21.06. 18:00 Korca, Alte Karawanserei "Han i Elbasanit", 900m
Nach einer gemütlichen Nacht in Leskovic werde ich von den lieben Entwicklungshelfermissionaren noch mit einem fürstlichen Frühstück und allerhand Medikamenten gegen meinen unerfreulichen Gesundheitszustand aufgepäppelt, dann gehts weiter auf die Strasse nach Korca.
Stets auf und ab durch albanische Hügellandschaft, mal völlig einsam, mal durch kleine Dörfer, kaum Verkehr.
Partisanendenkmal unterwegs.
Korce liegt zwar auf annähernd gleicher Höhe wie Leskovic, aber die Strasse dorthin weist keinen einzigen ebenen Meter auf. Die Anstiege und Abfahrten wechseln einander in homöopathischen Dosen ab, mal 100hm, dann 300hm, dann wieder 200hm, irgendwann geht mir die Geschichte zugegebenerweise etwas auf den Senkel. Die Landschaft ist zwar durchaus ansprechend, aber vom Hocker reissen kann sie mich dann auch nicht wirklich. Die Berge sind größtenteils Hügel geworden, von den majestätischen Felswänden einer Vikosschlucht im nur wenige Kilometer Luftlinie entfernten Griechenland ist hier nicht mehr die Rede. Auch der 2500m hohe Mt Gramoz den ich passiere, ist auf albanischer Seite eher ein schräger Schutthügel. Irgendwo muss es trotzdem recht spaßige Wassercanyons geben die im Sommer sogar begehbar sind, aber daran brause ich heute bloß vorbei.
Das Wetter verhält sich noch recht freundlich, Sonne und Wolken wechseln sich ab, eine leichte Brise macht die Temperaturen erträglich. Nach etwa 80 Kilometern und 1500 Höhenmetern erwischt mich dann kurz vor dem Ziel in Korca doch noch ein heftiges Gewitter, binnen Sekunden steht die Welt unter Wasser. Ich flüchte mich durch ein offen stehendes Tor über eine kleine Obstplantage unter das Vordach eines stattlichen Einfamilienhauses. In wenigen Minuten werde ich nicht etwa des Grundstücks verwiesen, sondern lerne die gesamte Großfamilie kennen und werde mit köstlich süßem heissem Kaffee und ebenso köstlichem selbstgepressten Raki abgefüllt.
Letzteres macht die verbleibenden Kilometer nach Korca dann durchaus spannend, nimmt der Verkehr hier doch nach größtenteils einsamem Tagesverlauf ein wenig zu. Und obwohl die meisten Albaner freundlich mit Radlern auf der Strasse umgehen, einige fahren wirklich wie die Henker! Als Faustregel gilt: Mercedes älter als 20 Jahre, kein Problem, alles gemäßigt im grünen Bereich. Bei neueren Wagen deutscher Herkunft ist Vorsicht angebracht, die Mafia-Yuppies heizen schon gern mal mit 160 Sachen ohne Rücksicht auf Verluste über die kurvige Landstrasse. Trotz derlei Gefahren und einem etwas überhöhten Alkoholspiegel komme ich schliesslich wohlbehalten in Korce an.
Der Dom war mal die größte Kirche von ganz Albanien, mittlerweile steht in Tirana wohl etwas mächtigeres.
In einer zum Backpacker umgebauten alten türkischen Karawanserei checke ich ein und beschliesse den geteerten Radltag. Bei 300 LEK (ca E2.60) fürs Einzelzimmer verschwende ich keinen Gedanken ans Camping. Weitere Preise: Espresso E0.40, Cappucino/Cola/RedBull/Etc E1.00, Snickers E0.50. Hier läßt sich's aushalten.