Fahrradproduktionsländer - Go or NoGos (Taiwan mit Zwangsarbeit x Specialized als Aufhänger)

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Welche Herstellungsländer von Fahrradrahmen und anderen Teilen sind am akzeptabelsten bzgl. Umwelt, Arbeitsbedingungen, etc?

Bisher dachte ich:
1. Deutschland
2. Westeuropa wie Portugal
3. Osteuropa wie Polen
4. Taiwan
5. China, Vietnam, Kambodscha, etc


Aber bzgl. Taiwan und den großen, teuren der Branche:

https://www.ride-mtb.com/de/news/moderne-zwangsarbeit-in-taiwans-fahrradfabriken-aufgedeckt
Der dänische Investigativ-Journalist Peter Bengtsen beschreibt schreckliche Zustände in den Produktionsstätten der weltweit größten Bike-Hersteller in Taiwan. Systematische Ausbeutung und Einschüchterung migrantischer Arbeitskräfte stehen dort offenbar auf der Tagesordnung.

«Einige, wie Giant, räumten ein, in der Vergangenheit Fehler begangen zu haben und versprachen Verbesserungen. Andere, wie Trek, Specialized oder Centurion haben bis heute nicht reagiert.»



Originalquelle:
https://mondediplo.com/2025/02/11bikes
Cycling may be green but Taiwan, the global centre of bicycle manufacturing, has built an industry on migrant labour and dodgy employment practices.
 
Hilfreichster Beitrag geschrieben von polo

Hilfreich
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Also die Leute müssen Gebühren an den Arbeitsvermittler zahlen und wohnen in einfachen Unterkünften? Ich hatte Zwangsarbeit irgendwie anders in Erinnerung …
 
Ich fürchte, das wird sich nicht ohne weiteres am Herkunftsstaat festmachen lassen. Während Deine Erkenntnisse durchaus zutreffen mögen, hat ja z.B. Bikeyoke offenbar eine eigene Produktion in Taiwan hochgezogen und erklärt zumindest für mich glaubhaft (nachprüfen kann ich es natürlich nicht), dass die Beschäftigten dort zu anständigen Konditionen eingestellt sind.
 
Zwangsarbeit zu Niedriglöhnen gabs in Deutschland auch schon mal vor Mindestlohn und Bürgergeld.
Inzwischen alles nicht mehr so schlimm hier, kann dir aber aus eigener Lebenserfahrung berichten, das man gerade im Bereich Leiharbeit zu Beginn der 2000er Jahre unter Druck gesetzt und mit Dumpinglöhnen
ausgebeutet wurde.
Das hängt auch immer von der Branche ab, z.B. im Fernverkehr wirst du immer noch sehr fragwürdige Arbeitsbedingungen vorfinden.
Ob die wenigen Hersteller von Fahrradrahmen in Deutschland immer ohne Niedriglohn-Leiharbeiter ausgekommen sind, würde ich mal bezweifeln.
 
Der dänische Investigativ-Journalist
danach hab ich aufgehört zu lesen...

solche "investigativ" journalisten haben leider häufig nicht das ziel, wirkliche probleme zum vorschein zu bringen und oder dinge wirklich sachlich analysiert zu berichten, sondern häufig ideologisch, politisch motiviert oder aus eigeneinteresse ne reisserische story, die clicks generiert, raushauen. man erinnere sich an hr. relotius vom spiegel...

das eine sind die maßstäbe, die wir "im westen" und insbesondere in deutschland anlegen. das sind hehre maßstäbe, die zu haben man froh sein kann. die arbeitsrealität im quasi kompletten rest der welt sieht leider etwas anders aus. wenn es danach geht, kauft nur noch 100% made in DE. aber dann bitte konsequent bis zurück zur erzgrube. alles andere ist in die eigene tasche gelogen
 
