Ich mag 29" Räder, hab auch noch eine XC Feile damit. Hatte mir letzten Herbst noch einen LRS mit 29" für das Loki zugelegt und war dann ziemlich erschrocken, wie sich das Loki dadurch verändert hat. Großer Nachteil - es ist zum Stolpern zu hoch. Ich hatte da spontan Höhenangst auf meinem eigenen Rad
Das heißt dann aber auch, dass du eigentlich doch kein hohes Tretlager willst? Da hatte ich dich bisher immer anders verstanden. Das Loki ist ja bezogen auf eine 29er Geo nicht wirklich hoch, und wenn dir das schon zu hoch ist, dann müsstest du ja mit den meisten aktuellen, auch nicht besonders hohen Rädern, glücklich werden können.
Die -30 BB-Drop die du dir an der neuen Geo vorgestellt hast, wären mit 27.5'' Laufrädern schon in etwa so hoch oder einen Tick höher wie es am Loki mit 130mm Gabel und 29'' LRS wird, das könnte ja so gesehen schon fast wieder zu hoch werden!
Dennoch ist beim Quervergleich Vorsicht angesagt. An einem längeren Rad fühlt sich ein höheres BB schon wieder ganz anders an. An einem sehr kurzen Rad ist es erschreckend bis gewöhnungsbedürftig, da stimme ich dir zu. Mein Ur-BFe damals noch zu 26'' Zeiten hatte ein sackhohes Tretlager und einen ähnlich kurzen Reach wie dein Loki, das war schon... speziell. Daran gewöhnt konnte man damit super fahren, aber wehe man kam aus der Übung oder Gewöhnung, dann war auch erst mal wieder Höhenangst angesagt. Mein aktuelles Waltly Hardtail ist bezüglich BB kein bisschen tiefer als das alte Ding, aber dabei 10cm länger, das fühlt sich ganz anders an!
Womit wir gleich beim Thema sind. 2,8"
Reifen sind ...besonders. Im Nachbarfred war mal die Frage, was denn so anders daran sei als an z.B. 2,6", sind ja nur 5mm Unterschied pro Seite... Der Unterschied ist das Volumen und das Walkvermögen. Ein 2,8er
Reifen rollt nicht über Hindernisse - er walkt bei entsprechend niedrigem Luftdruck drüber. Das generiert unfaßbar viel Grip und auch Rollwiderstand. Der Rollwiederstand ist auch bergab sehr deutlich spürbar, belastet die
Bremsen deutlich weniger. Steingärten und vor allem Wurzelteppiche werden einfach weggebügelt. Wenn der
Reifen auf ein Hindernis trifft, drückt sich das Hindernis in den
Reifen - sprich, das Rad wird deutlich niedriger. Der
Reifen ist ca. 75mm hoch, kurz vor einem Durchschlag sind die 75mm quasi weg. Das Verhalten verändert die Geometrie dynamisch. Es sind also nicht nur die zwei Zentimeter Unterschied zwischen 27,5" und 29" (numerisch ist es nur 1cm bei 29x2,4" vs 27,5x2,8"), sondern irgendwas zwischen 3-6cm, je nach Luftdruck und Untergrund.
Im Test des Ragley Mmmbop im Video von Hardtail Party war von spontanen und überraschenden Pedalschlägen die Rede. Da waren eben 2.8er
Reifen drauf.
Das macht ein 2,4(2,6)" nicht in diesem Maß.
Ich habe gelernt, daß viel Dynamic nicht immer gut ist. Daher mein Wunsch nach 27,5x2,6 - in der Hoffnung auf einen guten Kompromiß.
(Ich habe übrigens die Suche nach einem Rahmen aufgegeben, in dem sich sowohl 29" als auch 27,5" sinvoll fahren lassen. Werde das mit n+1 in 29" lösen)
Auf die Gefahr hin mich zu wiederholen: das werde ich nimmer kapieren, warum du dich bei deinem speziellen Einsatzbereich mit den Walzen abgibst
Bei Tageslicht betrachtet gibt das weder ein höheres Tretlager noch mehr Grip.
Mit vernünftigem (niedrigem) Luftdruck gefahren sinken die dicken
Reifen so viel ein, dass man hinterher im belasteten Zustand ziemlich gleich hoch kommt wie mit 2.4ern.
Bezüglich Grip finde ich sogar, dass selbst 2.6''
Reifen selbigen deutlich herabsetzen gegenüber 2.4ern mit dicker Enduro/Downhillkarkasse. Es formt sich zwar gut an Hindernisse an, ja. Aber gleichzeitig walkt es stark und die Luftfederung des großen Volumens übersteigt die Materialdämpfungseigenschaft der (oft dünneren) Karkasse, so dass der
Reifen zurückspringt nachdem er sich verformt hat. Ein springender
Reifen generiert eben keinen Grip vor allem wenn die Hindernisse schnell hintereinander folgen, genauso wie es keinen Grip generiert, wenn ein walkender
Reifen an einer schrägen Kante abknickt. Imo ist diese "Grip" und "Komfort" Geschichte die dicken
Reifen zugeschrieben wird ein Trugschluss, sobald es in technisch anspruchsvolles Gelände geht. Aufm S1 Trail stimmt das wohl, aber irgendwann kehrt es sich um.
