Es ist ein sonniger Mittwoch-Spätnachmittag und Rikman und ich sitzen im Auto auf dem Weg in den Harz. Wir stehen im Stau. In Berlin. Doch die Annahme so einen anderen Stau umfahren zu haben sowie die Vorfreude auf das Harzsturmwochenende ließ uns die Stimmung nicht vertrießen.
Wie jedes Jahr, es ist ja nun schon zur Tradition gereift, trifft sich der ESK im Harz um zusammen und mit Freunden ein paar schöne Tage zu erleben, Touren zu fahren, zu feiern. Dieses Jahr sollte es, wie schon bei der Premiere vor zwei Jahren, nach Hohegeiß gehen, direkt in den Hochharz. Die Örtlichkeit war uns gut in Erinnerung geblieben und Micha59 hatte wieder weder Kosten noch Mühen gescheut um die organisatorischen Vorbereitungen zu treffen - sprich: er hat die ganze Sache auf die Beine gestellt. Und das zu unser aller Zufriedenheit, außer die Geschichte mit dem Bier, aber dafür kann der Micha nichts, dazu später mehr.
Eins zwei waren Rikman und ich an Magdeburg dran, die Fahrt war recht kurzweilig. Wir lästerten über diese und jene Personen, über die Weltwirtschaft, die Energieversorgung, die Altersproblematik oder den Lastwagenverkehr (nicht ohne zu rekapitulieren, dass das Bier welches wir gekauft hatten, und mit dem wir unsere Schuldigkeit für die Getränkeversorgung beim Harzsturm ansich abgetan hatten, nicht aus heimatnaher Produktion stammte, sondern aus dem tschechischen Ausland mittels Straßentransport nach Berlin gekarrt wurde). Gegen 2200 schlugen wir im Hohegeiß auf und von unseren Truppen war nichts zu sehen. Wir streunten durch die Gänge, aber niemand war vorzufinden. Da die anderen allem Anschein nach Essen fahren waren machten wir es uns in der Küche bequem, bestaunten Darkdesigner Karten vom Harz in A0-Format und löschten unseren Durst mit dem ersten Bier. So langsam trudelten die Leute ein und es wurde ein fröhlicher Abend. Es wurde auch ein recht langer Abend. Einige Kader waren erst gegen 0100 in Berlin losgefahren und obwohl keiner mehr auf ihre Ankunft warten wollte, vertrieben Darkdesigner, Rikman und ich, besoffen wie wir waren, uns die Zeit bis die letzten um 0430 endlich kamen, zum Ärger der bereits Schlafenden, mit allerlei Schabernack auf den Fluren des Hauses.
Donnerstag - Himmelfahrt
Da wir am Abend zuvor hauptsächlich Tannenzäpfle gesoffen hatten fiel es nicht schwer sich an diesem Morgen aus den Betten zu begeben. Wie jedes Jahr so war auch diesmal am Donnerstag die Einführungsrunde angesagt bei der alle zusammen im Trupp fuhren.
Hier: El, PDa, Rikman, Onkel (v.l.n.r.)
Zum Warmwerden wurden erstmal die 100hm in die Ortsmitte von Hohegeiß hochgeknallt. Danach ging es kurze Zeit auf dem alten Grenzstreifen entlang nach Roteshütte und weiter nach Sophienhof. Die Weiterfahrt nach Netzkater war aufgrund der unzulänglichen, falschen und oft verwirrenden Beschilderung (Jockel kochte schon innerlich) etwas schwierig, doch nach reichlich hin und her fanden wir den rechten Weg. Rückwärts ging es etwas südlicher durch die stark zertalte Landschaft wieder nach Hohegeiß. Immerhin 40km kamen zusammen, wobei gesagt werden muss, dass ich, und auch etliche andere, alle Anstiege ausnahmslos mit 100% hochbolzten.
Am Nachmittag hatte Micha59 eine Besichtigung des KZ Mittelbau-Dora und der unterirdischen Stollen, in denen Kriegsmaschinerie gefertigt wurde, organisiert. Der diesjährige Kulturbeitrag war sehr einprägsam, man kann jedem nun raten sich diese Anlage nähe Nordhausen anzusehen.
