Ergonomieproblem? Hände schlafen ein

also gleich mal vorweg: wenn eine haltung sich nicht ändert, aber durch fitness der schmerz verschwindet heisst es nicht das die haltung auf einmal gesund ist.
fehlstellung bleibt fehlstellung, egal ob sie schmerzt oder nicht.

um ne fehlstellung für die handgelenke beim biken zu vermeiden braucht man zwei sachen:
1. die richtige lenkerbreite
2. die richtige kröpfung nach hinten (backsweep)

lenkerbreite:
da der ganze neumodische schmarn seid ca. 4-6 jahren zu extremen lenkerbreiten neigt und das vor allem bei jeder körpergröße und jeder fahrweis, ist es reine glückssache wenn der lenker passt.
um das grundgerüst oberkörper beim langen biken voll auszuschöpfen, dürfen die arme wenn sie nach vorne ausgestreckt sind vom radius her, nicht weit von der nullstellung entfernt sein.
die nullstelung: hinstellen, arme ausstrecken und sich vor sich, sich selbst vorstellen und wie man seine (eigenen) hände auf die schultern von dem gegenüber abstellt. dabei die handgelenke entspannen d.h das die finger von der linken hand nicht parallel zu den fingern der anderen hand verlaufen, sondern eher nach innen und der kleine finger mit dem unterarm in einer linie verläuft. das ist dann die natürlich haltung bzw die schulterbreite bei ausgestreckten armen von einem selbst.

eine für die breite masse optimale touren lenkerbreite ist, wenn man bei nullstellung den anfang der mittelfinger als inneren lockring vom griff betrachtet.
wenn man es übertreiben will, sollte der lenker maximal so breit sein wie wenn man sich bei "nullstellung" und paralle zu einander laufenden fingerspitzen (kleiner finger und unteram = keine gerade), den kleinen finger als lockring position vorstellt.

um so abfahrtsorientierter das biken ist, desto breiter darf der lenker sein weil beim z.b DH die ellenbogen stellung eine ganz ander ist und sie auch eine ander funktion als beim touren-biken ist.
maximale DH breite sollte man so herausfinden: hinstellen und arme zur seite ausbreiten (berühmtes "michael jordan wings" bild), dann ellenbogen in den 90° bringen, faust ballen und dann den kürzesten weg zwischen den fäusten messen.

backsweep: wenn man in nullstellung ist und eine faust ballt, sollte man bemerken, das wenn man einen lenker bei der position halten würde, er einen "frontsweep" haben sollte.
deswegen: umso breiter, desto mehr backsweep, aber in maßen.


probleme bei zu breitem lenker und langen fahrten: da man zu weit von der nullstellung entfernt ist und die ellbogen stärker eingeknickt sind, werden nicht alle nötigen muskeln benutzt die eigentlich dafür da wären den oberkörper in der fahrposition zu stützen und daher bei langen fahrten meistens die ellenbogen anfangen zu schmerzen. falls das mal passieren sollte, einfach mal den lenker richtung mitte greifen.

falscher backsweep: bei korrekter haltung des griffs, äussert sich der in nahe zu allen fällen im taubheitsgefühl der kleinen finger. verstärkt wird das auch durch die falsche griff dicke: zu schmal und man spannt mehr, was dazu führt das noch weniger blut fliesst. lösung: weniger backsweep, aber damit können dann schmerzen in den schultern oder ein taubheitsgefühl im daumen oder/und zeigefinger entstehen.

mein tip:
scheiß auf style und vor allem auf maistream! es soll spaß machen und das ohne probleme und lange, also gesund.
ich bin aus dem gesundheitswesen in die bike branche gegangen und hab sie nach einem vorfall auch ziemlich zügig wieder verlassen: eine kundin kam 2013 in eine zweigstelle eines bekannten ladens in münchen rein. sie war 158cm groß, kurze beine, langer oberkörper, einsteiger und sucht ein rad für touren. verkauft wurde ihr ein 29er damen hardtail in s, mit nem aufpreispflichtigem kurzem vorbau und nem ebenso nicht im aufpreis enthaltenem 76er lenker. die dame fühlte sich von anfang an nicht wohl, aber der verkäufer hat gemeint: '"das fährt man heute so" und "das ist schon so richtig, sie gewöhnen sich dran".....
 
