Entlüften (mal wieder)

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Hallo zusammen,

ich habe mich hier ein wenig durchgekramt und viel gelesen, aber zwei Fragen sind mir dennoch offen geblieben zum alten Thema entlüften.

Nummer 1:
Wenn ich die Spritze aufziehe scheint es ein paar extrem winzige Luftblasen im Öl zu geben. Diese sind so klein dass ich sie nicht mit dem Auge zuverlässig identifizieren kann, aber es sind winzige Punkte die spiegeln das Licht ein wenig. Diese steigen auch nach langer Zeit nicht nach oben, sondern scheinen "festzuhängen". Sowohl in der Shimano Brühe als auch im Magura Royal Blood in zwei verschiedenen Spritzen war das so.
Ist das keine Luft sondern etwas anderes, ist es Luft aber total normal dass so mikroskopisch winzige Bläschen bleiben, oder hab ich da etwas vermurkst beim Aufziehen?

Nummer 2:
Ich habe neue Shimano Deore XT M8000 installiert. Gekürzt etc. und entlüftet.
Wie finde ich jetzt heraus ob das so passt?
Vorne etwas früher und härter seinen Druckpunkt, hinten etwas später und weicher. Ich kann jedoch locker genug Druck aufbauen dass das Rad blockiert wenn der Hebel noch ein gutes Stück vom Lenker weg ist. Mit viel Gewalt würde ich ihn grade so zum Lenker bringen.
Ist das jetzt der "gut dosierbare" weichere Shimano Druckpunkt von dem ein paar Leute reden, oder habe ich immernoch ein klein wenig Luft im System trotz der akzeptablen Leistung der Bremsen?

Ich wäre sehr dankbar für den Input von Leuten mit Erfahrung, ob das so richtig klingt.
utack
 
Hilfreichster Beitrag geschrieben von Dirty-old-man

Hilfreich
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Zu 1:
Das sind kleine Luftblasen.
Vor der "Anwendung" das Fläschchen am besten mehrere Stunden oder Tage ruhig stehenlassen und keinesfalls schütteln oder heftig bewegen!
Nach dem Aufziehen die Spritzenöffnung mit einem Finger verschließen und mit dem Spritzenkolben einen Unterdruck unterzeugen. Damit sollten dann die meisten Luftbläschen nach oben aufsteigen.

Zu 2:
Es ist normal, dass der Druckpunkt bei der hinteren Bremse etwas weicher ist als bei der Vorderradbremse.
Das liegt an der Bremsleitung, die sich unter Druck minimal ausdehnt.
Auch spielt da noch der Bremsbelag mit rein, die organischen (Resin) Beläge erzeugen einen weicheren Druckpunkt als die metallenen (Sinter). Deshalb testet man den Druckpunkt beim Entlüften auch am besten mit dem beiliegenden Bleedblock, um den Belag als Variable auszuschließen.
 
Hilfreichster Beitrag geschrieben von Dirty-old-man

Hilfreich
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Grundsätzlich:
Je niedriger der Druck, desto mehr Luftbläschen entstehen, je höher der Druck, desto mehr Luft löst sich in der Flüssigkeit.
Dh. perfekt kriegst du die Luft sowieso nicht raus, musst du auch gar nicht.
Wichtig ist die groben Luftblasen wegzubekommen und dass unter Normaldruck keine Luft mehr drin ist.
Irgendweche feinen Bläschen, unter großem Unterdruck, von denen merkst du eh nichts, wenn du bremst, also nen hohen Druck hast -> Luft ist sowieso in der Flüssigkeit gelöst.

Ist halt die Frage, wie viel Lust/Zeit man hat und wie sehr man an die Perfektion kommen will.
Nicht umsonst gibts es in Fabriken irgendwelche Heiz-Ultraschall-Technik um das letzte bischen gelöste Luft rauszubekommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Spritze aufziehen zur Hälfte.

Vorne mit der Schlauchklemme verschliessen.

Spritze ziehen und somit Unterdruck erzeugen.

Unterdruck macht kleine Luftblasen gross und lässt sie steigen. (Wie bei einer Spritze beim Arzt. nur dort ist die Viskositaet anders, da geht das mit fünf mal druckbeaufschlagt schnippen in Ordnung )

Das ganze machst so eine Minute lang.

Dann Spritze senkrecht und entspannen, Klemme auf und vorsichtig!!!!! Spritze immer noch senkrecht leicht druecken, bis am Anschluss ein Tröpfchen zu sehen ist.

Dann anschrauben an die Bremse und die geplante Aktion machen.


Überprüfen:

Nach Beendigung der Befuell oder Entlüftungsaktion stellst das Fahrrad hin, spannst zwei Gummibaender an die Hebel um diese zu ziehen ueber Nacht.
Dann Probefahrt machen.
Wenn der Druckpunkt wandert hast nicht richtig entlueftet

Für den Fall dass Du Mist gemacht hast:
Ueber Nacht und mit Gummiband gespannt wandert die Luft in den höchsten Punkt, also meist in den Ausgleichbehaelter am Lenker.
Idealerweise stellst Dein Rad bei Scheissgebautverdacht aber so hin, dass auch die Bremsleitung unter dem Tretlager nach oben blubbern können.

Weil dann musst Du nur am Lenker nachentlueften.
 
Zuletzt bearbeitet:
Mit viel Gewalt würde ich ihn grade so zum Lenker bringen.

