Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (3/8): Was ist die perfekte Kettenstrebenlänge?

Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (3/8): Was ist die perfekte Kettenstrebenlänge?

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Alles für einen kurzen Wert, welcher leicht vergleichbar ist mit Geometrietabellen anderer Hersteller. Besser um die Kurven soll man kommen. Das Fahrverhalten soll agiler sein. Bei den meisten Herstellern bleibt die Länge der Kettenstrebe durch alle Rahmengrößen hindurch gleich. Es wird allerhöchste Zeit, mal über Kettenstrebenlängen zu diskutieren!

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Forschungsprojekt Mountainbike-Geometrie (3/8): Was ist die perfekte Kettenstrebenlänge?
 
Ich halte das alles eh so ein bisschen für ein theoretisches Hirngespinst. Fährt man nicht in Attack-Position/Druck aufs VR, wenn der Trail das verlangt und leger übers HR wenn der Trail es erlaubt...?
Auf meinem "Referenztrail" gibt es Stellen, wo man mit viel Druck auf dem VR und eher tänzelnden HR sehr enge, schnelle Kurven fährt, gefolgt von Sprüngen, wo man eine sehr zentrale Position einnimmt, gefolgt man Sektionen, die man schön übers HR abrollen kann...

Es geht doch einfach nur darum ab wann ein Bike prinzipiell recht ausbalanciert ist.

Ich habe mir definitiv eine Position angewöhnt, die etwas mehr Druck aufs Vorderrad ergibt, weil mein Radl das verlangt. Ob das gut oder schlecht ist muss jeder selbst wissen. Ich finde es prinzipiell ganz gut, aber:
Es gibt Tage, da frisst man den Trail nicht mit vollster Überzeugung. Ein Radl mit langer Frunt und etwas kürzerem Hinterteil ist an einem Tag wo man leer im Kopf ist keines, mit dem man instinktiv ausbalanciert dahin cruised (das gilt für mich, auch nach Jahren mit dem Rad). Ich habe deswegen die KS bei mir ein kleines Stück verlängert (alternativ hätte ich auch den Winkelsteuersatz raus geben können - was mir aber eine andere Eigenschaft zu sehr verändert hätte). Das macht das Rad spürbar gutmütiger. Der hier mehrmals zitierte Slalom durch den Fichtenwald auf Nadelboden geht so spielerischer von der Hand, weil das Radl ausgewogener am Boden liegt und man bei kleinen Fehlern (die meistens an "Schwerpunkt zu weit hinten" liegen) nicht so schnell bestraft wird.
 
Nicht unbedingt, zumindest nicht wenn der hauptrahmen lang ist ;)
Danke, mir ging es jedoch eher um die gemeinte Aussage im Text. Also wie soll ich den Text hier verstehen, und warum ist der Autor dieser Auffassung. Dazu finde ich jedoch keine nähere Erklärung, fände es aber interessant, weil ich es nicht intuitiv finde.
 
Wenn die Geometrie passt, muss man sich in der Regel keine Gedanken darüber machen, wie man sich auf dem Bike zu positionieren hat. Die Diskussion wird jetzt aber wieder sehr auf die Kettenstrebenlänge reduziert. So einfach ist das nicht. Für jeden ist ein anderes Bike das Optimum. Welches passt, muss man selbst herausfinden. Der Schwerpunkt wird von vielen anderen Maßen genauso beeinflusst, wie von der Kettenstrebenlänge. Deshalb besser weniger diskutieren und mehr verschiedene Bikes probefahren. Manchmal stellt man auch fest, dass etwas nicht grundsätzlich besser oder schlechter ist, sondern einfach nur anders. Das sieht man auch an der Laufradgrößendiskussion.
Wenn jetzt Jemand hier postet, dass er mit besonders kurzen Kettenstreben nichts anfangen kann, dann ist das eben so. Umgedreht übrigens genauso.
 
Ich denke die Idee hier von "ausbalanciert", übergeht auch etwas stark die Sozialisation. Fährt man parallel auch zB viel Rennrad, meist ziemlich statisch, im Sitzen und mit niedriger Front hat man sich eine bestimmte Komfortzone auf dem Rad gewöhnt. Da will man sein MTB fahrtechnisch nicht plötzlich am anderen Ende der Bandbreite sehen.
Oder man fährt parallel BMX, also sehr zentral und nur im Stehen. Da kannst du nicht einfach, schon wegen dem kleinen, super-nervösen VR, mit viel Druck auf der Front fahren. Gleichzeitig steigt aber das VR sofort bei minimal hecklastiger Fahrweise. Das macht das Teil extrem sensibel für die optimale/ausgelichene Fahrposition und wäre imho damit ein viel sinnvollerer Probant für theoretisch/praktische Feldstudien.
Gerade die "modernen" extragrossen MTBs sind ja vergleichsweise extrem unempfindlich, was Positionsänderungen auf dem Rad angeht. Dazu fängt dann noch die Federung alle Restunabwägbarkeiten ab. Eigentlich sehr und damit unnötig schwer sich so einen "ausbalancierten" Fahrstil anzugewöhnen. Sieht man ja auch tagtäglich auf den Trails, trotz miserabler Fahrtechnik und üblen Fahrfehlern, merken viele gar nicht, was das Problem ist, warum die Kurve sie nicht dahin bringt, wo sie hinwollen, warum man den Sprung partout nicht schafft usw.
Ich halte ein auf max Sicherheit konstruiertes vollgefedertes MTB weder für einen guten Lernpartner was Fahrtechnik angeht noch für das ideale Schauobjekt von Geometrieeinflüssen. Da schadet der intensivere Blick über den Tellerrand sicher nicht, wenn man sich da weiterbilden möchte.
 
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Was mich bei dem Ganzen Thema interessieren würde, ob es eine Grenze gibt was Kettenstrebenlänge, Höhe des Lenkers und entsprechendes Fahrverhalten angeht.
Was ich meine: Es wird aktuell geraten bei langem Reach (500mm), langer Kettenstrebe (445m) einen möglichst hohen Lenker zu fahren.

Bei den aktuellen Rädern von Yeti Pivot Trek und co. sind die Werte ja etwas geringer.
Also Werte wie 330-335mm Streben mit einem Reach von 475-490mm.

