Für alle, die in der Gegend einen Mountainbike-Urlaub machen wollen: wir waren im Juli 2022 eine Woche lang dort, angelockt von der Werbung. Diese Mail hab ich heute an Tourismusbüros, Seilbahnbetreiber und Bürgermeister geschickt. Das sagt eigentlich alles aus. Also seid gewarnt bzw. habt realistische Erwartungen.
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir haben die letzte Woche unseren Urlaub in Pufels im Grödnertal verbracht. Der Hauptgrund für diese Wahl war ihre Werbung für Mountainbiker. Es soll ja ein "Eldorado für Mountainbiker" sein (https://www.mtb-dolomites.com/groeden/de/Default.asp)
Wir fahren seit 30 Jahren Mountainbike und haben die Trails in vielen Ländern, von Norwegen über Schweden, bis Frankreich, Italien, Schweiz, Österreich und natürlich viele Gegenden in Deutschland erkundet. Vom Grödnertal und der Umgebung waren wir leider mehr als enttäuscht. Dieses Feedback möchten wir Ihnen geben, damit Sie in den nächsten Jahren die Gegend zu einer wirklich attraktiven Mountainbike-Region entwickeln können.
Die Kritik im Detail
Sellaronda
Wir haben die Sellaronda im Uhrzeigersinn gemacht. der Preis (102 € für zwei Personen) geht in Ordnung. Aber von den beworbenen 4000 Abfahrts-Tiefenmetern gehen gerade mal geschätzt 30% über wirkliche Naturtrails oder angelegte Mountainbike-Abfahrtsstrecken. Viele Höhenmeter (z.B. vom Portavescovo zum Passo Pordoi - hier gibt es gerade mal einen einzigen Trail mit vielleicht 400 m Länge) werden sinnlos auf Schotterstraßen bzw. Skipisten vernichtet. Wir hatten uns wesentlich mehr Trails und spannende Abfahrten erwartet. Unterm Strich eher enttäuschend - dabei hätte diese Runde so viel Potential, denn die Landschaft ist wirklich sagenhaft schön.
Davon abgesehen stimmen lokale Ausschilderung und GPS Track von der offiziellen Website nicht überein (z.B. der Flé Trail nach dem Pralongia). Wir haben uns deshalb mehrfach verfahren bzw. andere Gruppen gesehen, die in offiziell gesperrte Trails reingefahren sind - weil der GPS Track eben noch da entlang führt.
Seiser Alm
Mountainbiketechnisch absolutes Totland! Alles nur Schotterautobahnen, kein einziger Trail auf der ganzen Seiser Alm! Was sie hier als "Mountainbike-Touren" bewerben, sind keine Mountainbike-Touren. Das kann man mit einem Gravel-Bike oder Tourenrad fahren - das sind keinerlei fahrtechnische Herausforderungen. Absolut langweilig.
https://www.mtb-dolomites.com/seiseralm/img/pdf/faltkarte.pdf
Trails am Panidersattel
Wir sind den Geologielehrpfad zum Panider Sattel hinunter gefahren. Ein schöner Weg, der uns Spaß gemacht hat. Am Panider Sattel wurden wir aber zweimal von unterschiedlichen Wanderern angesprochen, dass der Weg gesperrt wäre für Biker. Und in der Tat: Am Hotel Pinei ist auf dem Schild mit den Wanderwegen ein "Radfahren gesperrt" Symbol. Aber für was gilt das? Nur für die nächste Wiese, über die der Weg geht? Oder für alle Wege oberhalb davon? Wir würden uns hier mehr Klarheit und eindeutige Beschilderung wünschen. Wir können lokale Sperrungen akzeptieren, wenn sie begründet sind. Aber ganze Areale großflächig für Biker zu sperren, das ist nicht OK.
Trails rund um Gröden
Wir sind mit der schon recht teuren Raschötz Standseilbahn (44 € für zwei Personen, mit MTB, eine Bergfahrt!) nach oben, dann zur Brogles-Hütte, und dann den Wanderweg No.5 hinunter. Das ist ein absoluter Traum-Trail, aber leider nur in der oberen Hälfte.