Ich mag es lieber, wenn der Druckpunkt früh kommt. Bei mir ist der Druckpunkt erreicht, wenn der sich der Hebel 3,5 cm (A) bzw. 3,0 cm (B) vor dem Lenkergriff befindet (siehe Bild des zusammengedrückten (!) Hebels für die Hinterradbremse). Durch stärkeren Druck an den Hebeln bewegt sich der Hebel nur noch wenige mm.
Wenn der Hebel fast zum Lenker gebracht werden kann, dann ist das in meinen Augen gefährlich.
Zum einen wird der Belag abgenutzt, und darauf, dass das Nachstellen des Kolben-/Quadring immer as-designed funktioniert würde ich mich nicht verlassen.
Ausserdem kann es immer passieren, dass man mal anders am Lenker greift und dann ein Finger zwischen Hebel und Griff verhindert, dass Ersterer bis zum Druckpunkt angezogen werden kann.
IMG_5523.JPG
 
Meine Vorredner haben ja schon das volle Programm mit allem was man beachten muss durch. Ich habe mich mittlerweile auf folgende Methode geeinigt:
Ich habe mir zwei 50ml Spritzen und entsprechende Schraubadapter für Pumpe und Zange besorgt. Bremsflüssigkeit, egal welche, in eine Spritze einfüllen, verschließen, Vakuum ziehen und gleichzeitig mit einem Haarfön gut erwärmen. So bekommt man jede Menge Luft heraus. Anschließend an die Zange die volle Spritze und an die Pumpe die leere Spritze anschließen und luftfrei von unten nach oben die Bremsflüssigkeit nach oben pumpen. Dann abwechselnd hin und her pumpen und Vakuum ziehen. Das Procedere solange durchführen, bis keine Luftblasen mehr beim Vakuum ziehen aufsteigen. Kann schon eine Weile dauern, ist unfassbar welche Mengen an Luft sich da verstecken können. Ich hab schon mal eine geschlagene halbe Stunde pro Bremse gebraucht. Am besten zu zweit arbeiten und den Bleedblock nicht vergessen.
 
"Spritze aufziehen".....So heisst das nun mal.....

Und wo wir gerade beim "Wenn.mans.schon.macht.dann.soll.man.es.ordentlich.machen" sind:

Wenn an den Verschlussschrauben O-Ringe dran sind, diese bitte erneuern.

Ich habe mal einen ganzen Tag an meiner Guide entlueftet, bis ich bemerkt hab, dass im Entlueftungskit Ersatz- O-Ringe enthalten sind. Bei Beschau meiner Bremshebelverschlussschraube hab ich den beschaedigten O-Ring gesehen. Nach zwei Mal Entlüften in der Vergangenheit hatte er sich wohl ins Gewinde verkantet.

Mit dem O-Ring erneuern ging dann die Sonne auf. Auch im Geiste.

Und alles noch supergut.
 
Zuletzt bearbeitet:
Sieh das mal so: du pumpst entgaste neue Flüssigkeit in dein System und ziehst mit dem abwechselnden Pumpen und Vakuum die restlich verbliebene Luft aus dem System.
Vertrau mir. Egal welche Bremse, auf diese Art und Weise bekommst du jede luftfrei.
 
Sieh das mal so: du pumpst entgaste neue Flüssigkeit in dein System und ziehst mit dem abwechselnden Pumpen und Vakuum die restlich verbliebene Luft aus dem System.
Vertrau mir. Egal welche Bremse, auf diese Art und Weise bekommst du jede luftfrei.

Vertrau mir. Egal welche Bremse, auf diese Art und Weise bekommst du jede luftfrei.

Ob das wirklich Einfluss auf die nachzupumpente Bremsflüssigkeit hat sei mal dahin gestellt...
Beim eigentlichen Entlüften muss nach wie vor die Luft aus dem bestehenden System....
Und da gibts bekanntlich hartnäckige Fälle....
Also, einen echten Vorteil kann ich bei deinem Vorschlag nicht erkennen.
 
Du hast es vielleicht nicht ganz verstanden. Man möchte doch so wenig wie möglich Luft im System haben. Dann sollte auch die neue Flüssigkeit so wenig wie möglich Luft enthalten. Das wird damit sicher gestellt.
Das wiederum hat mit dem Entfernen im System vorhandener Luft nichts zu tun. Ist eine andere Baustelle.
 
Ob das wirklich Einfluss auf die nachzupumpente Bremsflüssigkeit hat sei mal dahin gestellt...
Beim eigentlichen Entlüften muss nach wie vor die Luft aus dem bestehenden System....
Wenn microluftblasenbeaufschlagte Bremsfluessigkeit/ Öl ins System eingebracht wird, geraet ja Luft ins zu entlueftende System.

Und die muss man ohne den Vorschritt des "Unterdruckziehens in der Sprize / ggf mit Erwärmung" dann sehr langwierig, weil duenner Leitungsquerschnitt und keine Sichtkontrolle, auch wieder herausziehen.

Sowas macht man doch möglichst vorher.
Die Mikroluftblasen sind in der Summe ihrer Luftvolumina in der Auswirkung nicht zu unterschaetzen
 
Vielen Dank für die ganze Rückmeldung euch allen!

Da habe ich definitiv noch einiges jetzt erfahren was mir hilft.

Heute nochmal getestet und es ergibt sich ein klareres Bild:
Bremse vorne sitzt, Bremse hinten geht jetzt wieder bis zum Hebel durch

Ich werde mit euren Tipps gegen die Micro-Luftblasen und etwas mehr Geduld noch einmal ordentlich rangehen und die restliche Luft im System jagen.

Bei meiner Tektro am anderen Rad hat es damals sofort geklappt, ich bin optimistisch das wird dann hier auch noch!
 
Jetzt hat es glaube ich endlich geklappt

Gestern erfolglos Luft hin und hergeschoben von oben nach unten und zurück

Heute einfach nochmal von unten zwei frische Ladungen Öl nach oben gedrückt und im Trichter dann entsorgt. Jetzt zieht sie deutlich früher und härter, und das Hinterrad kann man mit weniger Hebel leicht blockieren
 
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