Hilfe für ein Hi-Pacer: Sattelstütze

Registriert
19. September 2017
Reaktionspunkte
27
Ort
Frankfurt
Hallo,

seit 2017 bin ich passives Mitglied hier im Forum. Damals habe ich mich angemeldet auf der Suche nach einem schicken Alltagsrad oder Crosser. Irgendwann bin ich auf den Thread von ArSt gekommen und ab da war klar: Es muss ein Kuwahara sein (mittlerweile ist noch eins dazu gekommen). Ein Freund hatte irgendwann über ebay einen Hi-Pacer für 75 Euro in Rh59 erstanden, das würde er mir weiterverkaufen. Einziger Nachteil: Sattelstütze sei festgerostet und der Vorbesitzer habe sich auf schlimmste Weise mit Säge daran vergangen (siehe Bilder). Also habe ich tagelang die Reste der Sattelstütze die noch halb im Rahmen steckte herausgefeilt. Irgendwann wollte ich das Rad aber fahren und habe kurzerhand eine dünnere Sattelstütze abgesägt und mittels Reduzierhülse festgeknallt. Da damals Cyclocrosser richtig in Mode gekommen sind habe ich den Pacer erst als Crosser gefahren, dann aber bald zum Alltagsrenner umgebaut. Seitdem ist der Hi-Pacer jeden Tag im Einsatz, musste Einiges einstecken und über sich ergehen lassen: Der originale Vorbau ist einem Kürzeren gewichen (da mir Rh 59 eigentlich zu groß ist), der Lenker wurde durch ein billiges Teil mit Hörnern ersetzt und die DX-Kurbel hat sich leider irgendwann gelockert und die Vierkantaufnahme war damit hinüber. Im Moment fahr ich ihn mit 28mm Gatorskin, Schutzblechen, Tubus Fly, festinstalliertem Licht (durch Kabelbinder), Portage Strap (wichtig für den 3. Stock) und Selters Flasche.

P1070139.JPG


Da der Hi-Pacer noch viele Jahre mein Alltagsrad bleiben soll, will ich mich nochmal (diesmal endgültig) um die restliche Sattelstütze kümmern. Hat jemand im Rhein-Main Gebiet eine dünne, lange Bandfeile mit der man da reinkommt? Oder sonst irgendein Werkzeug/Idee?

P1070148.JPG
P1070140.JPG


Viele Grüße
Lukas
 
Hi Lukas!
Ich habe eine sogenannte Powerfeile, damit kommt man aber nicht tief genug in das Sattelrohr hinein. Außerdem wird das wegen der ebenen Schleiffläche nicht in einem runden Rohr funktionieren. Und ein dauerndes Schleifen an den Kanten fördert nur ein vorzeigtiges Reißen des Schleifbandes.
Schleifzylinder oder Fächerschleifer sind immer zu kurz und die Fächerschleifer außerdem meistens im Durchmesser zu groß.
Ich würde das mit einem Metallbohrer mit um die 26mm Durchmesser probieren (der hier passt in die Handbohrmaschine und erreicht 210mm Bohrtiefe), und anschließend mit einer verstellbaren Reibahle auf 27,2 aufreiben. Allerdings kosten die Werkzeuge doch etwas Geld, vor allem das zur Reibahle passende Windeisen.
Oder doch weiter, tiefer schlitzen:
https://www.mtb-news.de/forum/t/blizzard-gegen-sattelsuetzte.869446/post-15209253
https://www.mtb-news.de/forum/t/ich...nd-umfangreiche-projekte.806022/post-13859844Viel Glück und liebe Grüße,
Armin.
 

Ist das Sattelrohr unterhalb der Muffe wie im Bild zu erahnen bereits eingerissen/deformiert, da ggf. längere Zeit SaStü mit geringer Einstecktiefe gefahren ? Dann wäre das Teil quasi Schrott.

