Ich bin die Tour jetzt über Pfingsten auch gefahren - wenn auch leider nicht ganz vollständig. Konnte mich erst am Nachmittag des Vortages um die Unterkünfte kümmern. Da haben sie mich in Monschau und Simmerath ausgelacht... Booking.com wusste für die gesamte Nordeifel nur noch eine in Hellenthal, und die war auch mehr als strange...
Musste es deshalb trotz völliger Formlosigkeit in drei statt vier Tagen machen, denn wenn man erst einmal in Hellenthal ist...
Wegen der Umstände und meiner längeren Anfahrt - es kam noch ein Stau nach Unfall auf der BAB hinzu - musste ich die erste Etappe deutlich abkürzen. Und zwar bin ich bei Km12 in Großhau direkt nach Süden ins Wehebachtal abgefahren und auf der anderen Seite wieder hoch. Den Track habe ich in der Nähe der B399/Kaserne Langschoß 580m bei Km56 wieder aufgenommen. Zu den 44km dazwischen kann ich also nichts sagen. Der Karte nach zu urteilen ist das zwar recht zivilisationsnah, aber von den Wegen her recht nett. Jedenfalls einige Trails dabei.
Ferner habe ich wegen der vorgerückten Stunde und weil ich keinen Bock mehr auf den Rurtalradweg hatte von Hammer zum Rothen Kreuz hochgedrückt. Damit fehlt mir auch der Abschnitt um Monschau, darunter mindestens auch ein Trail. Nähe Wahlerscheid 620m oben an der B258 war ich dann wieder drauf für die Abfahrt zur Oleftalsperre und in der Folge nach Hellenthal. Unterwegs war ich etwa 67km/1600hm, fährt man alles nach Originaltrack dürften ca. 106km und 2200-2300hm(?) zusammenkommen.
Obwohl mir also von den ersten 100km ein nicht unerheblicher Teil fehlt, habe ich die beiden längeren Abfahrten des Tages über je etwa 200hm mitgemacht. Womit wir beim ersten Fehler der Route wären: beide Male wird die Höhe auf Asphalt vernichtet!
Der zweite Fehler wäre, dass von den gut 40km, die ich am ersten Tag in der Originalversion zurück gelegt habe, nur auf den ersten 5km hinter Winden kurze Trails zu finden waren, einer davon sogar inzwischen so zugewachsen, dass inexistent (dann Pfadspur zum oberen Forstweg; habe später auch den "Ausgang" gefunden). Der Rest besteht aus Pkw-tauglichem Forstweg oder gleich Straße.
Am zweiten Tag bin ich bis Echtershausen im Prümtal (gut 15km hinter Waxweiler) gefahren. Abgesehen von einem ganz netten Karrenweg nach Unterquerung der A60 (vorletzte Abfahrt vor Waxweiler) und dem netten Pfad über den Schneifelkamm, der leider den schweren Nachteil aufweist, einem Fahrradweg gleich in 3m Abstand zur Landstraße zu verlaufen, kann ich mich an keinen einzigen Trail erinnern. Dafür an sehr, sehr viel Asphalt, gerne auch bergab. Mein RaceKing-bereiftes Hardtail kam mir völlig überdimensioniert vor. Wesentlich besser wäre ein Crosser gewesen. Offengestanden hätte auch ein Renner mit 4Seasons gereicht, sieht man mal von ein paar wenigen Metern hinter Prüm (wobei die im Anstieg ohnehin von kaum einem gefahren werden dürften) und dem allerletzten Drop nach Waxweiler ab.
Genaueres weiß ich dazu nicht zu sagen, weil ich mir diesen Schwenker gespart und mich gleich vom Hausberg ins Dierbachtal abgesetzt habe. Den netten Trail auf dessen Südseite habe ich dabei natürlich gerne mitgenommen. Hätte die Eifeltour ohne Höhenverlust auch tun können, anstatt dem Karrenweg über den Kamm zu folgen. So ist denn auch das Stück nach der A60 das bei weitem Schönste des ganzen Tages. Vor allem das Prümtal beeindruckt. Umso unverständlicher ist es, dass der Track bei Schloss Merkeshausen der Forststraße auf die andere Flussseite folgt, anstatt bis Echtershausen am Westufer zu bleiben und sich auf den später folgenden M1-Pfad zu freuen.
Insgesamt drängt sich der Verdacht auf, dass die Route in diesem Mittelteil sehr oft einfach unbesehen einem Fernwanderweg (Friedensweg, Jakobsweg) folgt und man sich nicht wirklich die Mühe einer MTB-optimierten Ausarbeitung gemacht hat. Ich würde lügen wollte ich behaupten, am Ende nicht einigermaßen enttäuscht gewesen zu sein. Zum Glück hatte ich hinten den RaceKing drauf. 85km/1900hm.
Der dritte Tag ließ anfangs Ähnliches befürchten. Eine Trailvariante hinunter an den Stausee Bitburg konnte ich zum Glück noch von unterwegs planen. Ja, man wird misstrauisch. Irgendwann ist es so weit, dass man nirgends mehr abfährt, ohne nicht vorher die Lage am Handy analysiert zu haben. Kostet ganz schön Zeit. Das ändert sich jedoch ab dem Ferschweiler Plateau. Ab hier macht die Sache richtig Laune und auch ein Crosser wäre nicht mehr das Mittel der Wahl. Nur sollte man wissen, dass sich dadurch der Zeitbedarf nicht unwesentlich vergrößert. Natürlich je abhängig von der eigenen Fahrtechnik. Zwar ließe sich auch auf dem Weg nach Trier der Streckenverlauf an einigen Stellen durchaus noch verbessern. Alles in allem handelt es sich hier aber um einen Weg, der unbedingt lohnt gefahren zu werden.
Mein Fazit:
1. Leider nicht plug'n'play. Und ja, von einem redaktionellen Beitrag in der BIKE hätte ich mir nicht nur etwas mehr Liebe zum Detail, sondern insgesamt auch eine attraktivere Wegführung erwartet. Aber vielleicht sind meine Ansprüche da auch zu hoch.
2. Ziemlich unausgewogen. Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und ganz sicher wird es viele geben, die genau die im ersten und zweiten Teil so reichlich gebotenen Forstautobahnen und asphaltierten Wirtschaftswege suchen. Ob das dann aber auch die Gleichen sind, die zwischen Bollendorf und Trier mit Genuss Natursteintreppen runterrocken und über allenfalls handtuchbreite am Abgrund entlang cruisen, ist die Frage. Auf jeden Fall empfiehlt es sich, die Etappenplanung darauf abzustellen.
3. Schöner Wald. Im Gegensatz etwa zur Bauholzplantage Sauerland sehr abwechslungsreich und stellenweise urwüchsig. Der Nationalpark ist allerdings, soweit ich einsehen konnte, eine einzige Katastrophe. Forstwegarmageddon.
4. Sehr feucht. Überall plätschert und rieselt es. Tümpel, Schlammlöcher und andere Schnakenwellnessoasen sind in jeder Höhenlage allgegenwärtig. Autan einpacken!
5. Was hätte ich gerne anders gemacht? Abgesehen davon, dass ich die Tour gerne komplett gefahren wäre, hätte ich vorher mehr Zeit in die Trackaufbereitung investieren sollen. Ich würde wohl auch in Nideggen starten wollen.
6. Würde ich die Tour einem Freund empfehlen? Mit den genannten Einschränkungen und Hinweisen eventuell. Aber ich wüsste spontan einige Mittelgebirgstouren, die besser sind. Ehrlich gesagt, zählen dazu alle, die ich bis jetzt fahren durfte.