Grilles und Bäuche füllen
Der Abend sollte aber wieder fröhlicherer Natur sein und wie es die Tradition verlangte wurde totes Tier gegrillt und reichlich Hopfenkaltschale verkonsumiert.
Lagerfeuer 1
Als es langsam dunkelte wurde zum Lagerfeuer gewechselt an dem der Abend jedenfalls für mich irgendwann zwischen 0200 und 0300 ein Ende fand.
Freitag
Am Freitag waren verschiendene Touren angesagt, jenachdem wer Lust hatte mit wem wann wohin zu fahren. So ergab es sich, dass sich eine Gruppe von gut 15 Leuten angeführt von Nautilus auf den Weg Richtung Brocken machte. Zunächst ging es in gemütlicher Fahrt nach Braunlage wo wir noch Dirk, einen Kumpel von Nauti einsammelten. An der aufgrund des schlechten Wetters verwaisten Liftstation vorbei ging es hinein in den Berg. Ein herrlicher Weg zog sich linksseitig neben einem Bach stramm den Berg hoch, bestes Terrain für die Singlespeeder unter uns. Menis und Husten knallten vorneweg, PDa und ich versuchten dran zu bleiben und Madbull hielt mit seinem Singlespeedpanzer erfolgreich Anschluss. Der Wurmberg wurde rechts liegen gelassen, stattdessen erklommen wir den sogenannten Achtermann. Oben angekommen sammelten wir uns und stürzten uns durchgefrohren wie wir waren auf die Abfahrt. Die war zwar nicht sehr schnell - im Gegenteil - aber nicht weniger halsbrecherisch. Eigentlich bestand der ganze Weg nur aus Steinen, von klein mit Felsbrockengröße, und Wurzeln, vom andauernden Regen schön schmierig und glatt. Die Passage war nur in langsamen Tempo und mit viel Geschicklichkeit zurückzulegen, es erforderte höchste Konzentration und einiges an Trailkönnen. Am Ende des ersten Abschnittes waren unter den ersten Vieren trotzdem drei singlespeedende Starrgabelfahrer-tja. Amüsant war, wie wir fast alle unten standen und hinaufblickten, sich Ritzelflitzer vor aller unser Augen hinbrezelte. Neben dem Regen machte uns auch die Temperatur zu schaffen, es waren vielleicht 5°C und das Ende Mai. Die Finger waren klamm und meine Waden von der schwierigen Abfahrt steif und kalt. Weiter ging es den Weg, der zeitweise einem Bach glich, bergab und danach den Märchenweg (Highlight des Tages) nach Torfhaus. Hier entdeckte ich einen Schleicher im hinteren Reifen, also war ertsmal Schlauch wechslen angesagt. Nicht gerade der schönste Zeitvertreib bei dem Wetter.
Von Torfhaus ging es zurück nach Braunlage. Die Schussfahrten waren genial, ließen ein jedoch komplett durchfrieren. Auf der letzten Abfahrt vor Braunlage ließ mich das Reifenpech nicht aus der Ruhe kommen, ich hatte einen Platten am Vorderrad. Also wieder Reifen gewechselt. Doch durch Braunlage rollend, hier kamen uns Rikman und G-Punkt entgegen, merkte ich wie die Luft am Vorderrad abermals nachließ. Meine Lust den Schlauch zu Flicken war allerdings am Tiefpunkt angekommen, sodass ich alle paar Kilometer nur etwas nachpumpte. Der letzte Anstieg nach Hohegeiß hatte es nochmal tierisch in sich und als wir an unserer Hütte ankamen wußten wir was wir geleistet hatten. Die Plattheit meiner Reifen übertrug sich quasi auf die Mitfahrer. Nach dem Räderabduschen, wobei Madbull zudem mich von oben bis unten mit von Dreck befreite, gings ab unter die heiße Dusche, nicht jedoch ohne das obligatorische Duschbier.