^Interessant

Ich habe jetzt mal für meine beiden Gebrauchsräder neue Lenker bestellt.
Eines bekommt einen Höheren Lenker (Sattelüberhöhung war zu viel) und das andere einen SQlab Lenker gleicher Höhe.
Beide Lenker haben im Vergleich zu ihren vorläufern etwa 5-7° mehr backsweep.
Ich hoffe das damit sowohl die Belastung für meinen Rücken wegen Überhöhung beim ersten Bike, sowie die Taubheitsgefühle beim zweiten Bike beseitigt werden.

ps. Was die Beratung in Bike Läden betrifft, da habe ich die Erfahrung gemacht, das normalerweise dem Kunden das aufgeschwatzt wird, was da ist - Einfach um zu vermeiden, das der Kunde vom Haken springt. Besonders gegen Ende der Saison, wenn die Ladenhüter weg müssen.
 
Wollte nur mal eben Rückmeldung geben...

Hab den syntace mit 12 Grad Backsweep nun montiert. Zusätzlich einen 5mm spacer unter den Vorbau gesetzt, also zusammen mit den 5mm mehr Rise des Lenkers 10mm an Höhe gewonnen.

Gestern Abend eine 25km runde gefahren. Keine einschlafenden Finger, keine Schmerzen im äußeren handbereich. Perfekt!

Danke für die Hilfe.
 
Meine bikes sind nun auch umgebaut. Ich konnte zwar nur je etwa 15minuten testen, aber die stärkere Kröpfung fühlt sich wesentlich angenehmer an als die graderen Lenker davor.
Mal sehen was der Langzeittest ergibt.
Cheers
 
Das hatte ich mir auch schonmal überlegt. Auf einer 40 oder 50 km Tour fährt man ja nicht ständig im "attack Modus", also Ellenbogen nach außen.
Wenn man nun die Arme entspannt durchstreckt ist das Handgelenk leicht abgeknickt.

Aber müssten dann nicht mehr Leute dieses Problem haben?

Bei mir waren die Handgelenke im Attack immer abgeknickt, Lenker hatte zuviel Backsweep (680mm 9° war ganz übel). Fuhr meistens Attack.

Wenn man dagegen wie du mehr mit durchgestreckten Armen fährt, muss Backsweep größer sein.

Auch der Körperbau hat natürlich Einfluss drauf. Wer schmaler ist, braucht mehr Backsweep.

Je breiter der Lenker ist, desto mehr Backsweep.

Das es fast alle Lenker nur mit einem Backsweep gibt, ist eigentlich ein Unding. Dazu haben noch fast alle den selben Winkel von ca. 7-9°. Die 7° passen mir erst ab 740, bei 680 waren 5° optimal (gibt nur 1 Modell!) und bei 780 sinds eher 8-9°.
 
Kann es sein, dass durch ein tieferes Cockpit auch eine Besserung erzielt werden kann (einschlafen der Hände)?
 
Bei mir hat ein tieferes Cockpit eher einen Einfluss auf den Nacken, aber ich habe auch keine Probleme mit den Händen. Wenn die Griffe zu hoch sind, verspanne ich im Nacken. Mit einem Tiefen Cockpit ist das weg.
 
Bei mir hat ein tieferes Cockpit eher einen Einfluss auf den Nacken, aber ich habe auch keine Probleme mit den Händen. Wenn die Griffe zu hoch sind, verspanne ich im Nacken. Mit einem Tiefen Cockpit ist das weg.
Okay.... könnte es sein, das ein verspannen im Nacken dazu führt, dass die Hände einschlafen? Oder ist es auf jeden Fall das Abknicken der Hände?
 
Okay.... könnte es sein, das ein verspannen im Nacken dazu führt, dass die Hände einschlafen? Oder ist es auf jeden Fall das Abknicken der Hände?

Hände einschlafen kommt von eingeklemmten Nerven. Das kann von einer falschen Handhaltung kommen und ganz selten auch mal durch eine Verspannung. Würde mich aber wundern.
 
Wenn man dagegen wie du mehr mit durchgestreckten Armen fährt, muss Backsweep größer sein.
Danke und wirklich vielen Dank! :) Jetzt weiß ich was hier los ist und warum diese krummen Omalenker so in Mode sind.

Das kann von einer falschen Handhaltung kommen und ganz selten auch mal durch eine Verspannung.
Mit den krummen Lenkern hatte ich die Stange so ziemlich immer schief in der Hand und es machte Probleme, die ich mir immer wieder ausgeredet habe. Ich habe mir testhalber einen 680er Flatbar mit 5° zugelegt. Aus einem anderen Grund haben mir dann die Handgelenke wehgetan. Seit 400 km fahre ich den Flat wieder aber auf 580mm gekürzt und es paßt mir besser. Sattelüberhöhung hab ich jetzt so etwa 12 cm.
 
