@Grinsekater oder
@MSTRCHRS
Ernstgemeinte Frage und doch auch mit einem Augenzwinkern versehen: seit wann genau stehen Gabeln eigentlich "hoch im Federweg"? Wann hat das angefangen bzw. wer hat´s erfunden? Diese Formulierungsweise wird - so kommt es mir vor - seit gut 2 Jahren verstärkt verwendet. Standen - sagen wir mal 2015/2016 - Gabeln insgesamt "weniger hoch im Federweg"?
Suspension im Fahrradbereich hat sich im letzten Jahrzehnt oder auch nur in den letzten fünf Jahren schon deutlich weiterentwickelt. Generell ist es wünschenswert mit der Suspension Kraft (Schläge aufs Fahrwerk) abzubauen und nicht nur in der Feder zu speichern. Wenn ich ohne Dämpfung fahren würde, dann bräuchte ich weitaus mehr Federweg um das gleich zu erreichen oder eine extrem starke Progression.
Wir fahren diverse Produkte seit Jahren in jeder inkrementellen Verbesserung. Teilweise im direkten Vergleich und mit Zeitmessung. Dämpfungsabstimmung und der Übergang von verschiedenen Bereichen (LSC und HSC bzw LSR und HSC) sind extrem wichtig und da machen die kleinsten Anpassungen, sei es nur ein Shim, schon deutliche Unterschiede. Das unterscheidet dann, ob du auf der Abfahrt Handschmerzen bekommst, schneller ermüdest oder du sauber und sicher länger fahren kannst.
Dann kommen Faktoren wie Geometrieänderung, Radstandsverkürzung beim Einfedern und dadurch notwendige Schwerpunktanpassung des Fahrers mit hinzu. Wenn du dich tiefer mit dem Thema beschäftigen möchtest, empfehle ich dir
diese Artikelserie.
Noch ein Satz zur Steifigkeit von USD. Ich finde da gar nichts Negativ, im Gegenteil. Ich kenne genug steife Gabeln und hatte welche, auch weil ich viel auf dem DH-Bike unterwegs war. Ich sag nur erste Chassis-generation Fox 40. Steifigkeitsmonster in allen Richtungen, galt als unangenehm zu hart.
Die erste Fox 40 war – um es mal deutlich zu sagen – eine absolute Katastrophe was Steifigkeit angeht. Über die Jahre haben die dann deutlich nachgebessert und zwischenzeitlich ist das Produkt auf einem sehr guten Stand angekommen.
Was mir bei allen Einfachbrückenbikes immer ein wenig fehlt, ist dieses extrem souveräne DH-Gabel-Feeling. Und das kommt nicht von der Federung sondern von der hohen Lateralsteifigkeit.
An dieser Stelle nochmal meine Prophezeiung: Es werden bald im Enduro-Bereich Doppelbrücken Einzug halten.
Aber bitte mal eine Sache intern diskutieren... Abschaffung des Prädikats: Testsieger oder dergleichen. Denn was interessiert mich ein Testsieger der für Ottodurchschnittsnormalbiker passt, aber nicht den individuellen Ansprüchen des einzelnen genügt. Lieber die Einzeltests wie gehabt und eine Zusammenfassung der Einzeltests ohne abschließende Bewertung.
In den Vergleichstest die ich betreue gibt es immer (zusätzliche) Empfehlungen.
Das Prinzip erweitern wir in diesem Vergleichstest auch nochmal.
Die DH Liga ist doch eh so leicht geworden, dass man sie ruhig auch in ein Trailbike bauen kann.
Da hast du absolut recht. Wenn man die Gabelkrone leichter konstruieren kann, weil man auf dem Steuerrohr eine zweite (ebenfalls dann leichtere) Brücke verwendet, kommt man (auch mit den längeren Standrohren) bald nah genug an den Gewichtsbereich von schweren Singlecrown-Gabeln.
Finde es immer wieder erstaunlich , wohl ich kein Fan davon bin, wie steif eine Lefty ist wohl es ja auch eine USD Bauweise ist.
Hab dazu keine Daten aber früher war das Gefühl schon der massen steifer das es fast schon unangenehm war damit aus Spurrillen usw heraus zu fahren.
Lefty war schon krass damals. Wobei sie nicht frei ist vom Verziehen in eine Richtung je nach Belastung. Mich hat das immer etwas gestört.
Ich selbst tu mir mit den Bewertungen von Jens und Chris oft etwas schwer.
Gibt es einen konkreten Bereich den ich dir nochmal anders erklären kann?
Allerdings bin ich auch schon einmal ein Setup von einem Enduro Racer gefahren, dass mir in Summe viel zu brutal war.
Da ist auch jeder Racer anders. Es gab mal ein Event bei dem ich vier
Profi-Bikes in Whistler fahren durfte (Link unten). Das ist nicht alles immer hart und noch härter.
Ich kann mir vorstellen, dass Jens und Chris fast schon in die Richtung gehen mit dem Setup. Das alleine wäre mir als Baseline für ein Fazit zu wild.
Zur Intend, ich glaube bereits in nem Drehmonent am Dienstag Beitrag kam raus das er linear sehr schätzt, ist ja auch in Sachen Komfort nicht schlecht, egal wie weit eingefedert das gleiche Gefühl.
Wenn seine Kundschaft eher Komfort als Springen und Pop in der Federung schätzt, warum soll die Gabel dann nicht arbeiten wie sie es tut?
Im jedem anderen Test wird sehr schnell kritisiert wenn ein Hersteller ein auf den Test angepasstes Produkt abliefert, es wird ja nirgends was schlechtgeredet. Ob das meine Gabel wäre?
Ansprechverhalten und das auch bei Bremsbelastung ist ja schon top.
