Größenauswahl bei "moderner" Geometrie - Eff. Oberrohr vs. Reach

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Hallo Leute,

tl,dr: Wenn es darum geht, wie gestreckt/kompakt man auf einem Rad sitzt, sollte ich eher die eff. Oberrohrlänge oder den Reach heranziehen?

ich (1,88 m, plane mir kurz bis mittelfristig wieder ein 29er Trail Hardtail anzuschaffen. Wenn ich mir die Geometriedaten, gerade von progressiven Modellen, angucke bin ich doch etwas versunsichert, was für mich passt. Konkret bereitet mir die Interpretation der Reach-Werte Probleme.

Hier mal ein Überblick über die Bikes, die ich in letzter Zeit hatte:
ReachStackOberrohr (eff.)Bemerkung
Alutech ICB (L)45563663745 mm Vorbau
Alutech ICB (XL)47566165040 mm Vorbau
BC Podsol (L)46063564040 mm Vorbau
Brand X HT 01 (L)442620620mit -2° Winkelsteuersatz und 55mm Vorbau

Bis auf das ICB in XL, das mir zu groß war und auf dem ich für mein Gefühl zu gestreckt saß, habe ich mich auf allen Bikes wohlgefühlt. In der Ebene und im Downhill haben sich dabei ICB in L und Podsol etwa gleich gut angefühlt. Im Uphill war mir der Sitzwinkel vom ICB dann zu flach. Das HT 01 war vielleicht etwas zu klein, ich habe mich aber trotzdem deutlich wohler als auf dem XL ICB gefühlt. Insgesamt würde ich das Podsol als guten Richtwert nehmen.


Bei den aktuellen Hardtails gefällt mir z.B. das Crossworx Zero sehr gut, das an dieser Stelle mal als Beispiel für ein progressives Trail Hardtail dienen soll:
ReachStackOberrohr
Crossworx Zero (L)455662596
Crossworx Zero (XL)480671623

Wenn ich jetzt rein nach Reach (und Stack) gehe, was gefühlt in jedem Test und jeder Diskussionen als die "Maße aller Dinge" herangezogen werden, sollte L mir wieder ganz gut passen. Bedingt durch den mit 78° sehr steilen Sitzwinkel, fällt die eff. Oberrohrlänge dann mit 596 mm aber im Vergleich zu den bisher von mir gefahrenen Bikes vermeintlich viel zu kurz aus. Bei XL bin ich aber wiederum durch den Reach von 480 mm verunsichert, da ich das beim ICB damals als zu lang empfunden habe.

Im Endeffekt frage ich mich, wie ein im Vergleich zu älteren Rädern langer Reach zu bewerten ist. Wird das ganze durch entsprechend steile Sitzwinkel (und damit kurze eff. Oberohrrlängen) wieder so stark kompensiert, dass man im Ergebnis trotz ~30mm mehr Reach ähnlich auf dem Rad sitzt? Wie sind eure Erfahrungen?
 

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Re: Größenauswahl bei "moderner" Geometrie - Eff. Oberrohr vs. Reach
Im Sitzen zählen Oberrohr + Vorbaulänge. Dazu der Sitzwinkel als Indikator dafür, wie gut du steil bergauf noch gut im Sattel sitzt bzw gut Druck auf die Pedale bekommst. Steilerer Sitzwinkel ist hier besser.

Im Stehen zählen Reach + Vorbaulänge, du stehst ja dann auf den Pedalen, egal wo dein Sattel sich befindet. Bergab kommt da auch noch der Lenkwinkel dazu. Je flacher, desto weniger Überschlagsgefühl bei steileren Bergabpassagen.

Wenn jetzt bei modernen Bikes der Sitzwinkel steiler wird und der Lenkwinkel flacher, rutschen oben Lenker und Sattel näher zusammen. Um das auszugleichen, wurden die Bikes länger in der Geometrie. Das ist der ganze Zauber, mal auf das allernötigste zusammengedampft. Andere können das hier bestimmt noch detaillierter/professioneller ausführen.

Stack ist Stack, da wüsste ich jetzt nicht, was da neu zu bewerten wäre.


Edit: Eventuell füge ich noch das Fazit an, was daraus folgt. Man will ja immer noch auf dem Rad pedallieren können, also sollte das Oberrohr "gleich" bleiben. Also muss man einen größeren Reach fahren. Der größere Reach und der flache Lenkwinkel bedingen eine aktiverer Fahrweise, also nicht den Hintern hinter den Sattel und rollen lassen, sondern bisschen mehr nach vorne lehnen und die Kurven aktiver drücken. So habe ich es zumindest verstanden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Genau: Wenn's um das Gefühl im Sitzen geht, ist der Reach zu vernachlässigen, sondern die effektive Oberrohrlänge maßgeblich. Und die ist teils erstaunlich gering trotz langem Reach, weil die Sitzwinkel recht steil geworden sind.

