15.06. 11:00 Kipi, 770m
Nach annähernd 20 Stunden Dauerschlaf bin ich heut morgen einigermassen wiederhergestellt und die Nachwirkungen der elenden Wildsau endlich los. Beim Aufwachen sind auch alle meine Organe noch da wo sie hingehören, dann kanns ja eigentlich weiter gehen.
Hunger hab ich allerdings nicht zu knapp nach einem Fastentag, leider ist die einzige Bar in Flambourari zu früher Uhrzeit noch fest verschlossen. Auch in den weiteren, wie an einer Perlenkette aufgereihten Dörfern gibts nichts zu futtern.
Flambourari, Elatochori, Makrino, Kastanonas, Dolani, Leptokaria, Fragades... alles sehr idyllisch, aber ohne Essen.
Also weiter... immer weiter durch die endlosen Wälder des Zagori. In einer kleinen Abfahrt kurz hinter dem Weiler Dolani biege ich um eine Kurve, lege eine instinktive Vollbremsung mit blockierenden
Reifen und Beinahe-Überschlag auf den Asphalt und traue meinen Augen nicht: Gestern hab ich mich noch darüber lustig gemacht, jetzt sitzt er kaum zwanzig Meter entfernt vor mir mitten auf der Strasse und lässt sich die Morgensonne auf den braunen Pelz scheinen: ein niedlicher, kleiner Braunbär.
Ich hab immer noch einen Bärenhunger, so ein saftiges Tatzerl käm mir gerade recht. Also mache ich in aller Eile meinen Bärentöter bereit, zwei Zentimeter feinstes Schweizer Edelstahl. Jetzt geht´s auf Leben und Tod Meister Petz, wer frisst heute wen? Der Bär das Greenhorn oder umgekehrt?
Teddy hat wohl doch andere Pläne und will es nicht auf eine Konfrontation ankommen lassen. Nach meiner erschreckten Vollbremsung zur Kollisionsvermeidung fährt er herum, richtet sich kurz auf und guckt mich mindestens ebenso verdattert an wie ich ihn. Wenn die Tierchen mal stehen, wirken sie auf einmal gar nicht mehr so klein und niedlich. Egal, binnen weniger Sekunden ist er auch schon im Wald verschwunden. Nicht mal Zeit für ein Foto hat er mir gelassen... gemein!
Nach dieser aufregenden Begegnung vergesse ich fast meinen Hunger und strample weiter bis ins Dorf Kipi. Hier hält endlich wieder die Zivilisation Einzug, es gibt schöne Tavernen und ein Omelette für den hungrigen Biker. Vielleicht doch besser als eine Bärentatze...
Ausserdem kann ich hier auch wieder ein Nachladekärtchen für mein Handy kaufen, schon ist Alpenzorro nach kurzer Zwangspause wieder online.
Kalimera aus dem Land der Bären.
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