Traumtourlaub Schweiz 2020
An meinem vorletzten Tag wollte ich eine kleinere Hochtour absolvieren, die ich ebenfalls schon lange vor mir hergeschoben habe. Ich weiß von einigen Leuten, dass sie episch sein muss. Trailqualität, Ausblicke, Panorama, alles soll erstklassig sein. Zug, Standseil- und Gondelbahn brachten mich zum Traileinstieg, bei dem es für ein paar Meter gleich richtig zur Sache ging ...
bevor es tatsächlich episch wurde - episch lange Schiebe- und Tragepassagen schlossen sich an ...
Das zog sich so dahin. Lediglich die Ausblicke entschädigten doch sehr:
Von da rechts kam ich her und da links wollte ich hin. Vor mir breitete sich der Alpenhauptkamm aus. Je nach Standort konnte man vom Mont Blanc über Grand Combin, Matterhorn, Zinalrothorn, Dom, Täschhorn usw. alles überblicken.
Am höchsten Punkt der ersten Tourhälfte legte ich eine kleine Pause ein ...
... und genoss auch hier die gewaltige Aussicht ...
Dann ging es in eine Hangquerung ...
... gefolgt von einem Zickzacktrail hinab zum Fuß eines Wasserfalles ...
Noch ein paar Meter weiter überwand ich den Bach auf einer Brücke und startete in die zweite Tourhälfte. Bis hier hin war mir die Tour bereits vollständig bekannt, war ich sie doch vor einigen Jahren schon einmal gefahren. Alles, was jetzt folgen sollte, war Neuland, versprach aber aufgrund der Informationen, die ich hatte, ein Traum zu werden. Der Anstieg war dann meist steil, unrund zu laufen, es herrschten auf 2.000 m Höhe 30°C. Nur manche Passagen ließen sich fahrend überwinden ...
Am Stück waren das eigentlich nie mehr als 100 m Wegstrecke ...
So schleppte ich mich dahin, die vergangene Bikewoche in den Beinen, bis ich zu einem Abzweig mit Wegweiser kam ... und da war plötzlich der Ofen aus. Ich war wie ausgeschaltet, als wäre mir der Stecker gezogen worden. Als ich meinen eigentlichen Weg sah, der mich zur Finalabfahrt hätte bringen sollen, und in der Topokarte verglich, was mich da noch erwartete, ging plötzlich gar nichts mehr. Jetzt wäre es sicher klug gewesen, dem Abzweig bergab zu folgen. Jedoch war der in der Karte nur gepunktet dargestellt und in natura auch kaum auszumachen. Zusätzlich bimmelte weiter unten eine von Hunden bewachte Schafherde durch die Gegend und auf evtl. aggressive Hütehunde hatte ich auch keine Lust. In der Topokarte war nur 160 m entfernt ein gestrichelter Abzweig eingetragen, der zudem mit leichtem Gefälle zu einer Hütte mit Wirtschaftsweg führen sollte. Der erschien mir passender. Leider konnte ich ihn überhaupt nicht finden. Stattdessen schlug ich mich weglos durchs Gebüsch. Ich hätte umkehren können, aber aus zuvor genannten Gründen wollte ich das nicht unbedingt. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam ich dann zu einem wunderschönen Wasserfall ...
... in den ich mein glühendes Haupt tauchte. Nach ein paar weiteren Metern erreichte ich dann immer noch weglos die genannte Hütte, folgte der dort gut sichtbaren Versorgungsstraße, die sehr bald in einen unfassbar epischen, langen, holperflowigen Hangtrail mündete. Per Zufall war dies ein Trail, den ich ebenfalls seit Jahren auf meiner Liste stehen habe. Dieser Trail ist am Stück gut 6 km lang und vernichtet über 1.200 Tiefenmeter. Dabei hat er nur drei Kurven oder so. Ein Hammer !!!
Unten in den Weinbergen konnte ich zwar kaum noch aus den Augen gucken, aber das war deutlich mehr als nur eine Notlösung. Tour abgebrochen und dabei ein solches Trailjuwel gefunden. So muss das ein. Die eigentliche Route oben entlang muss ich dann nächstes Jahr nachholen und dabei das Vorspiel weglassen. Jedoch werden mit den Erfahrungen dieses Urlaubes diverse meiner Traumtouren auch Träume bleiben. Für manche meiner Pläne bin ich offensichtlich nicht tauglich.