Bis zum abendlichen Essen war allgemeines Chillen angesagt - für die meisten. G-Punkt, Rikman und ich mussten uns aufgrund der Bierknappheit auf den Weg machen um Neues zu holen. Nächstes Jahr muss das wieder besser geregelt, denn es gab nicht Wenige die entweder kein Bier mitbrachten oder es auf den Zimmer horteten. Zum Essen fassen versammelte sich ein großer Teil der Himmelfahrtskommandomannschaft im nahegelegenen Restaurant "Die dicken Klöten". Derweil machte sich der Rest daran das zweite Lagerfeuer einzuweihen. Nachdem wir fürstlich gespeist hatten gesellten wir uns dazu. Einige Zeit später kam Micha59, zuammen mit den anderen Leuten die auch im Objekt untergebracht waren, um uns darauf hinzuweisen, dass diese Feuerstelle nicht für uns gedacht war. Nunja, so schnell lässt sich der ESK nicht vertreiben und anfangs saßen wir zusammen ums Feuer. Doch der Humor einiger Kader schien bei den Fremden wenig anklang zu finden, sodass wir recht schnell wieder in trauter Runde zusammensaßen. Einige ließen es sich aber nicht nehmen den mitgebrachten Teig um dreckige Äste zu wickeln, über dem Feuer zu verbrennen, zu essen und dann so zu tun als ob es schmecke - ich glaube man nennt das Stockbrot.
Lagerfeuer 2 (eigentlich auch am Freitagabend, na egal...)
Nachdem das Feuer standesgemäß ausgepisst wurde verlagerte man die Runde nach drinnen, wo ein kleiner Rest den Abend ausdehnte und bis kurz vor 0500 bei lauter Musik abtanzte, pogte, auf den Tischen steppte und andere vom Schlafen abhielt. Rikman und ich beschlossen stockbesoffen, am nächsten Tag mit den Singlespeedern den Borcken zu strümen, egal was komme - es sollte sich rächen.
Sonnabend
Ich drehte mich auf die andere Seite, die Welt drehte sich hinterher und ich hatte das Gefühl noch kein Auge zugemacht zu haben, als irgendjemand die Glocke im Flur läutete und "Aufstehen" brüllte. Nun, da unser Zimmer (es schliefen hier Schotter, Spezi, Rikman und ich) so mit die Letzten waren die am Vorabend ins Bett taumelten, genehmigten wir uns noch ein Mütze Schlaf und standen erst um 1030 auf. Die Kopfscherzen verschwanden zunächst nach den ersten Schlucken Wasser. Der Blick aus dem Fenster verriet sehr wechselhaftes Wetter, dicke Regenwolken und Sonnenschein wechselten sich ab. Nach einem ausgedehnte Frühstück und nötigen Nachjustagen an der Bremse (ich war die ganze Tour am Vortag ohne Hinterradbremse gefahren), konnte es langsam und gemächlich losgehen. Die anderen waren schon fast alle auf der Strecke als Rikman und ich die Pferde sattelten. Der Brocken rief.
Noch stief in Gliedern (also Beinen) kämpften wir uns den ersten Anstieg hinauf um in aller sehlenruhe nach Sorge hinunterzurollern. Der Hinweg sollte so direkt und einfach sein wie möglich, aber es kam wieder anders. Kurz hinter Sorge nahmen wir den falschen Abzweig und kamen erst auf Umwegen nach Elend. An Elend vorbei erklommen wir ein fiese Rampe und befanden uns nun zwischen Wurmberg und Schierke. Der erste Test lief gut. Nun ging es zunächst mit Volltempo runter zur Kalten Bode. Unten angekommen konnte es losgehen: auf gut 600hm am Stück sollte uns die Fahrstraße hinauf auf den höchsten Berg des Harzes und bringen. Die Fahrt war anstrengend aber recht angenehm. Nachdem wir unseren Rhythmus gefunden hatten kurbelten wir rasch bergan. Immerwieder taten sich tolle Blicke in den Ostharz oder auf den Wurmberg auf, die Wolken rissen zusehends auf und die Sonne erstrahlte. Die Auffahrt war mit allerlei Unterhaltung verbunden; touristisches Kroppzeug gab es zu Bestaunen und lieferte zahlreiche Gründe abzulästern, Typen die ihre Baumarktfullies bergan schoben wurden mit unserer hinterherziehenden Staubwolke zugedeckt. Die Straße ist im unteren Teil bis auf einer paar fiese Rampen nicht sehr steil, nur zum Schluss hin ging es übel an den Berg. Hinzu kam ein strammer Gegenwind auf den letzten Metern.