Weiter unten ist er für Mountainbiker gesperrt und man muß wieder auf langweilige Schotter-Autobahnen oder sogar Teerstraßen ausweichen, und so sinnlos die schönen Höhenmeter vernichten. Viel Geld für ein paar wenige Kilometer Trail. Warum gibt es hier nichts Durchgängiges? Ein Trail bis komplett nach St. Ulrich hinunter?
Offiziell ausgeschilderte MTB Routen/Touren
An einem Tag wollten wir von St. Ulrich hoch nach Pufels und sind einer offiziell ausgeschilderten MTB Route gefolgt. Wir fahren keine E-Bikes und sind eigentlich ziemlich fit. Aber viele Abschnitte dieser Strecke sind einfach nur steile Asphalt- oder Schotterrampen, auf denen einen entweder die Autos (es gibt bei Ihnen im Tal erstaunlich viele "Anlieger" mit ausländische bzw. nicht-lokalen Nummernschildern, die auf den eigentlich für PKWs gesperrten Straßen hoch und runter fahren) schnell und knapp überholen, oder eben die E-Biker, die im Turbo-Gang an einem vorbei flitzen. Für die wurden diese Strecken vermutlich ausgeschildert. Für "Bio-Biker" ohne Motor wahrscheinlich nicht.
Lift- und Seilbahnpreise
Am letzten Urlaubstag wollten wir mit der Seceda Bahn auf's Hochplateau und dort über die Regensburger Hütte nach St. Christina und dann über den St. Jakob Trail zurück nach St. Ulrich.
Nachdem wir endlich einen Parkplatz gefunden hatten (Freitags um 10:30 waren alle Parkplätze an der Bahn schon voll gewesen), wurde uns gesagt, dass eine einzige Bergfahrt für zwei Personen und Bikes satte 64 € kostet! Entschuldigung, aber das empfinden wir als Frecheheit!
In Sölden kostet eine Mountainbike-Tageskarte (!), mit der man alle 9 (!) Lifte beliebig oft (!) nutzen kann 90 € für zwei Personen.
Für die von Ihnen verlangten 64 € kann man im Winter in kleineren Skigebieten einen ganzen Tag lang Skifahren - und nicht nur eine einzige Bergfahrt machen.
Wir haben dann beschlossen, die Tour ohne Seilbahn zu machen. Bis ganz hoch sind wir nicht gefahren, weil uns der ständige Autoverkehr auf den Teer- und weiter oben Schotterstraßen dermaßen genervt hat, dass wir abgebrochen haben. Schöne Trails bergab? Leider entweder für Biker gesperrt oder relativ langweilig - wie der "offizielle" St. Jakob "Trail".
Warum bieten Sie nicht, wie z.B. die Bike-Region Saalbach/Leogang, für Gäste, die im Tal übernachten, eine Bergfahrt an einer Seilbahn pro Tag umsonst an? Das funktioniert dort super, ist attraktiv für Gäste und Hoteliers, man hat einen großen Aktionsradius und für viele Biker ist das ein Anreiz, an den Folgetagen eine Tageskarte zu kaufen.
Fahrradmitnahme
Die Busse bieten keine Fahrradmitnahme an. In Österreich und der Schweiz ist das der absolute Standard - teils sogar kostenlos oder sehr günstig. Im Grödnertal ist man auf das Auto angewiesen, wenn man nicht ab Hotel starten möchte. Entsprechend erstickt ihr Tal im Autoverkehr und die Parkplätze sind schnell überfüllt. Fahrradmitnahme in Bussen würde hier sicher eine Entlastung schaffen.
Ich weiß nicht, welche Zielgruppe Sie ansprechen wollen mit Ihrem MTB-Angebot. Aber wir waren unterm Strich leider sehr enttäuscht:
Wenig attraktive naturnahe Trails und Abfahrten, wenig schön hochfahrbare Anstiege, viel zu teure Seilbahnen, viele Wegsperrungen. Wirklich schade - denn die Gegend hätte Potential!
