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Hallöchen zusammen,

diesen Winter wurde irgendwie gefühlt heftiger Salz gestreut als je, oder so kommt es mir auf jeden Fall vor. Zumindest hat es bei meiner Stadtgurke/Versuchskaninchen dazu geführt, dass 3 der 4 Gleitlager der Mini V-Brakes festgefahren sind. Da ich aktuell eh daran sitze das Rad mal wieder aufzupeppeln und Bock hab ein bisschen zu basteln, hab ich gedacht, ich bau mir einfach Mal meine eigenen Mini-Vs. Zusätzlich muss ich sagen, dass ich auch kaum Mini V-Brakes kenne die mir ästhetisch gefallen.

Um sich das Mal besser vorzustellen, hier ist erstmal ein Bild von meinem Rad inklusive der da noch unlackierten Gepäckträger die ich mir letztens gebaut habe:

boLHE0Y.jpg


Mein Plan ist es mir Mini V-Bremsen aus Edelstahl und Neusilberlot zu bauen. Zur Verfügung stehen mir dabei eine ganz okaye Mini Drehbank, eine ziemlich schrottige Standbohrmaschine, etliche Feilen, mein Autogen Setup und nun über ein Jahr an regelmäßiger Hartlöterfahrung. Das Rohmaterial hab ich teilweise aus der Schrottkiste bei mir auf der Arbeit, teilweise aus eigenen Projektresten und Kleinteile, wie die Federn und Gleitbuchsen habe ich mir aus alten V-Bremsen geklaut (ich habe vor etlicher Zeit Mal eine 2kg Tüte voll halbdefekter V-Bremsen gekauft, warum ist eine andere Geschichte...)

Folgendes ist meine Vorstellung, wie das am Ende aussehen soll (mehr oder weniger):
Inventor.PNG

Zu ignorieren ist die Tatsache, dass in der Zeichnung Der Bremsarm mit dem Gewinde, welcher den Bremsinnenzug klemmt auf der linken Seite montiert ist. In der tatsächlichen Ausführung wird die linke Seite die Außenhülle gegenhalten und die rechte Seite den Bowdenzug / Innenzug klemmen. Außerdem ist Feder in dem Modell falschherum gewindet. Aber die dient in dem Modell auch nur vorerst zur Veranschaulichung.

Zur Simplifizierung können wir die Teile der Reihenfolge vom Sockel nach außen hin ja mit Teil 1, Teil 2, Teil 3 etc. bezeichnen.

Inspiriert ist meine Konstruktion, vorallem von den Canti Bremsen die Brian Chapman (Chapmancycles) häufiger Mal baut und den Paul Component Mini-Motos

Hier sind die Teile mit denen ich den Erbau gestern gestartet habe:
DSC02085-min.jpg

Zu sehen sind Unterlegscheiben die zu Teil 1 werden, daneben "goldfarben" sind die Gleitbuchsen, die ich aus alten Bremsen (aus der 2kg Tüte) ausgepresst habe. Diese sollten aus ölgetränkter Sinterbronze sein und werden zu Teil 2. Dann haben wir noch zwei Federn linksgewunden und zwei Federn rechtsgewunden, Teil 4 ist also fertig und bereit. Ganz rechts sieht man ein Rundstab V2A Edelstahl den ich mir aus der Schrottkiste auf der Arbeit gesnackt habe. In dem Bild ist er schon auf einer Seite auf Maß gedreht worden, daraus wird später die Unterseite von Teil 3 gebaut, also die äußere Gleitbuchse. Dann ist auf dem Bild noch ein kurzes Stück Rohr zu erkennen, welches zu ignorieren ist, dies stammt aus vorherigen Experimenten.

Um die Gleitbuchsen in meine Form zu bringen, muss ich erstmal einen Halter bauen mit dem ich die Drehen kann:
DSC02078-min.jpg
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Diese werden dann ganz vorsichtig runter gedreht bis die gerade so spielfrei auf der äußeren Gleitbuchse gleiten können:
DSC02086-min.jpg


Danach die inneren und äußeren Buchsen mit Überlänge Sägen und nochmal auf Endmaß sägen und damit sind Teil 2 und die Unterseite von Teil 3 fertig.
DSC02089-min.jpg


Teil 1 ist auch schnell gemacht, einfach die Unterlegscheiben mit den Rillen der Drehfutterbacken festhalten und aufbohren:
DSC02090-min.jpg


Weiter gehts mit den Laschen des Bremsarms (Teil 3) welche die Bremsbeläge festhalten werden.

