Durchschlagschutz für Schlauchreifen: Felgenglück 2.0

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Hallo zusammen,

vorab: ich will kein Schlauchlos-System.

Bei meinen Hardtail mit Schlauchreifen kämpfte ich noch immer mit Durchschlägen. Eigentlich hatte ich die Lösung schon gefunden:

http://www.mtb-news.de/news/2014/06...ifen-das-doppelkammersystem-zum-selbst-bauen/

oder im Forum dann hier:

http://www.mtb-news.de/forum/t/nie-...-zum-selbstbauen.710411/page-13#post-12116102


Das System „Felgenglück 1.0“ habe ich allerdings selber nur ein halbes Jahr genutzt, obwohl es tadellos
funktioniert hat. Das Rad nutze ich aber eben auch im Alltag und ein Alltagsplatten war häufiger als ein Durchschlag, und dafür war mir die Montage doch zu fummelig.

Am Gardasee letztens hat es mich dann aber mehrmals erwischt: ein simpler Schutz musste nun doch endlich her.

Ich hatte ja schon damals erfolglos mit Schaumeinlagen unter dem Schlauch experimentiert. Die dann eigentlich sehr simple und naheliegende Idee war, eine Schaumeinlage IN den Schlauch selber einzubringen - denn dort beeinflusst sie das Abrollverhalten und die Montage nicht.


Welcher Schaum ist geeignet?

Mal wieder viele für den Privatmann erhältliche Schäume in Betracht gezogen (Isomatten, Baustoffe etc.) und bin bei einem trittschalldämmenden Schaum bei Bauhaus fündig geworden: Typ ESB5, 3€ je laufender Meter.


Vorteile dieses Schaums:

• Chemisch vernetztes PE, daher echtes Elastomer mit gummiähnlichen Eigenschaften
• Geringe Dichte (ganz im Ggs. zu Kautschuk-Schäumen)
• Ausreichend großes E-Modul („Härte“), aber immer noch gut "knautschbar"
• Hat direkt die passende Stärke von 5mm
• Mechanisch belastbar („zäh“)
• Billig und einfach zu bekommen

Aber es handelt sich um einen geschlossenzelligen Schaum und dieser wird bei steigendem Außendruck somit komprimiert. Um zu testen, in welcher Zeit und wie vollständig die originale Schaumstruktur durch Diffusiuon zurück gewonnen wird, habe ich eine transparente Druckkammer gebaut. Das Ergebnis: er braucht etwa 2 Wochen, bis er weitgehend die Originalstruktur wieder angenommen hat. Aber auch in der komprimierten Form ist eine Schutzwirkung vorhanden: der Schaum ist dann kompakter und fester. Beim spontanen Entspannen bleibt der Schaum vollständig intakt und ist lediglich eine gewisse Zeit strammer – er ist ja quasi im Innern aufgepumpt.


Wie den Schaum in den Schlauch bekommen?

Das war zunächst echt frustrierend. Da der Schlauch im entspannten Zustand einen recht kleinen Querdurchmesser hat ließ sich keine Schaumeinlage in ausreichender Breite einfügen, selbst mit allerlei Tricks nicht.

Die Lösung war dann am Ende sehr einfach:

• Extrabreiten Schlauch nehmen für 3.0er Reifen (z.B. Schwalbe AV13F)
• 50mm breiten Schaumstreifen von 2m Länge schneiden (gilt für 26‘‘, sonst Länge entsprechend anpassen)
• 25mm langen Schnitt in Schlauch machen
• Einführhilfe („Trichter“) aus PET-Flasche basteln
• Schaum falten und über Einführhilfe einführen, er geht im Schlauch sofort wieder auf. Dann von außen den gefalteten Schaum „durchreichen“ wie bei einer Bundkordel an der Badehose. Durch die Einführhilfe rutscht der Schaum willig nach. Schaumenden müssen satt überlappen, Rest abschneiden.
• Großen Flicken von TipTop auf den Schnitt – fertig.


Tipps:

• den Schnitt auf der Innenseite des Schlauches setzen, weil der Flicken dort am wenigsten beansprucht wird und fast nur statisch vorliegt, während er an der Außenseite permanent gewalkt würde
• an den Schnittenden im Schlauch jeweils Ausstanzungen per Lochzange setzen, damit der Schlauch beim Schaumeinführen nicht weiter einreißt. Praktisch heißt das: erst Loch durch Schlauch stanzen und danach die entstandenen Löcher mit Schnitt verbinden.


Ein paar Worte zum Schlauch:

• Der Freeride-Schlauch AV13F fühlt sich in der Hand arg dünn an, wiegt aber dasselbe wie ein normaler Schlauch – ist also gleich viel Gummi vorhanden. Der Witz ist, dass sich der großvolumige Freeride-Schlauch beim Aufpumpen kaum mehr dehnen muss und sich eben auch nicht weiter ausdünnt. Das hat den Vorteil, dass er nicht vorgespannt ist und daher bei leichten Beschädigungen nicht so willig weiter einreißt.
• Der Downhill-Schlauch AV13D geht prinzipiell auch. Er hat 100g mehr Gummi, was evtl. ein zusätzliches Sicherheitsplus gegen Snakebites bietet. Aber dafür lässt sich die Schaumeinlage auch nur sehr unwillig durch den Schlauch führen – er ist dafür einfach zu steif.



Pro:

• Die Montage von Schlauch und Mantel geht so einfach wie mit normalem Schlauch.
• Beim Fahren merkt man von der Einlage wie erwartet gar nichts (Unwucht etc.)
• Erste mittelharte Durchschläge blieben schadlos
• Im Gegensatz zum Felgenglück 1.0 gibt es keinen „blinden Fleck“ genau am durchgesteckten Ventil, sondern der Schutz wirkt über den gesamten Umfang.
• Inneres Scheuern des Schaumes am Schlauch wird keine Rolle spielen
• Zusatzgewicht mit Freerideschlauch noch unter 10g.


Contra:

• Schützt bestimmt nicht bei heftigen Durchschlägen
• System gibt’s nicht fertig zu kaufen und man muss selber basteln


Fazit:

• Wirkt spürbar
• Wiegt nix
• Kostet nix
• Einfach zu montieren

Das werde ich selber auf jeden Fall weiterhin nutzen!

Ich hatte dazu echt noch nix im Forum gefunden, obwohl es sooo simpel ist. Wenn es das doch schon längst gab nicht schimpfen ;-)
 

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Re: Durchschlagschutz für Schlauchreifen: Felgenglück 2.0
Hmm, irgendwie an der Realität vorbei.
Tubeless plus günstigen Schlauchreifen ist besonders bei 26" ganz einfach und günstig hinzubekommen, man muss halt nur ein zweites Loch in Kauf nehmen.
 
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