Händler fettet Federgabeln

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Vorab: Ich möchte jetzt keine riesen Bullshit-Diskussion über die Pflege von Federgabeln starten, aber mal von meiner Erfahrung berichten, wo mich eure Meinungen dazu interessieren:

Bekannte kauften sich letztens neue Fahrräder, ich bin also mit denen unterwegs gewesen um ihnen zu helfen.
Bei einem Händler fiel mir auf, dass viele Federgabeln am siffen waren.
Der Händler vertreibt eher City- und Trekkingräder, also meist Suntour usw.

Auf meine Nachfrage hin, warum die alle so triefen, hieß es: Ja klar, Federgabeln müssen geschmiert werden.
Ich, als halbwegs erfahrener MTBNews User, bin innerlich schon zusammengezuckt.
Auch andere Mitarbeiter im Laden hatten alle diese Philosophie, haben einen sogar von sich aus noch gesagt, die Gabeln immer regelmäßig zu schmieren (von Außen wohlgemerkt).

Ist der Händler einfach total ahnunglos oder ist das eurer Meinung nach als pragmatische Lösung, gerade bei billigeren Gabeln, vertretbar?

Klar eine Gabel wird von innen geschmiert, also gehört außen nichts dran, was eh nur Schmutz anzieht.
Und wenn die Gabel schlecht anspricht, sollte man einen Service machen.

Aber andererseits: Wenn es das Ansprechverhalten von Gabeln, wo sich eh kein Service finanziell lohnen würde verbessert, vielleicht doch nachvollziehbar?
Oder wer macht schon wirklich alle 50h lower leg services wie von Rockshox oder so vorgegeben?

Wenn man sich Gabelöle anschaut, Sram Butter, PM600 usw., das ist ja alles auf Mineralölbasis, also sollte gewöhnliches Fett die Gabel ja auch nicht angreifen, solang man das überschüssige Fett entfernt.

Zurecht geschockt oder vertretbar?
 
Also ich als MTB-ler habe auch schon so manche City/Treckingräder bei mir zum Service gehabt und da liefen die Gabeln meist furz trocken und Sau miserabel.
Öl unter die Abstreifer hat da wahre Wunder bewirkt. Bei einigen ist allerdings das Öl unten wieder raus gekommen, ist bei Scheibenbremsen eher schlecht.
Von dem her ist Fett für solche Gabeln vielleicht besser.
 
Da es mir keine Ruhe gelassen hat, hab ich jetzt mal bei Suntour bei den Wartungshinweisen geschaut:
"Nach jeder Fahrt: Reinigen Sie die Standrohre und Staubdichtungen und pflegen Sie sie mit einem öligen Lappen."

Ok, kein Fett. Aber die sehen es wohl wirklich etwas anders als Rockshox oder Fox.
 
Gelegentlich mit kabelbinder den abstreifer lösen und etwas dünnes Öl mit der Spritze unter die abstreifer mach ich schon.
Muss halt tief genug sein, sonst isses sinnlos.
Standrohre nach abreiben mit Tuch, 1-2 tropfen ballistol, ein paarmal durchfedern, den Rest a putzen.
Also tiefen tut da hinterher nix.... ?
 
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genau - stehen ja genügend solche rum :D
 
Die üblichen Teleskop-Federgabeln können eigentlich mit offen im größten Dreck laufenden Hydraulikzylindern wie z.B. an Baumaschinen verglichen werden. Die Kolben sind hartverchromt oder sonst irgendwie kratzfest und möglichst schmutzabweisend beschichtet und laufen außen völlig trocken. Da kommt auch niemand auf die Idee, die zu fetten. Das Dichtungssystem muss den Schmutz wegschieben, was mit frischem Staub und Schmutz gut geht. Die Alternative sind Faltenbälge, die aber perfekt sein müssen, was aufwendig und teuer ist. Sonst entsteht darunter unbemerkt ein Biotop, was noch schlimmer ist, als offen laufend. Störend sind nur festklebende Anhaftungen, die das Dichtsystem nicht wegschieben kann. Da die Federgabeln kein sehr festes Dichtsystem haben, hilft man denen am besten, wenn man solche festklebenden Anhaftungen entfernt. Die spürt man mit dem Finger sofort (genauso wie jede Macke in der Oberfläche). Wenn man die mit irgendeinem Öl, Spirutus, Waschbenzin, Gabeldeo, .... weglöst, reicht das, aber nicht, um die Tauchrohre zu ölen/fetten. Den Dichtungen hilft es nicht, wenn sie den Kleister auch noch wegschieben müssen.
 