Da nur noch ein Rest der alten Stütze tief im Rohr steckt bleiben realistischerweise nur die beiden Sauerei-Methoden "Ausfräsen" oder "Auflösen". Zur letzteren Natriumhydroxid-Methode siehe #15 unter https://www.sheldonbrown.com/stuck-seatposts.html
 
Hallo,
danke für die Antworten. Das Sattelrohr wurde vom Vorbesitzer scheinbar noch ein Stück weiter eingesägt, die Dellen sind beim groben Versuch mit Hammer und Meißel entstanden. Ich dachte mir schon, dass die kürzere Sattelstütze dem Sitzrohr auf Dauer nicht gut tut, deswegen wird jetzt nochmal der zweite Anlauf unternommen. Bevor der Rahmen in den Schrott wandert muss er aber schon brechen :)

Mit einem Metallbohrer war ich da schonmal zugange, der hat sich aber ständig verkantet und mit der Feile ging mehr Material weg. Die Reibahle wäre mir die Investition wert, so ein Windeisen müsste sich irgendwo in der elterlichen Werkstatt finden.

Die Methode mit NaOH klingt nach der ganzen Feilerei schon verlockend, Nachteil ist halt die Sauerei und dass man das Rad erst komplett zerlegen muss.
 
Die Reibahle wäre mir die Investition wert, so ein Windeisen müsste sich irgendwo in der elterlichen Werkstatt finden.
Leider muss für die Reibahle schon ein ausreichend großes Loch vorhanden sein, in diesem Fall mit 26mm Durchmesser. Man kann natürlich mit einer weiteren, kleineren Reibahle vorarbeiten. Kostet halt extra.
Ob man den Innendurchmesser des vorhandenen Stützenstückes mit einer Feile passend größer bekommt, kann ich nicht abschätzen.
 
Könnte man hier nicht einfach grob mit einem Blechschälbohrer vorarbeiten? Müsste nur einer ohne großen Bund sein, der sich ins Sattelrohr vollständig einführen lässt. (Die verkanten eben nicht)
 
Kevin, Blechschälbohrer sind recht kurz und du musst den Bohrer mit einem Bohrmaschinenfutter aufnehmen. Das Futter geht aber vom Durchmesser her nicht ins Sattelrohr.
 
Das Futter einer biegsamen Welle geht sicher rein, ist aber in dieser Tiefe nicht mehr zu führen oder zu halten. Außerdem nehmen die Futter vom Dremel keine so dicken Durchmesser auf, wie sie an Schälbohrern angebracht sind.
 
Und ich weiß auch gar nicht ob das mit einem Blechschälbohrer und einer Bohrerverlängerung funktioniert.
 
Könnte es nicht genügen, den Rohr-Rest zu Schlitzen? Das könnte ja mit einem flexiblen Teil gelingen? Ist aber jetzt bloße Spekulation.
 
Die Methode mit NaOH klingt nach der ganzen Feilerei schon verlockend, Nachteil ist halt die Sauerei und dass man das Rad erst komplett zerlegen muss.

Das Tretlager muss raus und sonst nix? Dann auf den Kopf stellen, um die Sattelklemme abdichten/kleben, Drano Granulat mit Wasser rein und abwarten...

Und kann das sein, dass der Rahmen unterhalb der Sattelklemmung gerissen/deformiert ist? Sieht fast so aus auf dem Foto.

