Vorne weg: Das ist mein erster Post hier. Ich lese jetzt seit ca. 2 Jahren hier mehr oder weniger regelmäßig Artikel und Kommentare, sah aber keinen Grund mich anzumelden, da wenig beitragen kann, sondern eher Informationen sammle und aufsauge.
Obendrein muss ich mich als "Gravel-Fan" outen, aber mehr dazu später.
Letztendlich habe ich viele Diskussionen zum Thema "Gravel" hier und auch in anderen Foren mitgelesen, aber dieser Kommentar hat mich dann doch dazu bewegt, mal meinen Senf dazu abgeben zu müssen:
Irgendwie werden mir hier zu viel blöde Scherze gemacht. Ich bin kurz davor, meinen Letzten MTB-Kumpel an ein E-Gravel zu verlieren… ich bin verzweifelt und weiß nicht was ich tun soll.
Bevor die ersten davon im Laden standen, hab ich noch darüber gescherzt, man könnte sowas bauen um ein maximal sinnloses Gefährt zu erschaffen. Inzwischen muss ich mir Vorträge über die Vorzüge solcher Räder anhören. Mir wär es lieber er wär Querdenker oder sowas geworden… aber ein E-Gravelbike? Scheiße, NEIN!
Als erstes tut es mir ehrlich Leid, dass du dein Hobby nicht mehr, oder weniger, mit deinen Freunden teilen kannst. Tatsächlich sind motorisierte Gravelbikes mir auch fremd, das ist allerdings eine persönliche Meinung.
Und falls mir hier irgendeiner mit ähnlich plausiblen Vorteilen dieses Verbrechens an der Menschheit kommt, soll er sich verpissen! Wir sind hier immer noch auf MTB-News! Mir ist völlig egal, was man damit alles tolles machen kann.
Die Wortwahl finde ich tatsächlich etwas harsch. Persönlich habe ich "mountenbiking" immer als "Fahrradfahren abseits befestigter (im Sinne von Asphaltierung o.ä.) Wege in hügeligem/bergigem Gelände" begriffen, sozusagen "fahren über Stock und Stein".
Gehe ich rüber auf Rennrad-News lese ich aber tatsächlich ähnliche Kommentare. Das Gravelbike braucht also scheinbar eigene News.
Grundsätzlich darf natürlich trotzdem jeder fahren, was er will und wie er will. Für mich persönlich füllen diese Räder eine winzig kleine Lücke zwischen Hardtail-MTB und Rennrad, die meiner Meinung nach in keinem Verhältnis zu den Nachteilen steht, die es aus beiden Kategorien vereint. Der Rest ist Marketing und Hype. In meinen Augen.
Danke für diese dann doch eher versöhnlichen Tonfall. Zu Vor-/Nachteilen mehr nach deinem nächsten Absatz.
Für mich steht das für alles, was ich am Radfahren inzwischen komplett ablehne:
Mit festgeklickten Füßen, Rücken- und Knieschmerzen in hautenger Kleidung irgendwelchen Bestzeiten von anderen Typen auf Strava oder so hinterher jagen. Das bisschen Freizeit nach 8h Sitzen auf dem Bürostuhl, in einer noch mehr gekrümmten Haltung sitzen und km abspulen. Sich mit Garmin, Brustgurt und Elektrolyt-Energie-Gels mit Coffee-Flavour aufführen wie Jan Ulrich, aber jedes Jahr nach 5 Monaten Schlechtwetterpause wieder genauso ein Haufen sein wie im Vorjahr.
Das ist schon ganz schön plakativ und Vorurteils-geprägt. Ich persönlich besitze seit Mai 2021 ein BMC URS One (das "kleinste" Modell), habe einen Garmin (520 Plus), besitze hautenge Radkleidung (mal lässiger, mal enger) und nutze sogar Strava (non-Premium). Trotzdem führe ich mich weder wie Jan Ulrich auf, will zwangsläufig km abspulen oder mache ich eine "Schlechtwetterpause".
