Sieht schick aus.
Bin gespannt, wie Du mit 1x11 klar kommst.
Ich kann mir schwer vorstellen, daß mir das passen würde.
Kleines Blatt vorn: Berghoch nötig und ok. Aber damit im Flachen? Und umgekehrt: Größeres Blatt im Flachen ok. Aber reichts dann für bergauf?
Für klassische Alpentouren im Stil vormittags "nur" berghoch und nachmittags "nur" bergab, kann ichs mir vorstellen. Aber hier bei uns, wo ich zwischen den 3 Trailgebieten ne Menge Flachstrecken als Transportstrecken hab, kann ich mirs nicht recht vorstellen.
Ja ja, 1x11 spaltet die Welt und 1x12 schon gleich drei mal. Als ich damals in der Planung war, wurde mir mitgeteilt, ich solle mich später melden und sagen, was ich haben möchte: Hirn oder Muskeln, beides zusammen gäbe es nicht. Leider habe ich den zweiten Teil des Satzes verpeilt und so bekam ich weder das eine noch das andere.
Jeder Mensch kommt mit einer bestimmten Anzahl Muskelfasern auf die Welt und verlässt sie auch so wieder. Das, was man an Fasern hat, kann man trainieren, man kann sie jedoch nicht vermehren. Das ist der Grund, warum nicht jeder Albert oder Arnold heißen kann und auch darum die folgende, kleine Abhandlung.
Um Millennium herum schenkten mir Bekannte ein Trekkingbike mit 3x7fach
Shimano Schaltung und Biopace Kettenblättern. Das war mein Wiedereinstieg in die faszinierende Welt des Bikens. Biopace kannte ich nicht, musste ich mich erst einmal schlau machen. Nachdem ich wusste um was es ging, es aber nicht nachvollziehen konnte, weil meinem Verstand nach das Oval um 90° versetzt gehörte, bin ich es einfach mal gefahren.
In diesem geschenktem Rad vereinte sich die Summe aller möglichen schlechten Eigenschaften von Rädern, bei Ghostshifting angefangen, über uneinstellbare V-Brakes und sich ständig neu positionierende Schaltungen, bis hin zu rutschenden und knarzenden Sattelstützen. Ich habe viel gelernt.
Als ich irgendwann verstand, dass das so nicht mehr in den Griff zu bekommen war, startete ich mein erstes Projekt mit 3x8 und ohne Biopace. Bin ich auch erstmal kommentarlos so gefahren, bis bei mir, während ich da so still vor mich hinschaltete, trotz des Eingangs erwähnten Initialfehlers, Denkprozesse begannen.
Ich begann auf meinen Fahrten zwischen Neustadt und Pirmasens den Umwerfer auf 2fach zu blockieren und experimentierte mit verschiedenen Kassetten und Kettenblättern. Da ich mit den damals zur Verfügung stehenden Ritzelrechnern nicht klar kam, zeichnete ich mir die Verhältnisse auf und beschloss anschließend, fortan auf den ganzen 3fach Quatsch zu verzichten. Inzwischen erblickte Feekens Ritzelrechner die Welt und vereinfachte die Planung gravierend.
Als nächstes baute ich auf 2x9 um und benutzte einen
Shimano Ultegra Umwerfer. 2x9 ist eine sehr effektive Schaltung die ich lange gefahren bin, bis ich auf 2x10 umstieg und ja, der Rennradumwerfer schaltete besser als der ganze MTB Kram. Später habe ich den auch mit gekürztem Käfig am Fully eingesetzt und bis 1x11 gefahren.
Meinen 2fach Kram habe ich teilweise behalten und die 1x11 Komponenten so gewählt, dass ein Umbau auf 2fach jederzeit möglich ist, wofür ich bis auf weiteres aber keinen Grund sehe. Wenn ich noch älter werde, wird bei Bedarf die Kassette auf 10-46/48 gewechselt oder, im schlimmsten Fall, auf E-Bike. 1x12 ist keine Option für mich. Das System ist bei Weitem nicht so sorgenfrei wie 1x11 und es gibt von
Shimano keine Shifter und Schaltwerke dafür. Den
SRAM Shiftern fehlen für mich gravierende Eigenschaften, auf die ich nicht verzichten möchte. Im Moment zumindest nicht. Und ja, ich kenne DI2 und nein, brauche ich nicht.
