Gleicher Sag bei höherem Federweg: Nur Komfortgewinn?

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Wenn man mal die unterschiedlichen Fahreigenschaften durch andere Geometrien usw. ignoriert und sich ein Bike und drei bis auf den Federweg identische Luftgabeln mit 120, 140 und 160mm vorstellt, die alle mit z.B. 30% Sag vom selben Fahrer auf der selben Strecke gefahren werden:

Liege ich richtig in der Annahme, dass alle drei Gabeln während der Fahrt (ohne Sprünge) im Verhältnis zu ihrem gesamten Federweg den selben prozentualen Weg zurücklegen würden?

Falls ja, läge ja der Vorteil der längeren Gabeln lediglich darin, dass der Ritt aufgrund des geringeren Luftdrucks weicher bzw. angenehmer wäre?

Wenn das so ist, warum spricht man bei großhubigeren Gabeln dann eher von einem Zugewinn an "Reserven" als an "Komfort"?
 
Ein Fahrwerk soll die Unebenheiten des Geländes ausgleichen. Je mehr Hub, desto größere Unebenheiten können ausgeglichen werden.
Die Begrifflichkeit "Resereven" ist hier aber tatsächlich irreführend. Ist das Verhältnis Kraft/Weg über den komplette Federweg gleich, stellt sich automatisch der gleiche (prozentuale) SAG ein. Der Federweg ist dann bei gleicher Krafteinwirkung auch gleich schnell "aufgebraucht".


Gruß xyzHero

Edit: Begriff Federrate
 
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Vielen Dank für die schnelle Antwort! Heißt das im Umkehrschluss, dass man großhubigere Gabeln im Vergleich zu anderen tendenziell mit weniger Sag fahren muss, damit der längere Federweg bei großen Unebenheiten, bei denen kurze Gabeln schon durchschlagen, überhaupt genutzt werden kann?
 
Vielen Dank für die schnelle Antwort! Heißt das im Umkehrschluss, dass man großhubigere Gabeln im Vergleich zu anderen tendenziell mit weniger Sag fahren muss, damit der längere Federweg bei großen Unebenheiten, bei denen kurze Gabeln schon durchschlagen, überhaupt genutzt werden kann?
Sagen wir es mal... bzw nehmen wir mal eine Wurzel oder eine Hohen Randstein als Beispiel... Es würde wohl sehr wenig sinn machen, wenn hier eine Gabel mit 160-180mm schon auf Block gehen würde. Solche Gabeln fährt man, wenns gröber wird. Klar kann man das schaffen, dann stellt man sich aber eher doof an, oder hat die Gabel komplett falsch abgestimmt.
Komfort kannst du ja auch mit einer weichen "Kurz-hubigen" Gabel habt. Was sogar eher der fall sein wird, dass Enduro/ Freeride/ Downhillgabeln teilweise gern etwas Straffer sind, damit sie nicht gleich "durch den Federweg" Rauschen.
Klar könnte man jetzt sagen, man baut eine 160mm Gabel in ein Race Hardtail ein, da man sie viel weicher fahren kann und sie dann totzdem nicht so schnell durchschlagen würde, oder man mehr Komfort hätte. Das wird aber vermutlich fast keiner machen, da es dann viel zu weich wird, bzw. einfach die Geo versaut wird.
Gut Komfort kommt ja eigentlich eher von einer gut funktionierenden Dämpfung und einer Gabel die sauber läuft (softes Ansprechverhalten)
Das hat in der Regel nichts mit viel Federweg zu tun.
 
Allright, dann habe ich das jetzt soweit verstanden.

Selbst wenn also beide Bikes exakt das selbe Gewicht hätten, wäre es demnach unsinnig, ein 160er einem 120er vorzuziehen, wenn man nur einmal im Jahr die 160mm ausreizen würde, weil man eine 160er für das selbe Fahrverhalten im Alltagsbetrieb wie die 120er so aufpumpen müsste, dass das Ansprechverhalten im unteren bis mittleren Bereich schlechter als bei der 120er wäre.

Dann also zur Vermeidung von Durchschlägen lieber die 120er an diesem einen Tag etwas mehr aufpumpen und damit leben, dass es etwas unkomfortabler wird?
 
Komfort, wie schon angesprochen kommt eher von einer guten Dämpfung als von viel Federweg...
Und da du nur die Feder (gleich aufpumpen etc) angesprochen hast, macht das nicht so viel Sinn, eine 120er und eine 160er zu vergleichen, da die Dämpfung bei unterschiedlichen Gabelklassen anders ist. Eine XC Gabel wirst du von der Dämpfung nicht so abstimmen können wie eine DH Gabel.

Wenn du die gleiche Gabel hättest (Dämpfung und alles) nur mit verschiedenen Federwegen dann bist du mit der längeren Komfortabler unterwegs. Da müsste aber alles gleich sein (Dämpfung, Einstellung, Drücke, die Kraft/Weg Kurve müsste gleich sein (nur halt die Wegachse skaliert auf den längeren Federweg,....).
Komfortabler würde es halt werden, weil die längere Gabel nicht so schnell ansteht und einfach mehr wegfedern kann und mehr Federweg bereitstellt.

