Tag 2 (der Pausentag)
Ich werde früh wach. Es ist frisch aber nicht kalt. Die Nacht war einigermaßen erholsam. Constantin fängt auch langsam an rumzuwursteln, nur Anno schläft noch tief und fest. Es ist ca. 6 Uhr und es wird schon allmählich hell. Ich bin unruhig und will langsam weiter.
Zum Frühstück gibt es die letzen Quarkbällchen und Kekse. Groß Hunger habe ich nicht aber ich weiß wie die Strecke weitergeht und weiß auch, dass ich ohne Energie nicht Radeln kann.
Es gibt Instantkaffee (besser als nichts) vom Constantin. Nächstes mal packe ich auch wieder einen Kocher ein. Eine Tasse habe ich natürlich auch vergessen aber ich kann etwas improvisieren:
Wir packen fix unsere Sachen ein und machen uns auf den Brocken und damit höchsten Punkt der Tour zu bezwingen. Es geht sofort steil los. Anno vermisst das 28er Kettenblatt und kämpft sich mit dem 32er die Panzerplatte hoch. Es ist eine nervige Mischung aus Fahren und Schieben. Aber es wäre dumm sich hier schon fertig zu machen. Auf der Panzerplatte kommt wieder GST Feeling auf.
Kurze Pause und Aussicht genießen. Ein weiterer grandioser Ausblick über den Nordharz und die Eckertalsperre. Von dem Waldbrand ist nichts zu sehen.
Weiter geht es:
Oben zieht es ganz schön. Ich bin völlig durchgeschwitzt. Der Speisesaal macht eigentlich erst um 9 auf aber wir bekommen trotzdem schon einen Kaffee und wärmen uns kurz im Saal auf.
Das obligatorische Foto am Brockenstein darf natürlich nicht fehlen.
Thomas Nachricht, dass er bis zum Bremer Teich gefahren ist schockiert ein bisschen. Das ist unser Ziel für dne heutigen Abend. Einen Tag rausgefahren, nach einem Tag. Wirklich beeindruckend.
Ich mache noch ein schnelles Foto vom Brocken und dann geht es über die Straße runter.
Nach 5 Minuten haben wir so viele Kilometer auf dem Tacho wie in der Stunde zuvor. Bei den Brockenkindern biegt der Trail seitlich ab. Nicht fahrbar auf den ersten Metern. Im Tragen und Schieben haben wir Übung.
Die Abfahrt ist traillastig und führt uns an der Zeterklippen vorbei. Dort packt gerade eine Gruppe Wanderer ihr Zelt zusammen.
In der folgenden Abfahrt hat Constantin einen Platten (Zitat: Mit Tubeless hatte ich noch nie Probleme). Ein deftiger Schnitt in der Seitenwand. Der Ersatzschlauch schaut seitlich ein bisschen raus. Aber es geht nicht anders.
Wir fahren weiter über das Gasthaus Steinerne Rinne.
Schöne Aussicht:
Wir fahren weiter bis Werningerode. Direkt nach dem Bahnhof machen wir eine gemeinsame Vollbremsung. Vor uns steht ein aufgebauter Tisch vor einem offenen Kofferraum mit einem Harzer Roller Banner?
Ich wusste von nichts und finde es ziemlich genial. Christoph hat von der Aktion gelesen und einen Versorgungsstand aufgebaut. Es liegt alles drauf, was man sich wünscht. Obst, Riegel, Ersatzteile, Radler, Outdoorgerichte.
Es ist Urlaub und morgens um 11. Da kann man sich schon mal ein Radler genehmigen. Christoph kocht auch noch Kaffee. Einfach genial.
Ich finde es Wahnsinn, dass er uns so unterstützt. Irgendwie sind die Bikepacker schon eine verrückte Truppe.
Vielen Dank noch einmal an dieser Stelle für die geniale Aktion. Rückblickend ist das für mich das Highlight der Tour.
Irgendwann packt uns die Unruhe. Wir machen sehr viele Pausen, die Uhr läuft weiter und die Kilometer werden nicht weniger.
Wir bedanken uns, ich nehme noch ein bisschen Obst mit (Die Riegel nerven mich jetzt schon).
Weiter Richtung Elbingerode.
Kurz vor Elbingerode penne ich kurz als wir über einen Weg abfahren, auf dem viele geschlagene Äste liegen. Es schmeißt mich ziemlich heftig. Das Bein wird zwischen Lenker und Oberrohr eingeklemmt und durchgezogen. Adrenalin schießt durch den Körper. Ich taste mich ab. Nichts gebrochen, tut aber sau weh.