Es heißt ja das bei diesen Geometrien der Druck durch den Fahrer aufs Vorderrad deutlich erhöht werden muss, um in den Kurven genügend Grip auf dem Vorderrad zu haben. Das kann ich auch so bestätigen, aber ich komme gut damit klar bzw. habe mich dran gewöhnt.
Wenn ich nun aber den Lenker von 108cm auf z.b. 110cm vom Boden aus gesehen oder. um 10cm höher spacern würde, verschlechtert sich dann das Fahrverhalten und ich muss noch mehr Druck aufs Vorderrad bringen?

Worauf ich hinaus will ist, ob aktuelle Räder mit normal langen Kettenstreben entsprechen mit "relativ" gesehen niedrigeren Lenkerhöhen gefahren werden sollten?

Ich hoffe man kann verstehen was ich meine..
 
Ich glaube, dass vor Allem die Winkel wichtig werden. Je weiter hoch der Lenker kommt umso länger müsste eigentlich der Vorbau bzw Reach werden. Sonst geht ja das Gewicht insgesamt nach hinten. Deswegen fährt man ja mit kurzen Streben normalerweise auch einen steilen Sitzwinkel.
Das hängt ja dann auch mit dem Winkel in der Schulter, also zwischen Oberkörper und Armen zusammen. Usw...
Deswegen ist es einfach schwer da pauschalisierte Aussagen zu treffen.

Willst du mit dem Oberkörper waagerecht fahren, wie stark beugst du deine Arme...

Mir ist zB der hohe lenker deutlich bequemer, durch für meine Verhältnisse ein langes Fahrrad steigt das VR trotzdem nicht und bergab kommt fast automatisch Druck nach vorn.
 
Der Punkt mit dem höheren Angriffswinkel und Manual-Verhalten ist von Seiten der Mechanik leider nicht korrekt. Das Moment dass durch ziehen am Lenker erzeugt wird , wirkt dem Moment der Gewichtskraft, dass auf das Tretlager drückt, entgegen. Das am Lenker erzeugte Moment muss größer sein als das am Tretlager wirkende Moment. Wenn wir die Kräfte gleich lassen, bewirkt nur der Abstand zum Drehpunkt, der Hinterradachse, eine Veränderung. Damit wird auch klar, dass wenn die Kettenstrebe länger wird, der Abstand Lenker und Hinterradachse um dieses Maß multipliziert mit dem Verhältnis der Kraft am Tretlager dividiert durch die Kraft am Lenker, länger werden muss. Der Angriffswinkel spielt bei dieser statischen Betrachtung keine Rolle.
 
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Ich glaube, dass vor Allem die Winkel wichtig werden. Je weiter hoch der Lenker kommt umso länger müsste eigentlich der Vorbau bzw Reach werden. Sonst geht ja das Gewicht insgesamt nach hinten. Deswegen fährt man ja mit kurzen Streben normalerweise auch einen steilen Sitzwinkel.
Das hängt ja dann auch mit dem Winkel in der Schulter, also zwischen Oberkörper und Armen zusammen. Usw...
Deswegen ist es einfach schwer da pauschalisierte Aussagen zu treffen.

Willst du mit dem Oberkörper waagerecht fahren, wie stark beugst du deine Arme...

Mir ist zB der hohe lenker deutlich bequemer, durch für meine Verhältnisse ein langes Fahrrad steigt das VR trotzdem nicht und bergab kommt fast automatisch Druck nach vorn.

kannst du eben Körpergröße und Maße vom Bike nennen?
kurz zu mir, 186cm, 93cm SL, lange Arme kurzer Rumpf. Ich habe eine gute Mobilität/starker Rumpf daher fällt es mir leicht lange in der High/low Hüftbeuge auf dem Rad zu stehen. Durch die langen Arme fällt es mir leicht mich auf Trail Einflüsse auf dem Rad zu bewegen.
Slash Xl mit 480mm Reach und 435mm Streben. Lenker vom Boden ca. 108cm Oberkante.

Ich würde so gerne mit höherem Lenker experimentieren, leider ist die Gabel zu kurz geschnitten und die einzige Möglichkeit besteht über einen Lenker mit höherem Rise. Dann sinds aber gleich 10mm und nicht 3mm durch Spacer..

Allgemein komme ich super gut klar mit dem Rad in allen Lebenslagen, jedoch habe ich gefühlt ziemlich viel Druck auf dem Oberkörper und stehe sehr flach auf dem Bike, weil eben die Beine ewig lang sind und die Hüfte somit relativ hoch steht.
 
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Der Punkt mit dem höheren Angriffswinkel und Manual-Verhalten ist von Seiten der Mechanik leider nicht korrekt. Das Moment dass durch ziehen am Lenker erzeugt wird , wirkt dem Moment der Gewichtskraft, dass auf das Tretlager drückt, entgegen. Das am Lenker erzeugte Moment muss größer sein als das am Tretlager wirkende Moment. Wenn wir die Kräfte gleich lassen, bewirkt nur der Abstand zum Drehpunkt, der Hinterradachse, eine Veränderung. Damit wird auch klar, dass wenn die Kettenstrebe länger wird, der Abstand Lenker und Hinterradachse um dieses Maß länger werden muss. Der Angriffswinkel spielt bei dieser statischen Betrachtung keine Rolle.

Aber geht's da nicht eher um den Angriffswinkel? Wenn ich quasi am Rad liege, kann ich mit der BEwegung nach hinten weniger anrichten, als wenn der Lenker höher (und dadurch auch näher am Körper) ist...? Oder habe ich dich nicht verstanden?
 
kannst du eben Körpergröße und Maße vom Bike nennen?
kurz zu mir, 186cm, 93cm SL, lange Arme kurzer Rumpf. Ich habe eine gute Mobilität/starker Rumpf daher fällt es mir leicht lange in der High/low Hüftbeuge auf dem Rad zu stehen. Durch die langen Arme habe ich gefühlt keine Probleme mit tiefem Lenker.
Slash Xl mit 480mm Reach und 435mm Streben. Lenker vom Boden ca. 108cm Oberkante.