Kurz anreißen und dann gehts los mit Sägen. Wer schon mal Edelstahl händisch gesägt oder gefeilt hat weiß wie geduldszerrend der Prozess sein kann

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Die Nuten werden dann eingezeichnet, so weit wie möglich ausgebohrt und bis in alle Ewigkeiten gefeilt

Bohrungen.jpg
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Alle Folterwerkzeuge für das Metall wurden ausgepackt:
DSC02099.jpg


Die letzten Schritte sind 4 Stunden Arbeit in 4 Fotos gefasst. Das bitterste jedoch, ist das ich am nächsten Tag in meiner Instagram Story darauf hingewiesen, dass ich die Edelstahlbleche auch auf dem Werkzeugbett der Drehbank hätte einspannen können und mit einem Fräser auf der Spindel die ganze Arbeit in 10 Minuten erledigt wäre...
Naja, man lernt halt dazu!

Zu guter Letzt hab ich die Laschen auseinandergesägt, zu einen Paket zusammengeschraubt und die Ecken schön rundgefeilt!
DSC02104.jpg
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Und dann war es auch schon 22 Uhr und nach 12 Stunden Schrauberei musste der Tag so dank der Ausgangssperre vorzeitig enden.

Somit sind nun fertig: Teil 1, Teil 2, die Unterseite und Haltelasche von Teil 3 und Teil 4.
Die restliche Erbau wird in den kommenden Tagen gefertigt und hier noch geupdatet!

So! Ich hoffe da oben im Text sind nicht zu viele Rechtshcreibfehler, denn ich klick jetzt einfach Mal auf "Neues Thema erstellen" und der Tag geht weiter
 

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Ah ja... und ich hoffe das ist okay, dass ich dahier im Rahmenbau Forum poste.
Ich habe das gefühlt, dass -obwohl es nicht direkt Rahmenbau ist- von der Thematik irgendwie passt. Also in Richtung Metallverarbeitung, Custom und Hartlöten/Fillet brazing
 
Wahnsinn! Bitte mehr davon!
Freut mich, dass es gut ankommt 😊

Passender Weise geht jetzt nämlich auch weiter, und zwar mit Teil 5, dem Federhalter!
Man erkennt es auf dem CAD Screenshot zwar nicht, aber das Teil hat von der anderen Seite eine größere Bohrung:
3D Modell.PNG

Die Funktion von Teil 5 ist es die Feder zu stabilisieren und gleichzeitig die Schraubkraft in die innere Gleitbuchse (Teil 2) weiterzuleiten um sie stationär zu halten.

Dafür hab ich einen Edelstahl Rundstab erstmal über 50mm Länge auf das äußere Endmaß von 13mm gedreht um alle 4 Buchsen + eventuelle Missgeschicke an einem Stück zu fertigen. Danach habe ich den Abschnitt mit einer 6mm Bohrung für die Halteschraube (Teil 7) beglückt.
DSC02110.jpg

Als nächstes muss ich die Federhalter nur noch aus dem Rundstab rausholen, und zwar mit der Säge!
Die Flächen der Federhalter sind nach dem Sägen natürlich ziemlich rau und werden beidseitig plangedreht und dann von einer Seite mit einem 8mm Bohrer aufgebohrt.
DSC02111.jpg

DSC02112.jpg

Fehlt nur noch die Federspannmutter (Teil 6), die mach ich aber an einem anderen Tag!

