Gravel-Geometrien und Verständnisprobleme Drop Bar

Ich fahre zwar auch keine Abfahrtswettbewerbe, aber bezweifle, dass das dort jemand machen würde.
So wörtlich war das nicht gemeint.
Ging mir mehr um den strengen Blick auf Performance bei Wettbewerben.
ICH würde auch beim Graveln nicht nur eine perfekte Downhillposition und eine perfekte Aeroposition haben wollen, sondern lieber was Generelleres. Weil nicht nur entweder runter baller ODER geduckt fahre.
Für mehr Spass und Komfort und Langsreckentauglichkeit würde ICH da etwas Performance opfern.
 

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Re: Gravel-Geometrien und Verständnisprobleme Drop Bar
Aber gerne! Wärend die Kreiselkräfte und deren Auswirkung auf das Fahrverhalten unabhängig von der Rahmengrösse und dem Fahrergewicht sind, ist die Auswirkung des Nachlaufs zum Fahrergewicht proportional, d.h. bei kleineren (und in der Regel leichteren) Fahrern weniger ausgeprägt, längerer Nachlauf zur Kompensation also durchaus sinnvoll. Ausserdem sind die Vorbauten bei kleinen Rahmengrössen meist kürzer.
Die Auswirkung des Nachlaufs ist deswegen proportional zum Gewicht, da der Wheel-Flop umso mehr Auswirkung hat, je mehr Masse zusammen mit dem Lenker nach unten "klappt". Daher ist es nicht nur proportional zum Fahrergewicht, sondern vor allem proportional zu dem Anteil des Fahrergewichts, das auf dem Lenker lastet. Also nicht ganz so einfach, da auch stark von der Position auf dem Rad abhängig.
Noch weniger einfach wird's, wenn man berücksichtigt, dass zur Kompensation von Wheel-Flop Kraft nötig ist, wenn man das zur Innenkurve kippende Rad halten und wieder aufrichten möchte, und oft ist es doch so, dass kleinere Menschen weniger Kraft haben, zumal sie weniger Hebel ausüben können.

Das mit der Vorbaulänge stimmt (meistens) und ist positiv bezüglich der Korelation von LW/Nachlauf und Vorbaulänge.
Nun ist es aber leider auch hier nicht ganz so einfach. Oftmals ist bei kleinen Menschen die Rumpflänge in Relation zur Beinlänge größer, weil die Extremitäten scheinbar mehr mit der Körpergröße "wachsen" als der Rumpf, zumindest im statistischen Mittel. Da gibts jetzt Fälle, ich kenne solche, die zur kleinsten Rahmengröße greifen müssen, weil sie sonst auf dem Radweg nicht mal übers Oberrohr absteigen könnten (bitte jetzt keine Diskussion über die Notwendigkeit das zu tun) und dann aber einen Vorbau in Standardlänge dran schrauben damit es nicht zu kurz wird. Also auch wieder ein "aber".

Und wenn wir jetzt bei den Anbauteilen sind müsste man auch noch erwähnen, dass teils in kleinen Größen ein schmalerer Lenker verbaut wird. Was bezüglich größerem Nachlauf wiederum negativ sein kann, Stichwort Hebel.

Im Endeffekt ist es einfach so, dass das Fahrverhalten sich ändern wird, egal wie geschickt man mit Fahrergewichten etc argumentiert. Wenn man das nicht möchte, könnte man zum Beispiel einen größeren Gabeloffset kombinieren um den Nachlauf zu korrigieren. Am Rennrad und nur halben Grad Lenkwinkelunterschied hätte ich mit dem Ansatz weniger Bauchschmerzen als an einem Geländerad und ziemlich flachem LW. Ich würde der Theorie nach vermuten, dass man damit, und mit einer Verlängerung der Kettenstrebenlängen in den größeren Größen ein konsistenteres Fahrverhalten über alle Rahmengrößen erzielen könnte als wenn man nur den Lenkwinkel und evtl noch die Vorbaulänge ändert.
Macht halt keiner, weil das ja teurer in der Fertigung würde.

Ich möchte jetzt auch garnicht werten, ob sich das Rad in Größe XS mit dem größeren Nachlauf, oder das Rad in Größe M mit den mittleren Werte, oder das Rad in Größe XL mit dem kürzeren Nachlauf, besser oder schlechter fährt. Das wird eh Ansichtssache sein, wie bei gänzlich unterschiedlichen Geometien zwischen unterschiedlichen Modellen auch. Mein Punkt ist, es wird sich anders fahren und andere Eigenschaften zu haben. Und keinen scheint es zu jucken.