Oben angekommen drehten wir eine kleine Runde und begaben uns sofort zum Imbiss. Ich ging hinein und orderte lecker Erbsensuppe während Rikman die Biere, selbständig den Berg hinaufgetragen, servierte. Als ich wieder rauskam fielen leichte Schneeflocken. Es war knapp über 0°C. Um nicht vollends durchzufrieren kippten wir fix das Pils und die Suppe hinter und machten uns auf die Abfahrt. Aufgrund des typischen Wetters (westlich des Brockens wolkenverhangen und regnerisch, im Osten auflockernd und sonnig) entschieden wir uns dazu anfänglich die Straße wieder hinabzurollen, bogen dann aber links weg. Ein schmaler und genialer Singletrack führte auf den Weg nach Drei Annen Hohne, welchen wir bis zum Ort hinunterbolzten. Zwischendrin hatte ich abermals einen Durchschlag am Vorderrad. Klares Resümé: in den Bergen immer mit dicken Reifen und nicht so dünnem Gedöns.
Von Drei Annen Hohne führte uns der Weg quer rüber nach Mandelholz. Ein Blick in die Karte verriet, dass wir von hier anscheinend recht bequem auf dem Weg mit dem grünen Punkt weiter quer durch nach Sorge kämen. So kann man sich irren. Der sehr geniale und meist schmale Weg/Pfad führte über drei kleinere Bergrücken die es tierisch in sich hatten. Schon am ersten Anstieg waren meine Beine tot. Ich gab mich dem Berg geschlagen und musste schieben - wie demütigend wenn man in Normalform solche Rampen hochgestochen wäre. Doch die lange Nacht forderte Tribut in Form von Kopfschmerzen und bewegungsstarren Beinen. Am zweiten Berg erging es Rikman nicht anders - wir waren total fertig! Wir schleppten uns noch von Tanne nach Sorge wo wir am Orstausgang die erstbeste Bank in Beschlag nahmen bevor es auf die letzten 100hm nach Hohegeiß ging. Doch wir kamen nicht drumherum und kämpften uns bis nach Hause. Selten war ich so kaputt...
Der letzte Abend war dementsprechend weniger lang und auch die Partywilligen wurden aufgrund der Absage von local Hero DJ Achimund des dadurch bedingten Ausfalls der Dorfdisse am Abfeiern gehindert. So saß man noch ein wenig zusammen oder ging halt eher frühzeitig ins Bett.
Sonntag
Sonntag - Abreisetag. Nach dem allmorgendlichem Kampf mit der Bettdecke und dem Unterdrücken des Harndranges standen wir doch recht früh auf - jedenfalls für meine Gefühle. Wie immer wird der Sonntag eher individuell gestaltet. Einige wollten noch eine kleine Abschiedsrunde drehen, andere (Jockel) machten sich mit dem Rad auf zum Bahnhof Blankenburg um zurück nach Berlin zu fahren, Rikman und ich packten das Auto in Rekordzeit und düsten, da in Berlin noch Arbeit wartete, schon halb zehne ab.
Der Harzstrum 2004 war wieder eine gelungene Aktion. Zuerst gilt Micha59 der dicke Dank für die ganze Organisation!! Und dann hoffe ich, dass es den Anderen auch so viel Spass gemacht hat wie mir. Es gab zwar ein paar blöde Kleinigkeiten, aber insgesamt war es wieder sehr geil. Es gab alles was das Herze begehrt: Eisenschweinwetter, Sonne und Schatten, geile Touren mit Freunden, Lagerfeuer, (letztendlich doch) reichlich Bier, Party und Musik. Jeder Harzsturm hatte bisher etwas Eigenes, so auch dieser. Und deshalb können wir uns auch schon auf nächstes Jahr freuen, wenn es vielleicht heißt: Harzsturm im Thüringer Wald.