Also die Leute müssen Gebühren an den Arbeitsvermittler zahlen und wohnen in einfachen Unterkünften? Ich hatte Zwangsarbeit irgendwie anders in Erinnerung …
Möglicher Weise verstehe ich Dich auch nur falsch aber ich würde das Ausnutzen einer wirtschaftlichen Notlage durchaus in die Kategorie Zwangsarbeit / Ausbeutung einordnen. Wenn ein Mensch schon aus wirtschaftlichen Gründen dazu gezwungen ist ins Ausland zu gehen um dort den Lebensunterhalt für sich und dessen Familie zu sichern, dann ist er auch nicht frei sich am Markt nach besseren Beschäftigungsmöglichkeiten umzusehen. Also wird dieser Mensch "freiwillig" unter Bedingungen arbeiten, unter denen keiner von uns je arbeiten würde. Und das für ein Produkt, welches zu enorm hohen Preisen an den Kunden gebracht wird. Ich wäre sehr gerne bereit für ein Fahrrad ein fairen Preis zu bezahlen, sodass vor allem für die einfachsten Arbeiter ein angemessener Lohn gezahlt wird und es den Herstellern zusätzlich möglich wäre, die Produktionsstandards enger und besser zu überwachen. Nun kann ich es nicht in Zahlen ausdrücken aber ich vermute, dass der Aufpreis für eine würdige Arbeitsumgebung lächerlich gering wäre. Wer z.B. 3000,00€ für ein Rad ausgibt, der wird auch in der Lage und Willens sein 3100,00€ auszugeben.
 
Vielleicht solltet ihr auch gerade in Bezug auf D den Begriff Zwangsarbeit nochmal nachlesen. Der wird hier gerade nämlich sehr oft verwendet, aber mMn nicht unbedingt im richtigen Kontext.
 
Also die Leute müssen Gebühren an den Arbeitsvermittler zahlen und wohnen in einfachen Unterkünften? Ich hatte Zwangsarbeit irgendwie anders in Erinnerung …
zum beispiel mit 16 std/ 7 tage und pass abgeben? ja, das auch.

1. Deutschland
2. Westeuropa wie Portugal
3. Osteuropa wie Polen
4. Taiwan
5. China, Vietnam, Kambodscha, etc
ich würde das mal nicht pauschalisieren, es kann überall gute und schlechte bedingungen geben und man sollte das im jeweiligen einzelfall betrachten und bewerten. aber differenzierte betrachtung is nich mehr en vogue :ka:

in portugal arbeiten viele (tw. illegale) nordafrikaner für nen hungerlohn, den sie zu 90% nach hause schicken. oft auch in prekären und zwangsarbeitähnlichen umständen. EU-richtlinien gelten nur für EU-bürger 😘 die anderen sollen froh sein, wenn sie an der grenze nicht ertrinken oder erschossen werden*.

solche "investigativ" journalisten haben leider häufig nicht das ziel, wirkliche probleme zum vorschein zu bringen und oder dinge wirklich sachlich analysiert zu berichten,
es ist ja auch kein problem* :ka: zumindest nicht für uns. es wär eins, wenn die damit aufhören würden, weil dann könnten wir uns den ganzen geilen scheiß nicht mehr leisten. aber hey, direkt an einem begriff aufhängen und direkt erstmal alles in der ecke damit diskreditieren :daumen: du hättest genauso gut "lügenpresse" schreiben können. gute arbeit.

hättest du den artikel gelesen, wenn der begriff nicht drin gewesen wär? ändert die verwendung dieses begriffes irgendwas am inhalt des artikels, oder vielleicht nur an deiner perzeption?

* sarkasmus
 
Klamotten Made in Italy werden zum Teil auch von chinesischen Zwangsarbeitern genäht, nur halt nicht in China, sondern mitten in Europa.
Die Fabriken bzw. ganze Städte sind mehr oder weniger rechtsfreie Zonen in die sich der italienische Staat nicht einmischt.
 
Das sagst du!

Aber sag mir einfach, wohin ich das Geld überweisen soll, damit du dich wegen der Zwangsarbeit besser fühlst.
 
