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Hallo zusammen,
ich möchte euch mal mein neuestes Aufbauprojekt vorstellen: ein Giant Sierra Nevada aus dem Jahr 2001.
Es handelt sich um eines der wenigen Mountainbikes in 26 Zoll, die sinnvoll Gepäck aufnehmen können. Ich war lange auf der Suche nach dem passenden Rahmen für ein Reise-Fully, die Anforderungen waren:
Nach ausdauernder Recherche kamen diese Exoten in die engere Auswahl:
Riese und Müller Delite 26
Cannondale Adventure Jekyll, Silk City Jekyll und Silk Path Jekyll
Maxx Tourmaxx und Razormaxx
Wiesmann Globetrotter
Giant Sierra Nevada und Expedition
Einzelstücke von Juchem, Cannondale, Gebla oder Mi:Tech
Kennt ihr noch weitere? Wenn ja, bitte unbedingt Foto posten, das Thema ist weiterhin spannend für mich.
Mein Favorit war von Anfang an das Sierra. Abnehmbare Gepäckträger (nicht wie bei Wiesmann), die Sitzposition ist nicht zu gestreckt (Cannondale), der Rahmen erschien leicht (Riese und Müller) und es haben überhaupt ein paar Exemplare bis heute überlebt (Maxx). Die beiden Giants kommen zudem mit dieser sehr seltenen RST-Gabel, die den Frontgepäcktrager an der Gabelkrone aufnimmt. Wildes Konstrukt, sowas habe ich noch nie woanders gesehen.
Gesucht habe ich ca. 3 Jahre und europaweit, gefunden habe ich meins dann in Wunschgröße M bei eBay Kleinanzeigen in 2 km Entfernung. Wie das Leben manchmal so spielt. Mein Ziel ist es eine eierlegende Wollmilchsau daraus zu machen. Für den Weg zur Arbeit, fürs Gelände, für Wochen-Touren. Am besten mit zwei Radsätzen.
Es soll leicht werden, darum musste erst einmal alles auf die Waage:
Rahmen Giant Sierra Nevada M 2.540 g +48 g Canti-Version
Dämpfer RockShox SID 190 mm + Schrauben 346 g
Federgabel RST Macro AET 2.179 g
Frontgepäckträger 846 g
Heckgepäckträger 1.542 g
Danach war klar: die Gabel muss weg! Obendrein war deren Luftventil nur per Dämpferpumpe erreichbar, schnelle Gewichtsanpassung nur mit mitgeschleppter Pumpe möglich. Ich habe deswegen den RST-Brocken komplett gestrippt und nur die Krone behalten. Dabei stellte sich leider heraus, dass die Tauchrohre aus Stahl waren, ganze 28,3 mm im Durchmesser schmal und lediglich in die Krone eingepresst, ohne jeglichen Endanschlag! Mit vernünftigen Mountainbike-Federgabeln völlig inkompatibel.
Dagegen hilft nur Fräsen. Ich habe jetzt eine Rond Quake C 80 besorgt, die hat 30 mm Tauchrohre. Die RST-Krone soll also von unten auf dieses Maß aufgefräst werden und oben soll ein Endanschlag übrig bleiben. Dann wird der Rond-Unterbau in die Krone gepresst.
Der Federungskomfort der Rond ist soweit okay, die Federvorspannung kann per Drehknopf ruckzuck angepasst werden. Das Gewicht dürfte sich am Ende bei rund 1.900 g einpegeln.
Der Rahmen ist eigentlich ganz schick, hat allerdings zwei Beulen. Seine komische Farbe ist hochreflektierend, so wie bei Verkehrsschildern. Nachts ist das bestimmt ganz hilfreich. Blöd ist dagegen die Geometrie: Das Tretlager sitzt locker 30 mm tiefer als bei vergleichbaren Bikes, das wird in schnellen Kurven zum Problem! Man kann es auch nicht einfach durch einen längeren Dämpfer ausgleichen, denn die Federung würde kaum noch ansprechen. So ist halt das NRS-Konzept von Giant aufgebaut. Lösung 1 ist eine höhere Gabel. Das bringt in der Folge den Sattel etwas nach hinten und macht die Lenkung einen Hauch „Harley-mäßiger“. Ist zum Glück nur ein Reiserad, da kann man das verkraften. Höhe wurde bei der Gabelauswahl jedenfalls berücksichtigt. Lösung 2 wäre eine maximal schmale und 170 mm kurze Kurbel. Die besorge ich aber nur bei Bedarf.
Die Sitzstreben müssen noch gegen die Version mit Canti-Sockeln getauscht werden. Die weitere Ausstattung wird XTR, Hügi und die üblichen Verdächtigen. Alles soll gut reparierbar sein. Ich will keine leckende Hydraulikleitung oder etwa fehlende Spezialwerkzeuge auf Tour erleben.
Da ich das Muli für einen Freund aufbaue, steht noch nicht endgültig fest, welche Teile sich am Ende durchsetzen. So ist der Aufbau jedenfalls erst einmal gestartet und ich berichte gerne über größere Fortschritte.
Habt ihr Fragen, braucht ihr Tipps?
Viel Spaß und fröhliches Schrauben,
Frank
Edit 2021:
Dynamics Sherpa
Centurion Lhasa Comfort
ich möchte euch mal mein neuestes Aufbauprojekt vorstellen: ein Giant Sierra Nevada aus dem Jahr 2001.