Ich würde so gerne mit höherem Lenker experimentieren, leider ist die Gabel zu kurz geschnitten und die einzige Möglichkeit besteht über einen Lenker mit höherem Rise. Dann sinds aber gleich 10mm und nicht 3mm durch Spacer..

Allgemein komme ich super gut klar mit dem Rad in allen Lebenslagen, jedoch habe ich gefühlt ziemlich viel Druck auf dem Oberkörper und stehe sehr flach auf dem Bike. Das liegt daran das meine Beine einfach ewig lang sein und die Hüfte relativ hoch steht.
Ich bin 176cm, ca 80cm SL, eher langer Rumpf, Arme... hab ich auch :D, leicht übergewichtig aber fit
Glen in L, Lenkerhöhe zum Boden müsste ich allerdings nachmessen.

Das Rad hat schon recht kurze Kettenstreben (L=431, in XL wären es 440) Reach L457/XL487, Stack 621/633.
Mein Vergleich ist aber wie gesagt ja auch so ein uraltes CC HT... :D
nur um das mal zu verdeutlichen hier noch ein Bild der beiden Räder direkt hintereinander:
DSC_0601.JPG
Wenn ich wieder zuhause bin messe ich mal die Lenkerhöhe nach. (Wobei die eigentlich abhängig vom Tretlager gemessen werden sollte finde ich. Bei BB-Drop von 33mm gegenüber deinen 6mm kommt ja schon einiges zusammen. Der Stack des Glen ist aber sowieso schonmal deutlich höher als alles was ein Slash 590/594???mitbringt.)
 
Aber geht's da nicht eher um den Angriffswinkel? Wenn ich quasi am Rad liege, kann ich mit der BEwegung nach hinten weniger anrichten, als wenn der Lenker höher (und dadurch auch näher am Körper) ist...? Oder habe ich dich nicht verstanden?
also wenn es rein um den Manual geht ist es ja wirklich nur wichtig den Schwerpunkt auf/hinter die Achse zu bringen. Dabei hilft ein hoher Lenker durch aufrechtere Haltung und (wahrscheinlich größeren Abstand (vertikal) um den Kraftimpuls zu höherem Drehmoment um die Radachse oder den Radaufstandspunkt am Boden zu erzeugen)
 
Auf Grund unterschiedlicher Körpergrößen können wir unsere Maße natürlich nicht so einfach vergleichen.
Ich glaube auch du hast einen Zahlendreher.
Der Stack vom Slash ist 639mm, Reach 480mm und Strebe 435mm.
Damit ist der Reach bei mir 20mm länger und die Strebe um 3-4mm länger. Somit passen die Proportionen zumindest grob. Die Lenkerhöhe wäre dennoch interessant zu wissen. Wenn du an mein Maß ran kommst mit deiner kleineren Körpergröße wäre das zumindest bedenklich?
 
Aber geht's da nicht eher um den Angriffswinkel? Wenn ich quasi am Rad liege, kann ich mit der BEwegung nach hinten weniger anrichten, als wenn der Lenker höher (und dadurch auch näher am Körper) ist...? Oder habe ich dich nicht verstanden?
Wenn ich schreibe, "die Kräfte gleich lassen", dann meinte ich die senkrecht zum Abstand HR-Achse - Lenker wirkende Kraftkomponente. Wenn man die gesamte auf den Lenker wirkende Kraft gleich lässt, dann verändert sich natürlich die momenterzeugende Kraftkomponent. Dann sind beide Faktoren wichtig, nämlich Angriffswinkel und Abstand Lenker-Hinterradachse.
 
kannst du eben Körpergröße und Maße vom Bike nennen?
kurz zu mir, 186cm, 93cm SL, lange Arme kurzer Rumpf. Ich habe eine gute Mobilität/starker Rumpf daher fällt es mir leicht lange in der High/low Hüftbeuge auf dem Rad zu stehen. Durch die langen Arme fällt es mir leicht mich auf Trail Einflüsse auf dem Rad zu bewegen.
Slash Xl mit 480mm Reach und 435mm Streben. Lenker vom Boden ca. 108cm Oberkante.

Ich würde so gerne mit höherem Lenker experimentieren, leider ist die Gabel zu kurz geschnitten und die einzige Möglichkeit besteht über einen Lenker mit höherem Rise. Dann sinds aber gleich 10mm und nicht 3mm durch Spacer..

Allgemein komme ich super gut klar mit dem Rad in allen Lebenslagen, jedoch habe ich gefühlt ziemlich viel Druck auf dem Oberkörper und stehe sehr flach auf dem Bike, weil eben die Beine ewig lang sind und die Hüfte somit relativ hoch steht.


es gibt kurze 45grad vorbauten die bringen gut an höhe.
 
Die Lenkerhöhe wäre dennoch interessant zu wissen. Wenn du an mein Maß ran kommst mit deiner kleineren Körpergröße wäre das zumindest bedenklich?
meine Lenkerhöhe an der Mitte der Griffe gemessen sind 107cm vom Boden..

Ein 45° Vorbau hat auch gleich den Vorteil den Reachverlust beim hohen Lenker/Spacern auszugleichen
 
@GrazerTourer

@Orlo rechnet ja auch extrem viel herum – ob es reicht eine Masterformel zu generieren, in der jeder Wert deines Körpers eingetragen wird und du daraus eine perfekte Zahl bekommst? Ich wage es zu bezweifeln. Um das zu untersuchen, sollte das Testmuster eine stufenlos anpassbare Kettenstrebe bekommen. Der Fahreindruck folgt. :)



@Grinsekater :Deine Betrachtungen bzgl Manualwilligkeit, Reach/Stack usw sind ja gut, aber irgendwann bekommt man den Hebel anatomisch nicht mehr her
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Ich funded ie Überlegungen von Lee bzgl Kontaktpunkte mit dem Rad hier auch sehr schlüssig. Er nennt es denn RAD Faktor. Hier spielt natürlich der Lenker noch mit rein.
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Hast du hierzu auch Überlegungen?
Ich halte das RAD für durchaus einen sinnvollen Wert. Chris Porter hat auch versucht hier Bikes besser vergleichen zu können. Hierfür misst man auch vom Tretlager an die Außenkante des Lenkers.