Aber eine Gabel mit viel Federweg (DH,FR) ist nicht unbedingt dafür gebaut um auf einer XC Strecke mehr Komfort zu bringen sondern um ihren Job auf einem DH Track zu machen.

Zur Vermeidung von Durchschlägen solltest du die Gabel nicht mehr aufpumpen sondern schauen, dass du sie progressiver bekommst. Wenn nur der Luftdruck raufgeschraubt wird, dann wird es natürlich Unkomfortabler.....
 
Vernachlässigen wir mal die anderen Eigenschaften einer langhubigeren Gabel (belastungsgerecht dimensioniert, in der Regel steifer, etc. ), dann hat man mehr absoluten Federweg mit dem man bei der Fahrwerksabstimmung arbeiten/spielen kann.
Man kann z.B. die Gabel härter fahren (weniger SAG, Mehr Dämpfung ) und hat im Verhältnis zur kürzeren Gabel mehr Negativfederweg übrig um Bodenunebenheiten auszugleichen. Daraus resultieren mehr "Reserven" für harte Schläge.
Man kann die Gabel natürlich auch soft abstimmen, dann hat man die gleichen "Reserven", aber geringere Kräfte die der Fahrer kompensieren muss.
Zusammengefasst, mehr Federweg = mehr Spielraum bei der Fahrwerk abstimmung.

Gruß xyzHero
 
Wenn man mal die unterschiedlichen Fahreigenschaften durch andere Geometrien usw. ignoriert und sich ein Bike und drei bis auf den Federweg identische Luftgabeln mit 120, 140 und 160mm vorstellt, die alle mit z.B. 30% Sag vom selben Fahrer auf der selben Strecke gefahren werden:

Liege ich richtig in der Annahme, dass alle drei Gabeln während der Fahrt (ohne Sprünge) im Verhältnis zu ihrem gesamten Federweg den selben prozentualen Weg zurücklegen würden?

Falls ja, läge ja der Vorteil der längeren Gabeln lediglich darin, dass der Ritt aufgrund des geringeren Luftdrucks weicher bzw. angenehmer wäre?

Wenn das so ist, warum spricht man bei großhubigeren Gabeln dann eher von einem Zugewinn an "Reserven" als an "Komfort"?
Das ist das alte Mißverständnis, daß die Anfangs-Federkraft auch die Betriebs-Federkraft ist. In Wirklichkeit ist die Federkraft immer identisch mit der Gewichtskraft, egal welche Anfangs-Federkraft (also im ausgefederten/unbelasteten Zustand) eingestellt ist.
Aber mit weniger Anfangsfederkraft wird die Gabel sogar unkomfortabler, weil die dann weiter absackt und du im steileren Bereich der Federkennlinie landet. (außer bei degressiver Kennlinie, die mit Mehrkammersystemen möglich ist)
Der Komfort hängt davon ab, wie schnell die Federkraft beim einfedern ansteigt. (=Steigung der Federkennlinie)
Und natürlich von Haftreibung und Druckstufendämpfung.
 
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(außer bei degressiver Kennlinie, die mit Mehrkammersystemen möglich ist)

Wie soll das funktionieren? Das kann auch mit mehreren Kammern nur progressiv sein, sonst würde die Kammer mit mehr Druck die mit weniger Druck von Anfang an komprimieren bis es zum Gleichgewicht bezüglich Druck kommt. Oder ich übersehe was grundlegendes?
 
Keine Ahnung. Hab nur mal Fachsimpeleien über degressive Kennlinie mitbekommen, und kann mir nicht vorstellen, wie das mit nur einer Feder funktionieren soll.
 
Keine Ahnung. Hab nur mal Fachsimpeleien über degressive Kennlinie mitbekommen, und kann mir nicht vorstellen, wie das mit nur einer Feder funktionieren soll.

Ich vermute du hast das in Verbindung mit Dämpfung gelesen (oder mit Hinterbaukinematik an sich). Egal ob Feder oder Luft, eine Serienschaltung wird immer dazu führen, dass zunächst die weichere und bei Kräftegleichgewicht dann auch die härtere komprimiert wird. Für eine degressive (Luft)Feder müsste es genau umgekehrt sein.

EDIT: mit einer Tellerfedernsäule scheint man tatsächlich eine degressive Kennlinie zu erreichen... wieder was gelernt!
Im MTB bereich aber vermutlich eher nicht bis nie verwendet.
 
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Na gut, dann hab ich mich geirrt und hab in Wirklichkeit ausnahmslos Recht. Jetzt müssen sich die Hersteller aber mal was einfallen lassen. Kann doch nicht angehen, daß moderne Gabeln immer noch die total veraltete progressive Kennlinie haben. Das ist ja dann nicht mal eine Linie, sondern eine Kurve! :aufreg:
 
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