Mit freundlichen Grüßen
…
Sehr geehrte Damen und Herren,
wir haben die letzte Woche unseren Urlaub in Pufels im Grödnertal verbracht. Der Hauptgrund für diese Wahl war ihre Werbung für Mountainbiker. Es soll ja ein "Eldorado für Mountainbiker" sein (https://www.mtb-dolomites.com/groeden/de/Default.asp)
Wir fahren seit 30 Jahren Mountainbike und haben die Trails in vielen Ländern, von Norwegen über Schweden, bis Frankreich, Italien, Schweiz, Österreich und natürlich viele Gegenden in Deutschland erkundet. Vom Grödnertal und der Umgebung waren wir leider mehr als enttäuscht. Dieses Feedback möchten wir Ihnen geben, damit Sie in den nächsten Jahren die Gegend zu einer wirklich attraktiven Mountainbike-Region entwickeln können.
Die Kritik im Detail
Sellaronda
Wir haben die Sellaronda im Uhrzeigersinn gemacht. der Preis (102 € für zwei Personen) geht in Ordnung. Aber von den beworbenen 4000 Abfahrts-Tiefenmetern gehen gerade mal geschätzt 30% über wirkliche Naturtrails oder angelegte Mountainbike-Abfahrtsstrecken. Viele Höhenmeter (z.B. vom Portavescovo zum Passo Pordoi - hier gibt es gerade mal einen einzigen Trail mit vielleicht 400 m Länge) werden sinnlos auf Schotterstraßen bzw. Skipisten vernichtet. Wir hatten uns wesentlich mehr Trails und spannende Abfahrten erwartet. Unterm Strich eher enttäuschend - dabei hätte diese Runde so viel Potential, denn die Landschaft ist wirklich sagenhaft schön.
Davon abgesehen stimmen lokale Ausschilderung und GPS Track von der offiziellen Website nicht überein (z.B. der Flé Trail nach dem Pralongia). Wir haben uns deshalb mehrfach verfahren bzw. andere Gruppen gesehen, die in offiziell gesperrte Trails reingefahren sind - weil der GPS Track eben noch da entlang führt.
Seiser Alm
Mountainbiketechnisch absolutes Totland! Alles nur Schotterautobahnen, kein einziger Trail auf der ganzen Seiser Alm! Was sie hier als "Mountainbike-Touren" bewerben, sind keine Mountainbike-Touren. Das kann man mit einem Gravel-Bike oder Tourenrad fahren - das sind keinerlei fahrtechnische Herausforderungen. Absolut langweilig.
https://www.mtb-dolomites.com/seiseralm/img/pdf/faltkarte.pdf
Trails am Panidersattel
Wir sind den Geologielehrpfad zum Panider Sattel hinunter gefahren. Ein schöner Weg, der uns Spaß gemacht hat. Am Panider Sattel wurden wir aber zweimal von unterschiedlichen Wanderern angesprochen, dass der Weg gesperrt wäre für Biker. Und in der Tat: Am Hotel Pinei ist auf dem Schild mit den Wanderwegen ein "Radfahren gesperrt" Symbol. Aber für was gilt das? Nur für die nächste Wiese, über die der Weg geht? Oder für alle Wege oberhalb davon? Wir würden uns hier mehr Klarheit und eindeutige Beschilderung wünschen. Wir können lokale Sperrungen akzeptieren, wenn sie begründet sind. Aber ganze Areale großflächig für Biker zu sperren, das ist nicht OK.
Trails rund um Gröden
Wir sind mit der schon recht teuren Raschötz Standseilbahn (44 € für zwei Personen, mit MTB, eine Bergfahrt!) nach oben, dann zur Brogles-Hütte, und dann den Wanderweg No.5 hinunter. Das ist ein absoluter Traum-Trail, aber leider nur in der oberen Hälfte.