Darin liegt leider auch wieder auch die große Einschränkung von Lee McCormack's Buch. Für mich ist nicht automatisch plausibel, dass die Ermittlung dieses RAD-Wertes (vereinfacht gesagt) aus dem Abstand von Füßen und Händen im Stehen der einzig entscheidende Parameter für die Ergonomie sein sollte, nur weil sich Beinlänge, Rumpflänge und Armlänge dabei so schön addieren/subtrahieren.
Ich habe das mal ausgerechnet für mich und komme da auch auf sehr absurde Werte. Auch mein Lenker sollte vollkommen übertrieben breit sein laut dieser Rechnung. Allerdings würde ich hierfür meine Inputgeschwindigkeit verlangsamen und sicher deutliche Probleme mit nah am Trail stehenden Bäumen bekommen.

Was Kettenstreben und Manual-Impuls angeht, bin ich beim Tüfteln auf folgende nicht trivial zu berechnende Kennzahl gekommen: Ausgehend von einer gegebenen Bike-Geometrie und einer gegebenen Körper-Geometrie stellt man den Fahrer rechnerisch in die Manualposition (Po hinten, Arme lang, Schwerpunkt tief, beide Beine gleich stark gebeugt, Pedale entsprechend ca. auf halb 2/halb 8) und berechnet die Kraft, mit der der Fahrer aus den Beinen heraus ins Tretlager drücken muss, bis die vordere Radlast negativ wird. Diese Kraft setzt man in Relation zur Gewichtskraft des Fahrers und erhält einen Prozentwert. Rechnungen mit realen Fällen ergeben bei mir bisher, dass Werte um 120 bis max. 140 % pro Bein anscheinend OK sind. Das heißt, wenn man z.B. 80 kg wiegt (grob 800 N), wäre ein Beindruck von 960 - 1120 N pro Bein akzeptabel. Ich hab dieses spezielle Problem noch nicht allzu intensiv untersucht, aber das ist mein Zwischenstand. Kann sein, dass man das noch präzisieren oder weiter differenzieren sollte.
Wenn man so tief einsteigt, muss man aber auch die Fähigkeit der Schnellkraft eines Fahrers mit berücksichtigen. Diese ist extrem variabel zwischen uns allen und somit kann ein "idealer" Wert nicht bestimmt werden. Fahrer mit weniger Schnellkraft und Technik werden tendenziell eher ein Bike benötigen welches leichter in den Manual geht als jemand der hier mehr Technik/Schnellkraft hat.

Hat man gerade 4000€ ausgegeben ohne zu wissen was man tut und das alte Bike verkauft, wird sich das neue Bike schon von der Psychologie her immer besser anfühlen, obwohl das objektiv vielleicht nicht so ist.
Das ist absolut ein nicht zu unterschätzender Punkt! :daumen:

Der Zusammenhang den @Grinsekater beschrieben hat spricht dafür, dass bei den so modernen super langen Geometrien fast nur noch 29" zum Einsatz kommen. Das gleicht den Gripverlust des Hinterrades durch den langen Radstand aus.
Soweit würde ich die Thematik nicht herunter reduzieren wollen.

Das „die Bikeindustrie“ jemals behauptet hätte, kurze Kettenstreben wären der Weisheit letzter Schluss, halte ich für ein Gerücht. Ja, die eine oder andere Marketingabteilung hat das Mantra „Agilität durch Kürze“ gern wiedergekäut, im Zweifel aber auch bei 29ern mit 445er-Streben...
Denk nur mal an die endlosen Werbebotschaften von Specialized. Die sind sicher nicht die einzigen aber über einige Jahre hinweg war das mit eines ihrer stärksten Verkaufsargumente. Davon sind sie jetzt abgerückt.

Die fühlten sich alle an, wie die Bikes von Pole, irgendeine Bike-Bravo beschrieb das als „Langholzlaster“.
Lange Bikes fühlen sich durchaus unterschiedlich an. Pole ist da auf jeden Fall eher auf der "Langholzlasterseite". Andere haben deutlich mehr Agilität.

Letztlich muss man sich meines Erachtens davon verabschieden, ein Bike bauen zu wollen, das sich in allen Rahmenhöhen vergleichbar fährt.
Im Grunde kann man hier wieder das Ski-Beispiel bedienen. Da hats auch eine endlose Auswahl an Varianten, die jedem genau das Fahrverhalten ermöglichen welches er/sie gerne hätte.

Egal welche und wie viele Teile so eines Rades man dann maßstabsgerecht vergrößert, es wird nie das gleiche Handling hervorbringen.
Stimmt. Dafür müsste man zusätzlich die Laufradgröße proportional an die Körpergröße anpassen (hoffentlich gibts nicht bald noch 27, 32 und 34 Zoll...). Hiermit ändert man aber wieder das Überrollverhalten und da muss man dann einfach entscheiden welcher Parameter einem wichtiger ist.

In euren Betrachtungen kann man neben dem Vorbau auch den Lenker miteinbeziehen, denn je breiter der Lenker, desto mehr ist man über der Front und desto weniger Bewegungsspielraum haben die Arme in alle Richtungen z.B. nach hinten für Manual (neben anderen Vor- und Nachteilen und ist ebenso kein Schwarz-Weiß/richtig-falsch). Rise und Backsweep würden weitere Anpassungen zulassen.
:daumen:

Ich würde typischerweise einen L-Rahmen fahren, dieser hat ein gewisses Fahrverhalten. Was hilft es mir als Verbraucher, wenn ein S-Rahmen ein ähnliches Verhalten durch mitwachsende Streben hat? Mitwachsende Streben bei den großen Größen,ja gerne, aber nicht mit der Begründung des gleichen Fahrverhaltens, sondern deswegen, dass dann Druck aufs Vorderrad kommt ohne dass man immer über dem Lenker hängen muss.
Ein S-Rahmen hätte dann kürzere Streben als dein L-Rahmen.
Im Fahrverhalten wäre ja eingeschlossen, dass man eine (zumindest) ähnliche Gewichtsverteilung hat. Egal ob man als größerer Fahrer ein L oder als kleinerer Fahrer ein S fährt.