Ich würde nicht sagen, dass das in die Richtung Profi geht. Dass wir eine Suspension schätzen (gelernt haben), die effizient mit dem Federweg umgeht und dabei möglichst noch viel Komfort bieten soll, ist eher dem geschuldet, dass wir sehr viele Produkte testen und daraus entwickelt sich dann eine Vorliebe bzw. etwas das gut funktioniert. Ich wage zu behaupten, dass es wenige Nutzer da draußen gibt, die sich so viele Gedanken zum Setup machen und derart viel ausprobieren wie
@MSTRCHRS und ich. Wir gehen ja teilweise schon anderen Testern oder Entwicklern in Camps auf die Nerven um noch tiefer einzusteigen.
Wenn man aber nicht konstant neue Dinge oder komplett andere Setups ausprobiert und ihnen auch entsprechend Zeit (auf dem Trail) gibt um sich daran zu gewöhnen, dann kann man nie etwas finden, das vielleicht besser funktioniert. Das Prinzip mit der Gewöhnung an prinzipiell falsche Einstellungen habe ich
hier mal beschrieben.
Wir nehmen uns sehr viel Zeit zum Testen und probieren auch Setups aus, die wir so persönlich vielleicht nicht einstellen würden. So auch an der Intend. Es ist nur so, dass die Federwegsfreigabe schon auf moderaten Trails sehr hoch ist im Base-Setting. Dafür muss man weder ein EWS Pro sein, noch etwas mehr auf die Waage bringen. Der Arbeitsbereich der Intend ist größer als an anderen Gabeln. Das ist von Vorteil für eine bestimmte Art Fahrrad zu fahren und nachteilig für eine andere. Das ist im Testbericht beschrieben und wurde mit anderen Fahrern, die eher dieser Zielgruppe entsprechen verifiziert.
Im Test habt ihr das Einlenken mit nem Auto verglichen, sprich mehr am Lenker drehen, also merkbares Untersteuern.
Ehrlich gesagt nervt mich das total, will man nen normales simples Auto sportlich fahren muss man da erst massiv an den Achsen versteifen, man hat ja nicht nur Untersteuern durch die Nachgiebigkeit, ne Linie wählen und die halten geht auch nicht wenn das Rad sich wegdrehen kann. Nenne es mal Eigenlenkverhalten, das was ihr an der Gabel bei Spurrillen beschrieben habt.
So war es nicht gemeint. Ich versuche es nochmal ausführlicher.
Fährst du auf Matsche oder einer geschlossenen Schneedecke (mit dem Auto) und musst (weil du grad etwas mehr Spaß hast als man bei den Bedingungen haben sollte) sehr viel und schnell am Lenkrad drehen, dann kann es passieren, dass du nichtmehr 100% weißt wie deine Räder gerade stehen, weil du sich seitlich bewegst und die Räder nicht mehr führen. Ziel ist es dann die Kontrolle zurückzubekommen und die Führung der Vorderräder wiederherzustellen. Dafür gibt es eine ideale Stellung bzw einen idealen Winkel. Das ist ähnlich beim Bike. Du lehnst noch zusätzlich auf die Seitenstollen und kontrollierst mit der Kombination aus (leichtem) Einlenken und lehnen des Bikes die seitliche Fahrt. Wenn du dann aufgrund der geringeren seitlichen Steifigkeit vom Boden entkoppelt bist, wirst du dafür mehr "rudern" müssen und mehr Korrekturbewegungen ausführen als mit einer präziseren Gabel.
Ich kann ohne die mal zu fahren natürlich nicht beurteilen ob es nur merkbar anders als beim Üblichen ist oder wirklich krass störend.
Beim Komfort dagegen kann es ja gewollt sein nicht jede Unebenheit in der Lenkung zu spüren.
Es ist einfach eine Sache der persönlichen Vorliebe.
Die definition trailbiken ist evtl. unklar. Jens hat ein enduro mit sportfahrwerk und aussergewöhnlich viel druck auf dem vorderrad im gegensatz zu den evil hecklenkern. Christoph sagt er ballert den trail am reschen mit den trailgabeln ebenso hart wie in seinem video mit der 36er.
Ich versteh unter trailbiken was anderes. Da gehts mir mehr um vortrieb und grip.
Gebaute strecken würd ich eh mit mehr druck fahren bzw die sprünge auslassen.
Jetzt sind wir bei technischen uphills. Auch ein weites feld. Uphill flow? Das vorderrad lupf ich mit dem tritt ins pedal. Die power braucht man eh damit das hinterrad noch drüberrutscht. Da ist für mich eher entscheidend wie das rad steigt und nicht das gewicht der gabel.
Hänge dich bitte nicht an einzelnen Aussagen auf. Wir testen Produkte in einem sehr breiten Spektrum. Von Einsatz unter dem angedachten Bereich des Herstellers und darüber. Das machen wir immer. Versprochen. Dadurch zeigt sich ob ein Produkt universeller ist also von Trail bis Enduro oder vielleicht eher nur im abfahrtsorientierten Enduro.
@MSTRCHRS redet nicht von Uphillflow, sondern von einem Trail an dem du dir an verschiedenen Passagen die Zähne ausbeißt, weil Powermoves, Gripabriss weil zu steil etc alles zusammenkommt.
Gibt es eigentlich aus Erfahrungen einen "Grenzwert" nach unten, wo es kritisch wird? Das würde mir helfen, die Werte richtig zu lesen.
Die Crux an solchen Werten ist die, dass die Werte undynamisch sind. Auf dem Trail ist das komplett anders, weil die Gabel nach Input vom Fahrer ja auch (ungedämpft) zurückspringt wenn sie sich verwindet. Lastspitzen sind da anders je nach Fahrstil und Fahrergewicht.