1x11 in
SRAM's original Version ist und bleibt meiner Meinung nach eine Krücke. Die zur Verfügung stehende Bandbreite ist schlichtweg zu gering. Damit klar kommen nur so konditionell miese Typen wie ich, die sich mit dem vorderen Kettenblatt den Antrieb in den Bereich schieben können, den sie noch treten können. Allen anderen, konditonsmäßig besser aufgestellten Gesellen, fehlen die Gänge vorne und hinten. Das rief dann auch gleich wieder diese arroganten Dummbeutel auf den Plan, die sich mit Sprüchen: "wer 1x11 nicht treten kann, soll sich gefälligst was anderes kaufen" und " 1x11 ist nicht für jeden" ihr mangelhaftes System schön lügen mussten. Die Versuche, die vorderen Kettenblätter zu wechseln um diesen, für jeden ersichtlichen Mangel zu beheben, können nur kurzzeitig helfen und ändern im Grundsatz nichts. Inzwischen bietet die Zubehörindustrie entsprechende Kassettenlösungen an und
SRAM hat mit der Eagle nachgeschoben.
Ich bin 1x11 mit 32er Blatt gefahren, viel zu groß, mit 30er, immer noch zu groß und jetzt mit 28er Oval, welches die teils doch recht heftigen Gangsprünge auf ein angenehmes Maß schrumpfen lässt, an das sich der Körper schnell gewöhnt. Schaltungstechnisch ist 1x11 das absolut Beste, was ich bisher gefahren bin. So komfortabel, geräuschlos und effizient, selbst unter Last, schaltet nichts anders. Dickes Lob an
SRAM für die Kassette. Und noch ein wichtiger Punkt: bei korrekt ausgelegtem Antrieb, wird
jeder Gang genutzt, was bei mehrfach Antrieben nicht oder kaum der Fall ist. Da sich der Verschleiß somit auf
alle Kettenblätter verteilt, wird die, durch den zwangsläufig erhöhten Kettenschräglauf verstärkte Abnutzung, wenigstens teilweise wettgemacht.
Für über die Alpen würde ich die Kassette auf 10-46 oder 48 wechseln. Was ich damit dann nicht hochkomme, laufe ich. Echt jetzt.
Schon damals, zu 7fach's Zeiten, hätte man gut auf dreifach verzichten können, zumindest was mich betrifft. Jede Menge Überschneidungen, nur 13 effektiv nutzbare Gänge und den großen Gang konnte ich daunhill sowieso erst ab 50km/h treten
8fach. Die Bandbreite hat sich zwar erhöht, trotzdem bleiben von den 24 Gängen nur wieder 13 übrig.
9fach. Gleiches hier, von 27 Gängen nur 14 nutzbar.
10fach. 30 Gänge und die Hälfte davon kannst du in die Tonne treten. Abgesehn mal von der Rödelei mit dem linken Shifter.
Bei 2fach fehlen zwar oben herum meist ein bis eineinhalb Gänge, die Schaltung ist jedoch deutlich effizienter und man muss sich echt fragen, ob die fehlenden, großen Gänge wirklich notwendig sind.
Zum Vergleich nochmal
2x10 und 1x11 mit 10-46
und
3x10 mit 1x11 10-46.
Alle Vergleiche mit 26", mit 650 oder 29 ändert sich relativ gesehen nix, absolut muss entsprechend angepasst werden. Und alles auf meinen Antrieb mit dem 28er Kettenblatt ausgerichtet. Bei Einsatz der 48er Kassette, kann man gerne auf ein anderes Kettenblatt wechseln. Hier macht das Sinn, da sich die Bandbreite ja effektiv erhöht hat.
So nun,
@rhnordpool Rainer, jetzt kannst du selbst entscheiden. Für mich langt es, das 10er Ritzel kann ich geradeso in der Ebene und für die Berge ist als nächstes die 10-46 in der Pipeline.