Freeride-Touren im Tessin: Erfahrungsbericht und Fragen

Sir Galahad

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Hallo,

war grade ein paar Tage im Tessin für Freeride-Touren und möchte euch darüber berichten. Nehmt euch Zeit, es wird etwas länger ;)

Vllt ist für den einen oder anderen eine interessante Info dabei. Außerdem habe ich noch Fragen zu bestimmten Ecken, vllt. weiß da jemand wie man anders und besser fahren kann.

Wäre schön, wenn hier in diesem Thread ein Sammelpunkt für Infos zu dem Thema entsteht.

Ziel war es ein paar Freeride-Touren zu machen. Soll heißen, vor allem deshalb bergauf zu fahren, um schöne, lange, technisch anspruchsvolle Abfahrten zu machen, bei denen es schon mal sehr steil, mit viel Geröll, heftigen Stein- und Wurzelfeldern, Stufen, Treppen, kleineren Drops etc. zugehen kann. Das Ganze mit Bikes, die z.T. 16 kg wiegen und Federwege um die 160 mm haben. Viel Schieberei sollte nicht vorkommen, so dass manche der Standard-Touren der Region nicht 1:1 nachfahrbar sind.

Wir hatten die Karten aus der bike-explorer-Reihe (Dreierpack Tessin). Die folgenden Tourenbeschreibungen geben nicht genau die Wegführung mit jedem Abzweig wieder. Wer die Karten hat (sollte jeder, der da hinwill), wird die Beschreibungen damit aber leicht nachvollziehen können.

TOUR 1: Runde durch's Val Colla: Tesserete - M. Bar - S. Lucio - Cimadera - Sonvico - Tesserete

Wir sind mit dem Auto auf den M. Bar bis zum letzten Parkplatz gefahren (ca. auf 1300 m). Trotz der Aufstiegshilfe hat die Runde 1200 hm und ca. 40 km.

Tesserete - Monte Bar

auf der Asphalt/Schotterstrecke lt. Karte, keine Besonderheiten

Monte Bar - S. Lucio

Wird überall als einer der schönsten Trails beschrieben. Ist auch schön. Allerdings geht es zw. M. Bar und S. Lucio viel hoch und runter, immer nur wenige Höhenmeter zwar, aber doch so, dass man, wenn man nicht gerade mit Uphillbike unterwegs ist, alle paar (hundert) Meter schieben muss.

Wir waren mit leichten Freeridern unterwegs und waren dadurch etwas angenervt. Hatten gehofft, da flowig runterzudüsen, was nur an sehr wenigen Teilstücken möglich ist.

Wer vom M. Bar mit Schwung abfahren will, ist mit anderen Abfahrten evtl. besser bedient.

Daher nun die FRAGEN zu M. Bar

Kann jemand die folgenden Abfahrten kurz beschreiben (Schwierigkeit/Flowigkeit/Risikos wie ausgesetzte Stellen o.ä.):

M. Bar - Piandanazzo - Signora
M. Bar - Piandanazzo - Cureia - Corticiasca
M. Bar - A. Musgatina - Piazzora - Bidogno


S. Lucio - Certara - Cimadera

Hier sind wir die in der Karte als MTB-Route ausgeschilderte Abfahrts-Route erstmal bis zur Abfahrt nach Cimadera runtergefahren. Das war ein einziges Schotterdownhillgeheize mit wenig Spaßfaktor (Freeride-technisch völlig uninteressant, Hüpfer über Abwasserschwellen, bloßes Bremsenmorden). Rest bis Cimadera wie im Bike-Explorer - ist harmloser Waldschotterweg und Asphalt mit fahrbarem Auf- und Ab.

FRAGEN zur Abfahrtstrails S. Lucio -> Val Colla

Was gibt es zu dieser für Freerider wenig attraktiven Abfahrt für Alternativen? Sind die in der Karte verzeichneten Trails S. Lucio - A. Cottiona - Campaccio - Cozzo fahrbar?


Cimadera - Rosone

Hier ist der erste Teil (Pfad) auch nur uphillstarken Tourern zu empfehlen, da es auch ständig auf und ab geht, so dass man als Freerider ständig am Auf-und Absteigen ist.

Rosone - M. Roveraccio - Sonvico

Lohnt sich nur halb. Kurzer Asphaltuphill mit Schotter/(wenig)Trail-Abfahrt.