Es handelt sich um eines der wenigen Mountainbikes in 26 Zoll, die sinnvoll Gepäck aufnehmen können. Ich war lange auf der Suche nach dem passenden Rahmen für ein Reise-Fully, die Anforderungen waren:
- 26 Zoll-Laufräder und V-Brakes
- wendige Mountainbike-Geometrie
- Gepäck auf keinen Fall an ungefederten Massen befestigt (versaut den Federungskomfort)
- Platz für 1,5 l-Flaschen
- keine Kabel auf dem Oberrohr
- deutlich unter 3 kg Rahmengewicht
Nach ausdauernder Recherche kamen diese Exoten in die engere Auswahl:
Riese und Müller Delite 26
Cannondale Adventure Jekyll, Silk City Jekyll und Silk Path Jekyll
Maxx Tourmaxx und Razormaxx
Wiesmann Globetrotter
Giant Sierra Nevada und Expedition
Einzelstücke von Juchem, Cannondale, Gebla oder Mi:Tech
Kennt ihr noch weitere? Wenn ja, bitte unbedingt Foto posten, das Thema ist weiterhin spannend für mich.
Mein Favorit war von Anfang an das Sierra. Abnehmbare Gepäckträger (nicht wie bei Wiesmann), die Sitzposition ist nicht zu gestreckt (Cannondale), der Rahmen erschien leicht (Riese und Müller) und es haben überhaupt ein paar Exemplare bis heute überlebt (Maxx). Die beiden Giants kommen zudem mit dieser sehr seltenen RST-Gabel, die den Frontgepäcktrager an der Gabelkrone aufnimmt. Wildes Konstrukt, sowas habe ich noch nie woanders gesehen.
Gesucht habe ich ca. 3 Jahre und europaweit, gefunden habe ich meins dann in Wunschgröße M bei eBay Kleinanzeigen in 2 km Entfernung. Wie das Leben manchmal so spielt. Mein Ziel ist es eine eierlegende Wollmilchsau daraus zu machen. Für den Weg zur Arbeit, fürs Gelände, für Wochen-Touren. Am besten mit zwei Radsätzen.
Es soll leicht werden, darum musste erst einmal alles auf die Waage:
Rahmen Giant Sierra Nevada M 2.540 g +48 g Canti-Version
Dämpfer RockShox SID 190 mm + Schrauben 346 g
Federgabel RST Macro AET 2.179 g
Frontgepäckträger 846 g
Heckgepäckträger 1.542 g
Danach war klar: die Gabel muss weg! Obendrein war deren Luftventil nur per Dämpferpumpe erreichbar, schnelle Gewichtsanpassung nur mit mitgeschleppter Pumpe möglich. Ich habe deswegen den RST-Brocken komplett gestrippt und nur die Krone behalten. Dabei stellte sich leider heraus, dass die Tauchrohre aus Stahl waren, ganze 28,3 mm im Durchmesser schmal und lediglich in die Krone eingepresst, ohne jeglichen Endanschlag! Mit vernünftigen Mountainbike-Federgabeln völlig inkompatibel.
Dagegen hilft nur Fräsen. Ich habe jetzt eine Rond Quake C 80 besorgt, die hat 30 mm Tauchrohre. Die RST-Krone soll also von unten auf dieses Maß aufgefräst werden und oben soll ein Endanschlag übrig bleiben. Dann wird der Rond-Unterbau in die Krone gepresst.
Der Federungskomfort der Rond ist soweit okay, die Federvorspannung kann per Drehknopf ruckzuck angepasst werden. Das Gewicht dürfte sich am Ende bei rund 1.900 g einpegeln.
Der Rahmen ist eigentlich ganz schick, hat allerdings zwei Beulen. Seine komische Farbe ist hochreflektierend, so wie bei Verkehrsschildern. Nachts ist das bestimmt ganz hilfreich. Blöd ist dagegen die Geometrie: Das Tretlager sitzt locker 30 mm tiefer als bei vergleichbaren Bikes, das wird in schnellen Kurven zum Problem! Man kann es auch nicht einfach durch einen längeren Dämpfer ausgleichen, denn die Federung würde kaum noch ansprechen. So ist halt das NRS-Konzept von Giant aufgebaut. Lösung 1 ist eine höhere Gabel. Das bringt in der Folge den Sattel etwas nach hinten und macht die Lenkung einen Hauch „Harley-mäßiger“. Ist zum Glück nur ein Reiserad, da kann man das verkraften. Höhe wurde bei der Gabelauswahl jedenfalls berücksichtigt. Lösung 2 wäre eine maximal schmale und 170 mm kurze Kurbel. Die besorge ich aber nur bei Bedarf.
Die Sitzstreben müssen noch gegen die Version mit Canti-Sockeln getauscht werden. Die weitere Ausstattung wird XTR, Hügi und die üblichen Verdächtigen. Alles soll gut reparierbar sein. Ich will keine leckende Hydraulikleitung oder etwa fehlende Spezialwerkzeuge auf Tour erleben.
Da ich das Muli für einen Freund aufbaue, steht noch nicht endgültig fest, welche Teile sich am Ende durchsetzen. So ist der Aufbau jedenfalls erst einmal gestartet und ich berichte gerne über größere Fortschritte.
Habt ihr Fragen, braucht ihr Tipps?
Viel Spaß und fröhliches Schrauben,
Frank
Edit 2021:
Dynamics Sherpa
Centurion Lhasa Comfort
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