Sagtest Du nicht mal irgendwo, Dein Mann (ich nehme mal an, grösser und schwerer?) bevorzugt etwa 3° steilere Winkel?

Wenn ich 10cm Highheels anhab, bin ich 6cm größer ;)
Das ist ganz primär eine Fahrstil- und allgemeine Präferenzen-Frage bei uns. Rahmengröße fahren wir oft dieselbe.


Am Zweirad unterstützt der Nachlauf das Einlenken und wirkt diesem nicht entgegen!

Und ich meinte, aus dem bisherigen Diskussionsverlauf auch in anderen Threads rauslesen zu können, dass ein widerstandsloses Lenkerdrehen auch bei geringen Geschwindigkeiten, möglichst ohne in irgendeine Richtung stabilisierende Effekte, von den meisten hier als DAS Killerkriterium für den Begriff der "Wendigkeit" angesehen wird.
Genau das kann auch nach deiner Beschreibung ein langer Nachlauf halt nicht.
Ich glaube wir meinen eh dasselbe, nur scheint die Begrifflichkeit immer noch nicht ganz geklärt.

Mist, jetzt hab ich wieder den Disclaimer vergessen:
das was oben steht ist eh alles Blödsinn und wer es für voll nimmt ist (m)ein Opfer
 
Zuletzt bearbeitet:
Zum Konzept mit flachem Lenkwinkel und grossem Offset: Ich habe schon verstanden, das es darum geht, das Vorderrad nach vorne zu bringen, ohne den Nachlauf zu verlängern, aber warum? Was sind die Vorteile?
Um den Körperschwerpunkt weiter hinter den Reifenaufstandspunkt zu bekommen, was auf Singletrails und bei steilen Abfahrten enorm die Kontrolle steigert.
 
Bei hoher Kreiselwirkung (schwere, grosse Laufräder) wird das Lenkverhalten schwerfällig, hier hilft das "abkippende" Lenkverhalten dank grossem Nachlauf, das Einlenken zu erleichtern, und führt zum Eindruck eines wendigeren Fahrverhaltens bei flachem Lenkwinkel. Der Irrtum in der Anfangszeit der 29er war, die Trägheit der grossen Räder durch kurzen Nachlauf zu "kompensieren".
Rennräder mit leichten Laufrädern werden durch langen Nachlauf nicht träge, sondern nervös!

was ich noch nicht so ganz verstehe, ist der vorgang des einlenkens. das ist ja etwas, was man mit wendigkeit bzw. trägheit verbindet. man fährt geradeaus, das fahrrad ist stabil. jetzt muss man um die kurve, dazu muss ich das fahrrad kippen. nach dem, was ich weiß, ist hier das gegenlenken entscheidend, wobei die kreiskräfte vernachlässigbar gering sind und es mehr darum geht, dass beim lenken der vordere radaufstandspunkt nach kurven außen wandert. durch die schwerkraft und den durch das gegenlenken erzeugten hebel entsteht ein moment, welches das bike samt fahrer zum kurven inneren neigt. wie hängt das noch mal mit dem nachlauf und dem lenkwinel zusammen?
 
Nach meinem Verständnis hast du ein grösseres Losbrechmoment mit mehr Nachlauf. Hast du dieses überwunden, lenkt das Rad dann selbst ein.
Weniger Nachlauf ist hier neutraler, aber auch sensibler.
Geht aber auch Hand in Hand mit der Last auf dem VR.
 
Nach meinem Verständnis hast du ein grösseres Losbrechmoment mit mehr Nachlauf. Hast du dieses überwunden, lenkt das Rad dann selbst ein.
Weniger Nachlauf ist hier neutraler, aber auch sensibler.
Geht aber auch Hand in Hand mit der Last auf dem VR.

aber mit den heute üblichen breiten lenkern dürfte es doch kein problem sein, die stabiliserenden momente zu überwinden. außerdem sind die winkel beim gegenlenken relativ klein.
 
Ist dann halt initial mehr Kraft, dann nimmst raus, dann wieder Kraft für geradeaus.
Gegenüber einer konstanten Verlagerung des Körpers, die auch noch rel. linear zum Kurvenradius ist.
Gehen tut beides, ist Frage, was man mag.
 
