Fulda-Königssee

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11. November 2009
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Hallo ihr Biker,

gerade 17 geworden, der erste Urlaub ohne Eltern. Was macht man, Mallorca ? cool, aber nix für mich. Bulgarien ? muss auch nicht sein... Deutschland kann auch so schön sein ! Also, meinen Kumpel gefragt, ob er nicht mit mir aufm Bike in die Alpen fahren will. Er als Abenteurer war natürlich gleich dabei.

also gut, wir haben in Schönau am Königssee ein Zimmer für 7 Tage gebucht, um einen Anreiz zu haben.

Wir haben für die Fahrt 5 Tage eingeplant, wir sind ausschließlich über Fahrradwege gefahren, daher etwas weiter, als typischerweise mit dem Auto.

Also standen uns 650km bevor.

Wir wollten viel trainieren, um das ganze gut zu schaffen, aber Pustekuchen, mich hielt erst eine Fußverletzung und anschließend chronische Faulheit vom Training hab. Bin im Monat vor der Tour gerade mal 200km gefahren.

naja, man konnte nichts mehr machen, der Tag der Abreise kam.

Bei schönem Wetter sind wir in Fulda gestartet, erst noch über einen kleinen Berg mit etwa 200hm und anschließend schöne Ebene über Gemünden nach Würzburg am Main entlang. die ersten 120km waren geschafft und Zeit für eine Mittagspause ( waren nach knappen 4h dort ).

Jedoch wollte es nach der Pause nicht mehr so laufen, es ging ins Hügelland und wir sind nur noch 40km weiter gekommen, haben uns zum Schluss noch verfahren und haben dann die Tour abgebrochen, da ein heftiges Gewitter aufgezogen ist.
Quartier haben wir in Aub gefunden, zwischen Würzburg und Rothenburg o.d.Tauber.

Am nächsten Tag ging es weiter mit einem Zwicken im Hintern und Zwichen in den Oberschenkeln-wir waren beide eine solche Strecke nie gefahren-und wussten nicht, ob wir das durchhalten...

Aber es wurde besser, und nach 30hügeligen Km nach Rothenburg, herumirren in der Stadt und weiteren 20km durch Wald und Wiesen kamen wir auf dem Altmültalradweg an. Dieser war perfekt ausgeschildert, absolut eben ohne Hügel oder gar Berge und lies sich perfekt fahren. mit etwa 28km/h sind wir unserem Abendziel entgegengeradelt: Treuchtlingen. Bei schönem Sonnenschein und 28° war dies ein super Tag mit weiteren 160km.

Unser nächster Zwischenstopp war Ingolstadt, dort kamen wir zügig an, wir haben doch etwa 20km über Landstraßen abgekürzt. Aber einmal in Ingolstadt und man hat ein Problem... kein Fahrradwegzeichen mehr, nichts... ich weiß nicht, wie wir es geschafft haben, aber irgendwann kamen wir an der Ostseite dieser Stadt an-leider 5km unterhalb des Radweges. Naja, man kann ja auch Landstraße fahren. Nach kurzer Zeit begegnen wir zwei ältereren Herren, die auch nach Landshut wollten. Da sie ein Navi dabeihatten, waren sie unsere Rettung. Jedoch sind die beiden ein strammes Tempo gefahren, und wir hatten nach 80km noch keine Pause. Nachdem wir dann ne grobe Richtung hatten, haben wir uns getrennt und haben ausgiebig gerastet. Weiter ging es richtung landshut, aber etwa 30km vorher zog ein extrem heftiges Gewitter auf... Wir konnten auf einem Spielplatz unter einem Rutschendach einigermaßen trocken bleiben und ja, etwas deprimiert sind wir dann noch 10km gefahren, bis wir keine Lust mehr hatten. Es standen ja auch schon wieder 150km auf der Uhr.

Wir befanden uns in Niedermünchen, etwa 20km vor Landshut.

Bis dahin lief es auch am nächsten morgen ganz gut, bis wir in der Stadt waren. Städte-ich hasse sie :D

Dank dem Orientierungssinn meines Begleiters kamen wir aber doch gut durch ( alleine hätte ich mich erschossen, wenn ich was zum schießen dabei gehabt hätte ). Langsam kamen wieder Hügel, aber es waren Hügel und nicht mehr... 100hm hoch und runter... nach 120km haben wir uns ein Quatier gesucht-das letzte, bevor uns die Pension erwartet. Wir wollten uns was gönnen. Hotel zur Post, kurz vor Trostberg, sah von außen recht nobel aus. Für 32€ pro Person kamen wir unter, wir haben uns halt was gegönnt-dachten wir. Essen in der Kneipe war nicht zu bezahlen, also zum Italiener nebenan und 2 Döner + Familienpizza geordert ( perfekte Sportlernahrung, ich weiß, aber wie gesagt: wir haben uns das gegönnt ).

Jeder musste ein Stück pizza übrig lassen, was sich später als unsere Rettung erwies.

Auf dem Zimmer lässt sich es leben. 3Zimmer Apartment mit Küche, jedoch stand der Fernseher so, dass man ihn nicht sehen konnte
weder vom Bett aus, noch von der Küche aus, wenn man am Herd stand. Naja, Hauptsache Flachbildschirm. Ein Stuhl und ein wenig veränderter Kabelverlauf haben Abhilfe geschaft, und man konnte wenigstens von einem Bett aus TV gucken.