Hier erstmal ganz Stolz, die Aufstellung aus dem CAD Modell in Realität:
DSC02114.jpg


Da heute meine neuen dünnen (4mm Innenmaß) Zwillingsschläuche für mein Autogenschweißgerät angekommen sind und ich Bock habe die auszuprobieren, habe ich mich des weiteren heute auf den Prozedurprotyp des Bremsarms (Teil 3) fokussiert.
Um kurz vom Thema abzuschweifen, ich hab bisher die ganze Zeit mit 9mm Innenmaß/16mm Außenmaß am Autogenschweißgerät gearbeitet und es war immer als ob ich gleichzeitig versucht habe einen Liebesbrief zu schreiben und Armdrücken mit einem Gorilla halten. Ich meine ich hab mich einfach dran gewöhnt und irgendwann ging es auch ganz gut, aber trotzdem mit dem neuen Schlauch sind es unvorstellbare Welten an Unterschied!

Folgendes ist mein Autogensetup:
DSC02116.jpg

10l Sauerstoff mit 10l Acetylen an einem Gassparer und einem Greggersen Ergomax Brenner. An dem Brenner hängt ein 1-2mm Schweißeinsatz.

Wo ich schon dabei bin, hier Mal Bilder von der Werkstatt in der ich so viel Zeit verbringe:
DSC02117.jpg


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So jetzt aber wieder weiter mit dem Projekt!

Zum löten der Bremsarme habe ich mir eine ganz simple Halterung überlegt! Es handelt sich einfach nur um eine recht flache Stahlplatte mit einer Gewindebohrung. So kann ich die äußere Gleitbuchse an die Fläche schrauben und den Arm daranhalten. Also so wie hier in dem Prototypen für den Lötprozess:
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Kurz danach sah der Prototyp dann wie folgt aus:
DSC02120.jpg

Ein paar Minuten im Ultraschallbad zum entfernen der Flussmittelreste führt dann zu folgendem Resultat:

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Leider nicht sehr schön, ich muss mich aber noch ein bisschen an Edelstahl gewöhnen, Edelstahl führt die Wärme irgendwie anders ab als Stahl und deswegen... blablabla... und weil ich Fontargen A101 anstatt A102 verwende... blablabla und so weiter. Fazit: Das ganze muss noch ein wenig geübt werden bis es schön aussieht, halten tut es aber allemal!

Als nächsten hab ich noch eine "Pseudo-Bremsbelaghaltelasche" zurechgefeilt und drangespackst:
DSC02124.jpg


DSC02126.jpg

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Und dann war es auch schon wieder 21:30, also schon extrem knapp um die Werkstatt vom Chaos des heutigen Tag zu befreien (auch genannt: Aufräumen) und mich aufs Rad zu schwingen um pünktlich zur Ausgangssperre zu Hause anzukommen!
 

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Moin Moin,

ich wäre an der Stelle etwas vorsichtig mit dem Löten von rostfreiem Stahl. Das hat so seine Tücken und ich kenne keinen Rahmenbauer, der vordere Bremssockel mit Silberlot anlöten würde.
Das Blech für den Belag sollte kein Problem sein, aber die anderen beiden Teile würde ich einteilig machen...

Viele Grüße,
Georg
 
Moin Edelziege! Ja, ich würde es auch nicht mit Silberlot machen, ich mache es ja mit Neusilberlot. Das hat ja eine nochmal weit höhere Zugfestigkeit und ist Edelstahlkompatibel mit dem richtigen Flussmittel. Hab auch im vorhinein schon Festigkeitsversuche gemacht. Dabei war der Schwachpunkt immer das Grundmaterial selbst und nie die Lotnaht.

MfG, Sami
 
Hallo Sami,

ja, damit geht es. Das Temperaturfenster ist halt recht knapp.
Letztlich bei einer angebauten Bremse mal mit der Hand um den Bremsarm und Gabelbein oder Sattelstrebe fassen und mit aller Kraft zudrücken. Wenn der Bremsarm das hält, sieht es schon mal gut aus.

Viele Grüße,
Georg
 
Das Temperaturfenster ist halt recht knapp.
Ja genau, deswegen sind die Lotnahten halt auch nicht so hübsch geworden an meinem Prototypen. Edelstahl mit Neusilber ist schon nochmal eine Nummer schwieriger schön zu bekommen als was ich sonst so löte finde ich.
Letztlich bei einer angebauten Bremse mal mit der Hand um den Bremsarm und Gabelbein oder Sattelstrebe fassen und mit aller Kraft zudrücken. Wenn der Bremsarm das hält, sieht es schon mal gut aus.
Den Protoypen werde ich auch noch zerstören um die Grenzen der ganzen Sache weiter zu erforschen. Gerade mit selbstgebauten Bremsen will ich nicht unbedingt blind und ungetestet in den Sraßenverkehr.