Greif am Flatbar innen nahe am Vorbau und lehn Dich vor und man hat fast eine Eihaltung ähnlich Graeme Obree. Die aerodynamischen Vorteile des Rennlenkers sind für mich ein überschätztes Kriterium. Aber das hatten wir ja eigentlich schon zur Genüge.

Das mache ich auch wenn ich mit dem eMTB gegen den Wind oder bergab fahre, nur vergisst Du eine klitzekleine Kleinigkeit dabei. Ein MTB-Lenker ist außerhalb der Griffe zu dünn und nicht entsprechend geformt, um dort dauerhaft komfortabel und sicher greifen zu können. Das ist ein K(r)ampf.

Wie wäre es, wenn Du in dem Punkt Abhilfe schaffst, und eine Flatbar konstruierst die sich in jedem Bereich gut greifen lässt und damit einen Mehrwert darstellt? Die McDreck-Forum-Bar ist geboren - na wie wäre das? Mit dem Entwurf fährst Du zu Syntace nach Tacherting, und die legen eine Serie für uns auf. Sido und Knossi stellen das Teil dann einem breiten Publikum vor, und die Dinge nehmen ihren Lauf... ? ?

Nur so ein Gedanke...

Karl
 
Ist dann halt initial mehr Kraft, dann nimmst raus, dann wieder Kraft für geradeaus.
Gegenüber einer konstanten Verlagerung des Körpers, die auch noch rel. linear zum Kurvenradius ist.
Gehen tut beides, ist Frage, was man mag.
Und eigentlich greift das zu kurz.
Es ist ja auch wichtig, welches Feedback du in der Kurve bekommst. Spätesten hier musst du zumindest den Lenkwinkel mit reinnehmen, besser noch auch die Reifenbreite, den Druck und die Lastverteilung.

Ich hatte mal ein Buch von Tony Oliver, der zumindest Lenkwinkel, Nachlauf und Anwendung grafisch zusammengebracht hat.
 
Und ich meinte, aus dem bisherigen Diskussionsverlauf auch in anderen Threads rauslesen zu können, dass ein widerstandsloses Lenkerdrehen auch geringen Geschwindigkeiten, möglichst ohne in irgendeine Richtung stabilisierende Effekte, von den meisten hier als DAS Killerkriterium für den Begriff der "Wendigkeit" angesehen wird.
Genau das kann auch nach deiner Beschreibung ein langer Nachlauf halt nicht.
Ich glaube wir meinen eh dasselbe, nur scheint die Begrifflichkeit immer noch nicht ganz geklärt.
Da fehlt es mir etwas an praktischer Erfahrung mit modernen Geometrien. Aber wenn ich es richtig verstehe, fahren sich letztlich flache Lenkwinkel besser mit geringem Gabeloffset, also längerem Nachlauf?
Wendigkeit heisst für mich, das mein Rad dorthin fährt, wo ich will, egal ob enge oder weite Kurven.
Nach meinem Verständnis hast du ein grösseres Losbrechmoment mit mehr Nachlauf. Hast du dieses überwunden, lenkt das Rad dann selbst ein.
Weniger Nachlauf ist hier neutraler, aber auch sensibler.
Geht aber auch Hand in Hand mit der Last auf dem VR.
Losbrechmoment ist nicht ganz der richtige Ausdruck, wenn Du nach links lenkst, will das Fahhrad nach links fahren, die Trägheit des Körpers geradeaus, das Rad kippt nach rechts, und das Rad lenkt (u.A.) durch den Nachlauf nach rechts. Mit langem Nachlauf musst Du mehr Gegenlenken, da sich beim Einlenken nach links der Kontaktpunkt des vorderrads nach rechts verschiebt.
 
Wie wäre es, wenn Du in dem Punkt Abhilfe schaffst, und eine Flatbar konstruierst die sich in jedem Bereich gut greifen lässt und damit einen Mehrwert darstellt? Die McDreck-Forum-Bar ist geboren - na wie wäre das? Mit dem Entwurf fährst Du zu Syntace nach Tacherting, und die legen eine Serie für uns auf. Sido und Knossi stellen das Teil dann einem breiten Publikum vor, und die Dinge nehmen ihren Lauf... ? ?
Was er scheinbar will, liesse sich ja machen.
Flatbar, Aeroaufsatz, el. Schalten aus 2 Positionen, hyd. Zusatzbremshebel.
ICH würde das nicht wollen.
 