Weiter unten ist er für Mountainbiker gesperrt und man muß wieder auf langweilige Schotter-Autobahnen oder sogar Teerstraßen ausweichen, und so sinnlos die schönen Höhenmeter vernichten. Viel Geld für ein paar wenige Kilometer Trail. Warum gibt es hier nichts Durchgängiges? Ein Trail bis komplett nach St. Ulrich hinunter?
Offiziell ausgeschilderte MTB Routen/Touren
An einem Tag wollten wir von St. Ulrich hoch nach Pufels und sind einer offiziell ausgeschilderten MTB Route gefolgt. Wir fahren keine E-Bikes und sind eigentlich ziemlich fit. Aber viele Abschnitte dieser Strecke sind einfach nur steile Asphalt- oder Schotterrampen, auf denen einen entweder die Autos (es gibt bei Ihnen im Tal erstaunlich viele "Anlieger" mit ausländische bzw. nicht-lokalen Nummernschildern, die auf den eigentlich für PKWs gesperrten Straßen hoch und runter fahren) schnell und knapp überholen, oder eben die E-Biker, die im Turbo-Gang an einem vorbei flitzen. Für die wurden diese Strecken vermutlich ausgeschildert. Für "Bio-Biker" ohne Motor wahrscheinlich nicht.
Lift- und Seilbahnpreise
Am letzten Urlaubstag wollten wir mit der Seceda Bahn auf's Hochplateau und dort über die Regensburger Hütte nach St. Christina und dann über den St. Jakob Trail zurück nach St. Ulrich.
Nachdem wir endlich einen Parkplatz gefunden hatten (Freitags um 10:30 waren alle Parkplätze an der Bahn schon voll gewesen), wurde uns gesagt, dass eine einzige Bergfahrt für zwei Personen und Bikes satte 64 € kostet! Entschuldigung, aber das empfinden wir als Frecheheit!
In Sölden kostet eine Mountainbike-Tageskarte (!), mit der man alle 9 (!) Lifte beliebig oft (!) nutzen kann 90 € für zwei Personen.
Für die von Ihnen verlangten 64 € kann man im Winter in kleineren Skigebieten einen ganzen Tag lang Skifahren - und nicht nur eine einzige Bergfahrt machen.
Wir haben dann beschlossen, die Tour ohne Seilbahn zu machen. Bis ganz hoch sind wir nicht gefahren, weil uns der ständige Autoverkehr auf den Teer- und weiter oben Schotterstraßen dermaßen genervt hat, dass wir abgebrochen haben. Schöne Trails bergab? Leider entweder für Biker gesperrt oder relativ langweilig - wie der "offizielle" St. Jakob "Trail".
Warum bieten Sie nicht, wie z.B. die Bike-Region Saalbach/Leogang, für Gäste, die im Tal übernachten, eine Bergfahrt an einer Seilbahn pro Tag umsonst an? Das funktioniert dort super, ist attraktiv für Gäste und Hoteliers, man hat einen großen Aktionsradius und für viele Biker ist das ein Anreiz, an den Folgetagen eine Tageskarte zu kaufen.
Fahrradmitnahme
Die Busse bieten keine Fahrradmitnahme an. In Österreich und der Schweiz ist das der absolute Standard - teils sogar kostenlos oder sehr günstig. Im Grödnertal ist man auf das Auto angewiesen, wenn man nicht ab Hotel starten möchte. Entsprechend erstickt ihr Tal im Autoverkehr und die Parkplätze sind schnell überfüllt. Fahrradmitnahme in Bussen würde hier sicher eine Entlastung schaffen.
Ich weiß nicht, welche Zielgruppe Sie ansprechen wollen mit Ihrem MTB-Angebot. Aber wir waren unterm Strich leider sehr enttäuscht:
Wenig attraktive naturnahe Trails und Abfahrten, wenig schön hochfahrbare Anstiege, viel zu teure Seilbahnen, viele Wegsperrungen. Wirklich schade - denn die Gegend hätte Potential!
Mit freundlichen Grüßen
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