Ich hab da noch was mit weniger Schnee:
Der Winter holt uns ein, aber die Süchtigen suchen nach Stoff in
Tessin!
Tag 1:
Dave, Flo und ich starten wieder durch. Nach anfänglichen Komplikationen mit einem fehlenden Auto bzw. Winterreifen haben wir dann zwei Räder doch noch in einen Audi 80 gequetscht (!) und sind rübergefahren zum Start und parkten direkt am Lift. Dort konnte ich noch meine Schlaflose Nacht, mit ein paar Minuten Schlaf aufm Fahrersitz kompensieren, da Flo im Stau stand. Die Kombination Party, Biken und lange Autofahrten versuche ich von nun an zu vermeiden.
Wir nehmen den Lift, der uns 1000m Aufstieg erspart und wandern weiter Richtung Gipfel. Aufstieg ist sehr angenehm und nach dem Kamm kommt uns auch die Sonne entgegen, sodass die kurze Hose im November noch Verwendung findet. An einem großen Felsen in der Nähe einer Alm machen wir einen Foto-Stop.
Weiter verläuft es ganz gut und wir haben unser eigentliches Ziel in Sicht. Nur müssen wir uns entscheiden, welchen der beiden Wege wir nehmen. Flo und Dave laufen ohne Bike voraus um nachzuschauen. Ich nutze die Pause um mich ein wenig auszuruhen und schlafe in der Sonne ein. Kurz darauf werde ich mit der Entscheidung wir laufen so weit, solange es noch fahrbar ist geweckt, was uns später bei der Abfahrt viel Zeit einbringt.
Die Aussieht auf dem Kamm ist atemberaubend:
Und dann gehts runter:
Der Anfang der Abfahrt macht dank den hohen Felsenstufen und steilen Grashängen sehr viel Spaß und ich finde seit über zwei Jahren Hardtail fahren wieder Gefallen an meinem neuen Fully. Eigentlich ist die Tessinausfahrt sozusagen die Jungfernfahrt für das Bike.
Auf unserer ausgedruckten Karte war der Maßstab zu groß, so dass wir dachten, der Weg würde direkt zur Alm verlaufen. Leider standen wir kurz darauf vor steilen abschüssigen Wänden. Somit mussten wir umkehren. Bei mir machen sich schon erste Schwächeanzeichen bemerkbar, und als wir die Bikes wieder schultern müssen, senkt sich auch die Laune.
Nichts desto trotz, wir müssen runter. Also weiter gehts:
Wir erblicken den richtigen Weg auf dem gegenüberliegendem Hang und überlegen uns, ob wir da rüber laufen, oder an unserem Hang über die Graslandschaft fahren, da wir so auch auf den Weg treffen. Wir entscheiden uns gegen den weiteren Anstieg. Ich bin physisch soweit am Ende, dass Dave eins seiner Gels opfern muss was tatsächlich gut gepuscht hatte!
Die Abfahrt durch das immer höher werdende Gestrüpp ist anfangs interessant, doch dann wirds irgendwann lästig, und wir sind froh, dass wir endlich wieder Erde statt Busch unter den
Reifen haben. Die Ab durch die Hecke Aktion kostet mich ein
Schaltauge, wovon ich kein Ersatz hatte, da das Bike erst seit einer Woche in meinem Besitz ist.
Der Trail, den wir angesteuert haben, endet in einem Haufen Holz, das schon länger rumzuliegen scheint. Doch nach etlichen Minuten Suchen finden wir eine neue Markierung des provisorischen Weges (Absperrbandfetzen an Bäumen) und setzen unsere Talfahrt fort. Die Sonne verschwindet mittlerweile hinter dem Kamm und es wird Zeit für unsere Stirnlampen. Seit unserer Chamonix Tour wissen wir, dass diese nun fest zu der Ausrüstung gehören wie ein Ersatzschlauch.
Im Tal angekommen fahren wir rüber ins Hotel und lassen den Abend bei einem Panaché und leckerem Essen ausklingen.
Anstrengend aber gut!
Tag 2 und 3:
Am zweiten Tag klapperte ich alle Bikehändler, die ich in der Nähe finden konnte ab, um ein
Schaltauge zu finden. In ganz Tessin gibt es keinen Lapierre-Händler. Der nächstgelegene Shop wäre ca. 100km weit weg und in Italien. Ich entschied mich für einen Ruhetag in der Sonne auf dem Balkon. Das tat mir auch ganz gut, da der ersten Tag an meinen Ressourcen ordentlich genuckelt hat

.
Am dritten Tag schnappe ich mir eine Karte vom Dave, die die beiden bei ihrer heutigen Tour nicht brauchen und wandere ca. 2000hm zu einem Höhenweg und dann den Weg wieder runter. Ich wollte einen Weg finden, den ich ohne Antrieb komplett abfahren könnte. Den hatte ich auch so gut wie gefunden.
Und wandern ist ja gar nicht so langweilig, sofern man bergab joggt
Tag 4:
Doch am vierten Tag war die Rasselbande wieder komplett und wir fuhren nach Bogno (dieser Ort wurde kurzerhand in Mongo umgetauft) um von dort die letzte Tour zu starten. Ich hoffte auf eine komplett kurbelfreie Abfahrt, welche ich auch bekam.
Sehr interessant an diesem Tag war allerdings die Auffahrt zum Startpunkt mit dem Auto. Eine serpentinreiche Straße mit vielen Schikanen die unserer alten Kiste viel abverlangten. Dave und ich haben den Claude vermisst

.
Das Ende des Aufstiegs, nachdem wir den Wald verlassen haben, wurde von einem frischen Wind unterstützt. Dieser lies uns frösteln, sodass wir unser gesamtes Repertoire an Kleidung aufwenden mussten, um der Kälte zu trotzen. Und immer in Bewegung bleiben. Aber dafür musste man aber auch auf den Beinen bleiben, was auch nicht einfach war.
Wir entscheiden uns gegen eine Stichtour und fahren auf dem anderen Kamm runter, um dem Wind zu entgehen.
Abfahrt vom Gazzirola:
Leider war die Abfahrt nicht unbedingt spannend, aber wir entdeckten einen interessanten Drop. Um nicht weggeweht zu werden, mussten wir immer wieder auf ein Windloch warten, hat dann aber doch noch geklappt.
Neuartiger Leichtbau-Antrieb
Danach kamen zum Teil flowige Trails, aber oft mussten wir über eine Wiese die hart erkämpften Höhenmeter wieder purzlen lassen. Immerhin gibt es schöne Bilder:
Auf der Rückfahrt machen wir unten an einer Tankstelle nochmal Halt um ein Abschiedseis zu verzehren und schwirren auseinander Richtung Heimat.
Mein erster Bericht

Dank geht an Flo und Dave mal wieder, für die Fotos und die Planung - wie immer!
Gruß, Lev.
PS: Flo, übernehmen Sie!