2.8er bin ich noch nie gefahren, aber ich habe ein Fatbike und bereits genügend 2.6er ausprobiert, dass ich mir da ein Urteil erlauben mag.
Ich würde dir ja wirklich empfehlen, einfach auf 2.4/2.5'' mit vernünftig dicker Karkasse umzusatteln. Besonders in Hinblick auf dein Einsatzgebiet. Eine sich dynamisch ändernde Höhe samt unberechenbarem Walken ist ja genau etwas, war man garnicht gebrauchen kann in technischem Geläuf. Wenn es dann noch ausgesetzt wird, dann wird es geradezu gefährlich. Da ist Berechenbarkeit und Präzision gefragt.
Eine vernünftige Federgabel und ein vernünftiger 2.4er
Reifen mit Gripgummi und guter Karkasse generiert allen Grip, den man am Vorderrad jemals benötigen könnte.
Gabel- und Karkassen-Wahl ist imo jedenfalls deutlich zielführender sowohl in Grip als auch in Komfort-Fragen, als eine Festlegung auf eine Reifenbreite.
(Ich habe übrigens die Suche nach einem Rahmen aufgegeben, in dem sich sowohl 29" als auch 27,5" sinvoll fahren lassen. Werde das mit n+1 in 29" lösen)
Das finde ich eine sehr gute Entscheidung!
Der Unterschied in der BB-Höhe ist einfach zu groß um beides mit einem Rahmen abdecken zu können. Spätestens dann wenn man die Sache belastet betrachtet und erkennen muss, dass das Reifenvolumen dann fast nichts mehr bringt. Entweder es passt dann mit einem LRS oder mit dem anderen.
Die meisten Pedalschläge kriege ich bei Schräghangfahrten, wie ansteigende, technische Trails, wo durchgängig pedaliert werden muß, sonst bleibt man da stehen. Da ist meistens nicht viel mit Pedal hochziehen / ratcheting. Auf ausgesetzten Trails sind Pedalschläge da echt gefährlich.
Sonst hab ich keine Aufsetzer am Taco.
Da hast du natürlich recht, Grasnaben oder schmale Trails am Hang sind furchtbar, da gibts auch irgendwie keine vernünftige Lösung! Wobei man da mit einem höheren BB auch nicht so viel gewinnt der Grasnabe ein Schnippchen schlagen zu können, irgendwann kriegt sie einen doch. Wenn man dafür höher sitzt wird's auch wieder unangenehmer
Meine Lösung ist in dem ausgesetzten Fall dann doch meistens "better safe than sorry" und einfach das Rad auf die Schulter nehmen.
Wenn du viel Wert darauf legst sowas hoch zu fahren, dann wäre vielleicht ergänzend die 155mm Hope Kurbel eine Überlegung wert? Das bringt gegenüber einer 175er Standard-Kurbel ja auch schon satte 2cm im Kampf gegen die Grasnabe.
Mit Erstaunen hab ich den BB Drop von -18 an Deinem TI-Spezialgerät gesehen. Würde ich gerne mal probieren.
-13mm
Das ist eine Klasse wo ich auch erst mal ein wenig Höhenangst bekommen habe. War ja eher ungeplant so, geplant war es mit -20mm. Allerdings, nachdem ich über meine Vorbehalte wegkam, würde ich es jetzt nicht mehr anders wollen. Das hat bisher in jedem steilen verblockten Trail megagut performed. Der Schlüssel ist allerdings ein ansonsten "niedriges" und auch langes Rad. Ich hab ja ein sehr kurzes Sitzrohr das ich mit der langen Dropperpost auch ausnutze, sprich auf Bedarf kann ich meinen Schwerpunkt mittels Body Language einfach genauso tief oder tiefer setzen wie ein tieferes BB das verursachen würde. Reinducken, fertig ist die Laube. Wäre das Rad insgesamt höher (Stack + Sitzrohr) und würde meine Beweglichkeit auf dem Bock somit in der vertikalen Richtung einschränken, dann würde die Geschichte schon wieder ganz anders ausschauen.
Der Benefit von so einem hohen BB ist, dass man mit der Überschlagsneigung bewusst arbeiten kann beim Stolpern. Schon alleine über Strecken der Beine bekommt man deutlich Druck aufs Vorderrad. Um dann noch das Hinterrad steigen zu lassen fehlt nicht viel. So kann ich einen Großteil der Steuerarbeit einfach schon über hoch-tief Bewegungen erledigen, und weil das aus den Beinen kommt gibt's dann auch ausreichend gut trainierte große Muskelgruppen für den Job. Wenn man sich mal daran gewöhnt hat, dann ist das super kraftsparend und intuitiv zu fahren.
