Gravelbike mit kurzem oder langem Hinterbau (Kettenstrebe) - Auswirkung? Fahrverhalten? (Rahmengeometrie / Teil II)

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Hallo!

Nachdem es vor paar Monaten um das Thema "flacher Steuerrohrwinkel" am Gravelbike (siehe hier) ging, möchte ich einmal das Thema Kettenstreben bzw. Hinterbau aufgreifen.

Beim Vergleich verschiedener Gravelbikes fällt auf, dass diese hinten doch unterschiedlich lang gebaut werden, "vorne" aber ähnliche Lenk/Steuerrohrwinkel aufweisen. Meist bewegen sich die Kettenstrebenlängen im Bereich von 420 bis 440mm (bei ähnlicher "Hinterbaugeometrie", wie zB Sitzrohrwinkel).
(Von der Thematik ausgenommen werden sollen ausdrücklich die auch auf lange Distanzen ausgelegten Gravel- bzw bikepacking bikes mit langem Radstand und relativ langen Kettenstreben (nur als Beispiel zB Bombtrack beyond(+), Salsa Fargo, Cutthroat etc).)

Oft scheint die Kettenstrebenlänge der erforderlichen, maximalen Reifengröße angepasst zu sein (allerdings ist ja auch hier bei den meisten grvl-Rädern bei 700x47 od. 700x50 Schluß).
Manch ein Hersteller (wie zB das Nordest Albarda) umgeht eine längere Kettentrebe (für mehr Reifenfreiheit) mit zB einem "geknickten" Sitzrohr oder mit einer Ausrundung (zB Cervelo Aspreo) im Sitzrohr - Folge: es wird keine so lange Kettenstrebe benötigt.

Nun:
  • wie wirkt sich die unterschiedliche Kettenstrebenlänge auf das Fahrverhalten aus?
  • wie sind die Auswirkungen vorne ("steigendes Vorderrad") - gerade bei Verwendung von dropbar+"längerem" (90/100) Vorbau - da z.B. die Kettenstreben mal 420mm lang sind, andere widerum 435mm aufweisen?
  • bei zB geknickten/ausgerundeten Sitzrohren haben die Rahmen etwas kürzere Kettenstreben - hat das überhaupt beim Fahren am Berg/Abfahrt Auswirkungen?
  • machen die paar mm länger/kürzer (5mm, 10mm) so viel aus, merkt man das tatsächlich?

Ich dank' euch vielmals!
Viele Grüße!
 
Den Unterschied vom Rennrad mit 405mm zum Gravelbike mit 430mm habe ich schon gemerkt, das Gravelbike ist einfach ruhiger und nicht so spritzig/aggressiv. Aber 15mm hin oder her sind da völlig egal, davon würde ich keine Kaufentscheidung abhängig machen.
 
Spielt nicht auch der Hinterbau/Kettenstrebenlänge eine wesentlich Rolle bezügl. Fahrverhalten?
Ich denke dabei zB auch an Fahrten am Berg ("steigendes Vorderrad"). Oder schaut ihr bei den Rahmengeometrie-Angaben darauf überhaupt nicht?
 
Mein Krawallbike hat 457mm Kettenstrebenlänge, bergauf steigt das nie, finde ich grandios. Die einzige Situation, wo ich das aktiv und nachteilig bemerke, insbes. im Vergleich zu den 430er Cyclocrosser - Kettenstreben, ist beim Bunnyhop. Das geht viel schwerer, weniger hoch und macht viel weniger Spass mit den langen Kettenstreben. Ansonsten merke ich da keinerlei Nachteile. Mag sicherer/stabiler fahren, wenns rumpelt, aber das kann auch Einbildung sein.
 
Nunja, das mag wohl manchmal zutreffen - aber oft ist auch das Sitzrohr so konstruiert, dass breitere Reifen passen (zB "ausgefräst"/Halbbogen, "geknicktes" Sitzrohr).
 
wie wirkt sich die unterschiedliche Kettenstrebenlänge auf das Fahrverhalten aus?
Der Rahmen wird länger, kann aber nicht isoliert vom Lenkwinkel und Gabelvorlauf betrachtet werden.
wie sind die Auswirkungen vorne ("steigendes Vorderrad") - gerade bei Verwendung von dropbar+"längerem" (90/100) Vorbau - da z.B. die Kettenstreben mal 420mm lang sind, andere widerum 435mm aufweisen?
Ich bevorzuge den Begriff Rennradlenker. Rest s.o.
bei zB geknickten/ausgerundeten Sitzrohren haben die Rahmen etwas kürzere Kettenstreben - hat das überhaupt beim Fahren am Berg/Abfahrt Auswirkungen?
Nein

machen die paar mm länger/kürzer (5mm, 10mm) so viel aus, merkt man das tatsächlich?
Ich denke nicht und wenn redet man sich das ein.


