Ich habe es im selben Zusammenhang anderswo schon geschrieben: Das Gute am Radfahren ist ja, dass es am Ende meistens Spass macht, egal welches Rad man nimmt.
Ich hab am Montag eine 83km Runde mit dem Enduro gemacht, weil ich
1. An einen bestimmten Ort wollte und
2. Ein bisschen alpine Trails biken wollte.
Auf die 83km gab's knapp 8km Singletrail runter. Der Rest war Schotter oder Asphaltstrasse plus knapp 4km Trail aufwärts, die man wegen des Schnees eh tragen musste. Die Trail-Strecken-Ratio war also äusserst schlecht. Spass hat's aber gemacht und zu Hause war ich müde und glücklich.
Auf der 34km Anfahrt und der 27km Rückfahrt und den 10 flachen km dazwischen hab ich mich aber schon ein bisschen gefragt, ob ich das richtig Rad gewählt habe für die Tour.
Die 8km Trail hätte ich problemlos umfahren und die Tour somit auch mit dem Gravelbike fahren können und 1. hätte ich so auch "erledigt".
Ich wollte aber auch 2. und somit war es das richtige Rad.
Wenn man wie ich fast grundsätzlich von zu Hause startet, dann ist das Gravelbike immer wieder sehr interessant, denn bei so um die 100km und 3000hm ist mit dem Enduro das Ende der Fahnenstange erreicht. Ja, normalerweise sind die 3000hm lange vor den 100km erreicht, denn man will ja eine einigermassen vernünftige Biketour fahren und da geht's tüchtig hoch und runter, wenn man am Alpenrand wohnt. Also ist die Zahl der Orte begrenzt, an die man innert Tagesfrist hin und zurück kommt.
Das Gravel erweitert demgegenüber den Horizont deutlich, denn meistens sind die 3000hm bei 100km noch nicht voll, und nach 100km fragt man sich: Was mach ich am Nachmittag? Die Zahl der erreichbaren Orte für Vonzuhausestarter nimmt also massiv zu. Zudem hält es die grauen Zellen fit, weil man neue Routenkombinationen finden muss, da die Biketrails ja nicht funktionieren. Das ist besonders interessant, wenn man mit dem Bike über die Jahre so ziemlich alles abgegrast hat. Man lernt eine bekannte Gegend neu kennen.
Und man muss nicht auf der Strasse fahren. Mein Rennrad setzt Spinnweben an.
Dafür muss man auf 2. (die Enduro-Trails) verzichten. Das schleckt keine Geiss weg, aber das Graveln hat seine eigenen Qualitäten. Ich fahre damit zB richtig gerne bergauf. Und das geht richtig gut. Gegenüber dem 29er mit 34x46 verliert das Gravelbike mit 32x34 erstaunlicherweise nicht viel. Es geht einfach viel besser aufwärts. Und ja, ich schöpfe Befriedigung daraus, wenn ich damit mal wieder einen mountainbikespezifischen Übergang geschafft habe. Ich hab noch nicht genug Underbiking gemacht.
Und dann hab ich mir noch vergegenwärtigt, wie vielen Gravelbikes ich in freier Wildbahn eigentlich schon begegnet bin und hab festgestellt, dass das sehr wenige sind und dass deren Zahl in keinem Verhältnis steht zur Werbung, die für diese Räder gemacht wird. Ich finde sie seit 23 Jahren super, aber vielleicht ist das tatsächlich ein von der Industrie gepushter Trend, der wenig mit der Realität zu tun hat...
...oder sie sind für die meisten tatsächlich so ein Flachlandding und ich bin der einzige, der sie zwischen Fast3000ern bewegt.