traditionelles Bild: der Bikekeller
rb
p.s.: die bilder sind von fefe. thx
Wie jedes Jahr, es ist ja nun schon zur Tradition gereift, trifft sich der ESK im Harz um zusammen und mit Freunden ein paar schöne Tage zu erleben, Touren zu fahren, zu feiern. Dieses Jahr sollte es, wie schon bei der Premiere vor zwei Jahren, nach Hohegeiß gehen, direkt in den Hochharz. Die Örtlichkeit war uns gut in Erinnerung geblieben und Micha59 hatte wieder weder Kosten noch Mühen gescheut um die organisatorischen Vorbereitungen zu treffen - sprich: er hat die ganze Sache auf die Beine gestellt. Und das zu unser aller Zufriedenheit, außer die Geschichte mit dem Bier, aber dafür kann der Micha nichts, dazu später mehr.
Eins zwei waren Rikman und ich an Magdeburg dran, die Fahrt war recht kurzweilig. Wir lästerten über diese und jene Personen, über die Weltwirtschaft, die Energieversorgung, die Altersproblematik oder den Lastwagenverkehr (nicht ohne zu rekapitulieren, dass das Bier welches wir gekauft hatten, und mit dem wir unsere Schuldigkeit für die Getränkeversorgung beim Harzsturm ansich abgetan hatten, nicht aus heimatnaher Produktion stammte, sondern aus dem tschechischen Ausland mittels Straßentransport nach Berlin gekarrt wurde). Gegen 2200 schlugen wir im Hohegeiß auf und von unseren Truppen war nichts zu sehen. Wir streunten durch die Gänge, aber niemand war vorzufinden. Da die anderen allem Anschein nach Essen fahren waren machten wir es uns in der Küche bequem, bestaunten Darkdesigner Karten vom Harz in A0-Format und löschten unseren Durst mit dem ersten Bier. So langsam trudelten die Leute ein und es wurde ein fröhlicher Abend. Es wurde auch ein recht langer Abend. Einige Kader waren erst gegen 0100 in Berlin losgefahren und obwohl keiner mehr auf ihre Ankunft warten wollte, vertrieben Darkdesigner, Rikman und ich, besoffen wie wir waren, uns die Zeit bis die letzten um 0430 endlich kamen, zum Ärger der bereits Schlafenden, mit allerlei Schabernack auf den Fluren des Hauses.
Donnerstag - Himmelfahrt
Da wir am Abend zuvor hauptsächlich Tannenzäpfle gesoffen hatten fiel es nicht schwer sich an diesem Morgen aus den Betten zu begeben. Wie jedes Jahr so war auch diesmal am Donnerstag die Einführungsrunde angesagt bei der alle zusammen im Trupp fuhren.
Hier: El, PDa, Rikman, Onkel (v.l.n.r.)
Zum Warmwerden wurden erstmal die 100hm in die Ortsmitte von Hohegeiß hochgeknallt. Danach ging es kurze Zeit auf dem alten Grenzstreifen entlang nach Roteshütte und weiter nach Sophienhof. Die Weiterfahrt nach Netzkater war aufgrund der unzulänglichen, falschen und oft verwirrenden Beschilderung (Jockel kochte schon innerlich) etwas schwierig, doch nach reichlich hin und her fanden wir den rechten Weg. Rückwärts ging es etwas südlicher durch die stark zertalte Landschaft wieder nach Hohegeiß. Immerhin 40km kamen zusammen, wobei gesagt werden muss, dass ich, und auch etliche andere, alle Anstiege ausnahmslos mit 100% hochbolzten.
Am Nachmittag hatte Micha59 eine Besichtigung des KZ Mittelbau-Dora und der unterirdischen Stollen, in denen Kriegsmaschinerie gefertigt wurde, organisiert. Der diesjährige Kulturbeitrag war sehr einprägsam, man kann jedem nun raten sich diese Anlage nähe Nordhausen anzusehen.