Man kann alles nicht isoliert betrachten. Es gibt Hersteller, die extra flache Sitzwinkel anbieten, um mehr Platz zu schaffen, die Kettenstrebe absenken oder den Rahmen einfach länger machen und entsprechend dann den Lenkwinkel flach zu machen.

Jeder Hersteller hat da eigene Ideen.
  • Canyon: langer Rahmen - kurzer Vorbau
  • Open: Rennradgeo und trotzdem breite Reifen
  • Scott: verkauft CX Geometrien als Gravel Tretlagerabsenkung 70mm
  • Specialized senken extra tief das Tretlager 80mm

Ich habe lang überlegt zu antworten, weil das Thema zwar interessant ist, aber zu viele Facetten hat, um es definitiv zu beantworten. Vieles hängt vom Fahrer ab und wie das Rad aufgebaut wird. Ist es vorne hoch bzw. mit x Spacern und einem ansteigenden Vorbau aufgebaut, oder sitzt der Fahrer weit hinten, verlagert sich das Gewicht nach hinten, entsprechend auch mit zu kurzem Vorbau.

Lange Kettenstreben = langer Rahmen = Laufruhe = weniger wendig = breite Reifen = idR flacher Lenkwinkel=träges einlenken.

Es gibt bestimmt 1000 Ansätze eine Geo zu bewerten, letztendlich entscheidet der Fahrer/Kunde, was ihm wichtig ist. Ich selbst bin froh ein CX zu haben, weil der Unterschied zum Rennrad recht gering ist, muss aber auch sagen, dass ich nie ein "Reisebus-Gravelbike" gefahren bin. Für mich bleibt ein Gravelbike erstmal ein Rennrad und sollte sich auch in gewohnten Winkeln und Maßen bewegen, besonders wenn man auf die Reifenbreite schaut. MMn ist bei vielen neuen Rädern, die Geo eher Hardtail MTB anstatt Rennrad. Ich persönlich bin der Meinung, dass wenn man lange Rahmen, lange Kettenstreben, flache Lenkwinkel und Reifen über 42mm fahren will, die Anschaffung eins HT besser und besonders günstiger wäre.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich persönlich bin der Meinung, dass wenn man lange Rahmen, lange Kettenstreben, flache Lenkwinkel und Reifen über 42mm fahren will, die Anschaffung eins HT besser und besonders günstiger wäre.
das problem taucht eigentlich erst auf, wenn man keinen langen rahmen und keinen flachen lenkwinkel will, aber reifen ab 50mm fahren möchte, so wie ich

kurze kettenstreben trotz hoher tretlagerhöhe: wendigkeit, im zusammenhang mit den anderen stellschrauben. 15-20mm merkt man definitiv.

wichtig hier auch der gesamtzusammenhang: was nutzt ein kurzer hinterbau, wenn vorne ein langes hollandrad drangebaut ist
 
Es sollte halt stimmig und fahrbar sein. Ein kurzer Hintern und ein langes Frontend wäre halt ne unsinnige Mischung.
im extrem sicherlich.

mit slidern kann man das gut testen, ohne dass sich etwas außer dem radstand ändert.
verstellbereich habe ich aber nur ca. 3cm (am day one)
für schnelle manöver und bunny-/cross hops finde ich einen möglichst kurzen radstand top.
bei schnellen kurven sitz das heck aber deutlich besser "in der spur", wenn die slider weiter hinten stehen.
bergauf kann ich nicht so gut bewerten, da ich aufgrund fehlender schalter deutlich früher aus dem sattel gehe.
 
Beim Kieselflitzer habe ich das so nie bewusst beobachtet, aber beim MTB hat man es deutlich gemerkt, ob der Hinterbau 445 mm oder 430 mm hatte (enge Kehren).

Aktuell kann ich nur die 455 mm am Trek 520 (eher schon lange Reiseradgeo) und die 430 mm am Cross Race vergleichen: das Trek ist in dem vergleich träge wie ein Buckelwal. Beim Klettervehalten spielt das erst dann eine Rolle, wenn die Steigung sich um und über 25% einpendelt. Und das wird erst mit einem MTB wirklich sinnvoll fahrbar.
 
Mein Krawallbike hat 457mm Kettenstrebenlänge, bergauf steigt das nie, finde ich grandios. Die einzige Situation, wo ich das aktiv und nachteilig bemerke, insbes. im Vergleich zu den 430er Cyclocrosser - Kettenstreben, ist beim Bunnyhop. Das geht viel schwerer, weniger hoch und macht viel weniger Spass mit den langen Kettenstreben. Ansonsten merke ich da keinerlei Nachteile. Mag sicherer/stabiler fahren, wenns rumpelt, aber das kann auch Einbildung sein.
457mm Kettenstrebenlänge?!
Nehme an bei normalem Steuerrohrwinkel - das stelle ich mir bergauf sehr gut vor, aber durch die Gewichtsverteilung bei diesen langen Kettenstreben dann sehr schlecht bergab fahrbar!
 
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