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Wichtig ist, daß die Gummi-Dichtfläche nicht spröde wird. Also immer minimal aber gleichmäßig mit Öl geschmiert wird. Gabeln mit offenem Ölbad halten am längsten. Da werden die mikroskopischen Poren in der Standrohrbeschichtung (whrsch. Eloxal?) bei jedem Einfedern gefüllt.
Aktuelle Modelle haben ja mit dem Schaumstoffring unterm Abstreifer ne kurzlebige "Ölbad-Simulation". :lol:

Die Billiggabel-Epidemie find ich auch blöd.
 
Gelegentlich mit kabelbinder den abstreifer lösen und etwas dünnes Öl mit der Spritze unter die abstreifer mach ich schon.
Muss halt tief genug sein, sonst isses sinnlos.
Standrohre nach abreiben mit Tuch, 1-2 tropfen ballistol, ein paarmal durchfedern, den Rest a putzen.
Also tiefen tut da hinterher nix.... ?
Diesen Tipp liest man immer wieder und er ist so falsch. So drückt man nur Dreck dahin wo er nicht hin soll.
Lieber ab und an einen kleinen Service machen. Mit ein wenig Übung dauert das keine 10min.
 
Wenn der Dreck zuvor ab geputzt wurde, gibt's auch keinen der hineingedrückt wird ???
Klar, ersetzt das keinen echten Gabel Service.
 
Wenn der Dreck zuvor ab geputzt wurde, gibt's auch keinen der hineingedrückt wird ???
Klar, ersetzt das keinen echten Gabel Service.
Der Dreck der sich ein Stück in den Abstreife gedrückt hat kannst Du nicht abputzen.
Ich habe solche Gabeln schon zum Service gehabt, ich erkenne das deutlich an den Foam Ringen und an dem Staubabstreifer ob Leute auf diese Art und Weise ihre Gabel "pflegen".
 
Dann wär das also eine Frage von: Was ist das geringere Übel?
Eine ruppige Gabel mit erhöhter Reibung oder von außen Öl/Fett ranpfuschen und somit evtl. Schmutz reinbringen?

Wenn jetzt aber ein Kunde mit ner 120 Euro Suntour Gabel niemals nen richtigen lower leg Service selbst durchführt und das auch beim Händler bei dem Preis nicht wirtschaftlich ist, weil man davon fast ne neue Billiggabel bekommen würde, vielleicht doch nicht so dumm vom Händler?
 
Die Frage lautet also, wenn man eines nicht richtig macht (Gabelservice), kann man dass durch etwas anderes, was man auch nicht richtig macht (Gabel von außen einfetten) mildern? Keine Ahnung, ich gehe einfach mit technischen Geräten so nicht um, auch wenn sie günstig sind. Im Gegenteil, günstige Systeme benutzen keine teuren, rostfreien Materialien, keine aufwendigen Dichtungen, ....., d.h. gerade die danken eine gute Pflege und laufen dann trotz niedrigen Preises erstaunlich gut und lange. Wobei ich gerade nicht-rostfreie Standrohre selbstverständlich mit einem öligen Lappen regelmäßig reinigen und auch immer nach beginnenden Rostpickeln schauen würde. Das ist aber kein "Gabel-einfetten". Und wenn so ein Teil noch Faltenbälge hat, dann gerade immer wieder unter die Dinger schauen. Die Logik erschließt sich mir nicht, für eine billige Gabel, weil sie billig ist, keinen Aufwand machen zu wollen. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Eine billige Gabel benötigt mehr Pflege, damit sie optimal läuft und das ist das Ziel und nicht Pflegeaufwand minimieren.
 
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