Sonvico - Tesserete

Nach Sonvico geht es auf einem Pfad in ein kleines aber steiles Flusstal. Downhill fahren hier gute Fahrtechniker (Treppen, Stufen, Spitzkehren) mit Spaß einen großen Teil. Bergauf schieben ALLE. Rest Asphalt.

FAZIT: schöne Tour für "normale" Tourenbiker, die keine alpinen Grobschottertrails scheuen, aber weniger für Freeridetourer, die nach längerem Bergauf auch längere, technisch interessante Abfahrten suchen.

TOUR 2: Tesserete - Bidogno - Borisio - Lelgio - Gola di Lago - Condra - Bigorio - Tesserete

ca. 25 km und 1200 hm.

Tesserete - Bidogno - Borisio

Asphalt, wie Auffahrt auf den M. Bar

Borisio - Lelgio

von der M. Bar Auffahrt nach Kurve auf 1080 m links auf Wanderweg abzweigen (geht erstmal kurz steil hoch, kann man leicht übersehen). Wir sind erst wie bike-explorer anzeigt gefahren, dann runter nach Lelgio abgekürzt.

Zuerst netter Single-Wiesen-Trail mehr oder weniger auf der Höhenlinie mit toller Aussicht, ein paar gut fahrbare Anstiege drin, aber schon etwas Spass bergab mit ein paar Stufen und ausgewaschenen Stellen.

Dann kreuzen Wanderwege in der Falllinie, der man bergab folgt. "Vertriding light" geht es erstmal steil und etwas ausgewaschen runter, ein paar Meter runtertragen, dann auf weniger heftigen Wanderwegen immer runter und weiter der Karte nach.

Das letzte Stück nach Lelgio ist auch super: steile, steinige Abfahrt mit Stufen, Kehren, Treppen etc. Wunderbar fahrbar, aber nicht langweilig.

FRAGE zur Abschnitt Bettagno -Campestro

Lohnt sich auch die Trail-Strecke nach Bike-Explorer (Bettagno -Campestro), die wir durch den Abstieg nach Lelgio haben "links liegen lassen"?


Lelgio - Gola di Lago

teils heftiger Asphaltuphill auf leicht befahrener Nebenstraße

M. di Bigorio - Condra - Bigorio - Tesserete

ab Gola di Lago gehts auf etwas Asphalt und Beton, aber vor allem Schotter auf den M. di Bigorio. Ab der Abzweigung Richtung Condra auch Singletrail, hier dann vor allem bergab, wenige nur ebene oder ansteigende Stücke, alles gut fahrbar. Zum Teil schon lustig (steinig, stufig, Kehren, Treppen).

Wir haben dann hier irgendwo die ausgeschilderte Strecke verlassen, die später in Asphalt übergeht (wir haben sie immer mal wieder gekreuzt).

Es gab einfach zuviele vielversprechend aussehende Trails. Wir sind einfach alles runtergefahren, was irgendwie nach Weg (und schwierig) aussah. Und das hat sich gelohnt. Super Trails mit Stufen, losen Steinen, Felsen, alten gepflasterten Wegstücken, Treppen, Spitzkehren, vielen kleineren und größeren Schlüsselstellen, die den Abfahrtstechniker begeistern. Teils Trails, die völlig unbenutzt sind, aber dennoch durchgängig fahrbar.

Hier sollte man aber besser nicht alleine unterwegs sein, im Sturzfall kommt da z.T. wohl nie jemand vorbei.

Nach Tesserete waren's dann von Bigorio noch 10 min auf der Straße.

FAZIT: Super Freeride-Tour, bes. für Steilabfahrtstechniker und Spitzkehrenfans.

TOUR 3: Monte Tamaro Local Freeride

Leider war auf unserer Karte (Bike-Explorer) keine Strecke eingezeichnet, die als Freeridestrecke runter zur Talstation interpretierbar war. Auch die Infos auf den Tafeln der Bahnbetreiber ließen - was die ausgeschilderte Strecke betrifft - eher auf eine Schotteruphillstrecke schließen.

Mit der Seilbahn rauf. Dann den Schotterweg, der auch als Bikeroute beschildert ist, runter. Bald nachdem der Weg in den Wald geht, kommt ein nach scharf rechts steil abgehender Wanderweg, der nach ein paar Metern eine Linkskehre macht. Am Einstieg ist ein Schild, das den Weg für Bikes ausschildert (rot mit weißem Bike).