Ursprünglich habe ich mir 2020 ein neues Fahrrad gekauft und da ich ziemlich knapp bei Kasse war, fiel meine Wahl auf ein "Serious Eightball 29er". Ein Rad, dass ich als "Einsteiger-MTB" gekauft habe - heute weiß ich, dass das nichts mit Mountainbiking zu tun hat sondern eher als ATB gelabelt sein sollte. Von der Qualität will ich gar nicht erst sprechen. Knapp ein Jahr bin ich diese Rad gefahren und da das Rad sehr günstig war bereue ich den Kauf auch nicht. Denn dieses Rad hat mir gezeigt, dass das klassische MTB meinen Anforderungen einfach nicht entspricht. Ich fahre einen Mix aus Urbanem Terrain (ca. 90k Einwohner Stadt), Waldautobahn im relativ flachen Mittelhessen (gerne auch mal (Flow)Trail-ähnliche Trampelpfade) und alle Arten von Feld- und Wiesenwegen. Zwischen meinem Weg zur Arbeit (2km) und einer 107km Tour ist da Streckenmäßig alles dabei. Für das neue Bike habe ich mir ursprünglich ein Budget von 2000€ gesetzt (2800€ wurden es letzten Endes) und bin dann zu meinen lokalen Bikehändlern um alles was in meiner Größe verfügbar war zu testen. Breite Reifen und breiter Lenker eines MTB/XC? Eher nichts für die Stadt. Federgabel >100mm vorne? Unnütz für meine Strecken, wenn auch komfortabler. Dagegen beim RR/CC unter 35mm Reifenbreite und festlegen auf Asphalt? Niemals.
Mein URS ist wendig in der Stadt und kann im Wald auch mal was ab. Ich muss mich weder vor noch während der Fahrt auf einen Untergrund festlegen und bin einfach frei. Da ich mir nur ein Rad leisten kann, sowohl aufgrund der Kosten, als auch des Platzes ist das Gravelbike der ideale Kompromiss. Wenn ich mir ein zweites Rad zulege - und das ist für die mittlere Zukunft in Planung - wird es ein Trail-Fully werden, da muss ich dann aber auch keine Kompromisse mehr eingehen. Worauf ich hinaus will: Gerade wenn N+1 kein Thema ist, stellt ein Gravelbike - zumindest für mich - einen starken Kompromiss dar. Und ich habe mein URS erst einmal tragen/schieben müssen - als ich bei starkem Regen auf eine Tiefe matschige Traktorspur getroffen bin. Für echtes DH bin ich eh nicht wagemutig genug.
Ja…vielleicht projiziere ich hier gerade etwas zuviel hinein. Trotzdem lass ich mich Bergauf lieber von einer Gruppe gackernder Damen mit Walkingstöcken überholen, während ich viel zu viel Fahrrad unter mir habe, als dass ich mich auf diese zwanghafte Strampelei einlasse.
Lieber 15km mit ein bisschen Spaß, als 70km 0,38 Sekunden schneller als der Typ hinter mir auf der Bestenliste…
Wenn du darin Spaß findest freue ich mich für dich. Für mich ist der Spaß mich auf mein Rad zusetzen und zu fahren wohin mich "der Fahrtwind trägt" - auf nahezu jedem Untergrund und mit entsprechender Leistung auf jedem Terrain. Zeiten sind für mich nur im Vergleich meiner eigenen Zeiten interessant, dass jemand in dem Segment auf meinem Heimweg das 500m-Berghoch-Segment mit 40km/h im Schnitt gefahren ist, ist mir vollkommen Latte. Würde ein van der Poel das Segment fahren, er wäre Wohl noch schneller - von daher "Who cares?"
Abschließend möchte ich bemerken, dass ich mich tendenziell eher als "Mountainbiker" sehen würde, denn als "Rennradfahrer". Aber die Wahrheit liegt wohl irgendwo in der Mitte und wenn man als Fahrer wie ich weder in der MTB- noch in der RR-Community gern gesehen ist, dann kehre ich mit Freuden erst in die entsprechenden Communities/Foren zurück, wenn ich ein reinrassiges Mountainbike oder Rennrad gekauft habe.
Euch allen ein frohes strampeln, egal auf welchem Zweirad!
Edith sagt: ansonsten sehe ich die Dinge ähnlich wie die Userin
@Yukio