hättest du den artikel gelesen, wenn der begriff nicht drin gewesen wär? ändert die verwendung dieses begriffes irgendwas am inhalt des artikels, oder vielleicht nur an deiner perzeption?
ich bin weder im besitz eines moralischen zeigefingers noch halte ich mich dem rest der welt für moralisch überlegen und meine auch nicht, jedem meine maßstäbe aufzwingen zu wollen. das, was in dem artikel beschrieben ist, passiert leider in der lieferkette von mehr als nur von bikes und jede wette, dass jeder hier produkte kauft, die unter, sagen wir zumindest problematischen, bedingungen hergestellt wurden.
hier jetzt den betroffenen zu markieren, mit maximaler bestürzung zu reagieren usw. mag zunächst mal nachvollziehbar sein. aber es ist auch unehrlich. oder gar verlogen. denn wer als moralisch maximalen maßstab hat, dass die von ihm konsumierten produkte nur unter bedingungen wie in deutschland bzw. EU oder USA, hergestellt werden, der darf auch nur waren kaufen, die komplett aus diesen ländern stammen. alles andere ist verlorgen. denn den bestürzten markieren sollte man nur dann, wenn man dann auch konsequenter weise sein komplettes konsumverhalten komplett umstellt. was sicher keiner machen wird.
so hart es für manche ist, seht der tatsache ins auge, dass die hiesigen bedingungen leider nicht weltweit vorherrschen und es auch auf absehbare zeit nicht werden.
da kann jeder einen gewissen beitrag leisten. aber ich wette, dass keiner der hier postenden bereit ist, sein kosumverhalten so zu ändern, dass er komplett ohne jegliche (vor)produkte aus ländern mit diesen bedingungen auskommt

und noch ein kleiner denkanstoß:
diese menschen verlassen ihre heimat, weil sie, trotz der bedingungen im gastland, immer noch mehr haben als zuhause und am ende ihren familen helfen. boykottiert man sämtliche waren diesen ursprungs, zieht man den menschen dort den boden unter den füßen weg
nein das heißt nicht dass solche beidngungen ok sind, aber am deutschen wesen wird die welt nicht genesen. auf den artikel bezogen, egal wie sehr es uns missfällt, egal ob wir die waren boykottieren und das anprangern, verhindern werden wir es nicht
 
Das sagst du!

Aber sag mir einfach, wohin ich das Geld überweisen soll, damit du dich wegen der Zwangsarbeit besser fühlst.
Du brauchst nicht polemisch zu reagieren, ich habe Dich nicht angegriffen. Wenn Du der Meinung bist, dass Deine Lebensverhältnisse mit denen der Arbeiter vor Ort zu vergleichen sind, sei Dir das unbenommen. Ich habe zu keinem Zeitpunkt gesagt, dass wir uns (als Kunden) schämen sollten, dass es bei der Produktion zu solchen Arbeitsbedingungen kommt, denn wir als Kunden haben es nicht direkt verantwortet. Doch ich muss auch sagen dürfen, dass ich der Meinung bin, dass der Endverbraucher durchaus einen fairen Preis bezahlen sollte. Und dies beziehe ich nicht nur auf Rahmen aus Taiwan sondern auf alle Produkte. Mit welchem Recht darf ich für mich als Angehöriger eines der reichsten Länder der Erde in Anspruch nehmen, dass damit ich einen Produkt mit gutem/akzeptablen Preis-Leistungs-Verhältnis kaufen kann, ein anderer Mensch dafür unter unwürdigen Bedingungen leben und arbeiten muss? Ein kleiner Aufpreis, welcher kaum in Relation des Endpreises steht, würde für die schwächsten in der Produktionskette einen enormen Unterschied machen.
 
@sharky das war sehr viel text um keine der fragen zu beantworten. aber natürlkichmuss man jedes problem sofort vollumfänglich löen. eine auflösung nach teilbereichen, schritt für schritt, ist verlogen, unmöglich und unnötig.

btw, wenn deine oma die eier nicht selbst gelegt hat, isses auch kein "selbstgemachter" kuchen.

verhindern werden wir es nicht
geil, mit der argumentation geht echt ne menge.

umweltverschmutzung?
verhindern werden wir es nicht
also macht es kjeinen unterschied ob wir noch nen tankwagen batteriesäure in den bergsee kippen oder nicht.

zwangsarbeit und ausbeutung?
verhindern werden wir es nicht
also ist es völlig egal, ob einer, zehn oder tausend menschen pro jahr wegen unzureichender standards sterben. ich kenn ja eh keinen von denen.

die produkte, die wir konsumieren, kommen aus dritte-welt-ländern?
verhindern werden wir es nicht
also ist es auch völlig egal ob man die industrie vor ort unterstützt.

das ist ne sehr gute ausrede, um nichts zu tun und die verantwortung auf "die anderen" abzuschieben. die müssen ja bessere standards etablieren, die müssen umweltverträglicher arbeiten, die müssen...

... wer eigentlich?

ich hätte da noch eine andere frage, deren beantwortung du gern wieder wortreich umschiffen darfst:

was tust du, um diese welt zu einem besseren (was auch immer du darunter verstehst) ort zu machen?
 
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