Ein MTB-Lenker ist außerhalb der Griffe zu dünn und nicht entsprechend geformt, um dort dauerhaft komfortabel und sicher greifen zu können
Es ging nicht um Ergonomie sondern um Zusammenhang zwischen Aerodynamik und Lenkerform, welcher so nicht direkt gegeben ist, nur indirekt über die Körperhaltung des Fahrers.

Nimm einen Flatbar mit meinetwegen 50 cm Breite, dann dürfte Dein Griff ungefähr so breit sein wie an einem Rennlenker. Bring den Lenker an die Position im Raum an der auch der Griff im Unterlenker wäre und nimm die gleiche Körperhaltung ein wie eben im Unterlenker. Die Aerodynamik wäre identisch. Der Verbiegungsgrad des Lenkers ist nicht relevant.
 
Da fehlt es mir etwas an praktischer Erfahrung mit modernen Geometrien. Aber wenn ich es richtig verstehe, fahren sich letztlich flache Lenkwinkel besser mit geringem Gabeloffset, also längerem Nachlauf?
Der Tony liefert da leider auch nix modernes, das Buch ist schon sehr alt.
 
Ohne Ergonomie ist die Idee doch Quatsch - die gehört dazu um in der Haltung dauerhaft und sicher fahren zu können. Die Form ist da ganz entscheidend. Mir persönlich würde ein MTB-Lenker schon reichen, der in seiner ganzen Breite gut zu greifen ist - mach hin McDreck! ? ? Alternativ könntest Du als Zwischenlösung einen inneren Griff konstruieren um die Hände links und rechts neben den Vorbau platzieren zu können? ?

Wer da noch einen Tria-Aufsatz montieren möchte nur zu!
 
On-one Geoff oder Jones oder was immer es in dieser Richtung gibt, wäre doch auch mal einen Versuch wert, für mich immer noch eine gute Alternattive für alle, die keine Dropbar mögen.
Breite Flatbar mit Aeroaufsatz wäre gut für die Extreme des Einsatzspektrums - technisch oder schnell berab, oder schnell und eben geradeaus. Alles zwischen diesen Extremen funktioniert mit Dropbar m.E. besser.
 
Ohne Ergonomie ist die Idee doch Quatsch
Es ist keine Idee. Es ist die Beschreibung eines Zusammenhangs. Ich kann nix für diesen Zusammenhang. Ich zeige ihn nur auf. Das Ganze ist etwas akademisch. Die Sonne geht im Osten auf. Da kann ich nix dran ändern. Ist aber für alle gleich, ob sie das nun mögen oder nicht.

Alles zwischen diesen Extremen funktioniert mit Dropbar m.E. besser.
Da haben wir jetzt ganz viel Spielraum für subjektives Empfinden. Objektiv sehe ich keinen Grund warum ein Flachlenker (ggfs. mit Anpassungen wie Innerbars) da zumindest nicht gut genug rankommen sollte.

Ist aber auch wurscht. Ich überleg gerade mehr in die Richtung den Dropbar für mich tauglicher zu gestalten. Da bin ich aber eher noch am Anfang und vielleicht wird das auch nichts. Mal sehen.
 
Wenn es darum geht den "Zusammenhang" greifbar zu machen und in die Realität umzusetzen weichst Du aus! Und jetzt doch wieder Rennlenker?!

Ein solcher ist vielleicht nicht perfekt, nur für mich der beste Kompromiss zwischen Funktion und Ästhetik - das Auge isst bekanntlich mit. ?

mylast2cents

Karl
 
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Vélo Torpille (Torpedo Fahrrad) genannt, wurde dieser Zeppelin-ähnliche aerodynamische Verkleidung von Ingenieur Étienne Bunau-Varilla entworfen. Im Jahre 1913, aktiviert es französischen Rennfahrer Marcel Berthet, einen neuen Weltrekord einzustellen, indem Abschluss 5 Kilometer Pariss Vel' erinnern zu verfolgen, in 5 Minuten und 39,3 Sekunden, einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von etwa 33 Meilen pro Stunde. Verwaltungsrat des Rennens verboten sofort das Design dafür einen "unfairen Vorteil."