Dann wurde geduscht: naja, die Duschen sahen billig aus, aus jeder Leitungsverbindung ist Wasser gespritzt und ja, das Bad stand unter Wasser. Naja, nicht unser Problem. Wenigstens das Wasser war warm.

Geschlafen haben wir alles andere als gut.

Die nicht wirklich nette cheffin hat uns angeboten schon abends zu bezahlen und uns morgen das Frühstück schon rauszustellen, falls wir früh loswollen...
jetzt weiß ich auch, wieso die das wollte.

Mit Hunger am Frühstückstisch angekommen, sind wir fast vom glauben abgefallen. 2 Scheiben trockenes ( wirklich trocken, ich bin da nicht empfindlich ) Brot, 1 noch trockeneres Stück Baguette und etwas O-Saft, ein Glas Gelee ( fast leer mit verkrusteten Rändern ) und 2 Scheiben Wurst und Käse. Uns war der Hunger auf SO WAS vergangen und haben jeder unser Stück Pizza gefrühstückt... Wir hatten wenigstens was im Bauch.

Auf die Fahräder und weiter gehts. die letzten 90 km gingen stetig Berg auf, in Badreichenhall zeigte uns eine nette Dame den Weg, der schlecht beschildert war und 25km später standen wir vor unserer Pension. Ein gepflegtes Haus, schönes Zimmer mit großem Balkon, da gabs nix zu meckern, gutes Frühstück und bezahlbar.

Wir hatten es also geschafft. nach insgesamt 20km Umweg, 31 Stunden auf dem Fahrrad, 670km in den Beinen und einem Schnitt von 21km/h waren wir am Ziel. Das war Freude! Da musste natürlich erstmal nen Maß Bier her :D.

unseren ersten "Urlaubstag" haben wir erstmal entspannt in der Therme verbracht, da merkt man gar nicht, wie sehr von von der Sonne gebrutzelt wird, wenn man so im Salzwasser umhertreibt...

naja, Fazit: trotz schmieren sind wir Feuerrot aus der Therme... Das war schonmal nix...

Aber egal, da muss man durch. Am nächsten Tag sollte das Wetter uns den schönsten Tag der Woche schenken, also auf zum Watzmann. Doch erstmal gings aufs Fahrrad, die ersten 1000HM sind innerhalb von 5km noch gut mit dem Fahrrad zu erreichen-dank Schotterweg. nach einer dreiviertelstunde waren wir am Ende, es ging ans Wandern. Nach 2 Stunden waren wir bereits am Watzmannhaus, welches mit 5 Stunden ausgeschildert war und weitere 1,5 Stunden später standen wir am Gipfel Hocheck. 2652m über NN.

Die Sicht war Gigantisch, nämlich genau so:

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Das war also der schönste Tag der Woche. Im Endeffekt hatten wir jeden Tag 30° und blauen Himmel, nur an diesem Tag etwa 15° und ab 2Uhr Dauerregen.

Naja, man kann die Wolken halt nicht wegpusten und es ging wieder nach unten... nach 2 Stunden waren wir bei unseren Bikes, jeder einen kleinen Sturz auf den nassen Steinen hinter sich... Aber nix dolles passiert.

Mein Kumpel, ein erfahrener Freerider hat sich dann aber ziemlich schön hingelegt... in einer Kurve verbremst, 10m aufm Vorderrad gefahren und dann elegant vor 2 Wanderern auf den Boden fallen lassen... zum Glück ist ihm außer einer Schürfwunde nichts passiert.

naja, nach 30min waren wir unten, und ja, hatten den Berg in nur 7 Stunden bestiegen und auch wieder halbwegs erfolgreich verlassen, hatten 2000Höhenmeter in den Beinen, teils per Bike, teils zu Fuß und waren müde...

Der Rest des Urlaubs verlief unspektakulär, abends nach dem 20.15 Film 10km joggen und ne Runde im See schwimmen und man kann gut schlafen.

Ein Highlight war der letzte Tag vor der Abreise, da hat es uns in den Fingern gejuckt und wir haben den Jenner bestiegen. Nur lächerliche 1900nochwas Meter hoch, aber... Der Aufstieg dauerte etwa 3 Stunden, und oben wurden wir mit einer gewaltigen Sicht belohnt.

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Zurück ging es mit dem Zug und in Fulda wurden wir von unseren besseren Hälften abgeholt, die uns jetzt endgültig für bekloppt halten :D

Im Endeffekt eine schöne Tour, mit vielen Erfahrungen und schönen sowie schlechten Erfahrungen, aber eine Tour, die für Nachahmer bestens geeignet ist, vorallem, da auf die 670km nur knappe 1500 Höhenmeter überwunden werden mussten.

viele Grüße

Michael
 

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Geile Story, ich liebe solche Berichte :daumen:

So was will ich auch immer mal machen, aber mir fehlt meistens der entsprechende Kollege und allein lässt die Motivation schnell nach. :(
 
hey,

ja, die Tour war echt schön.

direkt aus Fulda nicht, wir wohnen beide in einem kleinen Dorf zwischen Fulda und der Wasserkuppe, ziemlich auf halber Strecke, nennt sich Schmalnau.

viele Grüße

Michael
 
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