Grilles und Bäuche füllen
Der Abend sollte aber wieder fröhlicherer Natur sein und wie es die Tradition verlangte wurde totes Tier gegrillt und reichlich Hopfenkaltschale verkonsumiert.
Lagerfeuer 1
Als es langsam dunkelte wurde zum Lagerfeuer gewechselt an dem der Abend jedenfalls für mich irgendwann zwischen 0200 und 0300 ein Ende fand.
Freitag
Am Freitag waren verschiendene Touren angesagt, jenachdem wer Lust hatte mit wem wann wohin zu fahren. So ergab es sich, dass sich eine Gruppe von gut 15 Leuten angeführt von Nautilus auf den Weg Richtung Brocken machte. Zunächst ging es in gemütlicher Fahrt nach Braunlage wo wir noch Dirk, einen Kumpel von Nauti einsammelten. An der aufgrund des schlechten Wetters verwaisten Liftstation vorbei ging es hinein in den Berg. Ein herrlicher Weg zog sich linksseitig neben einem Bach stramm den Berg hoch, bestes Terrain für die Singlespeeder unter uns. Menis und Husten knallten vorneweg, PDa und ich versuchten dran zu bleiben und Madbull hielt mit seinem Singlespeedpanzer erfolgreich Anschluss. Der Wurmberg wurde rechts liegen gelassen, stattdessen erklommen wir den sogenannten Achtermann. Oben angekommen sammelten wir uns und stürzten uns durchgefrohren wie wir waren auf die Abfahrt. Die war zwar nicht sehr schnell - im Gegenteil - aber nicht weniger halsbrecherisch. Eigentlich bestand der ganze Weg nur aus Steinen, von klein mit Felsbrockengröße, und Wurzeln, vom andauernden Regen schön schmierig und glatt. Die Passage war nur in langsamen Tempo und mit viel Geschicklichkeit zurückzulegen, es erforderte höchste Konzentration und einiges an Trailkönnen. Am Ende des ersten Abschnittes waren unter den ersten Vieren trotzdem drei singlespeedende Starrgabelfahrer-tja. Amüsant war, wie wir fast alle unten standen und hinaufblickten, sich Ritzelflitzer vor aller unser Augen hinbrezelte. Neben dem Regen machte uns auch die Temperatur zu schaffen, es waren vielleicht 5°C und das Ende Mai. Die Finger waren klamm und meine Waden von der schwierigen Abfahrt steif und kalt. Weiter ging es den Weg, der zeitweise einem Bach glich, bergab und danach den Märchenweg (Highlight des Tages) nach Torfhaus. Hier entdeckte ich einen Schleicher im hinteren Reifen, also war ertsmal Schlauch wechslen angesagt. Nicht gerade der schönste Zeitvertreib bei dem Wetter.
Von Torfhaus ging es zurück nach Braunlage. Die Schussfahrten waren genial, ließen ein jedoch komplett durchfrieren. Auf der letzten Abfahrt vor Braunlage ließ mich das Reifenpech nicht aus der Ruhe kommen, ich hatte einen Platten am Vorderrad. Also wieder Reifen gewechselt. Doch durch Braunlage rollend, hier kamen uns Rikman und G-Punkt entgegen, merkte ich wie die Luft am Vorderrad abermals nachließ. Meine Lust den Schlauch zu Flicken war allerdings am Tiefpunkt angekommen, sodass ich alle paar Kilometer nur etwas nachpumpte. Der letzte Anstieg nach Hohegeiß hatte es nochmal tierisch in sich und als wir an unserer Hütte ankamen wußten wir was wir geleistet hatten. Die Plattheit meiner Reifen übertrug sich quasi auf die Mitfahrer. Nach dem Räderabduschen, wobei Madbull zudem mich von oben bis unten mit von Dreck befreite, gings ab unter die heiße Dusche, nicht jedoch ohne das obligatorische Duschbier.