So extrem progressiv finde ich das Crossworx übrigens gar nicht. Das ist gar nicht mal so lang, es hat nur einen extrem steilen Sitzwinkel. Für meine 1,90m wäre das Oberrohr tendenziell etwas kurz.
 
Im Sitzen zählen Oberrohr + Vorbaulänge. Dazu der Sitzwinkel als Indikator dafür, wie gut du steil bergauf noch gut im Sattel sitzt bzw gut Druck auf die Pedale bekommst. Steilerer Sitzwinkel ist hier besser.

Im Stehen zählen Reach + Vorbaulänge, du stehst ja dann auf den Pedalen, egal wo dein Sattel sich befindet. Bergab kommt da auch noch der Lenkwinkel dazu. Je flacher, desto weniger Überschlagsgefühl bei steileren Bergabpassagen.

Wenn jetzt bei modernen Bikes der Sitzwinkel steiler wird und der Lenkwinkel flacher, rutschen oben Lenker und Sattel näher zusammen. Um das auszugleichen, wurden die Bikes länger in der Geometrie. Das ist der ganze Zauber, mal auf das allernötigste zusammengedampft. Andere können das hier bestimmt noch detaillierter/professioneller ausführen.

Stack ist Stack, da wüsste ich jetzt nicht, was da neu zu bewerten wäre.


Edit: Eventuell füge ich noch das Fazit an, was daraus folgt. Man will ja immer noch auf dem Rad pedallieren können, also sollte das Oberrohr "gleich" bleiben. Also muss man einen größeren Reach fahren. Der größere Reach und der flache Lenkwinkel bedingen eine aktiverer Fahrweise, also nicht den Hintern hinter den Sattel und rollen lassen, sondern bisschen mehr nach vorne lehnen und die Kurven aktiver drücken. So habe ich es zumindest verstanden.
Ist der Stack nicht mit ausschlaggebend, wie aufrecht od3r gebeugt man sitzt. Die Vorbauten moderner Bikes bewegenbsich ja zwischenzeitlich fast alle irgendwie um die +/- 50 mm herum, so dass es da weniger Unterschiede zu beachten gibt.
 
Danke euch, das hat mir auf jeden Fall geholfen! Dann würde ich mich, als Fahrer der auch öfter mal in relativ flachem Gelände unterwegs ist, erstmal an der Oberohrlänge orientieren, die sich für mich bislang bewährt hat. Wenn der Reach dann größer wird, heißt das ich stehe einfach im Downhill gestreckter auf dem Rad.

Beim Zero würde ich ein XL wählen und dann mit einem nicht zu kurzen Vorbau um 55 mm bei einer von mir als bequem empfundenen Oberrohr- + Vorbaulänge von ~480 mm rauskommen und so bei meiner gewohnten Position landen. Im Downhill würde ich dann, im Vergleich zum Podsol, allerdings nochmal ein ganzes Stück gestreckter (+ 35 mm) auf dem Bike stehen. Habe ich das so richtig verstanden?
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke euch, das hat mir auf jeden Fall geholfen! Dann würde ich mich, als Fahrer der auch öfter mal in relativ flachem Gelände unterwegs ist, erstmal an der Oberohrlänge orientieren, die sich für mich bislang bewährt hat. Wenn der Reach dann größer wird, heißt das ich stehe einfach im Downhill gestreckter auf dem Rad.

Beim Zero würde ich also ein XL wählen mit einem nicht zu kurzen Vorbau um 50-55 mm und würde dann bei meiner gewohnten Position landen. Im Downhill würde ich dann, im Vergleich zum Podsol, allerdings nochmal ein ganzes Stück gestreckter auf dem Bike stehen.
Hier mal ein Beispiel. Crossworx Dash in L.
Ich bin 1,83m SL87.
Im Sitzen wird das sehr kompakt, im Stehen super. Mir war es zu kompakt, weswegen ich den Rahmen auch verkaufe.
Screenshot_20220807-112829_Gallery.jpg
 
Hier mal ein Beispiel. Crossworx Dash in L.
Ich bin 1,83m SL87.
Im Sitzen wird das sehr kompakt, im Stehen super. Mir war es zu kompakt, weswegen ich den Rahmen auch verkaufe.
Anhang anzeigen 1538789
Danke, das veranschaulicht mir die Geometrie nochmal gut. Sieht schon sehr extrem aus. Du hast dich dann quasi eher an dem für dich bequemen Reach orientiert?
Das lässt mich auf jeden Fall nochmal hinterfragen, ob ich bei moderaten Werten wie beim Podsol grundsätzlich besser aufgehoben bin.
 