Letztendlich wird herauskommen, dass eine bestimmte Eigenschaft für bestimmte Fahrmanöver oder Fahrstile förderlich oder schädlich ist. Eine gute theoretische Erläuterung dazu kann sehr wohl helfen, das für einen selbst passende Bike zu finden. Leider dauert es aber recht lange, bis man selbst weiß, was man fahren will und dann dafür braucht
Zusätzlich kann sich die Vorliebe über die Jahre hin ändern.

ich als knapp 1,70 großer fahrer war ja schon immer ein verfechter kurzer kettenstreben. von 400 bis 420 mm am hardtail über 414 bis 458 mm an fr und dh bikes bei 390 bis 425 mm reach bin ich schon einges gefahren und muss sagen, dass ich kürzer einfach geiler finde. es ist einfach ein gefühl, dass das bike wie ein alter pantoffel passt, man fühlt sich einfach zu hause, wurde im artike ja auch erwähnt. ich will mit leichtigkeit von kurve zu kurve flitzen und manuals und bunny hops machen. ich will auch kein bike, das irgendwas für mich macht, sondern eines, das mich ermutigt, ein besserer fahrer zu sein.
Mit am schwierigsten ist ja der Umstand, dass wir zwar Bikes aber nicht den Körper tauschen können. Somit kann keiner von uns am eigenen Leib erfahren wie sich eine anpassen an diesem oder jenen Wert wirklich auswirkt.

Vielleicht verstehe ich Euch falsch, aber ich verstehe euch so, als ob Ihr davon redet, verschiedene Rahmengrößen desselben Bikes fahren zu können und für Euch dasselbe Handling zu haben? Das kann natürlich nicht funktionieren. Geht es nicht darum, dass ein Bike in Größe S für einen KLEINEN Fahrer möglichst genauso fährt wie In Größe XL für einen GROSSEN Fahrer? Dann wären Testberichte etwas unabhängiger von der getesteten Größe als sie meistens wohl sind.
:daumen:

"Man kann ein Bike über die Front, zentral oder übers Heck fahren. "
Kann mir jemand bitte erklären, was man übers Heck fahren bedeutet? Schwerpunkt nach hinten verlagert?

@calvin
Die Position deiner Füße und Hände ist soweit fixiert am Bike. Dennoch kannst du deinen Körper – und somit deinen Schwerpunkt – weiter nach vorne oder hinten schieben. Das wirkt sich nicht nur auf das Überrollverhalten deines Vorderrades aus, sondern auch auf die Art wie du dein Bike lenkst.

Grundsätzlich passiert mehr Lenkbewegung aus der Hüfte heraus als man auf den ersten Blick hin annehmen möchte. Je stärker du die Hüfte eindrehst (und je besser das grundsätzlich für dich funktioniert), desto eher wirst du mit einer eher rückwärtigen Fahrposition zurecht kommen. Sprich ein kurzes Bike mit einer hohen Front wird dir passen und du hast dennoch keine Probleme mit einem wegrutschenden Vorderrad, weil es eher führt aber nicht so stark auf Grip belastet wird wie das Hinterrad.

Wenn man dieses "Fahren übers Heck" überspitzt formulieren möchte, dann stell dir vor wie man im Manual noch lenken kann, obwohl man ja eigentlich nur das Hinterrad am Boden hat.

Beherrscht man eine solche Fahrweise nicht, wird man tendenziell Probleme mit einem wegrutschenden Vorderrad bekommen.

Fährt man über der Front, weil man es mag oder weil man eher einen längeren Oberkörper hat (Sitzriese), dann brauchst du zum einen mehr Länge am Bike und mehr Kraft im Oberkörper, weil du auch mehr Last (Gewicht deines Körpers) über den Lenker abstützt. Dieses Gewicht leitest du schlussendlich in den Vorderreifen und du wirst dementsprechend hier mehr Grip erzeugen. Generell ist meine Fahrposition eher zentral. Wenn ich Klicks fahre hänge ich weiter vorn, weil ich die Pedale nicht so stark belasten muss (Fersen-tief-Prinzip). Dann ziehe ich das Heck einfach mit und habe auch dementsprechend weniger Grip am Heck.

Zentral gefahren bedeutet, dass du ein sehr passendes Bike brauchst, bei dem die Gripverteilung ausgewogen ist und wenig Gewichtsverlagerung benötigt. Wenn man sagen würde, dass das "passiv" gefahren wird ist das zu kurz gedacht, auch wenn ein solches Bike einen solchen Stil ermöglicht. "Ausbalanciert" wäre der passendere Begriff. Den Input den du über Hände und Füße in den Boden einleitest ist immer noch da. Er fällt aber unaufwendiger aus als bei einem kürzeren Bike. Sam Hill ist hierfür ein Musterbeispiel. Er fährt (optisch) vergleichsweise eher unauffällig. Trotzdem passiert da sehr viel Input.


Neulich wieder eine Truppe (vermutlich Newbies) auf dem Trail beobachten können; trotz eher milden Gefällen hingen alle mit gestreckten Armen stocksteif und hoch aufgerichtet überm HR. Quasi im "Panik-Mode" als Ggteil der "Attackstellung". Ist das dann das berüchtigte Fahren übers HR, oder ist das nicht vielmehr der Spaßmodus mit Manual, Abziehen, BunnyHop...?
Das ist definitiv der "Panik-Mode" aber nicht das Fahren übers Heck.
(Panik-Mode muss ich mir merken. Sehr gut! :D)

Bzgl. Hinterbaulänge: das "Ideal" ist halt auch stark abhängig von der LR-Größe, nicht nur von Körpergröße und Oberrohrlänge. Ich halte das vollgeferderte MTB eh nicht als wirklich geeignet als Forschungsobjekt. Durch die unterschiedlichen Hinterbaukonzepte gibts eh viel zu viel Variablen um den eigentliuch fixen Wert CS-Length genauer zu untersuchen. Ein Hardtail ist dazu imho viel besser geeignet.
Der Proto sollte deshalb eher kurzhubig ausfallen. Hardtails sind da sicher purer aber fristen dennoch eher zwischenzeitlich ein Nischendasein.

"Man kann ein Bike über die Front, zentral oder übers Heck fahren. Kurze Kettenstreben erfordern zumeist eher Letzteres."
Hierzu wäre eine Erklärung interessant. Verstehe ich es richtig, dass Bikes mit kurzen Kettenstreben eher hecklastig gefahren werden sollten?
Siehe oben.