Bis zum abendlichen Essen war allgemeines Chillen angesagt - für die meisten. G-Punkt, Rikman und ich mussten uns aufgrund der Bierknappheit auf den Weg machen um Neues zu holen. Nächstes Jahr muss das wieder besser geregelt, denn es gab nicht Wenige die entweder kein Bier mitbrachten oder es auf den Zimmer horteten. Zum Essen fassen versammelte sich ein großer Teil der Himmelfahrtskommandomannschaft im nahegelegenen Restaurant "Die dicken Klöten". Derweil machte sich der Rest daran das zweite Lagerfeuer einzuweihen. Nachdem wir fürstlich gespeist hatten gesellten wir uns dazu. Einige Zeit später kam Micha59, zuammen mit den anderen Leuten die auch im Objekt untergebracht waren, um uns darauf hinzuweisen, dass diese Feuerstelle nicht für uns gedacht war. Nunja, so schnell lässt sich der ESK nicht vertreiben und anfangs saßen wir zusammen ums Feuer. Doch der Humor einiger Kader schien bei den Fremden wenig anklang zu finden, sodass wir recht schnell wieder in trauter Runde zusammensaßen. Einige ließen es sich aber nicht nehmen den mitgebrachten Teig um dreckige Äste zu wickeln, über dem Feuer zu verbrennen, zu essen und dann so zu tun als ob es schmecke - ich glaube man nennt das Stockbrot.
Lagerfeuer 2 (eigentlich auch am Freitagabend, na egal...)
Nachdem das Feuer standesgemäß ausgepisst wurde verlagerte man die Runde nach drinnen, wo ein kleiner Rest den Abend ausdehnte und bis kurz vor 0500 bei lauter Musik abtanzte, pogte, auf den Tischen steppte und andere vom Schlafen abhielt. Rikman und ich beschlossen stockbesoffen, am nächsten Tag mit den Singlespeedern den Borcken zu strümen, egal was komme - es sollte sich rächen.
Sonnabend
Ich drehte mich auf die andere Seite, die Welt drehte sich hinterher und ich hatte das Gefühl noch kein Auge zugemacht zu haben, als irgendjemand die Glocke im Flur läutete und "Aufstehen" brüllte. Nun, da unser Zimmer (es schliefen hier Schotter, Spezi, Rikman und ich) so mit die Letzten waren die am Vorabend ins Bett taumelten, genehmigten wir uns noch ein Mütze Schlaf und standen erst um 1030 auf. Die Kopfscherzen verschwanden zunächst nach den ersten Schlucken Wasser. Der Blick aus dem Fenster verriet sehr wechselhaftes Wetter, dicke Regenwolken und Sonnenschein wechselten sich ab. Nach einem ausgedehnte Frühstück und nötigen Nachjustagen an der Bremse (ich war die ganze Tour am Vortag ohne Hinterradbremse gefahren), konnte es langsam und gemächlich losgehen. Die anderen waren schon fast alle auf der Strecke als Rikman und ich die Pferde sattelten. Der Brocken rief.
Noch stief in Gliedern (also Beinen) kämpften wir uns den ersten Anstieg hinauf um in aller sehlenruhe nach Sorge hinunterzurollern. Der Hinweg sollte so direkt und einfach sein wie möglich, aber es kam wieder anders. Kurz hinter Sorge nahmen wir den falschen Abzweig und kamen erst auf Umwegen nach Elend. An Elend vorbei erklommen wir ein fiese Rampe und befanden uns nun zwischen Wurmberg und Schierke. Der erste Test lief gut. Nun ging es zunächst mit Volltempo runter zur Kalten Bode. Unten angekommen konnte es losgehen: auf gut 600hm am Stück sollte uns die Fahrstraße hinauf auf den höchsten Berg des Harzes und bringen. Die Fahrt war anstrengend aber recht angenehm. Nachdem wir unseren Rhythmus gefunden hatten kurbelten wir rasch bergan. Immerwieder taten sich tolle Blicke in den Ostharz oder auf den Wurmberg auf, die Wolken rissen zusehends auf und die Sonne erstrahlte. Die Auffahrt war mit allerlei Unterhaltung verbunden; touristisches Kroppzeug gab es zu Bestaunen und lieferte zahlreiche Gründe abzulästern, Typen die ihre Baumarktfullies bergan schoben wurden mit unserer hinterherziehenden Staubwolke zugedeckt. Die Straße ist im unteren Teil bis auf einer paar fiese Rampen nicht sehr steil, nur zum Schluss hin ging es übel an den Berg. Hinzu kam ein strammer Gegenwind auf den letzten Metern.