Quelle: http://www.twitrer.com/7-verruckte-fahrrader-die-fast-geandert-radsport-fur-immer/

Da spielt die Lenkerform keine Rolle mehr für die Aerodynamik. Und die Schutzbleche spart man sich auch noch. :)
 
Da fehlt es mir etwas an praktischer Erfahrung mit modernen Geometrien. Aber wenn ich es richtig verstehe, fahren sich letztlich flache Lenkwinkel besser mit geringem Gabeloffset, also längerem Nachlauf?

Ich vertrete die Ansicht, dass flache LW mit geringem Offset = sehr langer Nachlauf sich besser fährt.
@hansepans vertritt genau die andere Ansicht wie er weiter vorne erläutert hat, und kombiniert einen großen Offset zu einem flachen LW für einen wieder kleineren Nachlauf.

Meine Begündung für die Vorliebe:
durch einen flachen Lenkwinkel kommt erst mal das Vorderrad recht weit weg vom Fahrer. Verstärkt wird das dadurch, dass ich gerne einen kurzen Vorbau fahre, was sowieso bei größerem Nachlauf für ein besseres Lenkverhalten sorgt. Durch einen kurzen Vorbau wird man nicht passiv nach vorne gezogen, somit ist bei neutraler Haltung letztendlich recht wenig Druck auf dem Vorderrad. Hat man nun noch einen großen Gabeloffset, ist das Vorderrad nochmal weiter weg, was noch weiter negativ auf den Druck am Vorderrad ist. Letztendlich darf man sich also ständig mit Gewalt über den Lenker um das Vorderrad zu belasten, vor allem am Kurveneingang von offenen Kurven ein Thema.
Kombiniert man nun einen kurzen Offset zum flachen Lenkwinkel, wird das starke nach-vorne-schieben des Vorderrads wieder ein Stück weit zurückgenommen, und man tut sich leichter, den Druck am Vorderrad aufzubauen.
Ab da kommt die bereits von dir angesprochene Stabilisierung beim Einlenken durch Nachlauf ins Spiel, und gleichzeitig wird es sehr abhängig von Fahrstil und Geschmack. Wenn der Nachlauf durch kurzen Offset noch größer wird, stabilisiert sich die Lenkung einerseits von alleine zum Kurveninneren, andererseits wird der Anfang des Einlenkens störrischer und man hat den Wheel-Flop. Das wurde ja schon zur Genüge diskutiert.
Mich persönlich stört das nicht, sondern ich meine gar davon zu profitieren, dass das Fahrrad sich zur Kurve hin stabilisiert, vor allem an dem Punkt wo ich aktiv Druck aufs Vorderrad aufbaue. Den Wheel-Flop kompensiere ich einfach durch den Hebel eines breiteren Lenkers und durch Gewöhnung, so dass ich einfach intuitiv gegenhalte. Dafür profitiere ich auch außerhalb von Kurven von einem sehr stabilen Fahrverhalten durch den langen Nachlauf und von erleichtertem Überrollen von Hindernissen durch den flachen LW (bei einem Mtb mit Federgabel auch noch von verbessertem Einfedern durch den günstigeren Winkel in dem die Kraft in die Gabel eingeleitet wird), was ich als angenehm empfinde.
Und dann noch der Fahrstil: je weniger man durch Lenkerdrehen und umso mehr man durch Gewichtsverlagerung/Schräglegen steuert, umso weniger fallen solche Sachen wie störrisches Einlenken oder Wheel-Flop überhaupt ins Gewicht, weil sie beim Steuern durch Gewichtsverlagerung garnicht erst auftreten. In langsamen engen Kehren wo man nicht wirklich über Gewichtsverlagerung steuern kann, ist die "Kompensationstechnik" ganz einfach hoppeln (HR Versetzen). Auch dabei ist auf einmal alles, was an einem langen Nachlauf stören könnte, hilfreich: Erst stabilisiert es das Einlenken, dann kann man die Kippneigung zur Innenkurve als Hilfe bei der Initiierung des Schwenkens benutzen, und am Ende hat man kein Problem mit dem Aufrichten des Rads aus der Kurve raus, weil man am Ende des Hopsers sowieso gerade steht und einfach rausfahren kann.
Einen Nachteil kann ich bei kurzem Offset erkennen: im ganz steilen Terrain möchte man das Vorderrad am liebsten so weit weg haben wie möglich. Am Mtb hab ich das kurz etwas unangenehm empfunden als ich auf kurzen Offset gewechselt habe. War aber kein größeres Problem, mehr Gewöhnungssache und ein paar mm Adjustierung des Schwerpunkts. So steile Sachen wie da, wo ich das am Mtb merke, möchte ich aber mit den Gravelreifen sowieso nicht fahren, von daher...