Aber: wie gesagt, parallel musst du auf Sitzrohr und Stack achten, ich finde das darf dann nicht zu hoch werden. Ein Rad mit hohem Tretlager, auf dem man gleichzeitig in der Bewegung eingeschränkt ist durch beispielsweise ein hohes Sitzrohr, ist furchtbar. Da bist du dann quasi eingesperrt mit deiner Höhenangst
Also, wenn das BB höher wird, Augen auf beim Sitzrohrkauf!
Mir ist das mit den modernen, kurzen Vorbauten zu wackelig.
Ok kapiert. Dann geht es dir also primär um gutmütiges, von kleinräumigem Fahrerimput eher entkoppeltes Lenkverhalten. Da du 65° Lenkwinkel zusammen mit langem Vorbau eh vom Loki kennen solltest, wenn du die Gabel ganz ausgefahren hast, weißt du ja eh worauf du dich einlässt.
Wo du das ganze nochmal auf den Prüfstand stellen müsstest wäre, wenn der Lenkwinkel doch flacher werden sollte. Schließlich ist Vorbaulänge auch immer ein Zusammenspiel mit Lenkwinkel. Mit flacherem Lenkwinkel wird die Lenkung eh (gefühlt) träger.
Über Front-Center und Rear-Center mache ich mir keine extra Gedanken, da sich diese Größen aus Reach + LW sowie Kettenstrebenlänge + SW ergeben. Imho. Aber diese Werte sollten optimal sein. Das versuche ich hier rauszufinden.
Klar, das sind nur zusammengesetzte Maße: FC = Reach + LW + Gabeloffset, RC = Kettenstrebe. Kann man auch einzeln betrachten. Ich finde es halt aufschlussreich die Relation im Blick zu behalten. Für mich habe ich z.B. einen Wert von ca 64+-0,5% FC (relativ zum Radstand) rausgefunden, den ich als angenehm und ausbalanciert empfinde. Am Stolper-Rad eher mehr (ist da ja auch meistens steiler), am Hometrail-Rad eher weniger. Ist natürlich was individuelles da das sowohl von Körperbau und Positon aufm Bike als auch vom Untergrund abhängt. Bike-Stats schreibt das ja in der Vergleichstabelle auch immer schön drunter: "RTF".
Mit einem längeren Reach wird aber Front-Center länger - bei gleichen Kettenstreben. Diese würde ich ungern verlängern, da der gesamte Radstand durch mehr Reach und niedrigeren LW eh schon größer wird. Je nach Rahmen zwischen 60 und 80mm. Mir sind die Spitzkehren eh immer schon zu eng
Eben das meine ich ja, das wird sich verschieben wenn dein Bike nur vorne länger wird. Und dadurch wirst du dann auch bergab im Stehen früher/mehr Last auf den Lenker und Hände legen müssen. Musst du halt beachten.
Radstand finde ich persönlich allerdings höchst uninteressant. Der wird einfach so lang wie er wird. Was mir wichtig ist, ist Reach, Lenkwinkel, und Radlastverteilung. Das muss stimmen weil das bestimmt wie wohl ich mich auf dem Rad fühle.
Diese Sache mit der Radlänge und den Engstellen ist imo dann aber genauso Selbstbetrug wie das mit den dicken
Reifen und Komfort. Man redet sich das ein. Kenne ich schon, hatte ich auch mal Angst vor. Und dann gelernt, dass das albern ist. Hey, ich meine wir sind jetzt beide keine Riesen. Was soll dann ein 2m XXL Fahrer sagen: "Ich bin zu groß und mein Rad ist zu lang, die Spitzkehre geht nicht"? Nette Ausrede
Ein guter Fahrer wird lachen und sein Hinterrad ein bissel höher in die Böschung heben, fertig. Genauso ist es dann auch, wenn der Radstand ein paar cm länger wird. Fühle ich mich wohl auf dem Bock, dann hab ich mehr Balance und Zutrauen für gute Versetzer, oder kann steiler in die Innenkurve reinfahren um hinten Platz zu schaffen, und dann klappt es auch mit 10cm mehr Radstand. Fühle ich mich nicht wohl, dann eier ich irgendwie schon in der Einfahrt halb aus der Kurve raus und hab dann keinen Platz für die Ausfahrt egal wie kurz die Fuhre sein mag. Fazit: wenn Rad und Gefühl gut ist, ist Radstand egal. Wenn Rad und Gefühl nicht gut sind, dann rettet der Radstand auch nix mehr.
Sind meine angenommen Maße sinnvoll?
Das schaut schon nach einer guten Trailbike Geo aus. Nichts zu extremes, vernünftig halt. Ob es für dich sinnvoll ist, mag ich aber nicht beurteilen. Daher stell ich dir ja viele Fragen oder stell allgemeine Thesen in den Raum, damit du dir selber Antworten geben kannst