Aber danke auf jeden Fall für deine Vorsicht und Tipps 😊
 
Weiter gehts! Heute mit zwei Bastelsessions in einem Post!

Vielleicht ist es schon der ein oder anderen Person aufgefallen, aber bei meinem Prototypen ist die Pseudo-Lasche die den Bremsbelag hält, um 90° verdreht von mir drangelötet worden 😅
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Aber gut, ein Grund mehr warum ich im vorhinein so einen Prototyp-Prozess durchgeführt habe... um genau solche Dummheiten auszumerzen!

Das nächste Bauteil mit dem ich mich befasst habe ist Teil 6!

Erstmal vorab, mit Teil 6 bin ich nicht ganz zufrieden und werde es demnächst wahrscheinlich in schön CNC Fräsen.
Dafür hab ich mir ein Stück aus meinem Universal Alublech gesägt welches ich einst Mal im Schrott meiner Nachbarn gefunden habe. (Habe die Nachbarn natürlich gefragt, bevor mir wer Schrottdiebstahl vorwirft)
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Diese habe ich dann mit dem Halter für die innere Buchse (Teil 2) rund gedreht.
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Und nach einiger Zeit mit der Feile sehen diese schon ähnlich aus wie in dem CAD Modell (außer, dass Sie dünner sind, da das Blech schon dünner ist als meine angestrebte Dicke)
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Die Bohrung für den Federschenkel folgt noch wann anders (oder nie, falls ich die Teile auf der CNC neu mache)

Mal wieder 22 Uhr und Zeit für die Ausgangssperre und damit den Heimweg!

20 Stunden später finde ich mich wieder in der Werkstatt! Der perfekte Tag um mich um die Oberseite des Bremsarms (Teil 3) zu kümmern!

Von dem Bauteil gibt es zwei Mal zwei Ausführung, zwei Mal die Bowdenzug haltende Seite und zwei Mal die Außenzug haltende Seite!

Für die Innenzug-haltende Ausführung drehe ich zwei M6 Muttern rund so, dass ich diese in dem Bremsarm verlöten kann.
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Daraufhin werden die Enden wieder plan gedreht
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Für die Außenzug-haltende Ausführung drehe ich mir Stöpsel welche in die Rohre gelötet werden
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Diese werden dann an zwei gegenüberliegenden Seiten am Stöpsel flachgefeilt, durchbohrt und mit einem aus alten Bremsen recycelten Gegenhaltekäfigen bestückt
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Es ist vollkommen! Es sind somit alle Einzelteile vorhanden! Fehlt nur noch die Feilarbeit an den Einzelteilen der Bremsarme und das darauffolgende verlöten!

Dies ist aber eine Geschichte für das nächste Mal, denn an dem Punkt war es Mal wieder 22 Uhr :)

Hier aber der lohnende Anblick echter Teile, welche immer Näher an das 3D Modell rücken zu scheinen!
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Das letzte Update war ein jetzt Weilchen her, aber es geht weiter!
Und tatsächlich bin ich sogar fertig geworden mit den Bremsen!

So viel war quasi ja dann auch nicht mehr. Erstmal dir Bremsarm Kleinteile gehren und dann verlöten:
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Teil 6 hab ich tatsächlich auf der Arbeit neu mit der CNC Fräse gefräst. Leider hab ich das nicht fotografiert, aber wens wirklich so sehr Interessiert kann das ja hier in der Insta-Story sehen: hier

Hier aber ein Foto von den fertigen Teilen:

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Und das war es eigentlich auch schon. Fertig zusammengebaut und montiert sieht das ganze am Ende so aus:
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Und das ganze Rad so:
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Tatsächlich muss ich sagen... ich bin überrascht wie gut die Bremsen funktionieren. Hab irgendwie die ganze Zeit damit gerechnet, dass ich da jetzt die ganze Zeit dran rumschraube und am Ende hab ich da nur Schrott zusammengebrutzelt. Aber nein, tatsächlich funktionieren die echt gut :D
 

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