Bei den aktuellen Hardtails gefällt mir z.B. das Crossworx Zero sehr gut, das an dieser Stelle mal als Beispiel für ein progressives Trail Hardtail dienen soll:
ReachStackOberrohr
Crossworx Zero (L)455662596
Crossworx Zero (XL)480671623

Wenn ich jetzt rein nach Reach (und Stack) gehe, was gefühlt in jedem Test und jeder Diskussionen als die "Maße aller Dinge" herangezogen werden, sollte L mir wieder ganz gut passen. Bedingt durch den mit 78° sehr steilen Sitzwinkel, fällt die eff. Oberrohrlänge dann mit 596 mm aber im Vergleich zu den bisher von mir gefahrenen Bikes vermeintlich viel zu kurz aus. Bei XL bin ich aber wiederum durch den Reach von 480 mm verunsichert, da ich das beim ICB damals als zu lang empfunden habe.
Persönliche Meinung, auf keinen Fall das Zero in L.

Ich bin 1,86m mit SL88cm und fahre das Paradox in XL. Geniales Bike mit 497 Reach, die 76° sind auf 800mm Sitzhöhe, dürften auf Stack gemessen dann also auch ca. 78° Sitzwinkel sein. Oberrohr 657mm bei 670 Stack.
Hab aber eine Vorliebe für eher laufruhige Bikes, das Paradox hat aber kurze Kettenstreben was ich zwischenzeitlich sehr mag.

Muss also nicht alles auf dich zutreffend sein.

tl,dr: Wenn es darum geht, wie gestreckt/kompakt man auf einem Rad sitzt, sollte ich eher die eff. Oberrohrlänge oder den Reach heranziehen?

ich (1,88 m, plane mir kurz bis mittelfristig wieder ein 29er Trail Hardtail anzuschaffen. Wenn ich mir die Geometriedaten, gerade von progressiven Modellen, angucke bin ich doch etwas versunsichert, was für mich passt. Konkret bereitet mir die Interpretation der Reach-Werte Probleme.

Hier mal ein Überblick über die Bikes, die ich in letzter Zeit hatte:
ReachStackOberrohr (eff.)Bemerkung
Alutech ICB (L)45563663745 mm Vorbau
Alutech ICB (XL)47566165040 mm Vorbau
BC Podsol (L)46063564040 mm Vorbau
Brand X HT 01 (L)442620620mit -2° Winkelsteuersatz und 55mm Vorbau

Bis auf das ICB in XL, das mir zu groß war und auf dem ich für mein Gefühl zu gestreckt saß, habe ich mich auf allen Bikes wohlgefühlt. In der Ebene und im Downhill haben sich dabei ICB in L und Podsol etwa gleich gut angefühlt. Im Uphill war mir der Sitzwinkel vom ICB dann zu flach. Das HT 01 war vielleicht etwas zu klein, ich habe mich aber trotzdem deutlich wohler als auf dem XL ICB gefühlt. Insgesamt würde ich das Podsol als guten Richtwert nehmen.
Man sollte bei den Vergleichen aufpassen.

Ein HT Reach wächst im SAG, wird minimal länger da die Gabel eintaucht und somit die Messpunkte vorne sich absenken und das Bike etwas länger wird. Bei Fullys trifft das nicht (weniger) zu.
Gibt da aber immer Abweichungen bei diversen Messungen je nach Hersteller.

Das eff Oberrohr ist auf Stack gemessen. Dort gilt der eff Sitzwinkel. Hat das Bike aber einen Knick im Sitzrohr, wandert der Sattel mit dem Auszug nach hinten, das Bike wird im Sitzen länger.
Mit dem Auszug greift also der reale Sitzwinkel mehr und mehr. Das hängt also von deiner Schrittlänge ab. Umso länger diese ist, umso mehr greift der reale Sitzwinkel.
Leider geben dies wenige Hersteller an, Nukeproof ist hier vorbildlich
https://nukeproof.com/products/2022-scout-290
Auszug mit den interessanten Fakten
3.JPG
Hier siehst wie der Sattel bei 800mm Sitzhöhe nach hinten wandert, also zusätzlich zum eff Oberrohr.
Im SAG verkürzt sich dort das Bike beim eff Oberrohr wieder, gibt Hersteller die es anders messen.

Hast du eher längere Beine? Die kurzen Vorbauten würden mich darauf schließen lassen.
 
Ich bin 1,76 und mir kommen aktuelle L Bikes vor wie M vor 5 Jahren.
In M fühlt sich das wie ein Kinderrad an.
Dummerweise hat das M aber den richtigen Radstand und in L wäre es als 29er wahrscheinlich bei so gut wie allen Marken schon zu lang.
Kann das auch nicht nachvollziehen mit den Sitzwinkeln >76% das macht beim Oberrohr extrem viel aus.
Vor allem bin ich noch Sitzriese und hab die Sattelstütze nicht so weit draussen was das ganze noch verschlimmert. Den Sattel kann man auch nur begrenzt weit nach hinten schieben und Dropper mit Offset findet man kaum und eher an billigen Modellen.
 
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