Ich denke die Idee hier von "ausbalanciert", übergeht auch etwas stark die Sozialisation. Fährt man parallel auch zB viel Rennrad, meist ziemlich statisch, im Sitzen und mit niedriger Front hat man sich eine bestimmte Komfortzone auf dem Rad gewöhnt. Da will man sein MTB fahrtechnisch nicht plötzlich am anderen Ende der Bandbreite sehen.
Oder man fährt parallel BMX, also sehr zentral und nur im Stehen. Da kannst du nicht einfach, schon wegen dem kleinen, super-nervösen VR, mit viel Druck auf der Front fahren. Gleichzeitig steigt aber das VR sofort bei minimal hecklastiger Fahrweise. Das macht das Teil extrem sensibel für die optimale/ausgelichene Fahrposition und wäre imho damit ein viel sinnvollerer Probant für theoretisch/praktische Feldstudien.
Gerade die "modernen" extragrossen MTBs sind ja vergleichsweise extrem unempfindlich, was Positionsänderungen auf dem Rad angeht. Dazu fängt dann noch die Federung alle Restunabwägbarkeiten ab. Eigentlich sehr und damit unnötig schwer sich so einen "ausbalancierten" Fahrstil anzugewöhnen. Sieht man ja auch tagtäglich auf den Trails, trotz miserabler Fahrtechnik und üblen Fahrfehlern, merken viele gar nicht, was das Problem ist, warum die Kurve sie nicht dahin bringt, wo sie hinwollen, warum man den Sprung partout nicht schafft usw.
Ich halte ein auf max Sicherheit konstruiertes vollgefedertes MTB weder für einen guten Lernpartner was Fahrtechnik angeht noch für das ideale Schauobjekt von Geometrieeinflüssen. Da schadet der intensivere Blick über den Tellerrand sicher nicht, wenn man sich da weiterbilden möchte.
Sicher lehrt einen ein BMX oder ein direktes Bike ein besseres Handling. Das ist natürlich auch ein Extrembeispiel. Man muss aber auch nicht auf BigFoot Spaßlatten Skifahren lernen, auch wenn man da sicher eine Menge lernen kann. Es geht darum ein passendes Bike zu haben. Wer diverse Varianten von Dirtjump bis hin zu Crosscountry und Downhill fährt, wird sehr viel mehr Fahrtechnik und auch Möglichkeiten haben ein Rad zu beeinflussen. Jedes Bike lehrt einen etwas anderes und man wird in seiner gesamten Fahrtechnik beeinflusst. Jemand der eher vom DH kommt, wird sich vermutlich auch mit einem flacheren Lenkwinkel und einem tieferen Sattel wohlfühlen als jemand der vom CC kommt.

Was mich bei dem Ganzen Thema interessieren würde, ob es eine Grenze gibt was Kettenstrebenlänge, Höhe des Lenkers und entsprechendes Fahrverhalten angeht.
Gibt es. Die liegt für jeden woanders. Wo genau erfährt man nur wenn man über das Limit hinweggegangen ist und dort trotzdem einige Zeit mit Testfahren verbracht hat.

Was ich meine: Es wird aktuell geraten bei langem Reach (500mm), langer Kettenstrebe (445m) einen möglichst hohen Lenker zu fahren.
Menschen mit langen Armen werden dir oft lieber eine tiefere Front (niedriger Lenker) fahren als eine zu hohe.

Es heißt ja das bei diesen Geometrien der Druck durch den Fahrer aufs Vorderrad deutlich erhöht werden muss, um in den Kurven genügend Grip auf dem Vorderrad zu haben. Das kann ich auch so bestätigen, aber ich komme gut damit klar bzw. habe mich dran gewöhnt.
Es stellt sich immer die Frage ob man sich an etwas gewöhnen muss obwohl es von deinem Körperbau her vielleicht besser wäre ein passendes Bike zu haben.

Wenn ich nun aber den Lenker von 108cm auf z.b. 110cm vom Boden aus gesehen oder. um 10cm höher spacern würde, verschlechtert sich dann das Fahrverhalten und ich muss noch mehr Druck aufs Vorderrad bringen?
Das kommt darauf an wie du hinter diesem Lenke stehst. Verlagert die Höhere Front deinen Schwerpunkt und damit die Radlasten ungünstig nach hinten wirst du Probleme bekommen. Bleibst du vorn ändert sich der Grip eher wenig bis gar nicht. Allerdings beeinflusst du dein Lenkverhalten signifikant. Je weiter du vom Boden weg gehst (höherer Lenker) desto länger wird das Kreissegment, welches du bewegen musst um die gleiche Winkeländerung gegenüber dem Boden zu erreichen. Somit verlangsamt sich dein Lenkinput.

Worauf ich hinaus will ist, ob aktuelle Räder mit normal langen Kettenstreben entsprechen mit "relativ" gesehen niedrigeren Lenkerhöhen gefahren werden sollten?
Wie oben kurz angeschnitten, ist die Armlänge da entscheidender als der Rest.

Mir ist zB der hohe lenker deutlich bequemer, durch für meine Verhältnisse ein langes Fahrrad steigt das VR trotzdem nicht und bergab kommt fast automatisch Druck nach vorn.
Es muss am Ende einfach alles zusammenpassen.