Oben angekommen drehten wir eine kleine Runde und begaben uns sofort zum Imbiss. Ich ging hinein und orderte lecker Erbsensuppe während Rikman die Biere, selbständig den Berg hinaufgetragen, servierte. Als ich wieder rauskam fielen leichte Schneeflocken. Es war knapp über 0°C. Um nicht vollends durchzufrieren kippten wir fix das Pils und die Suppe hinter und machten uns auf die Abfahrt. Aufgrund des typischen Wetters (westlich des Brockens wolkenverhangen und regnerisch, im Osten auflockernd und sonnig) entschieden wir uns dazu anfänglich die Straße wieder hinabzurollen, bogen dann aber links weg. Ein schmaler und genialer Singletrack führte auf den Weg nach Drei Annen Hohne, welchen wir bis zum Ort hinunterbolzten. Zwischendrin hatte ich abermals einen Durchschlag am Vorderrad. Klares Resümé: in den Bergen immer mit dicken Reifen und nicht so dünnem Gedöns.
Von Drei Annen Hohne führte uns der Weg quer rüber nach Mandelholz. Ein Blick in die Karte verriet, dass wir von hier anscheinend recht bequem auf dem Weg mit dem grünen Punkt weiter quer durch nach Sorge kämen. So kann man sich irren. Der sehr geniale und meist schmale Weg/Pfad führte über drei kleinere Bergrücken die es tierisch in sich hatten. Schon am ersten Anstieg waren meine Beine tot. Ich gab mich dem Berg geschlagen und musste schieben - wie demütigend wenn man in Normalform solche Rampen hochgestochen wäre. Doch die lange Nacht forderte Tribut in Form von Kopfschmerzen und bewegungsstarren Beinen. Am zweiten Berg erging es Rikman nicht anders - wir waren total fertig! Wir schleppten uns noch von Tanne nach Sorge wo wir am Orstausgang die erstbeste Bank in Beschlag nahmen bevor es auf die letzten 100hm nach Hohegeiß ging. Doch wir kamen nicht drumherum und kämpften uns bis nach Hause. Selten war ich so kaputt...
Der letzte Abend war dementsprechend weniger lang und auch die Partywilligen wurden aufgrund der Absage von local Hero DJ Achimund des dadurch bedingten Ausfalls der Dorfdisse am Abfeiern gehindert. So saß man noch ein wenig zusammen oder ging halt eher frühzeitig ins Bett.
Sonntag
Sonntag - Abreisetag. Nach dem allmorgendlichem Kampf mit der Bettdecke und dem Unterdrücken des Harndranges standen wir doch recht früh auf - jedenfalls für meine Gefühle. Wie immer wird der Sonntag eher individuell gestaltet. Einige wollten noch eine kleine Abschiedsrunde drehen, andere (Jockel) machten sich mit dem Rad auf zum Bahnhof Blankenburg um zurück nach Berlin zu fahren, Rikman und ich packten das Auto in Rekordzeit und düsten, da in Berlin noch Arbeit wartete, schon halb zehne ab.
Der Harzstrum 2004 war wieder eine gelungene Aktion. Zuerst gilt Micha59 der dicke Dank für die ganze Organisation!! Und dann hoffe ich, dass es den Anderen auch so viel Spass gemacht hat wie mir. Es gab zwar ein paar blöde Kleinigkeiten, aber insgesamt war es wieder sehr geil. Es gab alles was das Herze begehrt: Eisenschweinwetter, Sonne und Schatten, geile Touren mit Freunden, Lagerfeuer, (letztendlich doch) reichlich Bier, Party und Musik. Jeder Harzsturm hatte bisher etwas Eigenes, so auch dieser. Und deshalb können wir uns auch schon auf nächstes Jahr freuen, wenn es vielleicht heißt: Harzsturm im Thüringer Wald.
traditionelles Bild: der Bikekeller
rb
p.s.: die bilder sind von fefe. thx