Auf der nächsten Bank machen wir Pause und ich schaue meinem Schienbein zu wie es sich verfärbt und sich eine beachtliche Beule bildet. Ich verzichte erst einmal auf eine Ibo und fahre weiter. Ich will schauen wie es sich anfühlt und ob es weitergeht.
Wir fahren über Rübeland Richtung Bode. Dort gibt es einen der schönsten Trails der Tour. Immer entlang der Bode hoch und runter. Am Ende folgt noch ein ziemlich heftiges Schiebestück über eine kleine Kuppe.
Es geht an der Talsperre Wendefurth und wir kehren bei einem Fischrestaurant ein. Großer Durst und Lust auf Eis. Auf der Talsperre gibt es Bungeesprünge und alles ist voller Touristen. Ich habe gerade keine Lust auf so viele Menschen und wir fahren dann auch weiter. Die nächste Pause, wir sind im Genießermodus.
Dananch geht es erst einmal flach an der Bode entlang. Ein Hügel und wir sind am Hexentanzplatz. Menschen. Überall Menschen.
Schnell weiter. Außerdem haben wir Hunger und hoffen in Thale am Sonntag etwas zu essen zu bekommen. Eine Bockwurst an der Tankstelle. Irgendetwas schnelles.
Wir fahren durch Thale und schauen Rechts und Links. Wir sind fast durch. Irgendwann fragen wir einen Passanten.
"Kein Problem, 3 Kilometer in die entgegengesetzte Richtung."
Eigentlich wollen wir fix weiter aber wir sind auch an einem Griechen vorbei gefahren. Wir setzen uns raus und füllen die Speicher mit Gyros und Souvlaki. Der Motor hat schon etwas zu stottern angefangen. Das Essen hilft aber.
Die ersten Meter danach fallen schwer aber es geht weiter Richtung Teufelsmauer. Ich hatte schon vergessen, dass die auf dem Track liegt und den Teil bin ich selbst noch nicht gefahren.
Die Teufelsmauer ist ein weiteres Highlight der Tour. Wir machen viele Bilder und genießen die Atmosphäre dieses Ortes in der Abendsonne.
Ab hier habe ich selbst gescoutet und weiß was auf mich zukommt. Es wird genial bleiben. Es fällt mir schwer nicht zu verraten was auf uns zukommt. Die Jungs sollen ja auch ein kleines Abenteuer erleben.
Direkt vor Gernrode fährt Constatin durch eine Welle und der Seatpack hängt zwischen Rahmen und
Reifen. Seatpack durch, Beutel der Isomatte durch, man kann die Matte sehen. Das könnte das Ende der Isomatte sein. Mist.
Wir kehren in einem ziemlich überraschenden Pub ein und trinken erst einmal was. Helmlampen angurten scahdet auch nichts, es wird schon wieder dunkel. Danach kommen noch ein paar Höhenmeter bis zum Bremer Teich inklusive Campingplatz. Hier will Constantin bleiben. Eine Dusche nach 2 Tagen schadet bekanntermaßen nicht.
Anno ist nicht überzeugt. Er ist ein Anhänger der reinen Lehre des Bikepackings. Ich lasse mich überzeugen und wir verabschieden uns auf dem Campingplatz. in 2 Kilometern gibt es eine Hütte die wir anpeilen. Leider ist das wirklich die letze Bruchbude und wir fahren zurück zum Campingplatz und schlagen unser Lager im Wald dahinter auf. Ein kleines bisschen Selbstbetrug aber die Ecke ist ziemlich schön.
Er Biwaksack, ich Hängematte. Wir plündern noch einmal die Essenvorräte. Harzer Stracke macht mich immer Glücklich. Andere Regionen haben eine Bierkultur, wir haben eine Mettwurstkultur. Ein kleines Stück Heimat aus dem Rucksack.
Mit guten 100km und ca 1800hm kann man zufrieden sein. Ich stecke die Isomatte und den Quilt in die Hängematte. Es ist immer noch warm und trocken. Schon 2 Tage nacheinander. Die Aussicht sagt, dass es auch so bleiben soll. Komisches Wetter.
Vorsichtshalber lasse ich die Daunenjacke an. Nach so einem Tag friere ich immer etwas mehr.