Der Punkt mit dem höheren Angriffswinkel und Manual-Verhalten ist von Seiten der Mechanik leider nicht korrekt. Das Moment dass durch ziehen am Lenker erzeugt wird , wirkt dem Moment der Gewichtskraft, dass auf das Tretlager drückt, entgegen. Das am Lenker erzeugte Moment muss größer sein als das am Tretlager wirkende Moment. Wenn wir die Kräfte gleich lassen, bewirkt nur der Abstand zum Drehpunkt, der Hinterradachse, eine Veränderung. Damit wird auch klar, dass wenn die Kettenstrebe länger wird, der Abstand Lenker und Hinterradachse um dieses Maß multipliziert mit dem Verhältnis der Kraft am Tretlager dividiert durch die Kraft am Lenker, länger werden muss. Der Angriffswinkel spielt bei dieser statischen Betrachtung keine Rolle.
also wenn es rein um den Manual geht ist es ja wirklich nur wichtig den Schwerpunkt auf/hinter die Achse zu bringen. Dabei hilft ein hoher Lenker durch aufrechtere Haltung und (wahrscheinlich größeren Abstand (vertikal) um den Kraftimpuls zu höherem Drehmoment um die Radachse oder den Radaufstandspunkt am Boden zu erzeugen)
Ein schöner Test um das nachzuvollziehen ist ein Brett, welches man auf der einen Seite aufbockt. Dann stellt man sich mit beiden Füßen an unterschiedliche Positionen an der nicht aufgebockten Seite. Nun greift man an der aufgebockten Seite. unter das Brett und versucht über einen Impuls das eigene Körpergewicht nach oben zu lupfen.
Je näher man an den Punkt kommt an dem das Brett auf dem Boden aufliegt, desto leichter fällt diese Bewegung.
 
danke für das Feedback @Grinsekater
die These mit den Langen Armen und niedrigem Lenker ergibt Sinn, dass könnte der Grund sein, warum ich mich so wohl fühle mit tieferem Lenker.
Wie meine Position auf dem Rad ist kann ich schwer beurteilen, allerdings weiß ich, dass meine Beine relativ weit gestreckt sind, meine Hüfte stark gebeugt und der Kopf je nach Trailsituation tief oder hoch über dem Lenker steht. Hier hilft definitiv gezieltes Kraft/Crossfit Training.
Im Prinzip so wie es sein soll. In lang gezogenen Kurven ohne Support, muss ich dann etwas mehr Druck aufs Vorderrad bringen, sprich ich darf die Beine nicht einknicken lassen. Sobald am Ende des Tages die Ermüdung eintritt und Technik schlechter wird, spürt man die "leichtere" Front dann schon.

Beim nächsten Rad gibts definitiv längere Streben!
 
Grundsätzlich finde ich diesen Artikelteil wieder sehr spannend. Sehr interessant welche Erfahrungen die Fahrer hier austauschen. Allerdings sind einige Abschnitte doch sehr theoretisch und führen meiner Meinung nach nirgendwohin. Zu vielfältig sind die Faktoren damit man sich wohl auf dem Bike fühlt. Und das ist schließlich am wichtigsten.

Ich fahre gerne Räder mit eher kurzen Kettenstreben, auch wenn das vermeintlich zu Lasten der Balance geht. Mein vorletztes Rad (Pole Evolink in Größe L, Reach 510mm, Kettenstreben 455mm) lies sich wirklich sehr ausbalanciert und schnell fahren. Ich hatte das Pole in Kanada dabei und hatte hier in so gut wie keiner Situation das Gefühl, dass das Rad überfordert wäre. Auch auf technischen, engen Trails und den vielen "oldscool" Strecken mit vielen Holzleitern/Skinnies in North Vancouver oder Roberts Creek hatte ich keine Probleme das Rad adäquat zu bewegen. Es vermittelte einfach sehr viel Sicherheit. Das führt jedoch, wenn man gerne spielt, auch zu einer gewissen Lethargie/Langeweile beim Fahren. Manuals waren mit dem Pole ein Kraftakt und nur mit ordentlich Körpereinsatz zu bewerkstelligen und auch das Abziehen an kleinen Wellen oder Kanten fühlte sich ziemlich nach "Workout" an.

Mit einem gewissen Maß an Fahrtechnik (insbesondere mit Dirt/BMX Background) kann man auch ein kurzes Rad schnell und sicher bewegen. Mit kurzen Kettenstreben kann man auf dem Trail schlichtweg schneller Manuals und andere Spielereien einleiten als mit einem "Langholzlaster".

Wie bereits oben geschrieben sind die Einflussfaktoren so vielfältig und letztlich bleibt das subjektive Gefühl, welches man auf dem Rad hat. Bei meinem aktuellen Rad (Evil Offering in XL) machen kleine Veränderungen enorm viel aus, sei es der Tausch des Vorbaus von 50mm gegen ein Modell mit 45mm, oder der Tausch des Dämpfers (DPX2 gegen X2). Auch kleine Änderungen die wirklich die Geometrie verändern (Airshaft mit 140, 150 oder 160 mm, oder die Tretlager Höhe Low/XLow) machen enorm viel aus.
 
Was Kettenstreben und Manual-Impuls angeht, bin ich beim Tüfteln auf folgende nicht trivial zu berechnende Kennzahl gekommen: Ausgehend von einer gegebenen Bike-Geometrie und einer gegebenen Körper-Geometrie stellt man den Fahrer rechnerisch in die Manualposition (Po hinten, Arme lang, Schwerpunkt tief, beide Beine gleich stark gebeugt, Pedale entsprechend ca. auf halb 2/halb 8) und berechnet die Kraft, mit der der Fahrer aus den Beinen heraus ins Tretlager drücken muss, bis die vordere Radlast negativ wird. Diese Kraft setzt man in Relation zur Gewichtskraft des Fahrers und erhält einen Prozentwert. Rechnungen mit realen Fällen ergeben bei mir bisher, dass Werte um 120 bis max. 140 % pro Bein anscheinend OK sind. Das heißt, wenn man z.B. 80 kg wiegt (grob 800 N), wäre ein Beindruck von 960 - 1120 N pro Bein akzeptabel.
Wenn man so tief einsteigt, muss man aber auch die Fähigkeit der Schnellkraft eines Fahrers mit berücksichtigen. Diese ist extrem variabel zwischen uns allen und somit kann ein "idealer" Wert nicht bestimmt werden. Fahrer mit weniger Schnellkraft und Technik werden tendenziell eher ein Bike benötigen welches leichter in den Manual geht als jemand der hier mehr Technik/Schnellkraft hat.
Ja, da hast Du auf jeden Fall Recht. Der Manual-Impuls ist ja keine statische, sondern eine dynamische Kraft, die man umso leichter aufbringen kann, je schnellkräftiger man aus den Knien heraus drücken kann. Um die von mir beschriebene Kennzahl zu bilden, wäre es deshalb vielleicht besser, die erforderliche Beinkraft anstatt mit dem Körpergewicht mit der persönlichen Schnellkraft zu normieren. Man könnte die messen, indem man auf einer geeigneten Waage mit Schleppzeiger z.B. 90° in die Hocke geht und ein paar Mal kräftig drückt und dann einen Mittelwert bildet. Wäre eigentlich auch kein Problem.