Aber Achtung: alles hat seine Grenzen. Ein paar Rumexperimentierereien am Mtb haben gezeigt, dass ein kurzer Gabeloffset erst unterhalb eines gewissen Lenkwinkels Sinn macht. Ist der Lenkwinkel noch zu steil und man hängt eine Gabel mit kurzem Offset rein, kann einem das Vorderrad auf der Abfahrt im Gelände schon wieder unangenehm nah vorkommen. Folge Übeschagsneigung. Zumal dann der Nachlauf so kurz werden kann, dass die Lenkung wieder hibbelig wird, wenn man das ganze an einem modernen Mtb mit langem Reach und folglich kurzem Vorbau macht. Am Mtb ist ein "kurzer Offset" an den meisten Fedegabeln 37mm, und der Lenkwinkel ab dem das anfängt Spaß zu machen ist laut meiner Erfahrung irgendwas um oder unter 65°.

Am Gravelbike, zumindest an meinem Monstergravel, das viel auch ins Mtb-typische Gelände darf, sehe ich das alles ganz genauso wie am Mtb, weil ich da auch dieselbe Fahrtechnik anwende wie am Mtb. Nur dass da eben alles ein wenig zu konservativeren Werten skaliert ist. Da hat meine Gabel eben 45mm Offset, der Lenkwinkel beträgt 67° und der Lenker ist nur 60m breit. Mit dem schmalen Lenker (sehr breiten Dropbar) würde nicht viel mehr Nachlauf gehen für meine geringe Kraft, irgendwann könnte ich es dann doch nicht mehr halten. Aber so wie es ist geht es gut, und fährt sich von der Grundcharakteristik her schon ähnlich zu meinem Enduro-Mtb. Ich finds gut ;)
Bergauf wie bergab hab ich auch den Eindruck, dass das Vorderrad eh nicht arg viel weiter weg sein dürfte. Bergauf wegen Wiegetritt und Steigen, bergab weil es mir mit dem Dropbar schon ein bisschen schwerer fällt, aktiv Druck auf dem Vorderrad aufzubauen. Ob ich unabhängig vom Nachlauf-Thema mit so einem großen Offset wie beim Evil Chamois glücklich würde, wage ich da fast zu bezweifeln.

Wendigkeit heisst für mich, das mein Rad dorthin fährt, wo ich will, egal ob enge oder weite Kurven.

So hatte ich das anfangs auch immer gemeint, wobei mir aber vehement widersprochen wurde. Daher hab ich jetzt halt versucht, mein Begriffsverständnis dem allgemeinen Konsens anzupassen :ka:

Anhang anzeigen 1043010
Vélo Torpille (Torpedo Fahrrad) genannt, wurde dieser Zeppelin-ähnliche aerodynamische Verkleidung von Ingenieur Étienne Bunau-Varilla entworfen. Im Jahre 1913, aktiviert es französischen Rennfahrer Marcel Berthet, einen neuen Weltrekord einzustellen, indem Abschluss 5 Kilometer Pariss Vel' erinnern zu verfolgen, in 5 Minuten und 39,3 Sekunden, einer durchschnittlichen Geschwindigkeit von etwa 33 Meilen pro Stunde. Verwaltungsrat des Rennens verboten sofort das Design dafür einen "unfairen Vorteil."

Quelle: http://www.twitrer.com/7-verruckte-fahrrader-die-fast-geandert-radsport-fur-immer/

Da spielt die Lenkerform keine Rolle mehr für die Aerodynamik. Und die Schutzbleche spart man sich auch noch. :)

Heureka! ?
https://de.wikipedia.org/wiki/Velomobil
Disclaimer nicht vergessen:
Die obigen abseitigen Erklärungen und Theorien entspringen einzig meiner Meinung, und basieren auf meinen Vorlieben, wobei zu betonen ist, dass das alles nicht nötig wäre wenn ich endlich Fahren lernen würde. Niemand sollte mich für voll nehmen. Natürlich akzeptiere ich auch alle Arten von anderen Möglichkeiten, wie zum Beispiel rückwärts auf einem Liegerad mit negativem Nachlauf zu fahren.
 
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