Ich wette, das Thema Sattelneigung wurde noch nicht angesprochen. Zu weit nach vorne geneigt: Rücken kann Oberkörper nicht halten, kräftezehrende Ausgleichshaltung, zuviel Last auf den Händen. Sattel zu weit nach hinten geneigt: Knick im unteren Rücken, Rückenschmerzen. Beides ist ungesund. Aber bevor man bei der Neigung Feintuning macht, muss erstmal die Grundgeometrie passen.
 
Da hatte ich eher zuviel Druck auf den Händen, der Körper rutscht da viel zu weit nach vorn. Insbesondere schlecht wenn das OR relativ lang ist.
ja hatte nur gedacht, da ich noch am Testen bin und der Meinung war, dass ich durch einen etwas kürzeren Vorbau aber den dann negativ fahre etwas besser geworden ist..... bin mir da aber noch nicht wirklich sicher. Ansonsten würde ich auch mal die Griffe etwas zusammen rücken, könnte auch sein das der Lenker ein bissl breit ist und somit der Backsweep zu viel. Ist aber auch nur so eine Vermutung.
 
Also ich schreibe mal meine Erfahrung mit meinem Umbau:
ich hatte ja schon mal gefragt, inwieweit ein einschlafen der Hände, von etwas anderem kommen könnte. Ich bin nun seit einiger Zeit (1 Jahr) in die Richtung gegangen: "Aufrechte Position" also Spacer rein, kürzerer Vorbau, Riser und Ergo-Griffe.
Ergebnis: nicht wirklich etwas gebracht :wut:

somit habe ich es einfach mal in die andere Richtung probiert :ka: obwohl das in der Regel nicht so gemacht wird.

Der Vorbau +6° habe ich umgedreht, alle Spacer raus und den Lenker um 2,5cm insgesamt gekürzt. Alles habe ich schritt für schritt gemacht. Außerdem habe ich den Sattel Waagerecht eingestellt, dieser war immer ein klein wenig nach vorne gekippt und deshalb hatte ich nach ca. 2std. Rückenschmerzen.

Ich bin nun schon einige male länger Unterwegs gewesen und hatte nun keine Probleme mehr:daumen: Ich bin der Meinung, dass ich mir durch die "alte" Sitzhaltung einen Nerv im Bereich Schulter/Nacken eingeklemmt habe. Zumindest erkläre ich mir als Laie das so.
 
Zuletzt bearbeitet:
Im endeffekt zeigt dieser Faden, das es keine allgemeingültigen Aussagen gibt, sondern dass man immer persönlich an seiner eigenen Position auf dem Rad feilen muss bis es passt.
Bei mir ist auch noch Feintuning nötig. Beim Dummy habe ich mit einem Lenker mit mehr Kröpfung schon wesentliche Verbesserungen erreicht. Wenn ich auf meine Handhaltung achte und nicht zu lange mit durchgedrückten Armen fahre passt es schon ziemlich gut. Nach längerer Zeit kann aber noch Taubheit kommen, So das ich jetzt noch moderate SQlab Griffe testen werde.
Beim 1x1 hat sich durch den hohen Riser mit 15° sweep so viel verändert, das ich noch ein wenig auf der Suche nach der richtigen Postition bin. Eventuell muss ich hier noch den Sattel ein wenig vorschieben oder die Neigung ändern. Allerdings hat der Höhere Lenker hier sehr zu einer Entlastung meines Rückens beigetragen. Bin also auf dem richtigen Weg.
 
Die gehen leider fälschlicherweise davon aus das jeder mit dem gleichen Winkel im Ellbogen fährt was ein fataler Fehler ist. 12° passen ganz bestimmt nicht zu Gravity wo man ständig in Attack Position fährt.

Was mich auch verwundert hat, ich habe einen 740mm SRAM Boobar mit 7x5° und einen 777 Spank mit 8x4°.
Der Spank ist deutlich gerader und für Bikepark optimal während ich für Touren eher den 740er bevorzuge. Auf die Herstellerangaben kann man sich also leider nicht verlassen.

Da sieht man wie sich der Winkel der Hände ändert:

Attack-Position.gif
 
Die sagen, der Übergang vom Unterarm zur Hand muss gerade sein und je nach Position / Ellbogen usw gibt es zwei Biegungen. Was sollten berücksichtigt wird ist die Art wie man den Lenker greift. Bei lockerem Griff also den Lenker übertrieben wie beim Fechten halten benötigt man deutlich mehr backsweep als wie z.B. man eine Axt beim Holzhacken hält und den Griff richtig fest packt.
 
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