Die Beteiligung der anderen Muskelgruppen würde ich in erster Näherung mal vernachlässigen. Oder die bringen einen mit Sensoren gespickten RipRow heraus...


Ich habe das mal ausgerechnet für mich und komme da auch auf sehr absurde Werte. Auch mein Lenker sollte vollkommen übertrieben breit sein laut dieser Rechnung. Allerdings würde ich hierfür meine Inputgeschwindigkeit verlangsamen und sicher deutliche Probleme mit nah am Trail stehenden Bäumen bekommen.
Ist das nicht inkonsequent? Müsste man da nicht analog wie mit der Kettenstrebe argumentieren? Meine These ist ja, dass zu den stets möglichst optimal zu haltenden Parametern die jeweiligen Gelenkwinkel gehören, damit der Körper in möglichst stabilen, kraftvollen und ermüdungsarmen Positionen in den verschiedenen Fahrsituationen ist. Die Inputgeschwindigkeit müsste doch direkt mit den Gelenkwinkeln zusammenhängen.

Wenn die breitesten Lenker, sagen wir mal 800 mm, für die größten Menschen, sagen wir mal 200 cm, bei durchschnittlichen Proportionen richtig wären, müssen sie für kleinere Leute entsprechend runterskaliert werden. Bei meiner folgenden Rechnung sind die Arme 30° gebeugt und die Linie von Schultermitte zu Handmitte ca. 25° vom Rumpf abgespreizt. Da käme man dann für einen 180 cm Fahrer (unter Berücksichtigung der Schulterbreite) auf 730 mm äußere Lenkerbreite und für einen 160 cm Fahrer auf 680 mm äußere Lenkerbreite.

Lee McCormack spricht von nur 20° zwischen Oberarm und Rumpf, kommt aber auf ca. 30 mm größere Lenkerbreiten. Vermutlich liegt das daran, dass er die leicht messbare und in Tabellen gängige Biacromialbreite als Schulterbreite ansetzt und ich den kinematisch genaueren Abstand der Schultergelenkdrehpunkte, der deutlich geringer ist.

Jedenfalls sind das doch eher niedrige Werte. Wenn ich mal davon ausgehe, dass ein 760er Lenker für einen durchschnittlich proportionierten 180 cm-Fahrer passt, dann entspräche das einem Abspreizwinkel von knapp 27°. Damit bräuchte der 160 cm-Fahrer dann einen 700er und der 200 cm-Fahrer einen 820er Lenker. Klingt für mich realistisch.

Weichen Armlänge und Schulterbreite jetzt ausgehend davon um bis zu 3 Standardabweichungen ab (dann schließen wir 99,7% aller Leute ein), kommt folgendes heraus: 160 cm-Fahrer mit sehr kurzen Armen und sehr schmalen Schultern: 620er Lenker, 200 cm-Fahrer mit sehr langen Armen und sehr breiten Schultern: 900er Lenker. Klar, durch das 800er Gap muss der dann wohl schieben.

Da gibt es also schon eine riesige erforderliche Bandbreite, die einfach von den Herstellern nicht hinreichend abgedeckt wird, vermutlich weil die Konsumenten die Zahlenwerte nicht gewohnt sind und weil wegen der geringeren Stückzahlen pro Größe die Preise nicht haltbar wären. Und schon fahren wieder die meisten mit unpassendem Equipment herum.
 
Ist das nicht inkonsequent? Müsste man da nicht analog wie mit der Kettenstrebe argumentieren?
Bei der Kettenstrebe verlange ich ja gar nicht, dass sie zwangsläufig mitwachsen sollte. :)
Es kann Sinn machen. Man kann aber auch einen anderen Fahrstil pflegen und damit wunderbar zurechtkommen.

Meine These ist ja, dass zu den stets möglichst optimal zu haltenden Parametern die jeweiligen Gelenkwinkel gehören, damit der Körper in möglichst stabilen, kraftvollen und ermüdungsarmen Positionen in den verschiedenen Fahrsituationen ist.
Die Grundhaltung sollte zu den Kontaktpunkten passen. Lee sagt aber auch, dass diese Werte je nach Anforderung unterschiedlich sein können.
Von unserer individuellen Physionomie kann es dann auch abhängig sein wie breit unser Lenker ist. Da reicht die (Skelett-)Struktur alleine nicht aus. Sind zum Beispiel verschiedene Muskelgruppen (z.B. Rumpf, Rotatorenmanschette, Arme etc.) unterschiedlich stark ausgeprägt, kann dies nicht nur einen Fahrstil, sondern auch die Position auf dem Bike beeinflussen. Dadurch ändert sich dann auch die Lenkerbreite, der Backsweep, der Rise und so weiter.

Wenn die breitesten Lenker, sagen wir mal 800 mm, für die größten Menschen, sagen wir mal 200 cm, bei durchschnittlichen Proportionen richtig wären, müssen sie für kleinere Leute entsprechend runterskaliert werden.
Jein. Es gibt auch große Leute mit schmäleren Schultern und kleinere mit breiteren Hüften etc. Menschen kommen in den unterschiedlichsten Formaten und das alles in eine Berechnung zu packen, welche dann einen idealen Wert für bestimmte Parameter am Bike auswirft, halte ich aktuell für nicht möglich, auch wenn ich die Vorstellung davon sehr positiv sehe.

Da gibt es also schon eine riesige erforderliche Bandbreite, die einfach von den Herstellern nicht hinreichend abgedeckt wird, vermutlich weil die Konsumenten die Zahlenwerte nicht gewohnt sind und weil wegen der geringeren Stückzahlen pro Größe die Preise nicht haltbar wären. Und schon fahren wieder die meisten mit unpassendem Equipment herum.

Bei welchen Produkten siehst du genau den Mangel? Lenker gibt es ja so ziemlich in allen erdenklichen Formaten und da man sie nicht nur kürzen, sondern im Vorbau drehen kann, ergeben sich so ziemlich alle potentiellen Positionen. Da sollte jeder etwas finden.
 
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