(Wir waren etwas verwundert über das Schild, denn der Weg sah schon am Einstieg nicht nach Biketourenweg oder gar nach Tourenuphill aus. Ein Scherz der Locals??? Egal, uns sollte das nur recht sein.)

Dann einfach dem Wanderwegzeichen (weiß-rot-weiß) folgen, im Zweifelsfall den Bikespuren nach. Der Weg dürfte identisch sein mit dem auf den Karten eingezeichneten Wanderweg. Im Bike-Explorer ist er aber nicht als Bike-Weg eingetragen.

Der Trail ist sicher nicht für "normale" Tourenbiker gedacht, uphill definitiv unfahrbar (OK, Hans Rey schaffts vielleicht :D ). Es handelt sich um einen runter fast durchweg fahrbaren Abfahrts-Trail mit allem, was sich der Freeride-Tourer wünschen kann. Lose Steine, Felsen, Stufen, Spitzkehren, Achterbahn-Abschnitte auf Waldboden, Wurzelfelder, einige Drops, gebaute Anlieger, Kicker, Northshore-Elemente.

Schlüsselstelle ist ein Wegabbruch am Rande eines Bachtals, das der Weg durchquert und dem er ein Stück folgt. Man muss das Bike über einen kurzen, schmalen Wurzelteppich tragen, der selbst zum Abbruch hin abschüssig ist. Daneben geht es direkt senkrecht bergab. Wenn die Wurzeln nass sind, möchte ich da nicht drüber müssen ...

Im Herbst ist der Trail wohl ohnehin weniger zu empfehlen. Er wird dann voller Laub sein. Und man sollte sehen können, wo man da fährt.

Unten kommt man fast direkt in Rivera bei der Seilbahn raus.

FAZIT: Super Freeride-Strecke!

FRAGEN zu M. Tamaro:

Da soll es ja auch eine Woldcup-Downhill-Strecke geben. Ist das die Strecke (wir fanden, die sah eher nach Local Freeride aus)? Gibt es noch weitere? Und wenn ja, wo und wie sind die?


TOUR 4: Monte Lema

Mit der Seilbahn hoch.

Was wir nicht gefahren sind: Unter der Seilbahn sieht man einen Trail im Wald, der immer wieder die Bahntrasse kreuzt. Den fanden wir vielversprechend. Allerdings erwies sich der oberste Teil - soweit aus der Bahn einzuschätzen - als ziemlich abschüssig mit steilen, engen Spitzkehren.

Das Gelände ist dort zwar nicht extrem steil, aber nur mit Gras bewachsen und ausreichend abschüssig, um bei einem Sturz einen langen, schnellen und ungesunden Abgang zu garantieren.

Darum sind wir dort lieber nicht runter, sondern der Bike-Strecke "B" gefolgt, die auf dem Faltblatt des Bahnbetreibers (www.montelema.ch) neben weiteren zu finden ist.
Die Strecke B schien uns von diesen die anspruchsvollste zu sein.

Im oberen Teil handelt es sich um einen schönen Abfahrts-Singletrail mit tollen Ausblicken auf Luganer See und Lago Maggiore. Dann wird die Strecke aber bald immer schottriger, der größte Teil ist dann ein steiler Schotterwirtschaftsweg, an dem außer vielen Kehren nichts Spannendes ist.

Das vorletzte Stück ab der Cima Pianca ist ein Wanderweg mit viel grobem Geröll und Kehren, der aber auch nicht sonderlich aufregend ist.

Zum Schluss muss man noch durch ein Bachtal runter- und hochschieben, um dann die letzten Asphaltkehren zur Seilbahn zurückzufahren.

FAZIT: Für diese Tour ist die teure Auffahrt per Seilbahn das Geld nicht wirklich wert (Aussicht etc. sind aber schon OK, doch nicht mehr soo beeindruckend, wenn man schon auf diversen Gipfeln der Gegend war).

Daher nun die FRAGEN zu M. Lema:

Gibt es noch andere, freeridelastigere Abfahrten vom Monte Lema? Z.B. eine Möglichkeit, an den Trail unter der Bahn zu kommen, ohne der obersten, kritischen Teil mitnehmen zu müssen (auf der Karte gabs da nix)...
 
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