbern. Bin ich halt erstmal Offline, es hilft ja nix. Irgendwann wird mir schon ein freundlicher Computer über den Weg laufen.
 
Wieder dabei - bin gespannt wie du die endlosen Verbindungsetappen auf den nicht sehr bikefreundlichen US Highways überstehst. Ich wünsche in jedem Fall viele Singletracks und immer etwas zu trinken dabei. Ein 'Häb Sorg!' aus der Schweiz.
 
*schwitz* Mir wird jetzt noch warm, wenn ich an deinen RockymountiX zurückdenk.
Was dich erst bei diesem Projekt an "Wärme" erwarten wird...

Wünsch dir auf alle Fälle immer genug zu Trinken und beste Trails!
 
Hoi Stuntzi

Hals und Beinbruch oder sollte mehr eher Rahmen und Speichenbruch wünschen. Ich freue mich auf deine Bilder und Berichte über Kalifornien :D:D
 
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