EDIT: oder Drano Granulat rein, abdichten, auf den Kopf stellen und Wasser mit ner Spritze durch nen Gewinde vom Flaschenhalter/Portagestrap rein spritzen. Dann dürfte die Brühe auch nirgends anders ankommen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich will auch noch auf die Möglichkeit hinweisen, zylindrische oder sphärische Schleifkörper (18 bis 22 [mm] Durchmesser (?), Farbe rosa, zu benutzen, wie sie im Baumarkt für kleines Geld angeboten werden (meist im Satz für ca. 6 €). Die haben 6 [mm] Schaftdurchmesser, den man gut mit verklebtem 8-[mm]-Stahlrohr (8 [mm] außen, innen 6 [mm]) verlängern und dann in die Bohrmaschine spannen kann. Bei der Klebung habe ich gute Erfahrung mit Stabilit Express (Scherfestigkeit 15 [N/mm²]) gemacht. Damit sollte zumindest der Anfangs-Durchmesser (26 [mm] ?) für eine Räumahle geschaffen werden können. Evtl. kann sogar das Reststück des Adapters völlig aufgelöst werden. Evtl. nur partiell. Dann benötigt man keine Räumahle.
Räumahlen gibt es verstellbar in dem passendem Durchmesser-Bereich meist in 3.0-Millimeter-Schritten. Da könnte man etwas Passendes für ca. 20 € kaufen . Ein (teures) Windeisen habe ich bei meiner Räumahlen-Arbeit an Sitzrohr-Durchmessern durch eine Bohrung und einen 8 [mm] Bolzen ersetzt (Kann z.B. auch ein 8-[mm]-Rohr sein wie für die Schleifkörper-Verlängerung (Reststück !).
Der nach unten durch Sägen verlängerte Schlitz gefällt mir gar nicht. Der sollte geglättet und unten abgebohrt werden.
Die bisherigen Versuche, das Adapterstück zu lösen, erzeugen bei mir Stirnrunzeln: Ein Lehrstück, wie man mit untauglichem Know-How und roher Gewalt einen an sich schönen Rahmen ziemlich verhunzen kann. Auch, wenn ich gern einräume, daß bei schwierigen Bearbeitungen schon mal Etwas in die Hose gehen kann.
Viel Erfolg ! Meine 7 Zent !

MfG EmilEmil
 
Update:

Nach einiger Überlegung hab ich mich für die Drano-Rohrfrei Nummer entschieden, dabei hab ich mich ziemlich an die Sheldon Brown Anleitung gehalten. Alle Rohre und Öffnungen mit Pattafix oder Korken abgedichtet und das Zeug per Gießkanne oben beim Tretlager rein. Ganze 7 Stunden und 2 Flaschen Drano später hat sich die alte Sattelstütze fast komplett aufgelöst. Im Moment geht eine 26,8mm Sattelstütze ohne Probleme rein, für 27mm muss wahrscheinlich ein bisschen mit der Feile nachgearbeitet werden.
Leider hat die Brühe auch einiges an Lack mitgenommen, was könnt ihr da als Klarlack oder Methode zum Schutz vor Rost empfehlen?

Danke und viele Grüße,
Lukas
 

Anhänge

  • photo_2021-10-05_20-52-00.jpg
    photo_2021-10-05_20-52-00.jpg
    47,6 KB · Aufrufe: 130
  • photo_2021-10-05_20-51-52.jpg
    photo_2021-10-05_20-51-52.jpg
    60,2 KB · Aufrufe: 124
  • photo_2021-10-05_20-52-08.jpg
    photo_2021-10-05_20-52-08.jpg
    66,4 KB · Aufrufe: 160
Sorry für die 1,5 Jahre ohne diesen Beitrag abzuschließen, aber besser spät als nie.
Nach dieser ganzen Aktion hab ich einmal mit Klarlack über den Rahmen gesprüht und alles wieder zusammengebaut. Der Bereich oben um die Muffe sieht schon wild aus, deshalb hab ich direkt die längste Sattelstütze eingebaut, die ich gefunden habe. Am Anfang hab ich dem Ganzen nicht getraut, aber nach mittlerweile über 6000 km hat der Rahmen das scheinbar ohne größere Schäden überlebt.
Zur Belohnung hab ich dem Radl ein paar neue Teile spendiert und ein Nabendynamo mit Licht fürs tägliche hin und her eingebaut.
Im Vergleich zu vorher sitze ich jetzt ein gutes Stück höher und bin (knietechnisch) endlich in der Lage auch mal längere Strecken mit dem Bike zu fahren. Eine verstellbare Sattelstütze ist einfach ein Segen.
 

Anhänge

  • P1070918.JPG
    P1070918.JPG
    326,8 KB · Aufrufe: 58
  • P1070921.JPG
    P1070921.JPG
    167,8 KB · Aufrufe: 60
  • photo_2023-04-14_21-35-00.jpg
    photo_2023-04-14_21-35-00.jpg
    288,2 KB · Aufrufe: 54
Zurück
Oben Unten